Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Jasika

Bewertungen

Insgesamt 678 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2025
Die geheime Sehnsucht der Bücher
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

"Ist nicht jedes Buch auch eine Aspirin für die Seele?"



„Mut und Trost und sich verzeihen: Jean fand immer das richtige Buch für die Wunden und Kratzer der Seele, für die es sonst keine Pillen, Chirurgen oder Reklamationsstellen gab.“



Mit „Die geheime Sehnsucht der Bücher“ kehrt Nina George zurück auf das literarische Bücherschiff von Jean Perdu – und lässt ein weiteres Mal die heilende Kraft der Literatur spürbar werden. Dieser Roman ist mehr als eine Geschichte – er ist ein Ort. Ein Ort aus Papier, Tinte und Gefühl, an dem Trost auf Poesie trifft und Bücher wie Heilmittel wirken.

Jean Perdu hat seine „Literarische Apotheke“ einst gegründet, um Antworten auf die leisen, unbeantworteten Fragen des Lebens zu finden – für sich und andere. Auf seinem Bücherschiff lagern mittlerweile 9837 ausgewählte Werke, fein säuberlich sortiert nach seelischen Leiden wie „helfen beim Weinen“, „Vatersehnsucht“ oder „uneingestandene Vorurteile“. Perdu versteht sich als Vermittler zwischen Mensch und Geschichte, als jemand, der nicht verkauft, sondern verschreibt. Die Bücher stehen nie zufällig im Regal – sie sind Diagnosen mit Wirkung.

Im Mittelpunkt des Romans steht jedoch nicht nur der melancholisch-weise Buchhändler, sondern auch Pauline, seine junge Mitstreiterin mit einem feinen Gespür für Herzenswunden, und vor allem die zwölfjährige Françoise. Sie bringt ihre eigenen, schwer wiegenden Geheimnisse mit an Bord. Ihre Figur berührt tief: ein Mädchen, das viel zu früh Verantwortung übernimmt, das die Launen ihrer Mutter auffangen muss und kaum weiß, wie es sich anfühlt, einfach Kind zu sein. Sie flüchtet sich in Bücher – nicht aus Abenteuerlust, sondern aus Verzweiflung.


Die Sprache dieses Romans ist bildgewaltig, poetisch und von einer Tiefe, die nachwirkt. Manche Sätze hallen lange nach – wie etwa der Einwand der Mutter in der Schreinerei, als ihr beiläufig Beileid ausgesprochen wird: „Beileidsrhetorik ist die wahre Beleidigung des Schmerzes.“ Eine kluge, unangenehm ehrliche Beobachtung, die mitten ins Herz trifft. Viele solcher Sätze lassen innehalten, machen nachdenklich, fast andächtig – es ist kein Buch zum schnellen Verschlingen, sondern eines, das man langsam genießt und immer wieder aufschlägt.

Dabei ist es auch eine Hommage an das Lesen selbst. Eine Ode an jene, die sich in Büchern verlieren, um sich selbst zu finden. An Leser, für die das Leben ohne Geschichten undenkbar ist. Das Motto des Romans steht diesem Gedanken sinnbildlich voran:

„Wo endet das Buch, wo beginnt das Leben? Oder ist es ganz anders, und wir bewahren dich in uns auf, damit du weitergehen kannst?“



Nina George gelingt es erneut, ein tief empfundenes Plädoyer für die Macht der Literatur zu formulieren. Ihr Stil ist philosophisch anspruchsvoll, voller Herzenswärme, Melancholie und Hoffnung. Zwischen den Zeilen entfalten sich Weisheiten, Trost und eine stille Schönheit – ganz leise, aber mit großer Kraft.


Fazit:

„Die geheime Sehnsucht der Bücher“ ist ein Lieblingsbuch. Es ist klug, tröstlich, zärtlich. Für alle, die das Lesen lieben – und wissen, dass zwischen zwei Buchdeckeln manchmal mehr Heilung liegt als in einem ganzen Apothekenschrank.
Ein literarisches Geschenk für Herz, Verstand und Seele.

