Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
penigram

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 23.04.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


sehr gut

Die Stimme der Kraken

Ich glaube, auf kaum ein Buch habe ich mich in den vergangenen Wochen mehr gefreut. Das Thema, die angekündigten Spannungselemente, verbunden mit Gesellschaftskritik, Natur und Zukunftstechnologie - das ist genau meins! Außerdem ist das Cover wirklich toll, finde ich, ein richtiger Blickfang, der direkt neugierig macht.

Nun … ich wurde nicht enttäuscht. Aber so begeistert wie erhofft bin ich auch nicht. Zuerst muss ich sagen, dass die entworfene Welt dem Autor wirklich gut gelungen ist. Ich habe die Atmosphäre gespürt, fand die gut dosiert eingestreuten Science-Fiktion Elemente und die fortgeschrittene Technologie, um die sich das Buch ja in großen Teilen dreht, super beschrieben. Ich konnte mir alles vorstellen und fand es unheimlich interessant, wie der Autor kreativ und doch faktenbasiert mit all diesen Elementen umgegangen ist und wissenschaftlichen Perspektiven in seinem Roman Raum gegeben hat. Dafür schon einmal ein großes Lob!

Der Einstieg ist dann auch sehr interessant, die Stimmung geheimnisvoll. Mein Interesse an den Kraken war sofort geweckt. Ein wenig hat mir der Thriller-Aspekt dann im weiteren Verlauf der Handlung aber doch gefehlt. Ja, das Buch hat auch durchaus Spannungselemente und eine fein gestrickte Atmosphäre (ich finde auch das asiatische Setting sehr gut umgesetzt, muss ich sagen), aber es ist vor allem eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Leben an sich, mit der Frage, wo das Bewusstsein beginnt, mit der Erforschung von Kommunikation und macht auf gesellschaftlich hochrelevante Themen wie die Potenziale und Gefahren von KI aufmerksam. Insbesondere die philosophischen und gesellschaftskritischen Fragen, die Einblicke in die Forschung zum Thema Bewusstsein und die damit verwobenen dystopischen Elemente haben mir enorm gut gefallen. Und als solches sollte man das Buch denke ich auch sehen und lesen. Etwas schade finde ich in diesem Zusammenhang vor allem, dass das Buch in erster Linie als Öko-Thriller angepriesen wird, und ich weiß nicht so recht, ob es das wirklich trifft. Mich hat das Buch manchmal sogar ein wenig an Filme wie „Arrival“ (den ich sehr toll finde) erinnert.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Der philosophische/gesellschaftskritische Aspekt des Werkes hat immer wieder mein Interesse geweckt und ich mochte die vom Autor gestrickte Atmosphäre sowie den klaren, leicht zu lesenden Schreibstil sehr. Der Autor versteht es, auch schwierige Themen klar umzusetzen und dem Leser zugänglich zu machen, was ich für eine ganz tolle Fähigkeit halte. Auch die Auseinandersetzung mit dem Thema KI hat mir gut gefallen, ich hatte das Gefühl, hier einen sehr nuancierten und intelligenten Blick auf das Thema zu erhalten. Der Thriller-Aspekt stand für mich beim Lesen nicht im Vordergrund, es ist für mich eher ein ruhigerer und stellenweise sehr nachdenklicher Roman. Manchmal kommt auch Spannung auf, aber für mich stand sie rückblickend nicht im Vordergrund. Mir gefällt das eigentlich, aber ich es ein bisschen anders erwartet. Ich finde das Marketing einfach ein klein wenig irreführend, weshalb ich fürchte, dass möglicherweise ein Teil des Lesepublikums mit falschen Erwartungen an das Buch herangehen könnte. Was schade ist, denn als das, was es ist, ist das Buch wirklich lesenswert. Der einzige kleine Kritikpunkt, den ich habe, ist, dass ich mit den Hauptfiguren nicht wirklich warmgeworden bin. Hier hätte ich mir gewünscht, noch mehr mitfühlen und mitfiebern zu können und noch mehr Einblicke in die Motivationen und inneren Welten der Haupfiguren zu erhalten.

Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die nach einem klugen, nachdenklich machenden Roman suchen, der geschickt wissenschaftliche und gesellschaftsrelevante Themen aufgreift und gut dosiert Spannungselemente einflicht. Für eingefleischte Thriller-Leser, die nach einer sehr rasanten Handlung suchen, ist das Buch aber vermutlich eher nicht gemacht, zumindest meiner Meinung nach.

