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Havers
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Top100-Rezensent und Buchflüsterer

Bewertungen

Insgesamt 215 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2025
Klipp, Zora

Hej!


gut

Zora Klipp ist „Swedish by heart“. Während eines Sommerurlaubs und der nachfolgenden Zeit als Au Pair verliebte sie sich in dieses Land und seine Küche. Diese Liebe legt den Grundstein für ihr Buchprojekt „Hej!“, eine Mischung aus umfangreichem Textteil sowie einer Auswahl von Rezepten, die sich an den Klassikern der schwedischen Küche orientieren.

In drei Blöcken stellt sie 1. Vorspeisen, Snack und Smörgas, 2. Hauptgericht, Das Herz der schwedischen Küche und 3. Fika – die Kunst der Kaffeepause vor. Nun ist die Alltagsküche der skandinavischen Länder nicht unbedingt für raffinierte Gerichte mit exotischen Zutaten bekannt, sondern orientiert sich an dem, was verfügbar und unkompliziert zuzubereiten ist. Viele dieser Gerichte sind auch hierzulande bekannt, und wenn man eine Umfrage starten würde, was man mit Schweden auf dem Teller verbindet, nähmen Hotdogs, Smørrebrød und Köttbullar wahrscheinlich die ersten Plätze ein, was zweifelsfrei dem Angebot im Schnellrestaurant des schwedischen Möbelhauses geschuldet ist.

Fast alle Rezepte sind problemlos zu realisieren und eignen sich in erster Linie für Kochanfänger. Ich habe außer der Kartoffelpfanne Pytt i Panna (wenn’s mal schnell gehen muss) und den Kardamomknoten nichts gefunden, was mich zum Nachkochen animiert hätte. Allerdings gibt es auch hier einen Wermutstropfen, denn sämtliche Rezepte mit Hefeteig verwenden Hefe in hoher Dosierung, was weder gesund ist, noch sich positiv auf die Frischhaltung des Gebäcks auswirkt. Und nur noch nebenbei bemerkt: das versprochene Rezept für Zimtschnecken sucht man vergebens.

Bewertung vom 25.11.2025
Herron, Mick

Down Cemetery Road


gut

2,5 von 5 (aufgewertet)

Als „Die Hard Fan“ der auf das Abstellgleis Slough House verfrachteten „Slow Horses“ habe ich mich sehr auf „Down Cemetery Road“ gefreut, dabei aber leider außer Acht gelassen, dass dies der allererste Roman von Mick Herron war.

Im Vergleich schneidet dieser Reihenauftakt wesentlich schlechter ab, was definitiv dem gesamten Aufbau geschuldet ist. Und wenn wir schon dabei sind, angeblich ermittelt, so man dem Untertitel Glauben schenken kann, Zoë Boehm in Oxford. Leider ist von der besonderen Atmosphäre dieser alten Universitätsstadt genauso wenig zu spüren wie von der Gegenwart der genannten Ermittlerin, die erstmalig im letzten Viertel des Romans aktiv ins Geschehen eingreift.

Der Großteil der Handlung kreist um Sarah Tucker, Teilzeit-Restauratorin und Hausfrau, die mit ihrem ereignislosen Leben höchst unzufrieden ist. Das ändert sich, als bei einer Dinner-Einladung das Nachbarhaus explodiert. Einzig das Kleinkind mit den gelben Gummistiefeln überlebt, wird aber in der offiziellen Berichterstattung nicht mehr erwähnt. Ein Umstand, der nicht nur Sarahs Misstrauen weckt, sondern auch dazu führt, dass sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln den Verbleib des Kindes herausfinden möchte. Die Behörden geben keine Auskunft, die Nachforschungen des von ihr beauftragten Privatdetektivs führen zu dessen Tod. Und seine Gattin, besagte Zoë Boehm, hat außer flapsigen Bemerkungen auch herzlich wenig zur Klärung beizutragen. Unterstützung erhält Sarah Tucker durch einen vom Tod gezeichneten Ex-Militär, dessen schockierende Informationen Hinweise darauf geben, worum es in diesem Fall eigentlich geht. Und die zahlreichen bösen Buben, die auf der Payroll der Regierung stehen und unmittelbar darauf die Bühne betreten, wollen und sollen mit aller Macht verhindern, dass die Schweinereien der Regierung ans Licht kommen. Auch wenn das die Leben von Unbeteiligten kostet.

