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Nick
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Tirol

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Bewertung vom 07.06.2010
Der letzte Aufstieg des Sisyphos
Heiter, P. J.

Der letzte Aufstieg des Sisyphos


ausgezeichnet

Die unerhörte Begebenheit, die die Novelle uns präsentiert, ist vermutlich ein langer Spaziergang am Tag vor Ostern, der es in sich hat. In einem Bogen vom Hospiz zum Kreißsaal, vom Absurden zum Hoffnungsvollen, vom lebensbejahenden Brasilien zum symbol-überhöhten abstrakten Indien, genauer wohl Uttarakhand, pirschen sich zwei alte Bekannte an die Themen des Lebens heran und kommen sich auch selbst dabei näher, Frau und Mann, auf unkomplizierte Weise.
Der erste dramatische Punkt ist die Geschichte eines Besuchs in einem stillgelegten Bergwerk, der den Besucher an die Grenze des Erträglichen bringt, ein alter Gedanke der menschlichen Existenz ins Extreme zu Ende gedacht. Alles spannend und sehr schnell zu lesen.
Dann gibt es eine Schlüsselszene, die offen lässt, ob es sich um einen Traum oder eine Bühnenaufführung handelt, und die die Spannung der Bedrohung und der Angst in fröhliche Dur-Tonarten auflöst und die aus dem existenzialistischen Sinnlosigkeitsdenken herausführt in den Frühling. Das alles bekommt der Leser orchestriert, mit Stimmen und Klängen geboten, mit Gerüchen sogar. Hier trifft dann endlich die Geschichte des alten Sisyphos in der Unterwelt auf unser heutiges Leben, und beides nimmt eine unerhörte Wendung.
Roter Faden bleibt die Zeit, die selbst Anfang und Ende kennt! Macht Spaß!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.