Bewertung vom 01.04.2024
Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1
Lorentz, Iny

Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1


ausgezeichnet

Gewohnt gut

"Die verkaufte Sängerin", ein neuer Roman von Iny Lorentz - so spannend und unterhaltsam, wie ich es von den Autoren gewohnt bin. Als begeisterte Iny Lorentz-Leserin wusste ich natürlich sofort, dass ich „Die verkaufte Sängerin“ unbedingt lesen muss, und wieder einmal bin ich nicht enttäuscht worden.

Die Handlung dreht sich um eine junge Sängerin, Cristina, deren große Begabung so großen Neid hervorruft, dass sie kurzerhand verkauft wird …

Ich liebe es einfach, wie es den Autoren immer wieder gelingt, eine spannende, bildgewaltige Version der Vergangenheit zu entwerfen, wie liebevoll die Figuren ausgearbeitet sind, wie ergreifend und spannend ihre Wege, und wie leicht und flüssig der. Schreibstil einen durch die Geschichte führt. Sicher, es ist vielleicht nicht immer alles historisch akkurat - aber wen interessierts? „Die verkaufte Sängerin“ hat mich hervorragend unterhalten. Cristinas Geschichte, mit all ihren Höhen und Tiefen, war spannend, ergreifend, gut erzählt, und ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird.

Mir haben auch insbesondere das Setting in Thüringen und die Darstellung von Cristinas Leben, erst bei den Gauklern und später dann bei Hofe sehr gut gefallen. Hier merkt man wieder einmal, wie gut die Autoren sich darauf verstehen, ihre Geschichten mitsamt der ganzen Szenerie lebendig werden zu lassen. Iny Lorentz - Bücher sind für mich immer, als würde vor meinen Augen ein Spielfilm ablaufen. Ich hoffe, ich muss nicht mehr allzu lange auf die nächsten Bände warten.

Das Cover ist, wie von Iny Lorentz Büchern gewohnt, farbenfroh und stimmungsvoll. Insgesamt sind die Cover nicht so mein Geschmack, aber sie haben natürlich einen gewissen Wiedererkennungswert, daher … passt schon. Mein Fazit: Eine spannende Reise in die Vergangenheit, bildgewaltig und flüssig erzählt, mit einer wunderbaren und liebenswürdigen Protagonistin. Es kommt definitiv keine Langeweile auf, ich klebte nur so an den Seiten. Insbesondere für Fans von Iny Lorentz ist die Geschichte um Christina natürlich ein Muss. Insgesamt eine Leseempfehlung von mir und natürlich fünf Sterne.

Bewertung vom 24.03.2024
Die Vermesserin der Worte
Seck, Katharina

Die Vermesserin der Worte


sehr gut

Die Wortvermesserin

Der neue Roman von Katharina Seck kommt mit einer schönen und vielversprechenden Idee daher: Die junge Autorin Ida ist in einer Schreibblockade gefangen. Seit vier Monaten hat sie es nicht geschafft, auch nur ein Wort zu Papier zu bringen. Deshalb nimmt sie einen Aushilfsjob bei einer alten Dame auf dem Land an. Deren Geschichte und Erinnerungen wecken auch in Ida endlich wieder die Worte, nach denen sie so lange gesucht hat.

Wirklich, eine tolle Idee. Und ich mochte die alte Dame, Ottilie, sehr. Ihre Vergangenheit sowie die langsam wachsende Beziehung zwischen ihr und Ida waren mein liebster Teil der Erzählung.

Aber trotz der schönen Aspekte von „Die Vermesserin der Worte“ hatte ich leider auch meine Probleme mit diesem Buch. Ich mag das Thema wirklich gern, fand auch die Leitfrage, ob man Worten ein Gewicht geben und sie vermessen kann, interessant, und Ottilies und Idas Beziehung war mein persönliches Highlight des Buches. Aber ich hatte leider kaum je dieses besondere Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen. Häufig wurde für meinen Geschmack zu viel und zu kleinteilig erzählt, und oft wirkte es leider so, als ob aus sehr wenig sehr viel gemacht werden soll. Und Ida wirkt leider, wiewohl sehr sympathisch, als Hauptfigur gerade am Anfang etwas zu träge und als Figur eher unausgereift. Zudem gab es für mich bei Idas Ankunft im Dorf wirklich zu viele verschiedene Vergleiche, erst fühlte sie sich, als wäre sie in Narnia, dann ein paar Sätze später, als wäre sie in Oz gelandet, dann zwei Seiten später, als wäre sie Alice, die ins Wunderland gelangt ist. Solche Vergleiche mögen ja wirksam sein, und man kann sie ja auch alle an verschiedenen Stellen des Buches nutzen, aber drei solcher Vergleiche kurz hintereinander, bezogen auf das selbe Dorf und Idas Ankunft dort, sind maximal verwirrend.