Sarah Tucker wirkt unglaubwürdig, ist nervig und agiert planlos, stolpert ohne Sinn und Verstand durch eine Handlung, die sich über weite Strecken im Kreis dreht und mit Nebensächlichkeiten und ständigem Hin und Her künstlich aufgebläht wird. Und das ändert sich auch kaum, als endlich Zoë Boehm, eine zutiefst unsympathische Person, ins Geschehen eingreift. Qualifikation für den Job? Keine. Und der Showdown? Ach ja, da war doch was. Konnte aber auch nicht überzeugen.

Natürlich darf man die Erwartungen bei einem Debüt nicht zu hoch schrauben, wer aber hofft, zumindest ansatzweise eine gut geplottete Story in der Qualität der Slough House-Reihe zu bekommen, wird enttäuscht sein, denn nur in ganz wenigen Passagen blitzt der Herron‘sche Sarkasmus auf, der diese Reihe so lesenswert macht.

Bewertung vom 14.11.2025
Beckett, Simon

Knochenkälte / David Hunter Bd.7


schlecht

Nach der Lektüre von Becketts „Die Verlorenen“ dachte ich, dass es schlechter nicht geht. Ich habe mich getäuscht, denn was Simon Beckett mit „Knochenkälte“ (Bd. 7, Fortsetzung der David Hunter-Reihe) abliefert, ist mit großem Abstand das schlechteste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe.

Eine an den Haaren herbeigezogene, uninspirierte Story, die die Versatzstücke des Genres abarbeitet: Hunter strandet unter widrigen Umständen in einer unwirtlichen Gegend im englischen Nordwesten, die durch ein Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten ist. Das abseits gelegene Dorf ist umgeben von dunklen, undurchdringlichen Wäldern. Die wenigen Bewohner sind (natürlich) wortkarg, verschlagen und wenig hilfsbereit. Auf der Suche nach einem Handysignal stolpert der Protagonist zufällig über ein in Baumwurzeln eingewachsenes Skelett. Nur gut, dass er seine Brötchen als forensischer Anthropologe verdient…

Beckett hat nichts zu erzählen, denkt aber, er könne das durch die ausufernden und sich wiederholende Landschaftsbeschreibungen kaschieren, wenn er einen weinerlichen Hunter seitenlang monologisierend durch die tiefschwarzen, undurchdringlichen Wälder Cumbrias stolpern und sowohl jeden Schritt als auch jeden Grashalm kommentieren lässt.

Es mag Leser*innen geben, die das atmosphärisch, gruselig und spannend finden, mich hat dieser Pseudo-Thriller von der Stange nur genervt. So sorry, aber das war nix Mr Beckett.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2025
Gentile, Domenico

Il mondo della Pasta


ausgezeichnet

Domenico Gentile ist zwar in der Pfalz geboren, aber seine Liebe gilt Italien, und hier insbesondere Kalabrien, der ländlichen Region an der italienischen Stiefelspitze, Heimat seines Vaters. Seine bisher veröffentlichten Kochbücher zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich der klassischen italienischen Alltagsküche widmen, wie sie schon seit Generationen in den Familien auf den Tisch kommen. Gleichzeitig tauchen sie aber auch tief in die jeweiligen Regionen ein und vermitteln so Einblicke in Kultur, Lebensgefühl und Traditionen, kurz gesagt in das Herz Italiens.

Das ist ihm auch in „Il mondo della Pasta“, außerordentlich gut gelungen. In seinem neuen Kochbuch nimmt er uns einmal mehr mit auf eine Reise von Nord nach Süd und widmet sich der Pasta in allen Variationen und Regionen von der Lombardei bis Kalabrien.

Bevor Domenico Gentile ins Detail geht, gibt es zum Einstieg eine geballte Portion „Pastawissen“, ein ausführliches Kapitel zu den Basics rund um die Nudel. Anschließend folgen Grundrezepte und Anleitungen zum Selbermachen von Pasta Fresca, illustriert mit detaillierten, anschaulichen Fotos zu den einzelnen Arbeitsschritten, gefolgt von Pasta Ripiena, bei denen die Pasta gefüllt wird (btw. eine Heidenarbeit, vor der ich größten Respekt habe).

