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Friedrich Buchmann

Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2012
Iuvavum
Hutter, Clemens M.

Iuvavum


ausgezeichnet

Clemens M. Hutter
„Iuvavum“ - Alltag im römischen Salzburg.

Der Titel ist, das muss man vorausschicken, eine kleine Hürde für den spontanen Schmökerer und gar Routineleser. Immerhin: er scheint so ungewöhnlich wie bedeutungsträchtig, doch mag „Iuvavum“ bei einem flüchtigen Blick zunächst nach einer Mischung aus Jubiläum und Aquarium klingen, nicht aber nach dem Riesenkapitel römischer Geschichte des Salzburger Landes, die sich darin versteckt hält. Umso lohnender wird sich das Gefühl der Neugier in rasche Sachkenntnis wandeln, wenn man erst hingreift und sich von dem haptischen Erlebnis des Buches ganz und gar in den Zeitbezug ziehen lässt. Der Verlag hat sich bei der Einbandgestaltung nämlich den Luxus einer erhabenen Reliefprägung geleistet, auch tut die optisch schmeichelnde Marmorierung das ihrige für das positive Vorgefühl, den einladenden Blickfang. Ein rundum solides wie schönes Buch. Mit Fragezeichen und Fingerspitzen nähert man sich also der vorliegenden Geschichte des Verwaltungsbezirkes der einstigen römischen Provinz Noricum. Als Autor lässt sich Dr. Clemens M. Hutter, und dies ganz ohne kryptische Kunststücke, bestimmen und dann auch in seinen Gedankengängen leichtfüßig folgen. Er erweist sich mit der vorliegenden Arbeit als großer Sachkenner jenes versunkenen Zeitabschnitts und führt anhand erstaunlicher Fundstücke, wie etwa noch vorhandener Meilensteine an der „römischen Tauernautobahn“, durch die facettenreichen Aspekte der römischen Epoche im Salzburger Land. So entwickelt sich ein aufregendes regionales Lebensbild von Wirtschaft und Wandel, Gesellschaft und Gesittung, Kultur und Alltag in der Römerzeit. Man muss dem Autor zugutehalten, dabei nicht der Versuchung der weit verbreiteten „Gelehrtenlateinomanie“ zu erliegen. So sind die Kapitel leicht verständlich geschrieben und genießbar, ohne dass man Herrn Stowasser bemühen müsste. Alles in allem ein sehr lesenswerter Exkurs vor die unmittelbare Haustür und zugleich in die frühe Geschichte des Salzburger Landes, die, wie das Buch mit zahlreichen Dokumenten zutage bringt, noch immer lebendiger Teil der Gegenwart ist.

