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Urte Köhler

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2025
Foenkinos, David

Das glückliche Leben (eBook, ePUB)


weniger gut

Diese sehr erzählerisch angelegte Geschichte erweckt nach Lektüre des Klappentextes einen anderen Eindruck, als den, den man abschließend gewinnt.
Das lebensverändernde Ereignis der Fake Beerdigung wird als Event nicht geschildert. Das ist enttäuschend und macht die weitere Lektüre zu einer Pflichtlektüre, weil der Leser doch wissen möchte, wie die Story zur Auflösung kommt.
Die losen Fäden finden nach und nach zu einem Gewebe zusammen und trotzdem ist das Ende eher mau. Als geneigte Leserin habe ich eine gefühlsmäßige Tiefe vermisst. Es ist mir nicht gelungen nachzuvollziehen, in wie fern der Aufenthalt in einem geschlossenen Sarg dem Leben eine positive Wendung geben soll. Es wir lediglich behauptet, dass dem so sei. Die teilweise dürren Gefühlsbekundungen brachten mich nicht näher an das Geschehen heran.
Ich hätte mich gefreut zu lesen, wie die Menschen nach so einer Erfahrung ticken, welche inneren Gefühlswelten sich ihnen erschlossen haben und was das auf ihrem weiteren Lebensweg für ihren Umgang mit dem Tod bedeutet.
In diesem Roman finden wir einen bilderbuchmäßigen Plotverlauf: eingefahrener Alltag, einschneidendes Ereignis, Bruch, Neubeginn, Erfolg. Die Szenen wirken zum Teil wie abgehakt, die emotionale Tiefe fehlt.
Bei mir blieb ein Gefühl der Oberflächlichkeit zurück. Eine coole Idee für einen Plot, aber eine etwas dürre Umsetzung. Das Besondere an einer Fake Beerdigung kommt nicht heraus. Mir fehlt die emotionale Tiefe, die gerade mit der Auseinandersetzung der eigenen Sterblichkeit doch im Übermaß vorhanden ist. Hier wird an der Oberfläche gekratzt. Mehr nicht.

Bewertung vom 21.08.2025
Atkins, Dani

Versprich mir, dass du tanzt (eBook, ePUB)


gut

Seinen Lebenspartner früh im Leben zu verlieren, stelle ich mir als sehr schwere Lebenserfahrung vor, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht und auf einen Schlag jegliche Perspektive verdunkelt. Was es sicher nicht einfacher macht, ist, wenn der Sterbende dem Weiterlebenden Versprechen abnimmt, die einen großen Druck ausüben. Das finde ich nicht fair, hat doch der Hinterbliebene ein schweres Los zu ertragen.
In diesem Falle lässt es sich nicht umgehen, weil sonst der Story die Grundlage entzogen wäre.
Was mir ein wenig gefehlt hat, ist eine mitfühlende Beschreibung der unendlichen Leere, die einen nach dem Tod eines geliebten Menschen befällt. Die greifbare Stimmung, die im ersten Kapitel so wunderbar herüberkommt, fehlt danach. Es scheint, als würde die Protagonistin Anlauf nehmen, um das zwangsläufige (Spoiler) Happy End zu erreichen. (Wer weitere Romane der Autorin kennt, weiß um den Ausgang der Geschichten).
Den Hauptteil der Story nimmt der Hürdenlauf der beiden uralten Freunde ein, bis das Geheimnis, das mit dem Versprechen des Sterbenden zusammenhängt, schließlich gelüftet wird. Ein für mich etwas "dünnes" Geheimnis. Ich hätte da mehr erwartet.
Insgesamt liest sich der Text flüssig und unterhaltsam. Die Dialoge sind teilweise spritzig und witzig, die Charaktere glaubwürdig in ihrem Auftreten. Sie pflegen ihre Eigenarten und bleiben sich treu, haben allerdings diesen teilweise nervigen Zug, Dinge geheim zu halten, um den anderen zu "schonen". Auch die eigene Interpretation der Sachlage als etwas zu nehmen, was der andere garantiert genauso sieht und dann felsenfest davon überzeugt zu sein, dass dies der Wahrheit entspricht, ist irgendwo langweilig. Als ob es am Ende nicht doch herauskommt. Miteinander zu reden wäre häufig auch im Sinne der Handlung erleichternd.
Es ist mir durchaus bewusst, dass es sich hier um erzählerische Techniken handelt, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Doch so manches Mal wünschte man sich, die Helden wären nicht ganz so 'dämlich' und würden mehr auf Kommunikation und nicht auf etwas setzen, das sich als Angst entpuppt.
Lesenswert, aber nicht so mitreißend wie andere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 07.08.2025
Gestern, Hélène