Danach geht es in die verschiedenen Regionen Italiens: In Brodo, Asciutta, al Forno werden wir mit den Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Pasta-Sorten plus den dazugehörigen Rezepten für Suppen, Eintöpfe, Ragouts, Aufläufe und begleitenden Würzpasten vertraut gemacht, bevor Gnocchi in allen Variationen (Kartoffeln, Polenta, Mehl) sowie Dolci den Rezeptteil beenden. Klasse!

Wir lieben die italienische Küche und haben deshalb auch einige Pasta-Kochbücher im Regal stehen, aus denen regelmäßig gekocht wird, aber keines davon ist, wenn man mehr als die üblichen Verdächtigen kochen möchte, so alltagstauglich wie dieses hier. Da müssen sich die Signori Contaldo und Carlucci leider hinten anstellen. Sorry.

Ich koche sehr gerne, backe seit Jahren Brot und mache auch hin und wieder Nudelteig selbst (für Maultaschen). Aber ich bemängele nicht den Einsatz von Nudeln aus der Packung, haben wir doch glücklicherweise im Nachbarort einen großen italienischen Supermarkt mit einer riesigen Auswahl an Pasta in allen Formen, Farben und Qualitäten. Denn wer hat schon Zeit und Lust, sich nach einem Arbeitstag noch stundenlang in die Küche zu stellen, damit das Essen Stunden später auf den Tisch kommt?

Bewertung vom 27.10.2025
Reder, Hanna

Was kocht Hanna


ausgezeichnet

Hanna Reder, ausgebildete Köchin und Finalistin in der Kochshow The Taste, zeigt in ihrem Kochbuch „Was kocht Hanna“ wie man mit einfachen, saisonalen Zutaten Gerichte auf den Tisch bringen kann, für deren Zubereitung man nicht stundenlang am Herd stehen muss, die die Jahreszeiten feiern, richtig lecker schmecken und auch noch den Geldbeutel schonen.

Es ist insbesondere die Aufteilung der Rezepte nach den vier Jahreszeiten, was mich sofort an diesem Kochbuch begeistert hat. Als langjährige Abonnentin einer Bio-Gemüsekiste, die wöchentlich ins Haus kommt und immer mit saisonalen Gemüsen, Salaten und Kräutern bestückt ist, freue ich mich jedes Mal, wenn ich neue Inspirationen bekomme. Und die gibt es, neben bekannten Beilagen Basics, bei Hanna Reder zuhauf. Manche sind in der Zubereitung schnell und einfach, bei anderen (z.B. Kartoffel-Trüffel-Pavé) sollte man sich etwas mehr Zeit nehmen.

Gekocht und gegessen wurden bei uns zwischenzeitlich die äußerst leckere Ribollita (Schwarzkohl wurde, da nicht erhältlich, durch Wirsing ersetzt), die Zwiebel-Tarte-Tatin (mit einem Salat ein wunderbare Hauptgericht) und die Kartoffel-Focaccia (prima für Gäste geeignet), wobei dies eventuell problematisch werden könnte, da hierfür Sauerteig als Triebmittel eingesetzt wird. Für uns kein Problem, da wir unser Sauerteigbrot schon lange selbst backen.

Die meisten Zutaten sind ohne Aufwand zu beschaffen, wobei Hanna immer wieder dazu ermuntert, sich nicht sklavisch an die Rezepte zu halten, sondern auch für Experimente aufgeschlossen zu sein und Einzelbestandteile auszutauschen.

Ein gut durchdachtes, schön bebildertes Kochbuch mit kreativen Rezepten, gleichermaßen für Anfänger als auch für erfahrene Hobbyköchinnen und –köche geeignet, das in keiner Küchenbibliothek fehlen sollte.

Bewertung vom 25.10.2025
Pflüger, Andreas

Kälter


sehr gut

Amrun, ein Inselidyll. In der kleinsten Polizeidienststelle Deutschlands gibt es für die Dienststellenleiterin Luzy „mit weichem z“ Morgenroth und ihren Kollegen Jörgen nicht viel zu tun. Ein entlaufener Hund, hin und wieder eine Verkehrskontrolle. Ein gemächliches Leben, genau das wollte Luzy, früher als Personenschützerin in Diensten des BKA.