Was jetzt Ida, die Hauptfigur, angeht: Ich mochte ihren nachdenklichen und sensiblen Charakter schon gern. Auch ihre Liebe zu Büchern ist spürbar. Dennoch hat mir immer weder die Tiefe gefehlt. Während Ottilie als Figur interessant ist, bleibt Ida blass. Mir fehlte auch ihre Motivation - ja, die Autorin erklärt, wie verzweifelt Ida nach „ihren Worten“ sucht, aber ich sehe nichts von dieser verzweifelten Suche. Sie hat vier Monate lang in ihrer Wohnung gehockt und kein Wort geschrieben, das wirkt für mich eher wie Selbstaufgabe. Und dann sucht sie sich einen Aushilfsjob auf dem Land, in der vagen Hoffnung, dass ein Tapetenwechsel ihr bei ihrer Schreibblockade hilft. Okay, noch einigermaßen verständlich, aber … sie sucht sich diesen Job ja auch nicht wirklich selbst, sie bekommt ihn quasi unter die Nase gehalten. Sie unternimmt anfangs eigentlich nichts aus einem starken inneren Antrieb heraus, und auch, wenn ihre Mutlosigkeit und Selbstaufgabe irgendwie nachvollziehbar sind, machte es mir den Einstieg sehr, sehr schwer. Das finde ich schade, denn es hat mich daran gehindert, voll und ganz mit dieser eigentlich sympathischen und einfühlsamen Figur mitzufühlen und voller Interesse und Freude mit ihr auf die Reise zu gehen.

Ein anderes Problem, das ich mit Ida hatte, und das hat mich wirklich gestört … sorry, ich habe ihr die Autorin nicht abgekauft. Was hat sie denn geschrieben vor ihrer Blockade, welche Themen beschäftigten sie, welches Genre, wie viele Bücher hat sie veröffentlicht, hat sie eine Lektorin oder Agentin, die ihr in den Allerwertesten tritt? Worten sucht sie denn überhaupt?

Die Spurensuche selbst fand ich spannend, obwohl mir manche von Idas Schlüssen gerade am Anfang (später war es dann besser) etwas weit hergeholt erschienen. Wieso ging sie schon ganz am Anfang, kurz nach ihrer Ankunft im Dorf, davon aus, dass Ottilie Geheimnisse hütet oder dass die Dorfbewohner versucht haben, ihre Geschichte auszulöschen? Wegen einer einzigen fehlenden Seite in einer Dorfchronik? Ida kennt anfangs weder Ottilie noch die Dorfbewohner, und schon quasi von der ersten Sekunde an trifft sie dafür sehr weitreichende Annahmen und zieht umfassende Schlüsse. Ida „wusste“ einfach instinktiv sofort und auch erstaunlich umfassend und zutreffend, was mit allen los ist. Das ist zu viel, finde ich.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich habe mich sehr auf „Die Vermesserin der Worte“ gefreut, weil die sehr Idee schön ist. Und der Roman hat auch viel Gutes. Ottilie war mein persönlicher Liebling, während ich leider Schwierigkeiten hatte, mich von der Hauptfigur Ida wirklich mitreißen zu lassen. Am besten hat mir die langsam wachsende Beziehung zwischen Ottilie und Ida gefallen.

Ich vergebe 3,5 Sterne, aufgerundet demnach vier, und eine eingeschränkte Leseempfehlung für alle, die gern eine liebevolle, langsam erzählte Geschichte über die Liebe zu Büchern und zum Lesen lesen möchten. Ganz viele Pluspunkte gibt es außerdem für das Cover, das wirklich hervorragend gelungen ist und sehr stilvoll aussieht.

Bewertung vom 19.02.2024
Thieves' Gambit
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit


sehr gut

Dieses Fantasybuch hat mich, zugegebenermaßen, positiv überrascht. Nach so vielen Fantasy-Enttäuschungen (für mich) in den vergangenen Monaten und Jahren - da hatte ich die leise Befürchtung, dass auch dieses Buch sich nicht unterscheiden würde.

