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Bewertungen

Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2025
Wagner, Jan Costin

Eden


sehr gut

Der Schatten von Trauer

Was kann liebenden Eltern Schlimmeres widerfahren als der plötzliche Tod des eigenen Kindes? Diese Erfahrung müssen Markus und Kerstin erleiden, als ihre Tochter Sofie bei einem Konzert Opfer eines Selbstmordattentäters wird.
Die einhergehende Trauer und der Umgang damit stellen für die Betroffenen eine harte Prüfung dar. Während Kerstin über den Verlust spricht, sucht Markus die Familie des Attentäters auf und möchte in Erfahrung bringen, ob die Radikalisierung dessen abwendbar gewesen wäre.
Jan Costin Wagner geht in diesem Roman sehr behutsam und empathisch mit dem Thema Tod und Trauer um, und gleichzeitig spiegelt er der Leserschaft gekonnt die gesellschaftliche Lage hinsichtlich Spaltungen durch Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien wider. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und kann ihn nur empfehlen!

Bewertung vom 12.06.2025
Thiel, Aylin

Trauma ENDLICH überwinden


ausgezeichnet

Als Begleitung hilfreich, doch kein Therapieanspruch

Ich bin selbst im sozialen Bereich tätig und habe dementsprechend oft Berührungspunkte zum Thema Traumatisierung und die Konsequenzen dieser für betroffene Menschen. Dieses Sachbuch von Frau Fr. Aylin Thiel ist eine gute Begleitung und Leitfaden für Heilung. Sie geht meines Erachtens sehr behutsam und kleinschrittig an die Thematik heran.
Traumata begegnen uns im Laufe unseres Lebens viel öfter, als man es zunächst annehmen könnte. Denn auch Ereignisse wie Krieg, Unfall oder Flucht können diese hervorrufen und heranwachsen. Leider gibt es nicht ausreichend Therapeuten oder Anlaufstellen und es braucht viel Durchhaltevermögen, um in professionelle Settings reinzukommen und angebunden zu werden. Daher können solche Bücher für die Überbrückung hilfreich sein und das Auseinandersetzen mit Traumata begleiten. Nichtsdestotrotz gehört die Verarbeitung von Trauma-Erfahrungen meiner Meinung nach in professionelle Hände und sollte nicht im Alleingang angegangen werden.

Bewertung vom 02.06.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

Eindringlich
Amanda Peters schreibt in „Beeren pflücken“ von einer indigenen Mi’kmaq-Familie aus Nova Scotia die auf der Durchreise nach Maine ist, um dort während der Erntesaison Blaubeeren zu pflücken. Doch das scheinbar idyllische Familienleben wird erschüttert, als die vierjährige Ruthie spurlos verschwindet. Für ihre Familie beginnt ein jahrelanges Suchen, das sie nie ganz loslässt.
Parallel dazu erzählt Peters die Geschichte von Norma, einem Mädchen, das bei liebevollen, aber emotional verschlossenen Adoptiveltern in Maine aufwächst. Sie wird von unerklärlichen Träumen und einem tiefen Gefühl innerer Unruhe begleitet. Erst als sie sich Jahrzehnte später auf die Suche nach ihrer Vergangenheit macht, setzt sich das Puzzle ihrer Herkunft langsam zusammen.
Die intensive Erzählweise sowie der feinfühlige Einblick in die Gefühlswelten der Charaktere sind sehr eindrücklich. Neben Themen wie die der familiären Entwurzelung und das Gefühl von Zugehörigkeit werden auch koloniale Strukturen aufgegriffen.