Rückkehr nach St. Malo (eBook, ePUB)


sehr gut

Was mir an dem Roman besonders gut gefällt, ist das sanfte Wiedergeben von Stimmungen und das geduldige Nachforschen des Helden, um die entdeckten Unstimmigkeiten in der eigenen Familiengeschichte aufzuklären. Dass Yann Historiker ist, mag die Sache begünstigen.
Besonders besticht dabei der Ort des Geschehens - die Bretagne - und dort direkt am Meer. Immer wieder der Blick aus dem Fenster, die unterschiedlichen Wetterlagen und das Nachfühlen eines Lebens am Meer. Die dort beschriebene raue Natur und der Einfluss des Meeres auf den Alltag der Menschen. Aber auch das Gefährliche des Meeres und der Zauber von Inseln mitten im Ozean bilden einen großen Teil der Beschreibungen in der Geschichte.
Die Gefühle der Protagonisten bleiben dabei immer eine Handbreit unter dem Meer, sie sind spürbar, aber nicht beherrschend. Das rückt die Bedeutung der Landschaft und der Detektivarbeit des Historikers in den Mittelpunkt.
Es beweist wieder mal, dass das Leben eines Menschen im Einklang mit der Natur und eine sinnvolle Beschäftigung, ihm gut tun und ihn in der Spur halten oder wieder dahin zurückbringt.
Dieser Roman ist eine wundervolle Lektüre für Menschen, die sich in die Stille einer Erzählung versenken möchten, um dabei selbst zur Ruhe zu finden.

Bewertung vom 24.06.2025
McFarlane, Mhairi

Und plötzlich ist es wunderbar (eBook, ePUB)


gut

In diesem Roman erlebt der Leser hautnah den Reifungsprozess der Heldin Edie, die ausloten muss, ob ihre eigene völlig normale, stark vorhersehbare Alltagswelt ihr Lebensumfeld sein soll oder die aufregende, weitgehend öffentliche Welt ihres Freundes Elliot, der ein erfolgreicher Schauspieler geworden ist.
Ohne der Heldin Unrecht tun zu wollen, hatte ich bei der Lektüre den Eindruck, es mangelt der guten Edie am gesunden Menschenverstand, wenn sie immer wieder durch beinahe identische Situationen ins Grübeln kommt und Zweifel an der Liebe ihres Freundes hegt. Eifersucht und Unsicherheit spielen eine große Rolle. Empathie ist nicht Edies Stärke und sie lässt sich immer wieder von Klischees einfangen. Auch Elliots wiederholte mündliche Aussage und deutliches Zeigen seiner Liebe überzeugt Edie nicht.
Ich hatte nach zwei Dritteln der Lektüre den dringenden Wunsch, Edie einen Tritt in den Hintern zu geben, weil sie immer noch nicht erkennt, dass wahre Liebe nichts mit gesellschaftlichen Hindernissen oder unterschiedlichen Lebenswelten zu tun haben muss. Gelegentlich dachte ich, Edie wäre Anfang zwanzig bei der geballten Unsicherheit.
So mutet das Ende dann doch etwas überraschend an, weil Edie plötzlich die geballte Erkenntnis erlangt und in der Lage ist, diese wortgewandt zum Ausdruck zu bringen. Da tut sich eine gewisse Diskrepanz auf, zwischen der fast pubertären Unsicherheit zu Beginn des Romans und des auf umfangreicher Lebenserfahrung beruhenden Erkenntnismonologs am Ende der Geschichte.
Nichtsdestotrotz sind die Dialoge wieder spritzig und voller Situationskomik, dass der ein oder andere Lacher gesichert ist.
So ist dieser Roman als leichte Unterhaltungslektüre wunderbar - in guter McFarlane Manier - doch der Reifungsprozess von Edie geschieht am Ende fast ausschließlich innerlich und trifft den Leser unvorbereitet und überraschend.