Und ja, es läuft im Grunde wieder nach einem Schema ab, das wir schon zur Genüge kennen: Eine taffe Protagonistin tritt in einen Wettstreit ein, und natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte. Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive verfasst, die im Augenblick in diesem Genre ja wirklich überall verwendet wird und mit der ich manchmal ganz keine Problemchen habe. Dennoch - Thieves Gambit war überraschend rasant, spannend erzählt, mit einer wirklich gut ausgearbeiteten Protagonistin.

Rosalyn ist eine Diebin, und als ihre Mutter entführt wird, hat sie nur eine Wahl. Sie muss am Thieves Gambit teilnehmen, einem anspruchsvollen Wettkampf für Diebe. Denn der Gegner bekommt einen Wunsch erfüllt. Das ist auf jeden Fall erstmal eine starke Motivation für die Teilnahme an so einem Wettbewerb, sehr nachvollziehbar, und es macht Rosalyn auch gleich sympathisch.

Als ich die Leseprobe gelesen hatte, hatte ich ein wenig die Befürchtung, Rosalyns taffe Art könnte etwas zu überzeichnet werden (ihr wisst schon, diese furchtbaren Protagonisten, die bei jedem Thema rumzicken, zeigen müssen, wie toll und taff sie sind, obwohl es überhaupt nicht not tut, ständig jeden anschnauzen und sich immer für etwas Besseres halten … gähn). Nein, die Protagonistin kommt hier mit einem facettenreichen Charakter daher, man glaubt ihr, dass sie wirklich eine gute Diebin ist, und sie ist pfiffig. Ich mochte sie und auch ihre Entwicklung im späteren Verlauf der Story sehr und habe gern mit ihr diese Geschichte erlebt. Manchmal ist sie mir ein bisschen auf die Nerven gegangen, weil ich finde, dass sie auf bestimmte Dinge hätte schneller kommen können … aber gut.

Die Liebesgeschichte ist mein kleiner Kritikpunkt - sie war ganz süß, aber ich habe da keine großen Gefühle gespürt und fand auch den Love Interest ein wenig … naja. Ich meine, er war als Figur ganz nett, aber ich habe ihn einfach nicht gefühlt. Ich habe die Liebesgeschichte nicht gefühlt, sorry. Für mich hätte sie gar nicht Bestandteil des Buches sein müssen. Dahingegen sind sehr viele Nebencharaktere wirklich toll und haben mir großen Spaß bereitet. Noelia zum Beispiel hat mir wirklich gut gefallen. Die Freundschaften in diesem Buch waren wirklich schön gezeichnet.

Die Handlung ist, vor allem, als das Gambit dann endlich losgeht, sehr rasant und spannend, es geht von einer Aufgabe zur nächsten an verschiedenen Schauplätzen. Die Aufgaben haben sich etwas geglichen, aber insgesamt fand ich den Wettkampf schon gut ausgestaltet und habe besonders in diesem Abschnitt des Buches geradezu am Buch geklebt. Es war mir dann schon irgendwann klar, worauf das Ganze hinauslaufen könnte - den Cliffhanger habe ich so aber nicht erwartet. Ich werde den zweiten Band kaufen müssen.

Insgesamt ein wirklich rasantes, gut zu lesendes Buch für Zwischendurch. Ich hatte trotz kleiner Kritikpunkt viel Spaß beim Lesen und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 22.01.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Leuchtfeuer

Der Roman „Leuchtfeuer“ von Dani Shapiro hat mich durch sein wunderschönes Cover und die geheimnisvoll anmutende Beschreibung sofort in seinen Bann gezogen, und ich wusste, dass ich es unbedingt lesen muss. Ich wurde nicht enttäuscht. Den Leser erwartet ein außergewöhnlicher Roman über die Frage von Schuld und dem Zusammenhang allen Lebens in diesem Universum. Eigentlich eine perfekte Lektüre, nachdem ich kürzlich den Roman von Neil deGrasse Tyson lesen durfte.

Die Handlung setzt in den 1950ern ein: Wir folgen dem Leben zweier Familien in einem amerikanischen Vorort. Die Teenager Sarah und Theo werden betrunken in einen schlimmen Autounfall verwickelt - ein Ereignis, das die beiden Familien fortan miteinander verbinden wird. Das Geheimnis dieser Nacht zieht sich fortan wie ein unsichtbarer roter Faden durch das Leben und die Schicksale dieser beiden Familien.

