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Jasika

Bewertungen

Insgesamt 740 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2025
Breidenbach, Ursi

Christmas Cake und Glitzerschnee


sehr gut

Es gibt Bücher, die man einfach gern zur Hand nimmt, sobald es draußen grau, kalt und ungemütlich wird. Dieses hier gehört für mich dazu. Ich habe es mir mit einer warmen Decke und einer Tasse Tee zu Hause gemütlich gemacht und war sofort in dieser winterlichen Stimmung, die der Roman so gut einfängt. Edinburgh wird so klar beschrieben, dass ich beim Lesen richtig Lust bekommen habe, die Stadt selbst einmal zur Weihnachtszeit zu erleben.

Ursi Breidenbach schreibt leicht und anschaulich. Die Figuren fühlen sich authentisch an und gerade die Großmutter bleibt in Erinnerung, weil sie der Geschichte so viel Herzlichkeit gibt. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die sich mitten in einer turbulenten Lebensphase wiederfindet und zwischen alten Verpflichtungen und neuen Möglichkeiten ihren Platz sucht. Die Liebesgeschichte entwickelt sich glaubwürdig, ohne zu sehr im Vordergrund zu stehen, und die familiären Spannungen bringen genau die richtige Portion Tiefe hinein. Die Weihnachtsvorbereitungen, kleine Traditionen und Begegnungen verleihen dem Ganzen ein angenehmes Tempo und viel Atmosphäre. Es bleibt spannend genug, ohne ins Kitschige abzurutschen, und liest sich warm und ohne Längen.

Fazit:

Ein stimmungsvoller Weihnachtsroman mit sympathischen Figuren und viel Charme. Perfekt für gemütliche Winterstunden.

Bewertung vom 08.11.2025
Mirow, Benedict

Joshua Jackelby


sehr gut

"Dünne Rauchschwaden zeichneten feine Nebelbänder in den goldenen Lichtstreif über der Stadt. Auf den Dächern glitzerten die Regentropfen der letzten Stunden und die Sonne stand so tief, dass sie schon fast die Türme der Westminster Abbey zu berühren schien."


London im Jahr 1851, ein Ort, an dem elegante Herrschaften in Kutschen an schmutzigen Gassen vorbeifahren und Zeitungsjungen die neuesten Schlagzeilen über das aktuelle Tagesgeschehen ausrufen. In dieser pulsierenden Stadt voller Gegensätze beginnt die Geschichte von Joshua Jackelby, einem Jungen, der nichts besitzt außer seinem Mut, seiner Loyalität und einem Traum.

Gemeinsam mit seinen Freunden Leroy und Charlotte, genannt Charly, taucht Joshua in ein Abenteuer ein, das ihn von den dunklen Straßen Londons bis in die Kreise reicher Erfinder führt. Was mit der Rettung eines kleinen Hundes aus der Themse beginnt, entwickelt sich zu einer rasanten Jagd nach gestohlenen Bauplänen für eine geheimnisvolle Flugmaschine. Es lauern Intrigen, Gewalt und Armut, die für Kinder dieser Zeit bitterer Alltag sind.

Benedict Mirow versteht es Spannung und Atmosphäre zu verbinden. Die Geschichte ist temporeich, detailreich und so bildhaft erzählt, dass man die feuchte Kälte der Kopfsteinpflastergassen beinahe spürt. Besonders beeindruckend ist, wie authentisch er das viktorianische London einfängt, das Elend der Straßenkinder, den Gestank der Gassen, aber auch die Faszination technischer Neuerungen. Die Freundschaft zwischen Josh, Charly und Leroy verleiht der Handlung Wärme und Menschlichkeit. Trotz aller Härte bleibt immer Hoffnung spürbar.

Joshua selbst ist eine Figur, die man sofort ins Herz schließt. Er ist klug, gerecht und mutig, ohne je den Blick für das Richtige zu verlieren. Auch die Einbindung realer Persönlichkeiten wie des Arztes Dr. John Snow, der tatsächlich im 19. Jahrhundert bahnbrechende Erkenntnisse zur Cholera gewann, verleiht dem Buch eine besondere historische Tiefe.