Bewertung vom 20.05.2025
Das neue Universum

Das neue Universum


ausgezeichnet

Wissenschaft, Technik, Gesellschaft und Abenteuer – "Das neue Universum 121" bietet genau das, was der Titel verspricht: eine abwechslungsreiche und hochaktuelle Reise durch die spannendsten Themen unserer Zeit. Dieses traditionsreiche Sachbuch überzeugt auch in seiner neuesten Ausgabe mit einer Fülle an fundierten Reportagen, brillanten Fotografien und anschaulich aufbereiteten Beiträgen.

Schon das Inhaltsverzeichnis macht deutlich, wie umfassend das Spektrum ist:

Vor- und Nachspann
Expeditionen, Völker, Gesellschaft
Naturwissenschaften und Medizin
Natur- und Klimaschutz
Technik
Weltall und Zubehör
Arbeitsfelder
Kunst, Kultur, Geschichte
Sport und Freizeit.

Ergänzt wird dies durch das integrierte „Urania Universum“ – eine Art „Buch im Buch“, das in der Ausgabe Nr. 38 unter den Rubriken Missionen, Visionen, Klima und Genial Universal besondere Themenblöcke aufgreift. In dieser Mitte des Bandes bündelt sich die Idee Alexander von Humboldts: grenzüberschreitendes Denken, vernetzte Erkenntnis, kulturübergreifende Perspektiven.

Was dieses Buch besonders auszeichnet, ist die Vielfalt an Themen, von denen man viele im Internet gar nicht erst suchen würde – schlichtweg, weil man sie nicht kennt. So erfährt man etwa von der futuristischen Megastadt "The Line" in Saudi-Arabien, einem ambitionierten Projekt, das neun Millionen Menschen auf engstem Raum mitten in der Wüste beherbergen soll – nachhaltig, schnurgerade, hochmodern. Oder man liest über den König Francis von Bandenkopf in Kamerun, der mit seinem eigenen Kalendersystem und einer achttägigen Woche kulturelle Identität bewahren will.

Weitere Highlights sind u.a. die Forschung an einem möglichen Antiserum gegen sämtliche Schlangenbisse, ein spektakuläres Saatgutlager auf Spitzbergen oder die Entzifferung antiker Schriften, die seit dem Vesuvausbruch vor 2.000 Jahren verborgen lagen. Auch die Hirnforschung und der Stand der Weltraumtechnologie kommen nicht zu kurz.

QR-Codes zu vielen Beiträgen führen direkt zu weiterführenden Informationen und Videos – eine moderne Ergänzung, die das Leseerlebnis erweitert und vertieft.

Fazit:

"Das neue Universum 121" ist ein beeindruckendes Kaleidoskop aus Wissenschaft, Technik, Kultur und Zukunftsvisionen. Es ist nicht nur spannend und informativ, sondern macht große Lust darauf, sich mit den Fragen unserer Zeit zu beschäftigen. Anspruchsvoll, aber gut verständlich geschrieben, eignet sich das Buch für alle neugierigen Leser ab 16 Jahren – und ist damit auch ein ideales Geschenk für wissbegierige Jugendliche.

Bewertung vom 19.05.2025
Maikäferjahre (eBook, ePUB)
Höflich, Sarah

Maikäferjahre (eBook, ePUB)


sehr gut

"Maikäferjahre" ist ein atmosphärischer, feinfühlig erzählter Roman über das Ende des Zweiten Weltkriegs – und über Menschen, die versuchen, in den Trümmern dieser Zeit einen neuen Halt zu finden. Sarah Höflich verwebt persönliche Schicksale mit historischen Ereignissen zu einem bewegenden Gesamtbild zwischen Zerstörung und Hoffnung.

Im Zentrum stehen die Zwillingsgeschwister Anni und Tristan, deren Wege sich während des Krieges trennen: Anni flieht mit ihrer kleinen Tochter und dem jüdischen Musiker Adam aus dem zerstörten Dresden, während Tristan als junger Luftwaffenpilot in englische Kriegsgefangenschaft gerät. Was beide verbindet, ist der feste Glaube daran, dass der andere noch lebt – und die Briefe, die sie einander schreiben, ohne zu wissen, ob sie je ankommen.

