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goldi
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Bewertung vom 24.01.2011
Berthold Beitz - Die Biographie
Käppner, Joachim

Berthold Beitz - Die Biographie


ausgezeichnet

Ein durch und durch beeindruckendes Buch, dass das Lebenswerk von Berthold Beitz (B.B) in hervorragender journalistischer Form beschreibt (J. Käppner ist Ressortleiter bei der SZ)

Der Aufstieg von B.B. von der Iduna-Germania Versicherung bis hin zur Revisionsabteilung der Deutschen Shell und die Versetzung 1939 nach Polen (Boryslaw) heute Ukraine sollte sein Leben radikal ändern. J.K. beschreibt in beeindruckender Weise wie B.B. fast täglich durch sein unerschrockenes Handeln Menschenleben rettet. Menschenleben rettet in einer Art und Weise die einem den Atem an manchen Stellen des Buches stocken lässt. Er „befreundet“ sich mit den SS-Chargen an, um diese anschließend zu benutzen und auch damit wieder Menschenleben zu retten. Eine hohe moralische Gesinnung die sich wie ein roter Faden durch sein weiteres Nachkriegsleben gezogen hat. Insbesondere die Auszeichnung in Israel im Jahre 1990 als „Gerechter unter den Völkern“ in Yad Vashem gehört sicherlich zu den beeindruckendesten Anerkennungen die er in seinem Leben erhalten hat.

Auch sein, zum damaligen Zeitpunkt der frühen 50er und 60er Jahre, bewusstes Eintreten für die Versöhnung ggü. Polen und der ehemaligen Sowjetunion ist beindruckend beschrieben, bis hin zum Kniefall Willy Brands in Polen. Wobei insbesondere die Ära Adenauer zeigt, mit wie viel Skepsis die Bundesregierung seine Aktivitäten begleitet hat, ja sogar versucht wurde diese zu hintertreiben. Aber auch hier hat er sich ggü. allen Bestrebungen wiedersetzt und ist gradlinig seinen ihm vorschwebenden Weg gegangen.
Aber auch in seinen eigenen Kreisen, der Unternehmensführer, war er speziell in den 50er und 60er Jahren ein Außenseiter. Insbesondere zum Verband der Deutschen Industrie hatte er über viele Jahrzehnten ein sehr distanziertes Verhältnis. Da ihm die Art und Weise wie dort gedacht und agiert wurde nicht seinen Vorstellungen von einem guten Unternehmertum entsprach.

Ein weiteres großes Kapitel ist die Familiengeschichte von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach der ihn 1953 zu seinen Generalbevollmächtigten macht. Auch hier zeigt sich seine Gradlinigkeit ggü. den Eigentümern aber auch seine hohes Verantwortungsbewusstsein ggü. den Mitarbeitern. Er war der Spiritus Rector der Krupp in eine Stiftung überführt hat.
Wer sich für die Deutsche Wirtschaftgeschichte, dem Ruhrgebiet mit Krupp im speziellem Interessiert, findet hier eine gute Beschreibung der damaligen und heutigen Verhältnisse, bis hin zu Gerhard Cromme in der Neuzeit.
Wenn die heutigen Manager auch nur Ansatzweise diese hohen moralischen Ansätze die B.B. sein Leben lang gesetzt hat auch nur Ansatzweise in den letzten Jahren beherzigt hätten, wären uns sicherlich einige wirtschaftliche Exzesse geblieben.

Ferner wird in dem Buch sein Eintreten für die Olympiabewerbung für München/Kiel beschrieben und seine Rolle im IOC zum damaligen Zeitpunkt

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