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Benutzername: 
Nopekaki
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Herten

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Bewertung vom 04.09.2010
Deutschland schafft sich ab
Sarrazin, Thilo

Deutschland schafft sich ab


ausgezeichnet

Jahrzehntelang wurden bei unserer Erziehung zum mündigen Demokraten bestimmte Themen und Begriffe, die an sich wertneutral sind, in Zusammenhang mit unserer Nazivergangenheit gebracht und jeder, der die Themen anpackte oder diese Begriffe verwendete, bereits als Nazi oder Reaktionär beschimpft. Im Gegensatz zu anderen Völkern konnten wir uns insbesondere im Umgang mit fremden Kulturen nicht normal entwickelten, weil wir bei allem was wir dachten und wie wir handelten, nie den Blick auf unsere Vergangenheit verloren. Deshalb haben ausnahmslos alle Politiker der Nachkriegszeit bezüglich der Integration insbesondere von Türken und Arabern auf der ganzen Linie total versagt, weil sie die erforderliche Nachhaltigkeit in Form von Auflagen zu gesellschaftlichen Regeln, Normen und Gesetzeseinhaltungen vermissen ließen. Was würde das auch für einen Eindruck auf das Ausland machen, wenn wir wieder anfangen würden mit Repressalien gegen Migranten? Die Behandlung der Migranten mit Glaceehandschuhen nahm skurrile Formen an. Ich erinnere mich an den Brandanschlag 1993 auf ein türkisch bewohntes Haus in Soest, als damals der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau im Gespräch mit der Familie Genc kondolierte und dabei zutiefst bedauerte, dass er kein Türkisch kann und die Sprache als Unterrichtsfach in deutschen Schulen einfordern wollte. Was für eine Perversion! Den Chaossalat haben wir heute. Mittlerweile müssen wir uns von Arabern und Türken nicht nur mit krassen rassistischen Ausdrücken beleidigen lassen. Die kriminellen jugendlichen ungebildeten Intensivtäter kommen zumeist aus diesem Migrantenkreis und haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, wie die auf mysteriöse Weise ums Leben gekommene Jugendrichterin Kirsten Heisig in ihrem Buch „ Das Ende der Geduld“ aus dem sozialen Brennpunkt Neukölln in Berlin berichtet. Neuköllns Bezirksbürgermeister Buschkowsky hält sich bezüglich der Kritik an Sarrazin auch deshalb deutlich mehr zurück als seine Parteigenossen, weil er das Problem in ausgeprägter Form direkt vor der Haustür hat. Es war nur eine Frage der Zeit, wann ein mutiger und couragierter Mensch gegen diese kranke Entwicklung angeht und eines unserer wichtigsten Gesellschaftsprobleme - zugegeben provozierend -thematisiert. Aber nur so erhält man die Beachtung, die das Thema auch verdient. Die Reaktion auf Sarrazins Buch zeigt, dass es von einer überwältigenden Mehrheit unserer Bürger wie eine geistige Befreiung aufgenommen wird, dass endlich mal das ausgesprochen wird, was uns bedrückt und mit Sorge erfüllt. Nie hat ein Buch innerhalb so kurzer Zeit so viel Interesse geweckt wie dieses. Aber anstatt auf das Rumoren im eigenen Land zu hören und vor allem zu reagieren, werden nun von all denen, die hier Entscheidungen treffen Partei- und Vorstandsauschlussverfahren eingeleitet, egal, ob sie sein Buch gelesen haben oder nicht, und damit Sarrazin zum Märtyrer gemacht. Ausgerechnet diejenigen, die viele Jahre lang verantwortungslos mit der Integration der Ausländer umgegangen ist, weil sie einfach nichts unternommen haben, schreien jetzt am lautesten gegen Sarrazin. Offensichtlich ist die Angst vor Reaktionen auf das Buch aus dem Ausland größer als der Volkszorn, den man nun auf sich zieht. Ich bin auf die nächsten Wahlen gespannt. Kirsten Heisig, Thilo Sarrazin und demnächst auch Allice Schwarzer öffnen uns mit ihren Recherchen die Augen und belegen mit Fakten, was Politiker generationenlang ignorieren oder verleugnen.

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