Der Roman spielt in Deutschland, Österreich und Großbritannien und zeigt, dass der Krieg mit der Kapitulation nicht vorbei ist. Adam wird in einem Tiroler Dorf offen abgelehnt – als Halbjude, als Fremder, als Störfaktor. Selbst Annis Bleiben wird an Bedingungen geknüpft. Auch Tristan erlebt in England Ablehnung und Hass, und nur wenige Menschen begegnen ihm mit Mitgefühl – nicht ohne Konsequenzen.

Besonders gelungen fand ich die Einbettung in den historischen Kontext: Kurze Einschübe mit Zeitangaben und Fakten vor jedem Kapitel verankern das Geschehen in der Realität und bilden einen starken Kontrast zur emotionalen Handlung.

Höflichs Schreibstil ist eindringlich und bildhaft, dabei nie überladen. Beim Lesen liegt stets eine gewisse Anspannung in der Luft – und doch gibt es auch Hoffnungsschimmer. Was mich nicht ganz überzeugt hat, war die manchmal etwas idealisierte Darstellung, besonders in Tristans englischer Episode. Auch Anni und Tristan hätten an manchen Stellen mehr Ecken und Kanten vertragen können.

Fazit:

Ein berührender Roman über Schuld, Vergebung und die Frage, wo man nach einem solchen Krieg überhaupt noch dazugehören darf.
Vor allem Annis und Adams Geschichte wirkt noch nicht auserzählt – ich würde mich sehr über eine Fortsetzung freuen.

Bewertung vom 17.05.2025
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Ein Serienmörder, der seine Opfer scheinbar nach dem Tod noch einmal auftreten lässt, Krähen als Boten des Schreckens – und zwei Ermittler, die nicht nur mit dem Täter, sondern auch mit ihren eigenen Schatten kämpfen: Krähentage bietet von Beginn an einen nervenaufreibenden Plot mit mysteriösen Wendungen und düsterer Atmosphäre.

Schon die erste gemeinsame Ermittlung von Mila Weiss und Jakob Krogh konfrontiert das ungleiche Duo mit einem Fall, der alles andere als gewöhnlich ist. Zwei Morde, zwei Opfer, die nachweislich nach ihrem Tod gesehen wurden, und an beiden Tatorten finden sich ausgehungerte Krähen mit unheilvollen Botschaften. Der Täter inszeniert seine Taten mit perfider Präzision – und bleibt gleichzeitig gesichtslos. Jeder könnte es sein. Dieses beklemmende Moment der Unsicherheit zieht sich durch den ganzen Roman und macht einen großen Reiz der Geschichte aus.

Benjamin Cors erzählt in klarer, packender Sprache, spart nicht an Tempo oder Dramatik. Immer wieder wechselt er die Perspektive, gewährt auch Einblicke in die Gedankenwelt des Mörders – das sorgt für zusätzliche Spannung, aber auch für eine gewisse Brutalität, die nichts beschönigt. Die Gewalt wird teilweise sehr detailliert beschrieben, was den Thriller streckenweise reißerisch wirken lässt.

Die Ermittler selbst bleiben trotz angedeuteter persönlicher Konflikte eher blass. Jakob, der scheinbar ausgeglichene Familienvater, und Mila, die kompromisslose Einzelgängerin, wirken oft wie Typen, nicht wie Menschen mit echten Ecken, Kanten oder Entwicklungen. Ihre Zusammenarbeit funktioniert – emotional mitgehen konnte ich mit ihnen aber kaum.

Anfangs fiel mir der Einstieg in den Roman schwer. Die Handlung beginnt zwar ungewöhnlich, doch die emotionale Distanz zu den Figuren und der Fokus auf die Schockmomente packten mich nicht. Erst zur Mitte hin nahm das Geschehen deutlich Fahrt auf, Spannung und Tempo zogen an, und das düstere Setting entfaltete seinen Reiz. Das Finale ist rasant, stellenweise atemlos – wenn auch nicht ganz schlüssig. Besonders Jakobs geheimes Innenleben bleibt in meinen Augen unausgereift.