Dass Wünsche ein Verfallsdatum haben und einem die Vergangenheit immer wieder einholen kann, zeigt sich spätestens am Abend ihres 50. Geburtstages. Draußen tobt der Sturm, drinnen ist man in Partylaune, als beim Einlaufen der Fähre ein Besatzungsmitglied vermisst wird. Die Umstände seines Verschwindens machen Luzy misstrauisch, wecken alte Instinkte, alles deutet darauf hin, dass es kein Unfall war. Und dieser Eindruck soll sich bestätigen, denn es zeigt sich, dass auf der Fähre Personen mit brisanter Fracht an Bord waren, die den Tod auf die Insel bringen. Als im Laufe eines Schusswechsels ihr Kollege und Freund Jörgen getötet wird, hat Luzy nur einen Gedanken. Sie will und muss ihn rächen, die Fähigkeiten reaktivieren, die sie sich in ihrem alten Leben antrainiert hat. Und schon sind wir inmitten eines Spionagethrillers in der Zeit des Kalten Krieges, in der Doppelagenten sich die Klinke in die Hand geben, und sowohl die RAF als auch der Mauerfall die Schlagzeilen bestimmen.

Operation Rubikon, die Jenny Aaron-Trilogie, Ritchie Girl und Wie Sterben geht, ich habe sie alle gerne gelesen. In „Kälter“ verzichtet Pflüger zwar auf den großen Knall zu Beginn, brennt aber nachfolgend ein Action-Feuerwerk ab, in dem kaum Zeit zum Luftholen bleibt. Alle Szenen sind sehr gut choreografiert, hier merkt man den versierten Drehbuch-Autor. Und natürlich darf man sich auch auf ein Wiedersehen mit Jenny, Nina und Rem freuen.

Pflüger recherchiert akribisch, weshalb auch hier die Verbindung von Fiktion und Zeitgeschichte wieder sehr gut gelungen ist. Allerdings nehmen diesmal die zahlreichen Erwähnungen von Musik, Filmen, Schauspielern und Kunst, sowie gegen Ende die ausufernde Einbindung der Hawking’schen Theorie meiner Meinung nach überhand. Und dann ist da noch Luzy, die sympathische Protagonistin, eine fünfzigjährige Super Woman, nach deren körperlicher Verfassung sich jeder Ninja Warrior die Finger lecken würde. Scheint mir eher realitätsfern.

„Kälter“ ist zwar wesentlich besser als das, was man ansonsten auf dem deutschsprachigen Thriller-Markt findet, aber meiner Meinung nach an vielen Stellen zu überzeichnet und deshalb nicht so gut gelungen wie die Vorgänger. Leider.

Bewertung vom 13.10.2025
Rebanks, James

Insel am Rand der Welt


gut

James Rebanks betreibt mit seiner Frau und den vier Töchtern einen Bauernhof in Cumbria im Nordosten des Lake District, der seit Generationen in der Familie ist. Eine wunderschöne, aber auch unwirtliche Landschaft, was jede/r bestätigen wird, der die Gegend kennt. Aber er ist auch ein Bestsellerautor, der mit seinen ersten beiden Büchern „Mein Leben als Schäfer“ und „Mein englisches Bauernleben“, beides Alltagsbeschreibungen des bäuerlichen Lebens, große Erfolge feiern konnte.

Die „Insel am Rand der Welt“ liegt in der Nähe des Polarkreises und gehört zu Norwegen. Dort hatte er von einem Boot aus in der Ferne eine alte Frau gesehen. Unwirklich, windzerzaust, archaisch. Fast so, als hätte sich eine Tür zur Vergangenheit aufgetan. Ein Bild, das ihn nicht loslässt, und in seine Erinnerungen eingebrannt scheint.

Er nimmt zu ihr Kontakt auf und begleitet sie zur Insel Fjærøy, wo sie während der Brutzeit der Eiderenten die Familientradition fortsetzt. Sie richten deren Nester her, sammeln die verbliebenen Daunen ein, die später verkauft werden, und leben während dieser zehn Wochen ein Leben ohne die Errungenschaften der modernen Welt. Dieses tägliche Einerlei auf dem windumtosten Eiland samt den gelungen Beschreibungen der Umgebung ist zweifelsohne gelungen. Wenn er sich nur darauf beschränkt hätte.

Was mich allerdings immens gestört hat, waren die Selbstreflexionen des Autors. Der 51jährige sinniert nicht nur über den erbarmungswürdigen Zustand der Welt als auch über seine eigene Rolle innerhalb der Familie und darüber, was die Zukunft wohl für den Hof und das Familienerbe bringen wird. Das wirkte eher wie Midlife Crisis Gejammer, vollgepackt mit Klischees und ist mir ziemlich auf die Nerven gegangen.

