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Eule

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2012
Weil ich euch liebte
Barclay, Linwood

Weil ich euch liebte


sehr gut

"Ich hatte nichts Konkretes. Keine Beweise. Ich hatte nur dieses Bauchgefühl, das im Strudel der Ereignisse um Ann Slocum, ihren Mann, diesen Sommer, Belinda und die zweiundsechzigtausend, die Sheila für sie hätte überbringen sollen, immer stärker geworden war.
Alles deutete in eine Richtung." (S. 402)

Das Leben des Bauunternehmers Glen fällt mit dem Tod seiner Frau Sheila bei einem Verkehrsunfall buchstäblich auseinander. Nicht nur, dass er und seine Tochter den Verlust verarbeiten müssen, es häufen sich auch die Probleme und seltsamen Zufälle im Leben der beiden. Glen steht vor vielen unbeantworteten Fragen: Was hat Sheila an ihrem Todestag gemacht? Wo war sie? Wen hat sie getroffen? Und was hat das Ganze mit ihren beiden besten Freundinnen und deren Ehemännern zu tun?
Als dann Ann, eine dieser Freundinnen von Sheila kurze Zeit darauf auch bei einem Unfall stirbt, wird Glen wirklich aufmerksam und beginnt Fragen zu stellen. Nach und nach entschleiert er ein Netz verschiedenster Zusammenhänge, bei denen es um viel Geld, hohe Schulden, Betrug, Misstrauen und Fälschungen geht.

Ich fand das Buch wirklich toll. Der Schreibstil ist flüssig und versetzt den Leser gut in die Charaktere hinein. Obwohl man schon ahnt worum es geht, ist doch bis zum Schluss nicht ganz klar wie die Geschichte ausgeht. Die Spannung dabei wird noch verstärkt durch "gefährliche" Ereignisse und Situationen.
Besonders begeistert hat mich, wie realistisch die Welt wirkt, die der Autor zeichnet. Nicht nur die Charaktere, sondern auch die Zusammenhänge und Verbrechen wirken vor dem Hintergrund der amerikanischen Finanzkrise authentisch. Die düstere Stimmung, die auch durch kleinere und alltägliche Unglücke gewürzt wird, fesselt so richtig beim Lesen. Einzig an der Bezeichnung "Thriller" stoße ich mich ein wenig, ich finde dass es sich mehr um einen Krimi handelt.

Bewertung vom 20.01.2012
Alle Rache will Ewigkeit
McDermid, Val

Alle Rache will Ewigkeit


gut

Inhalt: Die Gerichtspsychiaterin Charlie, die derzeit sowohl aus beruflicher wie auch privater Perspektive keine leichte Zeit hat, wird durch eine frühere Dozentin von ihr gebeten einen Mordfall an ihrem altem College zu untersuchen. Diese Dozentin ist nun nicht nur zufällig die Schwiegermutter des Ermordeten, sondern glaubt auch zu wissen, wer der Mörder ist und dass es sich zudem nicht um das erste Opfer handelt. Charlie die - getrieben von ihrer Neugier, dem Mangel an anderen Aufgaben und der Hoffnung einen Justizirrtum aufzudecken - dem Wunsch nachkommt inoffiziell zu ermitteln, taucht in die Welt des Colleges ein und begibt sich dabei selbst in Gefahr.
Meine Meinung: Ich fand den Aufbau der Geschichte, bei dem eine inoffizielle Ermittlerin bereits „abgeschlossene“ Morde untersucht, recht reizvoll und mal eine Abwechslung zu den ewig vielen Kriminalromanen, in denen ein Ermittler der Polizei unter Aufbietung seines gesamten Scharfsinns und unter Einsatz seines Lebens den Fall löst. Leider hatte ich den Eindruck, dass diese Form der Geschichte die Spannung reduzierte, beschränkt sich die Hauptprotagonistin Charlie doch den Großteil des Buches darauf mit Leuten zu reden, durch die Gegend zu laufen/reisen und Zeitungsartikel zu lesen um die Vergangenheit zu erforschen. Auch die Ausschnitte die sich mit dem Privatleben von Charlie und den anderen wichtigen Akteuren beschäftigen steigern die Spannung nur unwesentlich, sind doch viele Teile der Story sehr vorhersehbar. Dies betrifft auch leider die Frage nach dem Mörder, die schon früh (zu früh für meinen Geschmack) für den Leser beantwortet wird, wodurch der Spannungsbogen zum Schluss des Buches hin leidet.
Im Buch spielt das Thema Homosexualität eine große Rolle. Dagegen selbst wäre ja überhaupt nichts einzuwenden, wenn nicht der Großteil der wichtigen Akteure weiblich und lesbisch wäre und die meisten männlichen Akteure irgendwie „seltsam“ wirken. Tatsächlich war ich recht irritiert davon, dass Männer in diesem Buch häufiger als „ungewöhnliche“ Personen (z.B. tot, alkoholabhängig, ehemalige Junkies etc.). mitspielen, als als zurechnungsfähige Menschen mit denen man ein vernünftiges Gespräch führen kann. In diesem Punkt war mir die Charakterauswahl der Autorin eindeutig zu einseitig.
Fazit: Obwohl das Buch deutlich spannender hätte gestaltet sein können und die Charaktere ein wenig einseitig wirken, hat das Buch eine interessante Geschichtsperspektive und eine logische Auflösung des Falls. Nicht das Schlechteste was ich je gelesen habe, aber es geht auch deutlich besser...