Fazit:

"Krähentage" ist ein Thriller mit hoher Schlagzahl, düsterer Bildsprache und einem ungewöhnlichen Mordfall, der für Nervenkitzel sorgt. Wer psychologische Tiefe sucht, wird hier eher enttäuscht, doch Freunde von actionreichen, harten Thrillern kommen voll auf ihre Kosten. Für mich persönlich zu drastisch und zu wenig vielschichtig – aber zweifellos spannend inszeniert.

Bewertung vom 17.05.2025
Rebellin der Hohen Schule
Lynn, Nora

Rebellin der Hohen Schule


gut

Mit viel Flair und einem ungewöhnlichen Schauplatz lockt Rebellin der Hohen Schule in das Wien des späten 19. Jahrhunderts. Im Zentrum steht Margarete, die als Frau in einer von Männern dominierten Welt bestehen will – ihr Ziel: Bereiterin an der Spanischen Hofreitschule zu werden. An ihrer Seite (oder besser: gegen sie) steht August, ein arroganter, attraktiver Gegenspieler, der schnell zum klassischen Enemies-to-Lovers-Kandidaten avanciert.


Zu Beginn entfaltet der Roman eine eindrucksvolle Kulisse: Reitkunst, höfische Intrigen und der Glanz der kaiserlichen Metropole verschmelzen zu einem fesselnden Setting. Margarete wirkt zunächst mutig, leidenschaftlich und glaubwürdig rebellisch. Die wechselnden Perspektiven – neben ihr auch August und Wenzel – bereichern die Handlung und sorgen für emotionale Tiefe. Die Chemie zwischen den Figuren ist spürbar, die Spannung in ihrer Dynamik überzeugend aufgebaut.


Doch nach rund zwei Dritteln bricht die Erzählung merklich ein. Figuren, die zuvor differenziert gezeichnet waren, handeln plötzlich irrational und unlogisch. Margaretes Charakter verliert an Kontur, August wird zum Abziehbild eines typischen "Love Interests", und die vorher aufgebaute Tiefe zerfällt in klischeehafte Entwicklungen. Die Dialoge kippen ins Plakative, und Wendungen wirken überzogen und unausgereift.


Gerade weil der Einstieg so gelungen ist, schmerzt der abrupte Qualitätsverlust umso mehr. Die letzte Phase des Romans wirkt gehetzt, unausgewogen und lässt kaum Raum für eine glaubwürdige Auflösung. Man merkt, dass hier mehr möglich gewesen wäre – und dass die Idee hinter der Geschichte deutlich mehr verdient hätte.


Fazit:

Ein Roman mit großartigem Setting, mutiger Heldin und starkem Beginn – der jedoch leider an der eigenen Ambition scheitert. Wer über die Schwächen der zweiten Hälfte hinwegsehen kann, wird dennoch gut unterhalten. Allen anderen bleibt der bittere Nachgeschmack einer Geschichte, die vielversprechend startete, aber ihr Ziel verfehlte.

Bewertung vom 17.05.2025
Coco und die Revolution der Mode
Johannson, Lena

Coco und die Revolution der Mode


sehr gut

Lena Johannson gelingt mit ihrem Roman ein einfühlsames Porträt einer Frau, die gegen viele Widerstände ihren eigenen Weg geht – und dabei die Modewelt für immer verändert. Im Mittelpunkt steht nicht die Ikone Coco Chanel, wie sie später berühmt wurde, sondern die junge Gabrielle, deren unerschütterlicher Wille und klare Vision bereits früh sichtbar werden.

Gabrielles Kindheit ist geprägt von Entbehrungen, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Schritt für Schritt tastet sie sich an ihren Traum heran, probiert sich aus, fällt zurück, steht wieder auf. Erst durch die Begegnung mit Boy Capel – einem Mann, der sie erkennt und fördert – bekommt ihr Weg Richtung und Tempo. Ihre zarte Liebesgeschichte verleiht dem Roman zusätzliche Tiefe, ohne je kitschig zu wirken.