Die Aufarbeitung dieser Nacht geschieht erst nach und nach in einer nicht-chronologischen Erzählung, ganz besonders durch die Linse der besonderen Freundschaft zwischen Ben Wilf, dem Vater der beiden Teenager, und dem hochbegabten Waldo Shenkman. Durch seine Freundschaft mit dem Jungen, der später zum Astrophysiker heranwächst, erhält Ben das Geschenk der Erkenntnis und lernt, das Universum und seinen eigenen Platz darin neu zu bewerten und sich mit der großen Schuld dieser Nacht auseinanderzusetzen.

Mein Fazit: „Leuchtfeuer“ ist ein berührender aber auch komplexer und nicht immer leicht zu lesender Roman, in dem die Frage nach der Schuld, nach dem Universum und wie am Ende alles zusammenhängt, gestellt wird. Wir folgen einer tragischen Familiengeschichte, einem gebrochenen Mann, einer besonderen Freundschaft - und den Sternen. Ein außergewöhnliches Leseerlebnis, für das ich 4,5, aufgerundet demnach 5 Sterne vergebe. Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.01.2024
Im Spiegel des Kosmos
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


sehr gut

Ein Blick aus dem Universum

Ich habe mir sehr viel von dem Buch „Spiegel des Kosmos“, geschrieben von dem Astrophysiker Neil deGrasse Tyson, versprochen - und vieles wurde eingehalten. Im Voraus wusste ich nicht zu 100% worum es in dem Buch wirklich gehen sollte, und ich denke, man muss auch zumindest einen Teil gelesen haben, um das so richtig zu kapieren. Im Grunde ist es eine Auseinandersetzung mit dem Denken selbst, mit Methoden des Erkenntnisgewinns, wie unsere Denkweise und Debatten sich dem häufig entziehen und wie ein Blick aus dem Kosmos auf die Welt uns eine neue Perspektive eröffnen kann. Das Buch ist ein Plädoyer dafür, festgefahrene, nicht faktengestützte Denkweisen und Glaubenssätze in uns selbst zu entdecken und kritisch zu prüfen. Eine frische Brise auf jeden Fall, wenn man immer mal Zeit auf sozialen Medien wie Twitter verbringt oder den Kopf über die aktuellen Nachrichten schüttelt. Dafür allein war es mir das Leseerlebnis schon wert, und ich bin froh, dass ich das Buch vorab lesen und besprechen darf.

Grundsätzlich flüssig geschrieben führt der Autor den geneigten Leser in die Welt des wissenschaftlichen Denkens ein, erklärt, wie evidenzbasierte Daten zustande kommen und wie wir selbst anfangen können, unsere Glaubenssätze kritisch zu prüfen. Er warnt davor - eine Lektion, die mir nicht fremd ist und die ich sehr zu schätzen weiß - der eigenen Meinung mehr zu trauen als präsentierten, wissenschaftlich fundierten Fakten. Die Welt der Wissenschaft ist mir nun nicht fremd, viele der Methoden, auf die deGrasse Tyson sich bezieht, sind mir vertraut. Ich denke auch, wenn man sich schon mit dem Autor auf einer Linie befindet und mit wissenschaftlichen Methoden vertraut ist, wird man dieses Buch ganz besonders zu schätzen wissen. Ich hoffe jedoch, es erreicht auch viele Menschen außerhalb der wissenschaftlichen Bubble - das Potenzial hat es auf jeden Fall.