Das Buch ist hochwertig gestaltet, mit einer liebevoll illustrierten Stadtkarte und Lesebändchen.
Inhaltlich allerdings würde ich die Geschichte eher Jugendlichen ab etwa 13 Jahren empfehlen. Die Schilderungen von Hunger, Gewalt und Tod sind eindringlich und stellenweise bedrückend, was für jüngere Leser zu belastend sein könnte.


Fazit:

Ein fesselndes Abenteuer durch das London des 19. Jahrhunderts, das Mut, Freundschaft und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt. Sprachlich packend und voller Herz, aber thematisch eher für ältere Kinder und Jugendliche geeignet.

Bewertung vom 07.11.2025
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


gut

Als ich im letzten Jahr in Venedig war, blieb mir besonders ein Moment im Gedächtnis: ein Schaufenster auf Murano, in dem das Licht auf winzigen Glasperlen tanzte. Jede schien ihre eigene Geschichte zu erzählen. Dieses Gefühl hat mich beim Lesen von Tracy Chevaliers "Das Geheimnis der Glasmacherin" sofort wieder eingeholt.

Die Geschichte führt ins Jahr 1468. Nach dem Tod des Glasmeisters Lorenzo Rosso steht seine Familie vor einem Neuanfang. Seine Tochter Orsola darf die Werkstatt eigentlich nicht betreten, doch sie zieht es immer wieder zum Feuer, zu den Öfen, zum glühenden Material. Im Verborgenen lernt sie, Glasperlen herzustellen, und findet so einen Weg, das Erbe ihres Vaters weiterzuführen, gegen alle Regeln ihrer Zeit.

Tracy Chevalier zeichnet die Welt der Glasmacher mit großer Sorgfalt. Man riecht den Rauch, hört das leise Knistern, sieht die schimmernden Farben entstehen. Doch die Geschichte bleibt nicht in dieser Epoche stehen. Orsolas Leben dehnt sich über Jahrhunderte, sie erlebt Pest, Kriege, Revolutionen und selbst die Gegenwart. Sie scheint nicht zu altern, wandert wie ein stiller Zeuge durch die Zeit, während andere kommen und gehen.

Diese Idee hat mich gleichermaßen fasziniert und irritiert. Einerseits öffnet sie den Blick auf Venedigs Wandel, auf das, was bleibt, wenn Menschen und Zeiten vergehen. Andererseits bleibt Orsola dadurch auf Distanz, fast unnahbar. Ich hätte mir mehr Gefühl, mehr innere Bewegung gewünscht – weniger Beobachtung, mehr Leben.

Trotzdem entfaltet der Roman eine leise Schönheit. Er zeigt Venedig jenseits des Postkartenbildes, als Stadt der Handwerker, der Geduld und der Erinnerung. Wer bereit ist, sich auf den ruhigen Rhythmus einzulassen, spürt beim Lesen etwas von der Zeitlosigkeit, die Murano umgibt.

Fazit:

Eine atmosphärisch dichte Geschichte über das Vermächtnis der Glaskunst und die Kraft des Durchhaltens. Historisch detailreich, ruhig erzählt, berührend in Momenten, aber nicht durchgehend fesselnd.

Bewertung vom 07.11.2025
Hill, Melissa C.

Evermind. Sie kennt dich


sehr gut

Was wäre, wenn eine Künstliche Intelligenz nicht nur Empfehlungen ausspricht, sondern dein gesamtes Leben bestimmt? Wenn sie berechnet, wen du liebst, was du isst, welchen Beruf du ausübst – und wann du gehst? Diese Frage zieht sich wie ein kalter Strom durch Melissa C. Hills Roman "Evermind. Sie kennt dich", eine dystopische Zukunftsvision, die beängstigend nah an unserer Gegenwart liegt.

