Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lieschenliest
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 03.05.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


sehr gut

Adrienne Brodeur erzählt die Geschichte von Abby und Ken, die nach dem frühen Verlust ihrer Mutter von ihrem Vater allein großgezogen werden. Der Vater ist ein bekannter Wissenschaftler und beide Kinder, die sich inzwischen auseinander gelebt haben, treiben ebenfalls mit Erfolg ihre Karrieren voran. Und jetzt steht der 70. Geburtstag ihres Vaters vor der Tür und während sich alle durch die Vorbereitungen zum Fest wieder näher kommen, werden alte Verletzungen wieder sichtbar und jeder legt ein Stück seine Maske ab. Und dann erscheint Steph auf der Bildfläche und bringt das Familienleben komplett durcheinander. Arienne Brodeur zeichnet hier in einer wunderbaren Landschaft das Bild einer Familie, die mit einem schweren Schicksalschlag zurecht kommen muss. Jeder geht anders damit, jeder findet seinen eigenen Weg und dennoch beeinflusst es auch die anderen Familienmitglieder. Die Autorin beschreibt empathisch und ehrlich jeden einzelnen Protagonisten, als Leserin konnte ich gut nachempfinden, wie es jedem Familiemitglied ergeht und warum so gehandelt wird. Ein sehr behutsames Buch, dass die Geschichte aus mehreren Perspektiven lebendig werden lässt. Am Ende hatte ich allerdings den Eindruck, dass es nun schnell zu gehen muss. Es überschlagen sich die Ereignisse, allerdings wirkt es auf mich eher wie eine Aufzählung und das ein oder andere Fragezeichen bliebt bei mir stehen.

Bewertung vom 23.12.2023
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


ausgezeichnet

Ich war jetzt doch ein bisschen kritisch, denn ich habe mich gefragt, ob man in einer Reihe, bei ich die ersten drei Bände super gerne gelesen habe, wieder genauso überzeugend sein kann. Aber schon nach den ersten Seiten war klar, ja es kann genauso überzeugen. Ich konnte schnell eintauchen in die Story und fühlte mich gleich zu Hause. Elisabeth, Joyce , Ron und Ibrahim lösen wieder einen kniffeligen Fall auf sehr charmante und eigenwillige Art und mit jeder Menge englischen Humor. Aber auch das Alter mit all seinen Nebenwirkungen, die Entwicklung von Stephens Demenz und das Thema Sterbehilfe bekommen ihren Raum in diesem Buch und das alles in einer unaufgeregten und angenehmen Mischung. Ein Highlight für mich und dadurch ein besonderes Lesevergnügen war Joyce, die in diesem Teil über sich hinauswachsen darf und das auch ganz souverän macht.
Ich kann diesen weiteren Band der Reihe auf jeden Fall empfehlen!

Bewertung vom 11.04.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

Ich kenne David Safier eher als humorvollen Autor, dass dieses Buch eine ernstere Thematik aufweist, wird aber schon beim Klappentext deutlich. Er erzählt die Geschichte seiner Familie. Sein jüdischer Vater Joschi, der in Wien die Machtübernahme der Nazis miterlebt, die Verhaftung seines Vaters und dann die Gelegenheit zur Flucht nach Palästina nutzt, um sein Leben zu retten. Seine Mutter Waltraut, die die Kriegsjahre in Bremen als Kind miterlebt, sich als junge Frau einen Ausbildungsplatz erkämpft und die Wirtschaftswunderjahre erlebt. Als junge, alleinerziehende Witwe trifft sie auf den fast 20 Jahre älteren Joschi und obwohl sich beide dagegen wehren, verlieben sie sich ineinander und wagen ein gemeinsames Leben mit vielen Erfolgen und ebenso vielen Schicksalsschlägen. Und immer wieder wird ihre Liebe auf die Probe gestellt und es stellt sich die Frage: wieviel Leid kann ein Mensch ertragen und reicht es aus zu lieben, um das Leid zu lindern?
David Safier hat ein sehr einfühlsames und berührendes Buch geschrieben und somit seine Familiengeschichte aufgearbeitet. Er erzählt von den Schrecken des Krieges und es wird gut deutlich, wie lange diese Schrecken jeden einzelnen Menschen begleiten und Auswirkungen auf alle Nachkommen haben. Er zeigt die Unsicherheiten auf, die Ängste und Sorgen, den täglichen Kampf ums Überleben und ich konnte gut verstehen, warum jede einzelne Figur so gedacht und gehandelt hat. Ein sehr kluges und wertvolles Buch und eine absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 02.03.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