Obwohl das Buch mir grundsätzlich gut gefallen hat, habe ich auch ein paar Kritikpunkte. Die Schreibweise empfand ich im Vergleich zu anderen Sachbüchern (beispielsweise den Büchern von Stephen Hawking oder Tim Marshall) als etwas dröge. Es ließ sich immer noch gut lesen, aber es ergab sich kein wirklicher Sog, kein „ich muss jetzt weiterlesen“ - und ja, das können Sachbücher auch leisten, Hawkings Bücher sind dafür ein perfektes Beispiel. Und die Übersetzung … meine Herren. Es war teilweise wirklich schlecht und umständlich übersetzt und ich überlege, mir das Buch im englischen Original noch einmal anzuschauen. Die Übersetzungsleistung hat mich wirklich gestört. Was mir außerdem nicht gefallen hat, ist die extrem (!) amerikanistische Perspektive in diesem Buch. Beispiel: Wenn ein Alien auf der Erde landet und sagt „Bringt mich zu eurem Führer“ gehts natürlich zum Weißen Haus. What? An einigen Stellen habe ich mich gefragt, in welcher Welt der Autor eigentlich lebt. Patriotismus schön und gut, aber bei einem so aufgeklärten Kopf hätte ich etwas anderes erwartet. Show dont tell und so. Auch die besprochenen Probleme wurden immer in rein amerikanischer Perspektive angeschaut und besprochen, es wurde an keiner Stelle wirklich über den Tellerrand geblickt - obwohl das doch eigentlich das Ziel des Buches war. Vielleicht ist dieses Buch allein an ein amerikanisches Publikum gerichtet, in dem Falle: Ok. Aber wenn es an ein internationales Publikum gerichtet ist, ist das so nicht ausreichend. Das können andere amerikanische Autoren viel, viel besser.

Im Fazit lässt sich sagen, dass dieses Buch durchaus lesenswert ist. Es bietet in der Tat, wie versprochen, neue Perspektiven auf bekannte Probleme und stellt vor allem das emotionsgeladene, wenig faktenbasierte menschliche Alltagsdenken auf den Prüfstand. Die Erklärungen, wie man zu evidenzbasierten Schlüssen gelangt und wie man Fakten und Meinungen trennt, haben mir gut gefallen. Das allein ist der Lektüre wert. Allerdings hat das Buch auch Schwächen, und insgesamt hatte ich etwas mehr erwartet. Vor allem auch hier und da mehr Selbstreflexion und Weitblick vonseiten des Autors. Ich vergebe 3,5 Sterne, aufgerundet demnach vier

Bewertung vom 06.01.2024
Die Mönchin
Orontes, Peter

Die Mönchin


ausgezeichnet

Spannend

Die Mönchin ist mein erstes Buch des Autors Peter Orontes.
Der Roman scheint von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ Inspiriert. Auch hier haben wir eine verworrene, gut durchdachte Kriminalgeschichte in einer mitteralterlichen Abtei.
Wir folgen der Reise von Ariana, die als Mönch verkleidet ist. Sie ist auf der Suche nach einem geheimnisvollen und gefährlichen Schriftstück, das die ganze christliche Welt erschüttern könnte. Ein sehr gefährliches Vorhaben, denn nicht nur legt sie sich mit mächtigen und skrupellosen Gegnern an, auch ihre wahre Identität darf niemand herausfinden.

Mir hat dieser Roman wirklich gefallen. Ein spannendes Buch, das mit einer gut durchdachten Handlungen, Geheimnissen und Rätseln und einer beeindruckenden Protagonistin aufwarten kann. Ich habe sehr mir Ariana mitgefiebert und war die ganze Zeit neugierig, wo die Geschichte am Ende hinführt. Das Lesen war für mich an kaum einer Stelle langweilig, und dazu war der Roman auch gut mit historischen Fakten unterfüttert und es gab immer wieder neue, Interessante Informationen. Ich habe wirklich etwas dazugelernt. Insbesondere das Ende liest sich sehr spannend, und die Auflösung hat mich absolut überzeugt.

Auch die Aufmachung des Buches gefällt mir: Ein sehr schönes Cover, das sich wunderbar im Regal macht. Großes Lob und eine Empfehlung von mir.

Bewertung vom 07.07.2023
Komplizin
Li, Winnie M

Komplizin


ausgezeichnet

ein aktuelles und überzeugendes Werk

Komplizin behandelt ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: Eine junge, hart arbeitende Frau wird Teil der aufregenden Filmwelt, und zunächst scheint es, als könnte sie in dieser Welt auch gewinnen - als könnte sie es mit ihrem Talent und ihrer Arbeit immer weiter nach oben schaffen. Aber schon bald muss sie mit den Schattenseiten umgehen: Nicht nur Überarbeitung, unfähige Chefs, lange verfestigte Machtstrukturen, sondern auch Männer, die ihre Machtpositionen ausnutzen und Mitwisser, die dieses System akzeptieren - und damit auch zu seiner Erhaltung beitragen. Viele Jahre später erzählt Sarah in einem Interview, was ihr widerfahren ist und setzt sich auch mit ihrem eigenen Gefühl der Schuld auseinander.