Livia lebt in einer dreigeteilten, unterirdischen Stadt unter New York. Offiziell zum Schutz der Menschheit, nachdem die Oberfläche angeblich unbewohnbar wurde. Doch dieses „Leben im System“ ist nichts anderes als eine perfekt gesteuerte Simulation. Jeder Tag, jede Entscheidung, jedes Gefühl wird von der allwissenden KI MAM berechnet. Livia fügt sich zunächst in ihre Rolle als Pflegerin der Abteilung N, bis ihr dort die schwerkranke Mathea begegnet – eine Frau aus ihrer Kindheit, die einst wie eine Mutterfigur für sie war. Als Mathea plötzlich ohne gesund zu sein, aus der Krankenstation entlassen wird und ihr niemand sagen will, wohin, beginnt Livias Zweifel an der Perfektion von MAM.

Mit Cassian, einem jungen Mann aus einem anderen Sektor, wagt sie sich auf eine gefährliche Spurensuche. Dabei entdeckt sie Ungereimtheiten, die das gesamte System infrage stellen. Wo sind all die Menschen, die angeblich entlassen wurden? Warum erkennt ihre Freundin Anouk sie nicht mehr? Und wer bestimmt eigentlich, was wahr ist?

Die Autorin zeichnet ein spannendes und zugleich beklemmendes Szenario, das die Grenzen zwischen Sicherheit und Kontrolle verschwimmen lässt. Besonders eindrucksvoll ist, wie selbstverständlich die Figuren in dieser totalüberwachten Welt leben, wie blind sie der künstlichen Vernunft folgen. Gerade in der Krankenpflege, wo Algorithmen heute schon Entscheidungen unterstützen, wirkt die dargestellte Abhängigkeit erschreckend real.

Allerdings bleiben manche Details der unterirdischen Gesellschaft vage. Fragen wie die nach den Eltern der Kinder oder der genauen Struktur der drei Ebenen bleiben offen, was den Realismus der Welt etwas mindert. Dennoch überwiegt die Spannung, getragen von der wachsenden Verunsicherung der Protagonistin und der düsteren Atmosphäre einer Stadt ohne Himmel.


Fazit:

"Evermind. Sie kennt dich" ist mehr als eine Jugenddystopie. Es ist ein Denkanstoß über Freiheit, Selbstbestimmung und Vertrauen in die Technik. Das Buch erinnert daran, dass Bequemlichkeit ihren Preis hat und dass kein Algorithmus einer KI das Menschliche ersetzen kann.

Bewertung vom 02.11.2025
Gilmore, Laurie

Kiss me in Winter. Eine sugar coated Romance / Dream Harbor Bd.3


gut

In der dunklen Jahreszeit greife ich gern zu Geschichten, mit denen ich es mir zu Hause so richtig gemütlich machen kann. „Kiss me in Winter“ von Laurie Gilmore schien dafür genau das Richtige zu sein, eine leichte, winterliche Lovestory mit Wohlfühlatmosphäre.

Kira North will alles hinter sich lassen und wagt den Neuanfang auf einer alten Weihnachtsbaumfarm in Dream Harbor. Statt Idylle wartet dort jedoch Chaos: Die Farm ist heruntergekommen, die Heizung defekt, und die Einsamkeit größer als erwartet. Kira ist gereizt, unsicher und ziemlich unzugänglich. Als dann auch noch Bennett auf ihrem Grundstück auftaucht, prallen zwei Menschen aufeinander, die beide versuchen, ihr Leben neu zu sortieren.

Laurie Gilmore schreibt flüssig und schafft es, die winterliche Stimmung sofort spürbar zu machen. Man sieht die Lichter im Schnee, hört das Knirschen unter den Schuhen und fühlt sich kurz selbst in Dream Harbor versetzt. Das Setting ist zweifellos die Stärke des Buches, denn die kleine Stadt mit ihren liebenswerten Bewohnern und die verschneite Farm sind sehr stimmungsvoll beschrieben.