Bewertung vom 08.10.2025
Oliver, Jamie

Eat Yourself Healthy


ausgezeichnet

Jamie Oliver ist ein Koch, der wahrscheinlich durch seine mediale Dauerpräsenz auch hierzulande den meisten bekannt ist. Ganz gleich, ob One Pot, Air Fryer oder Quick and Easy – er erkennt Food Trends und hat sogleich die dazu passenden Kochbücher auf dem Markt. Aber eh hier ein falscher Eindruck entsteht, ich bewerte das nicht negativ. Im Gegenteil, ich freue mich darüber, denn Jamie Oliver ist einer der Köche, dessen Rezepte sich auch im Alltag ohne dickes Portemonnaie und mit überschaubarem Zeitaufwand realisieren lassen.

Nun also „Eat yourself healthy“, ein Thema, das uns alle angeht, für Jamie Oliver aber eine Herzensangelegenheit ist, was er ja bereits vor Jahren mit seiner Kampagne für besseres Schulessen in England hinreichend bewiesen hat.

Neben 120 Rezepten und – das ist neu bei ihm – einem detaillierten und nährstoffreichen 2-Wochen-Kickstarter, der auf den Grundpfeilern der gesunden Ernährung nach den neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. Zusätzlich versorgt er uns mit jeder Menge Informationen zu den benötigten 7-an-einem-Tag und gibt uns 50 Tipps und Tricks an die Hand, mit denen wir unserem Körper ohne großen Aufwand Gutes tun können. Ergänzt wird dies durch vier Seiten mit konkreten Ratschlägen, deren Thema insbesondere Einkauf, Ersatz und Lagerung der Lebensmittel ist. Nicht zu vergessen, die ausführlichen Nährwerttabellen für sämtliche Gerichte am Ende des Kochbuchs.

Die Einteilung der Rezepte birgt keine Überraschung: Frühstück, Mittag, Abend, Wochenende, Süß & Gesund und Getränke. Alle sind durch die Bank weg alltagstauglich, selbst die etwas ausgefallenen Zutaten in jedem Supermarkt erhältlich, und, da Gemüse und Hülsenfrüchte die Hauptdarsteller sind, sogar recht preiswert. Tierische Produkte werden in Maßen eingesetzt, können aber durchaus durch vegane Varianten ausgetauscht werden. Die Zubereitungen sind unkompliziert, also der gewohnte Jamie Oliver-Style und vom zeitlichen Rahmen her, wie wir es von ihm kennen, absolut im Rahmen.

Ein rundum gelungenes Kochbuch mit leckeren, unkomplizierten Rezepten für die gesunde Alltagsküche, das inspiriert und in keiner Küche fehlen darf. Große Empfehlung!

Bewertung vom 01.10.2025
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code / Die Mordclub-Serie Bd.5


sehr gut

Es gibt Neues von den scharfsinnigen Senioren aus Coopers Chase. Zu Beginn war ich skeptisch, denn Band 4 der Donnerstagsmordclub-Reihe konnte mich nicht überzeugen. Ich hatte das Gefühl, dass die Luft raus wäre, aber mit dieser Fortsetzung „Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code“ hat Richard Osman zweifelsfrei bewiesen, dass er wieder in der Spur ist.

Elizabeth ist noch immer in Trauer, Ron mit einem familiären Notfall konfrontiert und Ibrahim noch immer bestrebt, die kriminelle Connie auf den Pfad der Tugend zurückzuholen. Und Joyce? Sie geht völlig in ihrer Rolle als Mutter der Braut auf, hat doch ihre Tochter endlich den Mann fürs Leben gefunden.