Bewertung vom 12.05.2025
Lara, Emily Marie

Nowhere Heart Land


gut

Hin und Her

Der pola-Verlag ist mit seiner Frauenliteratur sehr zu empfehlen, es sind oftmals starke sowie selbstbewusste Frauen in den Geschichten abgebildet. In diesem Buch beschreibt die Autorin das Leben von Rosa, diese kehrt in ihre Heimat zurück und befindet sich in einer emotional ambivalenten Lebensphase. Die Geschichte ist an die eigene Biographie der Autorin angelehnt.
Leider ist es mir nicht einfach gefallen, in die Handlung reinzukommen. Teilweise werden über mehrere Seiten hinweg Elemente aus Rosas Vergangenheit beschrieben, was viel Konzentration erfordert. Der Schreibstil ist besonders und hat ein poetisches Flair, die Zerrissenheit der Gefühlswelt von Rosa kommt gut zur Geltung, macht das Lesen aber nicht einfacher. Die Rückkehr in die Heimat und das Erinnern an die Vergangenheit sind kraftvoll. Die unzuverlässigen Erinnerungen von Rosa sind zeitweise anstrengend, da man als Leser zwischen Realität und Einbildung hin- und herschwankt. Auch das offene Ende ließ mich ein wenig ratlos zurück.

Bewertung vom 12.05.2025
Jäger, Nicole

Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein


ausgezeichnet

Mutmach-Buch
Ich habe bereits viel von Nicole Jäger im Rahmen ihrer Comedy-Karriere mitbekommen. Auch eines ihrer bisherigen Publikationen habe ich als Hörbuch durchgehört. Ihr Schreibstil ist flüssig und auf Augenhöhe, sodass man sich gut mit dem Inhalt auseinandersetzen kann. Durch die authentische Herangehensweise habe ich mich gut aufgefangen und verstanden gefühlt, da sie auch viel über ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrem Privatleben preisgibt.
Nicole Jäger beschönigt hierbei keineswegs die Realität und spricht auch Unangenehmes direkt an. Sie plädiert dazu, sich zu trauen, auch wenn es einem anfangs sehr schwerfällt. Dies verbindet sie damit, dass aus den kleinsten Schritten mit der Zeit Großes hervorkommen kann.
Die Lektüre war sehr bewegend und inspirierend und hat sowohl humorvolle als auch anregende Momente hervorgebracht.

Bewertung vom 12.05.2025
Wiebusch, Michaela

Nur du weißt, wer du bist


sehr gut

Nett
„Nur du weißt, wer du bist“ von Michaela Wiebusch ist ein Selbsthilfebuch in Form einer persönlichen Geschichte. Es geht um Lena, die nach der Trennung von ihrem Freund Maik emotional sehr angeschlagen ist. Ihre Freundin Karla macht sich daher große Sorgen und legt ihr die „Agentur für Selbstwert“ nah. Diese bietet Dienstleistungen hinsichtlich persönlicher Entwicklung an.
Lena lässt letzten Endes auf das Konzept ein und lernt, über ihre eigenen Gefühle sowie Verhaltensmuster zu reflektieren. So erkennt sie mit der Zeit ihre eigenen Grenzen und arbeitet für sich Aspekte heraus, die ihr in zwischenmenschlichen Beziehungen wichtig sind.
Die Lektüre ist ganz nett für zwischendurch und erinnert an manche Themen wie Selbstwert und Selbstfürsorge, die man im Alltag nicht immer primär im Kopf hat und die oftmals zu kurz kommen.

Bewertung vom 26.04.2025
Hagena, Katharina

Flusslinien


sehr gut

Drei Menschen, drei Biografien

In diesem Buch geht es um drei Menschen, die so unterschiedlich und gleichzeitig eng miteinander verbunden sind. Margrit ist 102 Jahre alt und in einer Residenz sesshaft, ihre Enkelin Luzie (18 Jahre alt) hingegen hat kürzlich die Schule abgebrochen. Dann gibt es noch Arthur, er ist in der Residenz tätig, in welcher Margrit lebt.
Katharina Hagena hat einen sanften Schreibstil, ähnlich den Linien eines Fluss, dies nimmt auch eine zentrale Rolle ein. Ihre Sprache ist den dargestellten Situationen entsprechend, mal stark, mal zart. Als Leser erhält man Einblick in verschiedene Themen und Lebensbereiche, die jeden Einzelnen umtreiben. Da geht es um zwischenmenschliche Beziehung, wie die in der Familie, in Beziehungen oder Freundschaften. Aber auch Erinnerungen an Vergangenes, Situationen des Verlustes und das Erinnern an Menschen, die das Leben prägen.