Mit Kira hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten. Ihre mürrische Art und das ständige Abblocken machen es schwer, Zugang zu ihr zu finden. Erst im späteren Verlauf taut sie auf, und die Geschichte bekommt mehr Gefühl. Ben wirkt sympathischer und zugänglicher, hat aber ein ausgeprägtes Helfersyndrom, das stellenweise etwas anstrengend ist.

Die Handlung bleibt insgesamt vorhersehbar, und die Liebesgeschichte ist für meinen Geschmack zu seicht. Trotzdem hat mich die Atmosphäre bei der Stange gehalten. Es ist ein Buch, das man gern an einem kalten Abend liest, auch wenn es emotional nicht allzu tief geht.

Fazit:

Eine charmante Winterromanze mit schönem Setting und angenehmem Stil, aber wenig Überraschung und Tiefe.

Nett zu lesen, ideal für zwischendurch.

Bewertung vom 28.10.2025
Graf, Lisa

Zwei Rivalen, ein Traum. / Lindt & Sprüngli-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Als Schokolade noch ein Luxusgut war, hart, bröckelig und weit entfernt von zartem Schmelz, begann in der Schweiz ein Wettlauf um die perfekte Rezeptur. In dieser spannenden Phase der Schokoladengeschichte setzt Lisa Grafs zweiter Band ihrer Saga an.

Der Roman führt nach Bern und Zürich, wo zwei Männer denselben Vornamen, aber ganz unterschiedliche Lebenswege haben. Rudolf Sprüngli, aus einer erfolgreichen Konditorenfamilie, und Rodolphe Lindt, Sohn eines Apothekers, der lieber eigene Wege geht als den Beruf des Vaters nachzugehen. Beide verbindet die Leidenschaft für das, was damals noch niemand Schokolade im heutigen Sinn nennen konnte.

Lisa Graf erzählt ihre Geschichte in wechselnden Perspektiven, was zu Beginn Konzentration erfordert, aber bald zu einem stimmigen Gesamtbild führt. Besonders Rodolphe Lindt rückt stärker in den Mittelpunkt. Man begleitet ihn durch Jahre des Lernens, Probierens und Zweifelns, bis er in seiner kleinen Werkstatt schließlich das erreicht, was ihm später Ruhm einbringen sollte.

Neben der Entwicklung der Schokolade zeichnet die Autorin ein lebendiges Bild der Zeit. Sie beschreibt den Alltag in den Fabriken, die gesellschaftlichen Gegensätze und den wachsenden Unternehmergeist des 19. Jahrhunderts mit viel Gespür für Details. Figuren wie die junge Arbeiterin Binia, die in Rodolphe Lindt verliebt ist, verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und historisch fundiert. Ich habe gespürt, wie sorgfältig Lisa Graf recherchiert hat, ohne dass der Text jemals trocken wirkt. Anfangs wechseln die Schauplätze etwas zu häufig, was den Lesefluss kurzzeitig bremst. Sobald der Fokus auf Lindt liegt, gewinnt die Erzählung spürbar an Kraft.


Fazit:

Ein atmosphärischer, packender Roman über die Anfänge der Schweizer Schokoladengeschichte. Lisa Graf verbindet historische Genauigkeit mit erzählerischem Feingefühl und macht neugierig auf den abschließenden Band der Trilogie.

Bewertung vom 20.10.2025
Kirchberger, Claudia und Jürgen

Hart am Wind


sehr gut

„Sturm auf See, das ist rohe Gewalt, das ist ein polternder, schreiender, krachender Lärm. Das Heulen des Windes, das Krachen und Stampfen des Bootes, das Tosen der heranrollenden Wellen und der dumpfe Aufschlag, wenn die Wellen über dem Deck zusammenbrechen.“

Dieser Satz lässt sofort erahnen, in welche Welt man mit Hart am Wind von Claudia und Jürgen Kirchberger eintaucht. Eine Welt aus Wasser, Wind und Wagemut. Die beiden Autoren haben nicht einfach eine Segelreise unternommen, sie haben sich auf eine Lebensreise eingelassen, die sie in die entlegensten Regionen der Erde führt.