ausgezeichnet

Es ist das erste Buch von Nadia Shehadeh, welches ich gelesen habe und mir hat es gut gefallen. Es gibt auf jeden Fall einige Denkanstöße: wieviel Energie verbrauche ich für meinen Job? Könnte ich mit weniger Einsatz zufriedener sein? Benötige ich mehr Zeit zum chillen? Die Autorin schildert in erster Linie ihren beruflichen Werdegang und wie sie sich schnell in einem System wiederfindet, in dem sie sich gar nicht wohlfühlt und welchen Weg sie geht, um sich das Arbeiten angenehm zu gestalten und damit auch noch wider Erwarten großen Erfolg hat. Oder sie stellt, teils mit sehr provokanten Thesen, die Frage, ob sich arbeiten gehen wirklich lohnt und erläutern an verschiedenen Lebenswegen anderer Personen, wie diese ohne wirklichen Job, sondern mit Täuschung, Lug und Betrug bekannt und reich geworden sind.
Ich mag den Schreibstil der Autorin, sie erzählt mit Witz und Ironie, aber auch mit großer Betroffenheit von ihrem Job. Inhaltlich kann ich ihr in einigen Dingen zustimmen, aber auch nicht in allem. Dennoch ist es ein humorvolles Buch, dass das alltägliche Arbeitsleben mal aus einer anderen Perspektive beleuchtet.

Bewertung vom 18.02.2023
Roxy
Bülow, Johann von

Roxy


ausgezeichnet

Das Debüt von Johann von Bülow ist ein einfühlsamer, ehrlicher Roman über Freundschaft, die im Kindesalter beginnt und die bis ins Erwachsenenalter hinein anhält und dann plötzlich einschläft. Ich glaube, jeder hat so einen Freund oder eine Freundin, bei der sich der Kontakt reduziert und man eigentlich gar nicht so genau weiß, warum es so gekommen ist. Der Protagonist Marc ist auf dem Weg zur Beerdigung seines langjährigen Freundes Roy. Lange haben sie sich nicht gesehen, was ist eigentlich passiert? Genau diese Frage stellt sich Marc und er beginnt sich zu erinnern, an ihr Kennenlernen, an die verrückten Jugendjahre, an die Lieben und Affären, an wilde Partys und Urlaube und an die leisen Momente zwischen ihm und Roy. All das beschreibt Johann von Bülow sehr authentisch, man kann tief in die Figuren eintauchen und deren Seelenleben ergründen und nachvollziehen. Man spürt die Unsicherheiten und die Ängste, die Verliebtheiten und die Freude, die Melancholie und die Trauer und all die anderen Emotionen, die das Leben so offenbart. All das hat der Autor in einem flüssigen Schreibstil verpackt, der tief geht, aber dabei nicht kitschig wird.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, zumal es auch eine Erinnerung an meine eigene Jugendzeit war, auch bei uns gabs ein Roxy. ;-)
Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.02.2023
Meine Bar in Italien
Maiwald, Stefan

Meine Bar in Italien


ausgezeichnet

Anfangs dachte ich, dass es eher ein Reisebericht ist über den Ort Grado, wo Stefan Maiwald mit seiner Familie lebt. Aber dieses kleine Buch ist noch viel mehr. Es ist ein Band voller kleiner Geschichten über Menschen, die in diesem Ort wohnen und leben und glücklich und zufrieden sind und es ist eine Erklärung an uns Nordlichter, warum der Italiener so ist, wie er ist. Und auch, warum er dabei glücklich ist. Ein kleiner Leseschatz, der mich sehr berührt hat und in der dunklen Jahreszeit zumindest innerlich Wärme und Licht ausstrahlt. Stefan Maiwald hat seine Liebeserklärung an das Land und die Leute in kurzen Kapiteln beschrieben, die schnell lesbar sind. Somit kann man sich das Büchlein immer wieder zur Hand nehmen und kurz in die italienische Lebensweise abtauchen. Zudem ist der Einband in Stoff gefasst, sodass das Buch edel wirkt und angenehm zu halten ist.

Bewertung vom 19.07.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


ausgezeichnet

Tomi Obaro erzählt die Geschichte von Funmi, Enitan und Zainab, drei Frauen aus Nigeria, treffen nach Jahren auf der Hochzeit von Funmis Tochter in Laos wieder aufeinander. Sofort stellt sich die alte Verbundenheit wieder ein, denn zuerst benötigt Zainab die Hilfe ihrer Freundinnen und später wird Funmi vor Herausforderungen gestellt, mit denen sie nicht gerechnet hat und bekommt Unterstützung. Zwischendrin wird die Geschichte jeder einzelnen Freundin erzählt, wie sie aufgewachsen sind, wo sie studiert haben, wie sie sich kennengelernt haben und welche Erlebnisse sie gemeinsam durchgestanden haben.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, man kann die Kapitel zügig lesen. Die Figuren sind sehr kompakt beschrieben und entwickeln sich zum Teil im Laufe der Geschichte weiter.
Die Hochzeitsvorbereitungen und die eigentliche Feier werden detailliert beschrieben, da mir die Kultur der Yoruba nicht sehr vertraut ist, hätte ich mir mehr Informationen darüber gewünscht. Es gibt zwar im Anhang ein Glossar, aber die Gepflogenheiten bei den Feierlichkeiten werden dort nicht erklärt.
Dennoch mag ich dieses Buch sehr, die starken Charaktere der Freundinnen passen gut zusammen, obwohl sie sehr unterschiedlich sind ( oder vielleicht gerade deshalb) und es macht Spaß, sie auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten.