Besonders überzeugend ist, wie greifbar Lena Johannson die Figur Chanel zeichnet: als stolze, kluge, manchmal auch verletzliche Frau, die sich vom engen Korsett der gesellschaftlichen Erwartungen befreit – und genau darin ihren unverwechselbaren Stil findet. Der Ton des Romans ist angenehm flüssig, historisch gut eingebettet und atmosphärisch dicht.

Ein fesselnder Roman über Mut, Liebe und Selbstverwirklichung, der Einblicke in die Anfänge eines Weltimperiums gibt – und die Geschichte einer Frau erzählt, deren Name bis heute für Eleganz steht.

Fazit: Inspirierend und stilsicher erzählt – eine klare Empfehlung für alle, die sich für starke Frauenfiguren und Modegeschichte interessieren.
4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 17.05.2025
Das Lied der Biene
Groß, Gabriela

Das Lied der Biene


gut

Marga ist seit Jahren die stille, verlässliche Kraft im Haushalt des erfolgreichen Hoteliers Paul Alprecht. Doch nach einem aufwühlenden Streit mit ihrer Tochter, die ihr vor Augen führt, wie wenig sie ihr eigenes Leben lebt, und angesichts der bevorstehenden Hochzeit ihres Arbeitgebers, beschließt Marga, zu kündigen. Dazu kommt es jedoch nicht – denn Pauls Verlobte Sibylle stirbt völlig unerwartet an einem allergischen Schock nach einem Bienenstich. Inmitten dieser Erschütterung schreibt Marga eine anonyme, tröstende E-Mail. Dass daraus ein persönlicher Austausch entsteht, der beide verändert, hätte sie selbst am wenigsten erwartet.

Gabriela Groß erzählt eine Geschichte, in der viel mitschwingt: Verlust, zweite Chancen, familiäre Spannungen und die leise Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben. Dabei stehen weniger spektakuläre Wendungen als vielmehr die inneren Prozesse der Figuren im Vordergrund – allen voran Margas langsames Erwachen aus einem Leben, das sie sich lange selbst verwehrt hat. Unterstützt wird sie dabei von zwei Freundinnen, die sie mit sanfter Hartnäckigkeit ermutigen, sich selbst ernst zu nehmen.

Die Autorin verwebt zahlreiche Themen: Trauer, überfordernde Mutterrollen, Beziehungskonflikte, Angst vor Veränderung – das Spektrum ist breit. Und obwohl die Fülle an Motiven gelegentlich an der Grenze zur Überladung kratzt, gelingt es Groß, ihren Figuren Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Besonders Margas Wandlung wird feinfühlig und nachvollziehbar gezeichnet. Auch Paul, der mehr ist als der typische Unternehmer, gewinnt durch seine Verletzlichkeit an Profil.

Die Dialoge sind einfühlsam, stellenweise poetisch, und oft finden sich kleine Lebensweisheiten zwischen den Zeilen, die zum Innehalten einladen. Allerdings geraten einige Entwicklungen etwas holprig, und gegen Ende wirkt die Handlung gehetzt – als würde die Geschichte schneller vorangetrieben, als ihr guttut.

Fazit:
Ein warmherziger Roman mit lebensnahen Figuren, leisen Tönen und einer ermutigenden Botschaft. Die Geschichte zeigt, dass es nie zu spät ist, für sich selbst einzustehen. Einige dramaturgische Schwächen trüben das Lesevergnügen, doch insgesamt bleibt ein positives Gefühl zurück – wie ein spätsommerliches Summen in der Luft.