Ich habe beim Lesen oft das Gefühl gehabt, direkt mit an Bord der „La Belle Epoque“ zu sein – das Holz knarzt, der Wind peitscht, das Meer tost. Startpunkt ist Österreich, von dort aus führt der Weg flussaufwärts über die Donau Richtung Norden, bis nach Tromsø, dem Tor zur Arktis. Von der Finnmark in Norwegen segeln sie weiter nach Island, folgen der alten Wikingerroute über die unberechenbare Irmingersee bis nach Grönland. Dort zeigt sich, was es bedeutet, sich wirklich auf das Leben auf See einzulassen: Kälte, Einsamkeit, Stürme und die Entscheidung, in einer einsamen Bucht Grönlands zu überwintern, eingeschlossen im Eis.

Besonders eindrücklich fand ich die Passage über die verlassene Geisterstadt Nordafar. Beim Landgang über das Eis zu den alten Ruinen konnte ich mir die Szenerie lebhaft vorstellen: der Frost knirscht unter den Stiefeln, das Schweigen über den leeren Häusern, die einst von Fischern bewohnt waren. Diese stillen Momente kontrastieren wunderbar mit den gefährlichen Etappen auf See, bei denen die beiden auch vom Tod eines anderen Weltumseglers erfahren, dessen Yacht einer Monsterwelle zum Opfer fiel.

Ein Höhepunkt des Buches ist ihre Durchquerung der legendären Nordwestpassage von Grönland nach Alaska ohne Eisbrecherunterstützung. Ein Abenteuer, das Respekt und Staunen weckt. Weiter geht es durch das Beringmeer, wo sie in einer kleinen Bucht vor einem Orkan Schutz suchen, bevor sie den Prinz-William-Sund erkunden, Wölfe beobachten und den majestätischen Columbia-Gletscher sehen. Fast ein Jahr verbringen sie in Alaska, bevor ihre Route weiterführt: über Kalifornien, Mexiko und Französisch-Polynesien bis nach Neuseeland.

Je weiter die Reise fortschreitet, desto stärker spürt man, wie die beiden zu Beobachtern einer anderen Welt werden. Der folgende Satz fasst ihre Haltung wunderbar zusammen:
„Unser Leben auf dem Ozean ist davon geprägt, immer weiterzuziehen, stets Veränderungen zu erleben. Gleichzeitig sind wir Beobachter geworden. Beobachter einer klaren Wasserwelt, wo der Lärm und die Ablenkung unserer Zeit keine Bedeutung haben.“

Dieses Leben fernab von Medien, Werbung und Beurteilung verleiht dem Buch eine fast meditative Tiefe. Man merkt, dass es ihnen nie darum ging, Orte abzuhaken, sondern sie wirklich zu begreifen, Menschen, Natur, Atmosphäre.

Die beiden erzählen in abwechselnden Tagebucheinträgen, was das Lesen besonders lebendig macht. So entsteht ein authentisches Bild ihrer Erlebnisse, das zwischen sachlicher Beobachtung und persönlicher Reflexion pendelt.

Was mir gefehlt hat, sind jedoch Einblicke in den Alltag an Bord. Wie sah das Leben zwischen den großen Momenten aus? Wie kochten sie, wenn frisches Obst und Gemüse Mangelware waren? Wie hielten sie durch, wenn die Tage eintönig wurden oder jemand krank war? Diese menschlichen Details hätten den Bericht noch greifbarer gemacht und emotional vertieft.

Trotzdem bleibt Hart am Wind ein eindrucksvoller Reisebericht voller Respekt für das Meer, den Mut und die Hingabe zweier Menschen, die sich dem Abenteuer ihres Lebens gestellt haben. Ihre Route liest sich wie eine Chronik der Extreme – von der Arktis bis zur Antarktis, von Eiswüsten bis zu Korallenriffen. Ein Buch, das die Sehnsucht nach Freiheit weckt, aber auch zeigt, wie fordernd sie sein kann.


