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Bewertung vom 12.01.2023
Weltunordnung
Masala, Carlo

Weltunordnung


gut

Der Rezensent ist zwar enttäuscht über die simple Weltsicht, von einem Professor war mehr erwartet worden. Aber wenn man lediglich eine erste Einführung sucht, ist man hier gut bedient. Deshalb Wertung "Gut".
Begründung
Die Arbeit ist ein kurzer Abriss der macht- und bündnispolitischen Entwicklung in der Welt mit dem Schwerpunkt seit dem Zerfall der UDSSR, um 1990.
Der Autor konstatiert, dass sich die Erwartung westlicher Staaten einer stabilen, größere Konfrontationen für die Zukunft ausschließenden, nur noch am gemeinsamen weltweiten Wohlstand gemeinsam arbeitenden Weltgemeinschaft, nicht erfüllt hat. Die unipolare Welt ist nicht entstanden und wird nicht entstehen.
Kernthese des Autors
In der Summe folgt für Masala daraus die Kernthese, dass die Welt des 21.Jahrhunderts in Unordnung ist und Ordnung sich weder auf globaler Ebene noch in weiten Teilen dieser Welt regional einstellen wird (3. Auflage, München 2016, S.159).
"Unordnung" definiert sich hier immanent als nicht regelbasiert und nicht formalisiert an Institutionen gebunden.
Zukunftsempfehlung des Autors
So lautet die Empfehlung des Autors für die Zukunft, den lauten Vortrag von westlichen Wertvorstellungen zu unterlassen und eher eine Art Projektarbeit zu einzelnen Themen durchzuführen, wofür er das Wort "Realismus" verwendet, früher hätte man es "Pragmatismus" genannt, um die Herangehensweise zu charakterisieren.
Herkunft des Autors
Dass der Autor diese These diskutiert, macht kenntlich, dass er vermutlich ein Vertreter der Mehrheitsmeinung seit 1990 ist, der sich seine widerlegten Illusionen zu rationalisieren versucht. Einer der Hauptvertreter dieser Meinung war der US amerikanische Politikprofessor F. Fukuyama (Ende der Geschichte).
Mindermeinungen, die stets darauf hinwiesen, dass diese unipolare Welt nicht entstehen wird, fanden drei Jahrzehnte kein nachhaltiges Gehör, geschweige denn Eingang in Regierungshandeln, mehr, s. z.B. S.Huntington, Kampf der Kulturen.
Zusammenfassung
So stellt die Schrift eine knappe Skizze der Entwicklungen und Konstellationen aus der Sicht eines deutschen Politikwissenschaftlers dar, die einführend die Themen anreißt, aber zu keinem Zeitpunkt tiefere Diskussionen leistet oder dies zu leisten versucht. Die Argumentation bewegt sich in erster Linie auf der Ebene öffentlicher staatlicher Legitimation für Handlungen, Standpunkte und Verhalten.
Nicht durchdrungen wird die Fragestellung, was einer staatlichen Aktion in den Jahren tatsächlich zu Grunde lag, also unterhalb der Ebene der öffentlichen Verlautbarung der eigentliche Beweggrund war.
Darstellungsstil und -umfang
Der Schreibstil ist eingängig flüssig ohne mit zu viel Fachbegriffen oder Hintergrundinformationen zu belasten, insgesamt ein im besten US amerikanischen Sinne populärwissenschaftlicher Grundlagenüberblick über den Stand der Entwicklung für ein breites Publikum.
Für Interessierte bietet ein übersichtliches Literaturverzeichnis genügend Ansätze, um sich tatsächlich mit der Thematik eingehender zu befassen.
Die Schrift "Weltunordnung" von C.Masala, umfasst in der 3.Auflage von 2022 auf 182 Seiten nunmehr auch einen kurzen Aufgriff des Überfalls von Russland auf die Ukraine am 24.02.2022, der etwa auf dem Kenntnisstand von Mai 2022 verfasst wurde.