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borismaskow

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Bewertung vom 19.08.2010
Der Portwein-Erbe / Weinkrimi Bd.5
Grote, Paul

Der Portwein-Erbe / Weinkrimi Bd.5


sehr gut

Die Handlung könnte, wie stets bei guten Krimis, zeitloser nicht sein. Es geht um Geldgier und die Macht des schönen Scheins. Deren Gewandung ist vorliegend höchst modern und wie sich der Danksagung des Autors entnehmen lässt, waren die Finanzmarktkrisen der jüngsten Vergangenheit ein ergiebiger Inspirationsquell. Daraus ergibt sich eine gegen Ende immer vertrackter werdende Komposition, die hier nur andeutungsweise ausgebreitet werden soll: der Chef des angesehenen Kölner Weingroßhändlers France-Import lässt sich auf die Verstrickungen eines betrügerischen Champagner-Fonds ein. Sein Chefeinkäufer Achenbach ist zunächst ahnungslos, wittert jedoch alsbald Unrat. Er geht der Sache auf eigene Gefahr in der Champagne nach. Dabei entsteht so mancher Sach- und Vermögensschaden und es wird gestorben. Sehr gut nachvollziehbar sind Protagonist Achenbachs Fahrten durch die Champagne, die Landschaft mit ihren Weinberghügeln, Raps- und Weizenfeldern schildert Grote mit großer Überzeugungskraft und vollkommen authentisch. Jede der Routen lässt sich nachfahren, bis hin zu den beiden Kreiseln zwischen Epernay und Pierry Richtung Côte des Blancs, an denen auch ich mich fast jedes Mal verfahre. Fixpunkte wie die Abtei von Hautvillers oder das oberhalb von Champillon gelegene Royal Champagne tauchen ebenso auf, wie das Grand Cerf in Montchenot oder das Castel Jeanson in Ay, alles Lokale, an denen man in der Champagne ständig vorbeifährt, wo sich das Geschäftsleben abspielt und wo reisende Weinhändler ihre Spesen durchbringen. Aus den Gesprächen, die der Protagonist z.B. mit Michel Drappier, Raphael Bérèche und Bruno Paillard führt wird deutlich, dass er sich zu Recherchezwecken intensiv mit der Materie auseinandergesetzt hat ¿ was bei den drei überaus sympathischen Charismatikern übrigens nicht schwerfällt und vielmehr das reinste Vergnügen ist. Zwar habe ich Ausführungen zu sehr reifen und alten Champagnern vermisst, aber immerhin lässt Grote durchblicken, dass nicht jeder Champagner innerhalb von drei Jahren getrunken werden muss. Gleichzeitig bricht er eine Lanze für die kleinen Winzer und handwerklich arbeitenden Erzeuger, selbst wenn man Drappier und Paillard nur noch mit Mühe dazu zählen kann. Fazit: die knapp 400 Krimiseiten sind so schnell weginhaliert wie der Inhalt einer gut gelagerten Magnum und machen genauso viel Spass. (Den vollständigen Rezensionstext gibt es auf meiner Seite www.sparkling-online.com)

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