Für einen Kriminalroman wäre allein das allerdings zu wenig, und da kommt Nick, Trauzeuge des Schwiegersohns, ins Spiel, der Elizabeth um Hilfe bittet. Seine Geschäftspartnerin Holly ist spurlos verschwunden und er ist der festen Überzeugung, dass auch ihm jemand nach dem Leben trachtet, um an den Code für den Tresor zu gelangen, auf dem ein unfassbar hoher Betrag an Krypto-Währung festliegt. Ein Betrag, für den Kriminelle zweifelsfrei auch vor Mord nicht zurückschrecken würden. Aber um Zugang zu gelangen, wird ein Code benötigt, den nur er und Holly kennen…

Osman hat sich diesmal dagegen entschieden, Elizabeth ins Zentrum des Geschehens zu stellen. Diesmal tragen die empathische Joyce, die immer das Wohlergehen ihrer Freunde im Blick hat, und der hemdsärmelige Ron, der üblicherweise erst handelt und dann denkt, die Ermittlungen. Und das hat der Story zweifelsfrei gut getan, schafft dies doch mehr Nähe zu den Protagonisten, insbesondere zu Ron, der sich rührend seines gewitzten Enkels annimmt. So, wie man es von einem Opa erwartet.

Der Kriminalfall hätte zwar etwas mehr Spannung vertragen können, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich diese Cosy Crime Reihe lese. Ich mag diese Senioren, die der Zufall zusammengeführt hat. Mag es, wie sie sich in Krisensituationen gegenseitig unterstützen. Mag es, wie Osman die altersgemäßen Unzulänglichkeiten augenzwinkernd, aber immer mit dem gebotenen Respekt beschreibt, wodurch er die plumpen Schenkelklopfer, die man so oft bei den deutschsprachigen Autoren des Genres findet, vermeidet. Und diesmal hat er es sich auch überraschenderweise nicht nehmen lassen, en passant die eine oder andere ironische Bemerkung zur politischen Realität in England einzufügen.

Gut gemacht, Mr Osman!

Bewertung vom 17.09.2025
Stradal, J. Ryan

Samstagabend im Lakeside Supper Club


ausgezeichnet

Nach „Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens“ und „Die Bierkönigin von Minnesota“ ist „Samstagabend im Lakeside Supper Club“ der dritte Roman des in Minnesota geboren und aufgewachsenen J. Ryan Stradal, der sich vor der Autorenkarriere seine Sporen als Editor und Produzent für Fernsehshows verdiente.

Seine Romane sind im Mittleren Westen verortet, er ist dessen Chronist, erinnert in seinen Romanen an ein Amerika, in dem noch alles möglich war, auch einfache Leute auf ehrliche Weise ihr Glück machen konnten, wenn sie nur hart genug arbeiteten. Stradal lässt uns die Bekanntschaft von Familien machen, in denen geliebt, gelacht, gestritten, getrauert und getröstet wird, die zusammenhalten, ganz gleich, was geschieht.

Wir kehren ein im Lakeside Supper Club, in dem seit vier Generationen die Frauen Miller-Frauen das Heft in der Hand haben. Supper Clubs sind am ehesten unseren Gastwirtschaften auf dem Land vergleichbar, in denen es gute und ehrliche Hausmannskost zu günstigen Preisen gibt.

Alles fängt mit Betty an, die in den 30er Jahren in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gemeinsam mit ihrer Tochter Florence ihr Zuhause verlässt. Eine Reise ins Ungewisse. Sie sind mittellos, fahren per Anhalter, werden bestohlen. Doch dann hält Floyd Muller an, der kürzlich ein Restaurant am Bear Jaw Lake geerbt hat. Sie kommen ins Gespräch und er bietet ihnen eine Unterkunft an. Was nur als Interimslösung gedacht war, markiert den Anfang einer Zukunft, in der Schicksale und Emotionen der Miller-Frauen (zuerst Betty und Florence, später dann Mariel, Florence‘ Tochter, und am Ende deren Tochter Julia, die den Schlusspunkt setzt) eng mit dem Supper Club verknüpft sind, der ihnen Hoffnung schenkt, aber auch in Zeiten der Trauer Trost bietet.

Der Autor behandelt seine Protagonistinnen mit Verständnis, Sympathie und Liebe. Und ja, der Vergleich mit Kent Harufs Romanen drängt sich auf, denn das, was für ihn die Bewohner seiner Kleinstadt Holt, Colorado sind, nämlich gute, hart arbeitende Menschen, finden wir auch in Stradals Romanen aus dem Mittleren Westen. Wir dürfen bei ihnen zu Gast sein, mit ihnen an einem Tisch sitzen, einen Blick auf ihr Leben werfen. Berührend erzählt. Ohne Wenn und Aber ein empfehlenswerter Roman, ein Roman fürs Herz, der die großen Themen des Lebens behandelt.