Bewertung vom 12.06.2025
Grandl, Peter

Reset


sehr gut

In diesem überaus spannenden Thriller, der sich mit hochaktuellen Themen wie KI und Computerviren beschäftigt, erlebt der Leser ein Szenario, in dem deutlich gemacht wird, in welchem Umfang die Welt von Computern abhängig ist. Wie diese auf Nullen und Einsen basierenden Geräte bis ins Kleinste unser Leben beherrschen und eine Abhängigkeit geschaffen haben, die einengend und beängstigend ist.
Menschen, die ein Leben in der vordigitalen Welt kennen, werden an ihr altes Leben erinnert werden und das Gefühl der Beschaulichkeit und Ruhe, aber vor allem das wesentlich langsamere Tempo erfühlen. Es hat Freude bereitet zu lesen, wie schnell die Welt auf analoge Technik zurückgreift, wenn die digitale Technik verseucht oder fremdgesteuert ist. Wie viel länger alles braucht und die Welt entschleunigt wird. Das Smartphone wird nutzlos, der Computer ebenfalls, das Leben konzentriert sich auf die reale Welt.
Die Macht von KI zwingt einen Planeten in die Knie, wenn sie falsch genutzt wird, losgelassen auf gewissenlose Verbrecher - James Bond würde Überstunden schieben. Der Gegner ist nicht mehr nur ein Mensch, sondern eine Maschine mit grenzenlosen Möglichkeiten des Missbrauchs.
Die Figuren in diesem Thriller sind sehr unterschiedlich menschlich, jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, seine eigenen Gründe, die persönlichen Belange hintanzustellen und die Welt zu retten.
Mit der Auflösung des Plots bin ich etwas unzufrieden und fühlte mich an Kintop erinnert. Eine Lösung wie in einem Actionfilm. Vielleicht brach dort der Drehbuchautor in Herrn Grandl durch. Auch der ein oder andere abgebrochene Erzählfaden endet im unsichtbaren Grau und lässt Dinge offen oder unbefriedigend.
Das alles tut der Lektüre aber nur geringen Abbruch, weil das Szenario so brisant ist und durchaus in vielen Dingen schon reales Leben ist.
Was bleibt ist das Gefühl, einer beängstigend fremdgesteuerten Welt ausgeliefert zu sein, die dem Individuum wenig Spielraum lässt, das eigene Leben frei zu entfalten. Ganz im Gegenteil. Es wird die Illusion geschaffen, unabhängig zu agieren! Dabei hat uns die KI mit ihren Algorithmen fest im Griff. Wir sind ihr gnadenlos ausgeliefert.

Bewertung vom 20.05.2025
Jong, Silvia Maria de

How To Save A Life


ausgezeichnet

Das herausragende Merkmal dieses Thrillers ist die einfühlsame und tief ergreifende Schilderung der Gefühle der Protagonisten. Für jeden Leser, der selbst über ein hohes Einfühlungsvermögen und viel Empathie verfügt, ist die Lektüre dieses Buches ein Hochgenuss.
Die Protagonisten sind starke Persönlichkeiten, aber nicht diese toughen, abgebrühten Typen, die Härte demonstrieren und so tun, als hätte die Seele nichts zu melden und Gefühle seien ein Zeichen von Schwäche.
Das, was Cassie in der Geschichte widerfährt, ist ein einschneidendes, lebensveränderndes Moment. Darüber, dass dies Veränderungen nach sich zieht, muss niemand diskutieren. Das ist Fakt! Geschichten, die diese Tatsache ignorieren, gehen komplett an der Realität vorbei und erschaffen lebensfremde Figuren.
Was ich als wirklich schönes Plus an der Geschichte sehe, ist die Gegebenheit, dass beide Hauptfiguren auf der emotionalen Schiene fahren. Das bringt sie einander näher und ermöglicht tiefergehendes gegenseitiges Verstehen.
Hier wird nicht mit Gefühlen gekämpft, sondern mit ihnen gelebt und sie als Lebensmotor gesehen. Sie gestalten das weitere Handeln, nicht irgendein sturer Kopf, der von lebensfernen Überzeugungen nur so strotzt.
Gefühle lassen sich nun mal nicht steuern. Dieses Buch ist ein wunderbares Zeugnis davon, dass spannende Geschichten entstehen können, wenn Gefühle das Sagen haben. Und das diese Storys eine erzählerische Dynamik entwickeln können, die den Leser in seinem Innersten treffen.