Die Aktualität des Themas hat mich gleich neugierig auf das Buch gemacht. Vor der Kulisse der Filmbranche, über die hier schonungslos und spannend berichtet wird, werfen wir einen Blick auf die Perspektive einer ehrgeizigen und talentierten Frau, die irgendwie beides ist: Opfer und auch Mitwisserin. Mir hat dieser differenzierte Blickwinkel sehr gefallen. Hier wird Aufmerksamkeit auf das gelenkt, was in den betroffenen Frauen und Mitwisserinnen vorgegangen sein muss, wie sie mit dem Erlebten umgingen und versuchten, weiterzumachen - aber auch auf ihre Träume, die mir manchmal in der Debatte zu kurz gekommen sind. Es ist nicht verwerflich, in dieser Traumfabrik Karriere machen zu wollen, auch nicht für eine Frau, und es macht immer wieder fassungslos, wie viele Karrieren talentierter, vielversprechender junger Frauen wohl auf diese Weise zerstört worden sind. Dieses System aus Macht, Missbrauch, Hoffnung und Schweigen wird hier dargestellt, mit einer überzeugenden Protagonistin, deren Zerrissenheit man immer wieder spürt.

Sprachlich erinnert der Roman eher an einen Bericht, aber dieser neutralere Tonfall passte gut zu der Tragweite der Geschehnisse. Es ist wichtig, immer wieder einen Blick auf Systeme zu werfen, in der jeden Tag Macht ausgenutzt wird, in der Machtgefälle geschaffen und zementiert und schließlich auch ausgenutzt werden, zum Vergnügen einiger weniger und zum Leid vieler. Dieses Buch bringt eine eigene Perspektive in diese Debatte und allein schon deshalb bin ich froh, mich damit auseinandersetzen zu können. Eine überzeugende und interessante Lektüre, die mich hier und da vielleicht nicht ganz so fesseln konnte wie erhofft, aber nichtsdestotrotz ein wichtiges und aktuelles Werk. 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung gibt es von mir.

Bewertung vom 04.12.2022
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1


sehr gut

Spannender Auftakt

Dieses Buch ist der Auftakt einer Trilogie. Es geht um das Verschwinden der jungen Lilli Sternberg in dem kleinen Ort Seelnitz auf dem Darf. Es ermitteln die Kryptologin Mascha und ihr Kollege Tom, die sich erst einmal zusammenraufen müssen. Da ich aus Mecklenburg-Vorpommern stamme, war ich sehr gespannt auf dieses Buch und auch auf den Regionalbezug. Ich wurde nicht enttäuscht „Der Strand“ ist ein guter Auftakt mit einem spannenden Fall, einem Ermittlerteam, mit dem man gerne mitfiebert, und vielen kleinen Geheimnissen, die im laufe der Handlung aufgeworfen und nur teilweise gelöst werden.

Der Roman ist aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, viele der beteiligten Personen kommen zu Wort. Sie alle haben Geheimnisse, die es im Verlauf der Handlung zu lösen gilt, und die mit dem Verschwinden der jungen Frau zu tun haben. Die vielen Perspektiven waren interessant, mir persönlich aber manchmal etwas zu viel. Ich vertraue aber darauf, dass alle diese Fäden am Ende der Geschichte zusammenführen werden, deshalb warte ich einfach gespannt auf das, was da noch kommt. Das einzige, was mich etwas gestört hat, war, dass fast jedes Kapitel auf einem Cliffhanger endet, und danach häufig erstmal die Perspektive gewechselt wurde. Ich finde, es gibt schönere Möglichkeiten, Spannung zu erzeugen. Das hätte nicht sein müssen und hat irgendwann etwas genervt.

Der Schreibstil der Autorin ist leicht und gut zu lesen; die Kapitel kurz und unterhaltsam. Hin und wieder war der Stil sehr metaphorisch/blumig, was ich in diesem Genre nicht häufig sehe. Manchmal war das irritierend, aber nicht schlecht. Insgesamt liest sich das Buch gut weg und ich hätte auch Lust, mehr von der Autorin zu lesen. Kurzweilig und unterhaltsam ist das Buch allemal, und auch die Atmosphäre kommt gut rüber. Ich konnte mir immer alles bildlich vorstellen.