Bewertung vom 17.05.2025
Die Hüter der verborgenen Königreiche / Royal Institute of Magic Bd.1 (MP3-Download)
Kloss, Victor

Die Hüter der verborgenen Königreiche / Royal Institute of Magic Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

Ben hat es nicht leicht: Seit dem rätselhaften Verschwinden seiner Eltern schlägt er sich allein durchs Leben – irgendwo zwischen Schulbesuch, Freunden und dem Versuch, nicht völlig den Halt zu verlieren. Doch dann taucht eine rätselhafte Nachricht auf, die sein Leben schlagartig verändert. Sie führt ihn in eine verborgene magische Welt – eine Welt voller fliegender Greife, sprechender Trolle und schimmernder Magieperlen. Am Royal Institute of Magic scheint plötzlich alles möglich. Und doch lauert hinter der Fassade der Zauberwelt eine dunkle Bedrohung: Der König der Dunkelelfen verfolgt einen gefährlichen Plan, der nicht nur Ben, sondern das Gleichgewicht der magischen Königreiche ins Wanken bringen könnte.



Der erste Band dieser neuen Fantasyreihe entführt seine Hörer in ein originelles, gut durchdachtes Universum. Besonders gelungen ist die Idee, Magie an Perlen zu binden, die nur mit Geschick und Übung kontrolliert werden können. Auch die Einbindung der Queen als historische Gründungsfigur des magischen Instituts in London verleiht der Geschichte einen reizvollen britischen Anstrich.

Der Aufbau der Handlung verläuft zunächst etwas sprunghaft: Ein Prolog in der Vergangenheit legt den Grundstein für die Welt, bleibt jedoch in vielen Punkten vage. Erst nach und nach setzen sich die Puzzleteile zusammen. Während Ben seine Reise antritt, wird auch die Entwicklung der magischen Ordnung über die Jahre hinweg angedeutet – ein gelungener Ansatz, der allerdings gelegentlich zu Unklarheiten führt.



Ben ist eine sympathische Hauptfigur, deren Geschichte berührt, auch wenn sein Handeln manchmal etwas impulsiv wirkt. Unterstützt wird er von seinem loyalen Freund Charlie und der klugen Halbelfe Natalie, die beide interessante Gegenpole bilden und der Handlung zusätzliche Dynamik verleihen.



Obwohl der Schreibstil an einigen Stellen noch etwas holprig wirkt, entwickelt sich eine spannende Erzählung, die gegen Ende deutlich an Fahrt aufnimmt. Der finale Konflikt bleibt offen – ein klassischer Cliffhanger, der Lust auf mehr macht. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, was die Vorfreude auf den zweiten Band weckt.



Nico-Alexander Ludwig verleiht der Geschichte mit seinem lebendigen Vortrag genau die richtige Atmosphäre. Mit viel Gespür für Tonlage und Rhythmus haucht er den Charakteren Leben ein und macht die Welt des Royal Institute of Magic auch für jüngere Hörer greifbar.



Fazit:


Ein vielversprechender Auftakt mit eigenständigem Magiekonzept und spannenden Figuren. Zwar ist die Erzählweise stellenweise noch etwas unrund, doch der Reiz der magischen Welt und die geheimnisvolle Suche nach Bens Eltern sorgen für genug Spannung, um dranzubleiben. Eine Empfehlung für fantasiebegeisterte Kinder ab 10 Jahren – und alle, die Lust auf ein neues magisches Abenteuer haben.

Bewertung vom 17.05.2025
Nordseefunkeln
Janz, Tanja

Nordseefunkeln


gut

Lucia, erfolgreiche Moderatorin aus Berlin, wird durch einen Schwächeanfall jäh aus ihrem hektischen Alltag gerissen. Eine Auszeit muss her – und über ein Wohnungstauschportal landet sie im nordfriesischen St. Peter-Ording. Während sie sich auf Ruhe und Meerblick freut, kämpft ihre Tauschpartnerin Felke in Berlin mit eigenen Dämonen. Was folgt, ist ein vierwöchiger Neuanfang auf Zeit, bei dem nicht nur Hündin Tiffi und Oma Truels für Wirbel sorgen, sondern auch der charmante Nachbar Wilko samt ungewöhnlichem Haustier-Duo: zwei rotbunten Husumer Schweinen.

Tanja Janz verpackt Lucias Reise in einen angenehm lesbaren Wohlfühlroman. Die Beschreibungen der Nordseeküste sind lebendig und vermitteln Urlaubsstimmung, die Atmosphäre ist herzlich und heimelig. Auch die Idee des Wohnungstauschs bringt frischen Wind in die Handlung.