Bewertung vom 07.05.2025
Martin, Nicola

The Island - Auf der Flucht (eBook, ePUB)


gut

In diesem Thriller passiert unfassbar viel, doch bleibt meiner Meinung nach der Thrill etwas auf der Strecke. Es war für mich weder packend noch mitreißend, sondern 'nur' spannend. Eine Geschichte einer Flucht, die nicht wirklich die Flucht beschreibt, sondern eine Station während der Flucht vor einer ungeklärten Situation weit weit weg.
Was der Autorin sehr gut gelungen ist, sind die zum Teil sperrigen und widersprüchlich handelnden Personen, mit denen die Heldin es zu tun bekommt. Nicht wirklich einordbar, ob nun Freund oder Feind, hängt die Heldin in der Luft und muss sich immer wieder neu orientieren und ihre Handlungen danach ausrichten.
Das Ambiente auf einer abgelegenen Karibik Insel ist zwar als Setting sehr schön, doch kommen Landschaftsbeschreibungen und stimmungsbildende Atmosphärenschilderungen zu kurz. Das Wetter ist zwar handlungsbestimmend, aber nicht wirklich bedrohlich, so wie es auch nicht wirklich paradiesisch ist. Sand und Wasser, mal eine Palme. Kein Seele baumeln lassen an diesem klassischen Sehnsuchtsort.
Auch die ultrareichen Gäste mit ihren schrulligen Macken finden anfangs eine Schilderung, doch es reicht nicht aus, um dem Personal wirklich den letzten Nerv zu rauben. Diese Gäste werden rausgeworfen und das war es dann. Schade. Es wäre schön gewesen, hätte es noch mehr solch schräger Vögel gegeben, die das Geschehen beeinflusst hätten. So konnte sich die Heldin ganz auf die sonderbaren Todesfälle konzentrieren und sehen, wie sie aus dem Plot wieder herauskommt.
Letztlich etwas unspektakulär und der Höhepunkt der Geschichte ist schon vorbei, kaum das er begonnen hat.
Insgesamt eine spannende Geschichte. Allerdings kein Pageturner.

Bewertung vom 27.04.2025
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Geschichte wie ein gemütliches Kopfkissen. Hineinkuscheln und in die Story fallenlassen. Manchmal dabei einschlafen, aber die leichten Träume nehmen den Faden der Sehnsucht der Bücher auf.
Die Charaktere sind etwas eigenwillig, gelegentlich spröde aber auch kapriziös. Eine erfrischende Ansammlung von Schrägheit, abseits des Mainstream. Ein Leben für Bücher.
Thematisiert werden aktuelle Themen wie Angst vor Veränderungen, Mobbing und kindliche Verantwortung gegenüber Erwachsenen, deren fehlerhafte Seiten offen zu Tage treten. Bücher sind dabei immer wegweisend und hilfreich, die Leser assoziieren ihr Schicksal mit den Helden der Bücher - ein Leitfaden zum Leben.
Besonders gefallen hat mir die zunächst durch ihre Lebensunfähigkeit auffällige Mutter der Protagonistin Francoise. Eine Frau, die durch ihre Vergangenheit gelähmt ist, unter deren harter Schale der Gewohnheiten sich aber ein überraschend treffsicherer und energischer Charakter verbirgt. Zwei kennzeichnende Formulierungen sollen dabei exemplarisch stehen:
- "Beileidsrhetorik ist die wahre Beleidigung des Schmerzes."
- "Wenn man mitten am Tag vom Tod hört, übernimmt immer die Banalität die Regie."
Diese Sätze offenbaren einen reichen Schatz an Lebenserfahrung und bringen die Handlung gut auf den Punkt. Widerspruch fällt hier schwer.
Gegen Ende der Geschichte nimmt die Handlung Fahrt auf und führt die verschiedenen Stränge gekonnt zusammen. Auch wenn ich mir Einiges Ausführlicher in der Auflösung gewünscht hätte, als eine 'bloße' Zusammenfassung vorangegangener Handlung.
Eine gelungene Geschichte über Bücher, deren Wert und deren Bedeutung für den Menschen.
Eine Laudatio aufs Lesen!