Die Charaktere waren sehr interessant, vor allem viele der Nebencharaktere fand ich spannend. Tom und Mascha hätten für mich noch etwas mehr Tiefe haben können, und manche Konflikte wirkten für mich etwas konstruiert. Trotzdem mochte ich die beiden und hoffe, dass sie in den Folgebänden noch etwas mehr Tiefe bekommen. Das Potenzial haben sie dafür auf jeden Fall. Insgesamt hat mir das Buch Spaß gemacht, und ich fand den Fall auch sehr spannend beschrieben und hatte Spaß beim Miträtseln. Ich vergebe 4 Sterne und freue mich auf den zweiten Band.

Bewertung vom 19.11.2022
CATAN Bd.1
Teuber, Klaus

CATAN Bd.1


sehr gut

Wikingergeschichte

In dem Buch geht es um die Halbbrüder Thorolf, Yngvi und Digur, die den Töchtern eines Wikingerfürsten zur Flucht verhelfen. Darafhin werden die Brüder verbannt. Sie reisen auf dem Schiff ab, zusammen mit einer Reihe anderer Figuren, die ein neues Leben an fernen Ufern ersehnen. Bald erreichen sie Catan, wo sie ein ganz neues Leben und viele Herausforderungen, Intrigen und Kämpfe meistern müssen. Eine Saga in der Wikingerzeit mit spannender Handlung, tollen Beschreibungen und ausführlicher Schilderung der Wikingerzeit, besonders geeignet für Fans der nordischen Geschichte.

Ich kenne bereits das Spiel „Die Siedler von Catan“, das ich früher sehr gern gespielt habe, und an das das Buch ja auch angelehnt ist. Das merkt man definitiv im Verlauf der Lektüre, gerade, wenn das Leben auf der Insel Catan beschrieben wird. Mir hat das sehr gut gefallen, denn es hat schöne Erinnerungen geweckt und Lust gemacht, das Spiel mal wieder aus der Ecke zu holen und zu spielen. Zunächst dachte ich, dieses Buch würde den Siedlern von Catan von Rebecca Gable ändern, und in Teilen tut es das auch, aber es ist trotzdem eine eigenständige, neue Erzählung, die ich genießen konnte.

Das Leben in der Vergangenheit, die Wikinger und schließlich die Reise nach Catan und das Leben dort beschreibt der Autor anschaulich, sodass es sich anfühlt, als wäre man selbst vor Ort. Es wird sehr viel und sehr detailliert beschrieben, was für viele sicherlich etwas ausufernd ist, und sich vielleicht hier und da auch mehr wie ein Sachbuch über die Zeit der Wikinger liest. Ich fand es zwar teilweise auch etwas sehr detailliert, mochte aber die Beschreibungen dennoch sehr. Ich habe sehr viel gelernt über die Wikinger und ihre Lebensweise und fand auch die Atmosphäre und die Handlung drum herum sehr schön. Besonders interessant waren auch die Schilderung der Gesellschaft und der Sitten und Bräuche sowie der Übergänge zum Christentum.

In „Die Siedler von Catan“ kommen sehr viele Charaktere zu Wort, und ich mochte gerade Figuren wie Thorolf und Asla sehr. Ihre Reise war schön geschildert, und ebenso wie die kleine Liebesgeschichte, die ich als sehr atmosphärisch empfunden habe. Mit Asla konnte ich mich besonders gut identifizieren. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeiten, und wie sie die Widrigkeiten des Lebens meistert, hat mich oft beeindruckt. Auch die Beschreibungen ihrer Tätigkeit als Heilerin war interessant. Auch Thorolf hat mir gut gefallen, denn er ist ruhig und besonnen und konnte auf diese Weise sehr viele Herausforderungen auf der Reise und später auf der Insel meistern.

Fazit: Insgesamt ist „Die Siedler von Catan“ ein schöner Schmöker für die kalten Tage. Längen hier und da, und auch manchmal etwas ausschweifende Beschreibungen machten die Lektüre an der ein oder anderen Stelle etwas langwieriger, und auch an die vielen unterschiedlichen Charaktere muss man sich erst einmal gewöhnen. Doch der Roman besticht zugleich mit tollen Beschreibungen, einer interessanten Handlung und einer herzerwärmenden kleinen Liebesgeschichte. Eine Reise in die Vergangenheit, mit einer bildhaften, flüssigen Sprache. Ich gebe dem Buch gern 4 von 5 Sternen und werde sicherlich auch das Spiel mal wieder hervorholen.

12