Fazit:

Ein starkes, sachliches und zugleich faszinierendes Logbuch zweier Abenteurer, das mich beeindruckt, aber an manchen Stellen emotional mehr hätte berühren dürfen. Für Segelbegeisterte, Entdecker und alle, die das Meer lieben, ein empfehlenswerter Reisebericht.

Bewertung vom 20.10.2025
Schier, Petra

Schneeflöckchen, Weißpfötchen / Der Weihnachtshund Bd.10


sehr gut

Ich lese jedes Jahr gern die Weihnachtsromane von Petra Schier, weil sie mich zuverlässig in diese besondere weihnachtliche Stimmung versetzen.

Dieses Mal steht die Schäferhündin Amara im Mittelpunkt, die von Santa Claus auf eine besondere Mission geschickt wird. Durch einen technischen Defekt in seiner Wunschmaschine landet ausgerechnet ein Herzenswunsch von Xander, einem Fotografen und Reiseblogger, im Mittelpunkt des Geschehens. Er hofft, dass sich endlich erfüllt, was er sich schon so lange wünscht: dass seine beste Freundin Ellie erkennt, wie viel sie ihm bedeutet. Doch bevor die beiden zueinanderfinden, müssen sie einige Umwege gehen – und Amara hat alle Pfoten voll zu tun, um ihnen ein bisschen nachzuhelfen.

Was mir an Petra Schiers Büchern immer gefällt, ist ihre Fähigkeit, Charaktere mit Ecken und Kanten zu zeichnen. Auch hier sind die Figuren glaubwürdig, manchmal impulsiv, manchmal verletzlich, aber immer menschlich. Zwischen Schneefall, kleinen Missverständnissen und humorvollen Momenten entfaltet sich eine Geschichte, die zeigt, dass Liebe Zeit braucht – und dass man manchmal einfach mutig sein muss, um sie zuzulassen.


Fazit:

„Schneeflöckchen Weißpfötchen“ ist kein kitschiger Wohlfühlroman, sondern eine warmherzige Erzählung mit klugen Zwischentönen. Genau das Richtige, um sich an dunklen Wintertagen mit einer Decke einzukuscheln und für ein paar Stunden in eine stimmungsvolle Weihnachtswelt einzutauchen.

Bewertung vom 20.10.2025
Meyer, Lars

Legende der Schattenwächter - Kampf um die magischen Schlüssel


ausgezeichnet

Ich gebe zu, ich lese auch als Erwachsene ab und an gerne Fantasy, besonders wenn eine Geschichte verspricht, mich in eine magische, vielschichtige Welt zu entführen. „Die Legende der Schattenwächter. Kampf um den magischen Schlüssel“ hat genau das geschafft. Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt von der düsteren Atmosphäre und der faszinierenden Mischung aus Abenteuer, Freundschaft und Geheimnissen.

Hamburg im Jahr 1897 bildet den Ausgangspunkt für Armins Reise, die bald in eine gefährliche, magische Parallelwelt führt. Der 15-jährige Junge wächst einem schnell ans Herz, weil er kein typischer Held ist, sondern ein ganz normaler Junge, der unvermittelt in ein Schicksal hineingezogen wird, das größer ist als er selbst. Der Autor verbindet historische Elemente mit einer spannenden Fantasyhandlung, ohne dass es je konstruiert wirkt.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig, bildhaft und leicht zu lesen, sodass man sofort in die Geschichte eintaucht. Besonders gefallen hat mir, dass die Perspektive zwischen Armin, Nari und Viktoria wechselt. Dadurch entsteht eine Vielschichtigkeit, die die Figuren lebendig und greifbar macht. Man versteht ihre Zweifel, Ängste und die Bande, die sie miteinander verbinden. Auch die Kapitel aus Sicht des Gegenspielers fügen sich stimmig ein und geben der Handlung zusätzliche Spannung.