Bewertung vom 01.06.2012
Glück im Alter
Kumpf, Andreas

Glück im Alter


ausgezeichnet

Andreas Kumpf: Glück im Alter

Erst im Alter wird es offenbar: Hat man glücklich gelebt? Der Psychologe Andreas Kumpf nimmt die Spur des Glücklichseins auf, fahndet in 21 völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen nach dem Geheimnis der Zufriedenheit. Ist Glück Zufall? Fleiß? Oder nur eine Frage der Bescheidenheit? Die Interviews bringen es zutage: Die Persönlichkeit scheint der Generalschlüssel zu sein. Aber mit keinem anderen Wort wird in dieser Zeit mehr Missbrauch betrieben. Und kein Leben ist frei von Schatten, selbst das glücklichste. „Zu Besuch bei 21 glücklichen Menschen im Alter von 65 bis 95 Jahren“, verspricht der Untertitel. Und das ist das hervortretend Schöne an diesem Buch, dass es das Gefühl der Begegnung vermittelt, eines persönlichen Gesprächs, einer vertrauten Einweisung. Die durchgängigen Schwarz-Weiß-Fotografien fangen dabei viel Stimmung der jeweiligen Lebensatmosphäre ein: Man nimmt unmittelbar Einblick in die Wohnbereiche, und immer wieder fällt der Blick auf etwas Interessantes und unendlich Persönliches: ein Schreibmaschinenblatt, auf dem man handschriftlich ergänzt einen Goethe-Vers liest, eine alte Fensterbank, auf der zwei Teddybären sitzen. Ja, auch der Kitsch gehört, wie es scheint, zum glücklichen Menschen. So schaut man sich mit diesem Buch ein bisschen im Leben um, aus der sicheren Entfernung des Besuchers und Beobachters. Und fast ganz beiläufig stolpert man über das Glück und über die vielen Wege dahin, was wir zumindest für das Glück halten, denn eines stellt sich in den Gesprächen heraus: Glück an sich gibt es eigentlich gar nicht. Es kommt nicht von irgendwoher, weil es im Grunde überall ist. Unter dieser unlösbaren Fragegestellung ist es ein sehr eigentümliches und zugleich – im wahrsten Sinne – „geglücktes“ Buch, das der Salzburger Anton Pustet Verlag hier veröffentlicht. Zwar weiß man am Ende nicht so recht, ob es sich bei der Glücklichsein-Frage nun um eine Art geheimes Sachwissen handelt oder nicht vielmehr um etwas immer unbewusst Gelebtes, das man gar nicht fassen kann. So ist das Buch alles andere als ein Sachbuch, vielmehr ein Lebenslesebuch, das in seinen 21 Menschenkapiteln genauso fantastisch ist wie ein großer Abenteuerroman.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2011
Next to Mozart
Greger-Amanshauer, Sabine; Großpietsch, Christoph; Ramsauer, Gabriele

Next to Mozart


ausgezeichnet

Auf Englisch gefragt - "Next to Mozart" - 111 Fragen & Antworten zu Mozart

Immer schon sind Fragen die Statthalter der Neugier gewesen. Und da Neugier keine Grenzen kennt, am wenigsten die der Sprache, hat sich der Verlag Anton Pustet etwas wirklich Entgegenkommendes, nämlich Englischsprachiges, für den internationalen Bewundererkreis Mozarts einfallen lassen: 111 Fragen zu ihm, seinem quirligen Leben und den unglaublichen Ergebnissen seines rastlosen Schaffens. Das handliche Buchformat überzeugt im Gebrauch. Ebenso die unverhohlen "klassische", prätentiöse Aufbereitung des Inhalts, der über die schöne Formgestalt hinaus durch einen reichen Bilderfundus zu bestechen weiß. "Answers to the 111 Most Common Questions" lässt der Untertitel selbstbewusst verlauten. Die Fragen treffen dann auch zumeist ins Schwarze, wenn man auch nicht zwingend alles wissen muss, was sich hier als Offenlegung von "Geheimnissen" vorstellt. Alles in allem ein sehr lesenswertes, ebenso informatives wie unterhaltsames Buch, das seine Freunde nicht nur unter Musikenthusiasten finden kann.

Bewertung vom 30.06.2011
Salzburg
Leininger, Kurt W.

Salzburg


ausgezeichnet

Was wäre noch von Salzburg zu sagen, was von der Mozartstadt zu zeigen, das nicht schon hundertfach in Bildbänden und Reiseführern gesagt und gezeigt wurde? Nun kommt hier jedoch etwas daher, das man für so eine Überraschung nehmen könnte. Ein Buch, das sich ganz bewusst und darum unbefangen jener sublimen Problematik nähert, mit der sich alle alten europäischen Städte zu arrangieren haben: der Realität der Moderne. Denn auch Salzburg, gerade und vor allem Salzburg, möchte man skandieren, steht im Spannungsfeld eines ästhetischen Spagats, zwischen mittelalterlicher Bausubstanz und mondäner Neuzeitarchitektur. Ein avantgardistisches Künstlermilieu hat hier, neben den großen Wahrern und Verwaltern einer gewachsenen Kulturtradition, ein Laboratorium für unübersehbare Experimente gefunden. Von diesen präsentiert sich in dem zweisprachig angelegten Buch aus dem Hause Anton Pustet eine im wahrsten Sinne „bunte Fülle". Die Beiträge sind stilvoll aufbereitet und porträtieren mit viel Hintergrundwissen aber ohne nervende Schnörkel die modernen Kunst- und Bauwerke im jeweilig urbanen wie auch historischen Kontext.