Bewertung vom 16.04.2025
Blum, Nora

Radikale Freundlichkeit


ausgezeichnet

Informativ und nicht trocken
Nora Blum plädiert in „Radikale Freundlichkeit“ für ein freundlicheres Miteinander statt feindgesinntem Gegeneinander. Der Schreibstil ist sehr angenehm und der Inhalt nachvollziehbar und verständlich geschrieben. Die praktischen Übungen sowie die zahlreichen Tipps und persönlichen Erfahrungen der Autorin ergänzen die Aussagen, sodass man diese in den eigenen Alltag integrieren kann. Zudem untermauert sie ihre Thesen durch Studien, dies unterbricht zwar hin und wieder den Lesefluss, ist aber wichtig zur Ergänzung.
Es ist bestimmt hilfreich, das Sachbuch nach einiger Zeit erneut zum Nachschlagen und Erinnern zu Rate zu ziehen, um sich alles zu vergegenwärtigen und an der eigenen Haltung zu arbeiten. Durch die gute und übersichtliche Strukturierung kann man auch einzelne Kapitel genauer betrachten und verinnerlichen.

Bewertung vom 16.04.2025
Ogawa, Ito

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen


ausgezeichnet

Sanft und Einfühlsam
Ito Ogawa nimmt die Leserschaft in „Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen“ mit auf die Reise in das Leben von Hatoko und anderer Menschen.
Die Protagonistin Hatoko ist Ghostwriterin und verfasst Briefe für Menschen, die selbst nicht die richtigen Worte finden. Dabei ist sie sehr gewissenhaft und stimmt Papier, Tinte und Schriftstil aufeinander ab, um ihre Texte entsprechend ästhetisch zu gestalten. Durch diese Tätigkeit taucht sie in die Geschichten und Lebensumstände verschiedenster Menschen ein, dies gibt ihr wiederum Anlass zu ausführlichen Reflexionen und zur Selbstfindung.
Dieses Buch ist mit einer beruhigenden Erzählweise geschrieben. Ogawa beschreibt die Natur und die Umgebung sehr ausführlich, sodass die Detailgenauigkeit sowie die liebevolle Art für eine sanfte sowie entschleunigende Atmosphäre sorgen.

Bewertung vom 10.04.2025
Mittelmeier, Martin

Heimweh im Paradies


sehr gut

Heimat finden im Exil?
Martin Mittelmeier nimmt die Leserschaft mit in die Welt des deutschen Exilanten Thomas Mann in Kalifornien zwischen 1938 und 1952. Auch andere Intellektuelle sowie bedeutende Künstler*innen und Musiker*innen werden erwähnt und wie sie sich mit dem Nationalsozialismus und den verheerenden Folgen dessen beschäftigen (müssen). Insbesondere der Aspekt eines demokratischen Deutschlands und die Frage nach einer neuen Identität sind Themen, die eine Auseinandersetzung erfordern. Hierbei spielen Sehnsucht nach Heimat, Bitterkeit, persönliche Konflikte und Zerrissenheit eine wichtige Rolle.
Martin Mittelmeier regt zum Nachdenken an und gibt einen Einblick in die Gefühlswelt der Betroffenen. Der Inhalt ist hierbei sehr anspruchsvoll und liest sich daher auch etwas anstrengend. Nichtsdestotrotz ist die Aufarbeitung immens wichtig und die Lektüre stellt eine lesenswerte Biografie von Thomas Mann dar.