Eine meiner liebsten Figuren ist der sprechende Kater, charmant, klug und mit einer geheimnisvollen Aura, die man sofort spürt.

Inhaltlich ist das Buch voller Überraschungen. Kaum glaubt man, die Figuren hätten einen Hinweis entschlüsselt, schon öffnet sich die nächste Tür, manchmal im wahrsten Sinne. Die Mischung aus Rätseln, Magie und Freundschaft ist ausgewogen und lässt kaum Zeit zum Durchatmen. Dabei bleibt die Geschichte trotz ihres rasanten Tempos nachvollziehbar und verliert nie ihren roten Faden.

Bis zum Ende hält das Buch die Spannung aufrecht, und obwohl einige Fragen offenbleiben, wirkt das wie ein bewusst gesetzter Auftakt zu einer größeren Geschichte. Gerade das macht neugierig auf den nächsten Band und lässt die Welt der Schattenwächter noch lange nachhallen.


Fazit:

Ein fesselnder Reihenstart für junge Leserinnen und Leser ab etwa 13 Jahren - und für Erwachsene, die sich gern noch einmal verzaubern lassen. Diese Geschichte beweist, dass gute Fantasy keine Altersgrenzen kennt.

Bewertung vom 20.10.2025
Genenz, Iris

Mein geheimes Leben als Monsterjäger - Warum du niemals einen Riesenfalter wecken solltest


ausgezeichnet

Kaum schlägt man die erste Seite auf, ist man schon mittendrin im Chaos der Anderlande. Diesmal geht es für Charly Hartnuss, den 13-jährigen Monsterjäger wider Willen, richtig rund: Alle Portale zwischen der Menschenwelt und der magischen Parallelwelt öffnen sich, und das ausgerechnet, als seine Prüfung läuft. Klar, wer sofort unter Verdacht gerät – Charly natürlich. Dabei will er eigentlich nur die Monsterjägerprüfung überstehen und endlich etwas Ruhe haben.

Trotzdem stolpert man gemeinsam mit ihm von einer brenzligen Situation in die nächste, mal kopfschüttelnd, mal lachend. Der Erzählstil ist so lebendig, dass man das Gefühl hat, direkt neben Charly und seinem Kumpel Martin zu stehen, während sie sich Hals über Kopf in neue Abenteuer stürzen. Iris Genenz erzählt mit viel Tempo, Humor und einem feinen Gespür für kindgerechten Grusel – genau richtig dosiert, damit es spannend bleibt, ohne zu überfordern.

Die kurzen Kapitel mit kleinen Illustrationen und passenden Überschriften machen das Lesen angenehm leicht. Besonders gelungen ist das kleine Monsterlexikon am Ende, das erklärt, welche Kreaturen im Buch auftauchen – eine tolle Ergänzung für neugierige Leserinnen und Leser, die gern mehr über die Welt der Anderlande erfahren möchten.

Mein Sohn (8) und ich sind zufällig auf das Buch gestoßen und hatten keinerlei Probleme, der Geschichte zu folgen, obwohl es sich um den vierten Band handelt. Die Handlung ist in sich schlüssig, die Figuren wirken vertraut, und der Einstieg gelingt sofort.

Am meisten Spaß hat uns die Mischung aus Witz, Spannung und leichtem Grusel gemacht. Es gibt viele überraschende Momente, und man möchte unbedingt wissen, ob Charly es diesmal schafft, seine Unschuld zu beweisen. Für Kinder, die kurze, actionreiche Geschichten mögen, ist das Buch ideal – selbst für eher zurückhaltende Leser, denn die Kapitel sind schnell gelesen und lassen keine Langeweile aufkommen.


Fazit:

Ein wilder, lustiger und fantasievoller Lesespaß, der Lust auf mehr macht. Kein Wunder, dass die anderen Bände bei uns jetzt ganz oben auf der Wunschliste stehen.