Allerdings bleibt die Geschichte über weite Strecken zu glatt. Konflikte werden rasch abgehandelt, Ecken und Kanten fehlen – vieles wirkt allzu vorhersehbar. Gerade Figuren wie Oma Truels oder Wilko hätten mehr Tiefe verdient. Auch Lucias Entwicklung verläuft geradlinig und ohne größere Stolpersteine.

Fazit:

"Nordseefunkeln" bietet eine nette Auszeit für zwischendurch – leicht, warmherzig und mit einer Prise Romantik. Wer einfach abtauchen will, wird gut unterhalten. Wer jedoch nach emotionaler Tiefe oder überraschenden Wendungen sucht, dürfte enttäuscht sein.

Bewertung vom 16.05.2025
Natürlich Maria
Groß, Maria

Natürlich Maria


gut

Inhalt:

Maria Groß, Spitzenköchin und Gastgeberin der „Bachstelze“ in Erfurt, möchte mit ihrem Buch zeigen, wie mit „weicher Schlichtheit“ und wenig Aufwand gutes Essen gelingt. Das Buch ist in vier Rubriken gegliedert:

Die Welt ist bunt – Und diese Vorspeisen sind es auch!,
Koch dich glücklich – Unkomplizierte Wohlfühlrezepte,
Das Leben ist süß – Glücksmomente zum Teilen und
Marias Basics – Grundrezepte und Vorratshaltung.

Die Rezepte sind einfach gehalten, meist mit regionalen und saisonalen Zutaten. Neben gelungenen Ideen wie einem Wassermelonensalat mit grünem Spargel und Feta stehen sehr schlichte Klassiker wie Milchreis oder Eierkuchen mit Apfelmus. Wer auf regionale Spezialitäten aus Thüringen hofft, wird nur selten fündig – schade, denn hier hätte das Buch ein starkes Profil entwickeln können.


Sprache:

Der Ton ist warm, persönlich und direkt. Maria Groß schreibt in einer lebensnahen Sprache, die den Leser zum Nachkochen einlädt. Kleine Gedankenimpulse zum Glück und zur Freude an den kleinen Dingen durchziehen das Buch und sorgen für eine angenehme Stimmung. Die Texte wirken authentisch – das passt zum Anliegen der Autorin, Lebensfreude und Genuss miteinander zu verbinden.

Persönlicher Bezug:

Meine Erwartungen waren hoch – vielleicht zu hoch. Leider hat mich das Buch inhaltlich nicht überzeugt. Für seine Dicke enthält es zu wenig Rezepte, und viele Seiten bleiben halb leer. Die Auswahl ist meist schlicht, doch mir fehlt dabei der Reiz. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich kein Gericht entdeckt, das ich unbedingt selbst ausprobieren möchte. Milchreis oder Eierkuchen mit Apfelmus etwa sind Klassiker, die man in jedem Grundkochbuch findet – wer braucht dafür heute noch ein Rezept?
Auch der Butterzopf mit Manitoba-Mehl zeigt eine gewisse Diskrepanz zwischen Anspruch und Alltagstauglichkeit – denn dieses Mehl habe ich in keinem Supermarkt gefunden.

Am meisten angesprochen hat mich die Rubrik "Marias Basics". Die einfachen Brotrezepte, Buttervariationen und Marmeladenideen sind praktikabel und charmant. Hier blitzt auf, was ich mir vom gesamten Buch gewünscht hätte: eine klare Handschrift, unkomplizierte Küche mit dem gewissen Etwas. Leider fehlt vielen der übrigen Rezepte genau das – sie bleiben zu schlicht, ohne durch besondere Akzente zu glänzen.

Fazit:

Ein schön gestaltetes, liebevoll geschriebenes Buch mit guter Botschaft. Doch inhaltlich bleibt es hinter den Erwartungen zurück. Wer einfache Alltagsküche mit Herz sucht, wird fündig. Wer kulinarische Inspiration, regionale Handschrift oder kreative Impulse erwartet, dürfte enttäuscht werden.