Bewertung vom 23.04.2025
Fox, Candice

Devil's Kitchen


sehr gut

Voller Begeisterung und in der Hoffnung, von Flammen der Spannung quasi verbrannt zu werden, war ich doch einigermaßen ernüchtert, als ich die ersten Seiten las. Die Story entwickelte nicht den erwarteten Sog, den schon so manch anderer Thriller bei mir ausgelöst hat. Die Geschichte ist lesenswert, ohne Frage, aber der "Thrill" fehlt mir.
Die Charaktere sind sehr gut getroffen, die verkorksten, verbrecherischen Männer in ihrer Toxizität ansprechend. Die Sprache passt zum Milieu, sie unterstreicht das Derbe der Fire-Fighter.
Fox ist es hervorragend gelungen, die Ambivalenz der Härte zu der emotionalen Komponente des Berufs Feuerwehrmann herzustellen. Menschliche Schicksale und die Last der eigenen Existenz, in der vieles schief gegangen ist, treffen in den Protagonisten zusammen. Die Verzweiflung am eigenen Schicksal lässt Menschen ungewöhnliche Wege einschlagen, die Schwere der eigenen Seele zu ertragen.
In diesem Falle Mord und andere Verbrechen auf Kosten unschuldiger Zivilisten.
Fox zeichnet in aktiver Handlung der Personen auf, wie die Menschen an sich und dem was sie gemacht haben wachsen oder zerbrechen.
Diverse Handlungsstränge werden miteinander verknüpft, Vergangenheit und Gegenwart sind gleichermaßen Teil der Geschichte.
Das, was den Protagonisten zustößt sprengt nicht unbedingt die Grenzen der menschlichen Fähigkeit, Dinge zu ertragen. Sie leiden, zerbrechen aber an anderen Dingen.
Devil's Kitchen ist ein sehr gut gewählter Titel, weil die Hölle des Teufels viel Feuer enthält und der übertragene Sinn sich wunderbar in den Plot einfügt.

Bewertung vom 30.03.2025
Valla, Kristin

Ein Raum zum Schreiben


weniger gut

Wir erleben eine Frau und Mutter, die eigentlich auch Schriftstellerin ist, als zutiefst verunsicherte Person. Eine Person auf der Suche nach dem ultimativen Raum zum Schreiben, von dem sie hofft, dass es das ist, was sie will und braucht.
Dieses Nicht-Wissen durchzieht den Roman wie ein roter Faden und nicht zuletzt hat sie unfassbares Glück was die Toleranz ihrer Umwelt anbelangt.
Als Leserin dieser Geschichte brauchte ich eine gute Portion Gelassenheit um diese Suche nach dem Unbekannten zu ertragen. Mir fiel es teilweise sehr schwer nachzuvollziehen, was in der Protagonistin vor sich geht. Immerhin haben wir es mit einer gestandenen Frau mittleren Alters zu tun, von der man eigentlich annehmen sollte, dass sie weiß, was für sie und in ihr Leben passt. Und dann ist da immer noch die Frage, ob das, was man sich wünscht wirklich das ist, was man haben möchte.
Ich vermisse die Vorab-Auseinandersetzung und Vorstellung, ob der ersehnte Raum zum Schreiben wirklich den gewünschten Erfolg bringt. Offenbar ist ein tieferes In-sich-hinein-Hören nichts, was die Protagonistin zu leisten vermag. Im Gegenteil: sie sucht das Heil in Schilderungen von historischen Autorinnen und deren Lebensbedingungen um daraus abzuleiten, unter welchen räumlichen Gegebenheiten diese Frauen ihre Bücher geschrieben haben und darin eine Zielvorgabe für sich selbst zu finden.
Sie kommt dabei zu einem für sie recht unvorteilhaften Ergebnis, was hier aus Spoiler Gründen nicht verraten werden soll.
Allerdings stellt sich die für mich als Leserin schon vorab bekannte Tatsache heraus, das geistiges Arbeiten eine innere Disziplin erfordert, die mit dem Ort wenig zu tun hat. Disziplin und Konzentrationsfähigkeit sind die Basis, alles andere ist eine gut gepolsterte Komfortzone.