Bewertung vom 15.07.2022
Zwei am Meer
André, Fanny

Zwei am Meer


ausgezeichnet

Camille und Isabelle treffen nach langer Zeit aufgrund eines Trauerfalls wieder aufeinander. Die alte Verbundenheit zwischen Ihnen ist sofort wieder da und sie freunden sich erneut an. Auch wenn sie aufgrund ihres Alters und ihrer Lebenserfahrung sehr unterschiedlich sind, entschliessen sie sich zu einer gemeinsamen Reise in die Normandie und die Bretagne, ihre Heimat. Fanny Andre schreibt sehr humorvoll und detailliert über die Beziehung der Beiden und über deren Innenleben. Die Handlungen sind klar und gut nachvollziehbar, die Dialoge direkt und humorvoll, die Beschreibung der Umgebung bunt, lebendig und detailliert. Ich konnte das Meer beim Lesen förmlich reichen, die Wellen rauschen hören und das Essen schmecken.

Eine wunderbare Lektüre, die mir den Sommer versüsst!

Bewertung vom 15.07.2022
Das Leuchten vergangener Sterne
Fischer, Rena

Das Leuchten vergangener Sterne


ausgezeichnet

Nina ist Unternehmensberaterin und möchte für ein Projekt ihres Kunden eine Ausgrabung in Andalusien besuchen.

Taran ist Archäologe und leitet die Ausgrabung und sucht immer wieder Personen, die sein Projekt finanzieren.

Orlando ist ebenfalls Archäologe und verdient seinen Unterhalt mit dem Erstellen von Gutachten.

Diese drei sind die Hauptprotagonisten des Romanes und so unterschiedlich sie auch auf den ersten Blick sind, desto mehr Gemeinsamkeiten haben sie, wenn man genauer hinschaut. Rena Fischer lässt ihre Figuren sehr symapathisch rüberkommen und alle dürfen sich in ihren Rollen noch weiterentwickeln. So gibt es immer neue Wendungen und die Geschichte bleibt bis zum Ende hin spannend. Die Autorin hat einen klaren Schreibstil, detailliert beschreibt sie ihre Figuren und die Umgebung Andalusiens. Zudem sind viele historische Details integriert und immer wieder hatte ich das Gefühl, ich sei mittendrin.

Ein wunderbarer Roman für das sommerliche Lesevergnügen!

Bewertung vom 08.02.2022
Die Übersetzerin
Lecoat, Jenny

Die Übersetzerin


ausgezeichnet

Diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und macht sie für mich umso schöner, zeigt sie doch, dass das Leben die schönsten Geschichten schreibt.
Aber worum geht es? Hedy flüchtet aus Wien auf die Kanalinsel Jersey vor dem Naziregime. Nur lange ist sie dort nicht sicher, die Insel wird von den Deutschen eingenommen und regiert und Hedy wird als Jüdin betitelt, kann aber durch ihre Sprachkenntnisse zu einen Stelle als Übersetzerin kommen, die von den Besatzern dringend benötigt wird. Und hier lernt sie dann Kurt kennen, einen Soldaten, von dem sie sich eigentlich fern halten sollte. Aber die Gefühle sind stärker und es entwickelt sich eine tiefe Liebe zwischen den Beiden. Und gemeinsam versuchen sie durch diese Zeiten zu kommen.
Jenny Lecoat hat einen wunderbaren Roman geschaffen, der einen in die Wirren des 2. Weltkrieges mitnimmt. Die Charaktere sind sympathisch und authentisch, man kann die Handlungen gut nachvollziehen. Besonders gefällt mir, dass die Autorin auch aus der Sicht von Kurt schreibt und da nochmal deutlich wird, dass auch er das Handeln im 3. Reich verachtet , aber er auch keine Alternative für sich sah.
Eine Geschichte vom Mut und Kraft, von Freundschaft und Liebe.
Am Ende hätte ich aber doch zu gern gewusst, wie es mit den Beiden Liebenden dann weiter gegangen ist.
Alles in allem ein runder, in sich schlüssiger Roman.

12