Bewertung vom 07.06.2011
Glaube hilft leben
Brandl, Gerhard

Glaube hilft leben


ausgezeichnet

Tröster-Geist" ist ein schönes Wort. Es findet sich nicht nur als Teilüberschrift in diesem Buch, sondern darf durchaus als sein Motto verstanden werden, denn was der Autor hier vorlegt, ist eine Art Refugium des Trostes. Wenn auch manche seiner Gedanken den Weg des Ungewöhnlichen zu gehen scheinen - überall da, wo das Psychologische auf das Intuitive, den Glauben also selbst, trifft - so sind die hier versammelten Beiträge doch durchweg lesenswert, denn es ist keineswegs ein regressives Verharren und Dulden, das Gerhard Brandl in der Beschäftigung mit den Lebenserschwernissen, den seelischen Tiefpunkten der Menschen, deklamiert. Vielmehr ruft er zu einer Art gelassener Besonnenheit (im Wortsinn des Sich-Besinnens) auf, die sich aus dem Glauben wie ganz von selbst zu speisen vermag. In dieser Weise löst er in ebenso einfachen wie eindringlichen Wortbildern so manchen Sorgenknoten. Und das ist das eigentlich Beachtliche an diesem Buch: Man geht hinein und weiß noch gar nicht recht, was man alles im Stillen mit sich trägt, bis es von den Betrachtungen berührt und zugleich befreit wird. Die Grundfrage ist: Welche Hilfestellung kann der Glauben im täglichen Leben geben? Der Autor nähert sich mit einer aufregenden Fülle an Gedanken einer gründlichen Beweisführung. Es gelingt ihm, den Sinnkrisen des Daseins Sinnbilder entgegen zu stellen, und bedient sich dabei einer Reihe schöner Gleichnisse, die weit über den christlichen Ideenkreis hinauseilen. Das ist gut, weil doch jede Begrenzung fehl am Platze wäre. Sorge und Verzweiflung ist zuweilen jedem Menschen eingepflanzt. Hier ist ein Gärtner, der sich ihrer annimmt.

Bewertung vom 26.05.2011
Erlebnis Salzburger Land Band 2: Pinzgau
Hetz, Siegfried

Erlebnis Salzburger Land Band 2: Pinzgau


ausgezeichnet

Der Pinzgau-Führer zeichnet sich, neben dem, was alle Wanderführer haben sollten und auch dieser hat: nämlich klare Struktur, vernünftige Karten und eine Prise Hintergrundwissen (doch nicht zu viel davon), vor allem durch seinen hohen Unterhaltungswert aus. Den bringt der Autor mit seinem originellen, fast saloppen, jedoch immer trittsicheren Stil zu Wege. Und zu Wege, das heißt in diesem Fall: in das Erlebnis des Wanderns und Entdeckens hinein. Die kurzweiligen Tourenbeschreibungen verlieren sich nämlich nicht in überfrachteten Anhäufungen von Nebensächlichkeiten (man kennt den Zahlenwahnsinn von manch "großen" Reiseführern, die jeder Felsspitze oder Ritze irgendeine Bezifferung geben wollen), sondern verstehen durch sprachliche Anschaulichkeit zu begeistern. Das Buch vermittelt dem fanatischen Tourengänger wie auch dem nur ganz gelegentlichen Wanderfreund eine präzise Blickführung, die Orientierung schafft und den gewählten Weg durch den Pinzgau mit allerlei Wissenswertem anreichert. Es ist schön, dass der offensichtlich sprachbegabte Autor dabei nicht über die Strenge schlägt und die mitunter sehr geistreich betriebenen Reflexionen nicht zum Übermaß treibt. Immerhin 55 "Erlebnisse", so kann man die Routen vielleicht im Sinne des Buches chiffrieren, bündelt der handliche Wanderführer aus dem Hause Anton Pustet. In seiner geglückten Synthese aus Unterhaltung und Information: Absolut lesens- und verwendenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.