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Ligeia

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 05.01.2014
Blutiger Engel / Alice Quentin Bd.2
Rhodes, Kate

Blutiger Engel / Alice Quentin Bd.2


sehr gut

Blutiger Engel ist nach "Im Totengarten" der zweite Roman um die eigenwillige Psychologin Dr. Alice Quentin. Auch hier ermittelt diese wieder in Zusammenarbeit mit DI Don Burns an einem Kriminalfall, der zunächst gar nicht wie einer aussieht. Ein Banker fällt im Gedränge vor eine einfahrende U-Bahn und wird dabei tödlich verletzt. Was zunächst wie ein Unfall erscheintt, ist bei genauerer Betrachtung nicht nur ein eiskalt geplanter Mord, sondern auch der Beginn einer Mordserie. Mehrere Angestellte der renommierten Angel Bank werden brutal ermordet, wobei der Täter jedes Mal Federn und ein Engel-Bild am Tatort hinterlässt.
Bei den Ermittlungen gerät Alice Quentin wie auch bereits im ersten Teil ins Visier des Mörders und die Schlinge zieht sich langsam zu....bis hin zu einem fulminanten, spannungsgeladenen und wirklich überraschenden Schlussakt.
Im Laufe des Buches treten dabei nicht nur die Eigenheiten Alice Quentins und die Nachwirkungen des Crossbones-Falles (1. Band) zu Tage, sondern auch das Leben von DI Don Burns - das nicht viel weniger problembelastet ist als das der Psychologin.

Nach dem ersten Band hatte ich hohe Erwartungen, die aber leider nicht alle erfüllt wurden. Zum einen war ich ein bisschen enttäuscht, dass Alice Quentin hier weniger im Fokus gestanden hat als im ersten Band; da es gerade diese Figur und ihr Hintergrund war, der den Roman um den Crossbones-Fall für mich so einzigartig gemacht hat. Andererseits blieb DI Burns im ersten Band doch sehr farblos und es kann der Reihe nur dienlich sein, wenn auch dieser Charakter mehr ins Blickfeld rückt und sich entwickelt.
Auch habe ich etwas länger gebraucht, um mich in die Story einzufinden und habe lange nicht so intensiv mitgefiebert wie bei dem vorherigen Fall...irgendwie kam trotz der nachfolgenden Morde und der deutlich wahrnehmbaren Bedrohung für Alice Quentin über weite Strecken kein so ausgeprägtes Spannungsgefühl bei mir auf. Woran das lag? Zumindest zum Teil mache ich dafür die Schachtelsätze verantwortlich, die sich immer wieder eingeschlichen haben, die meiner Meinung nach nicht zum Schreibstil der Autorin passen und wahrscheinlich der Übersetzung geschuldet sind.
Dennoch habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt und auch die Auflösung des Falls war alles andere als vorhersehbar. Ich bin gespannt, wie sich die Reihe um Alice Quentin weiter entwickelt und kann das Buch nur jedem empfehlen, der gute Thriller und eigenwillige, vom Leben gezeichnete Charaktere mag. Denn das ist Alice Quentin auf jeden Fall :)

Bewertung vom 22.07.2010
Die Spur der Kinder
Winter, Hanna

Die Spur der Kinder


weniger gut

Ich weiß nicht, ob es an meiner Auswahl liegt, oder ob das Thema gerade tatsächlich sehr in Mode ist - wie auch immer: "Die Spur der Kinder" ist bereits das dritte Buch zum Thema entführte Kinder und Jugendliche, das ich innerhalb kürzester Zeit gelesen habe. Leider war es auch das schlechteste.

Natürlich haben die beiden anderen Bücher ("Ein einziger Blick" von Michelle Richmond und "Pretty little Things" von Jilliane Hoffman) sich anderer (für mich interessanterer) Herangehensweisen, Perspektiven und Handlungsabläufen bedient, so dass ein Vergleich für "Die Spur der Kidner" negativ ausfallen muss. Aber auch für sich betrachtet weist "Die Spur der Kinder" einige Mängel auf.

Der Roman erinnert mich ein bisschen an die alten Horrorfilme aus den 70er und 80er Jahren. Wie in diesen Filmen so wird auch hier versucht, die Spannung allein über gruslige bzw. blutige Bilder aufzubauen. Die einzelnen Szenen - zumindest diejenigen, in denen der Entführer vorkommt - erscheinen allzu vorhersehrbar: die junge Frau irrt durch den Wald, glaubt in einer Hütte ihre Rettung zu finden und trifft das pure Grauen usw. Das allein wäre aber gar nicht so schlimm, wenn diese Szenen in einen überzeugenden Rahmen eingebaut wären. Aber das ist meiner Meinung nach nicht der Fall. Zwar wird die Frage, was mit den entführten Kindern und vor allen Dingen mit Fiona Seebergs Tochter passiert ist, erst relativ spät geklärt und ein Überraschungseffekt ist durchaus gegeben. Aber der Weg dahin lässt zu wünschen übrig.

Die Charaktere des Romans bleiben hölzern und leider oftmals sehr klischeebehaftet: da ist die Kindergärtnerin, die Birkenstocksandalen und Nickelbrille trägt; die Sozialarbeiterin mit den schlechten Zähnen und strähnigen Haaren und das betuchte ältere Ehepaar, das nur des Geldes wegen zusammen ist und sich auch um nichts anderes kümmert, menschliche und soziale Belange sind ihnen fremd. Die Gefühle und Gedanken der Personen werden, wenn überhaupt, dann nur sehr plakativ dargestellt. Wirklich sympathisch oder nachvollziehbar ist keine der Figuren.
Hinzu kommen kleinere logische Fehler im Aufau der Geschichte.

Der Roman lässt sich leicht und schnell "herunterlesen", da er keine großen Ansprüche an den Leser stellt. Die Lösung ist immerhin einigermaßen überraschend, aber wirkliche Spannung will sich auch nicht wirklich einstellen. Vielleicht, weil man sich in keine der Figuren einfühlen kann und daher auch nicht "mitfiebert", vielleicht, weil die einzelnen Szenen zu abgedroschen wirken.
Alles in allem kann man sagen, dass das Buch leichte Unterhaltungskost ist. Wer psychologische Rafinesse und hohe Erzählkunst erwartet, ist allerdings hiermit schlecht beraten.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.