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Feder im Wind

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2025
Sotto Yambao, Samantha

Water Moon


ausgezeichnet

In jeder Hinsicht mitreißend, ideenreich und einzigartig! - Mit Water Moon legt Samantha Sotto Yambao einen Roman vor, der auf 416 Seiten eine ebenso berührende wie fantastische Liebesgeschichte erzählt. Die Autorin versteht es meisterhaft, poetische Sprache, originelle Ideen und emotionale Tiefe zu verweben. Das Ergebnis ist ein Leseerlebnis, das lange nachwirkt.

Selten hat mich ein Buch so verzaubert wie Water Moon. Schon nach den ersten Seiten war mir klar: Hier öffnet sich eine Welt, aus der ich gar nicht mehr auftauchen möchte. -

Worum geht’s?

Im Herzen Tokios, hinter einem unauffälligen Ramen-Restaurant, verbirgt sich ein ganz besonderer Ort: ein Pfandhaus, in dem man seine „falschen“ Entscheidungen gegen Seelenfrieden und eine Tasse feinen grünen Tee eintauschen kann. Hana soll diesen Laden von ihrem Vater Toshio übernehmen. Doch am Übergabetag ist Toshio plötzlich verschwunden, und auch der Tresor ist leer. Gemeinsam mit einem jungen Wissenschaftler begibt sich Hana auf die Suche nach ihm. Auf ihrer Reise stößt sie jedoch nicht nur auf Geheimnisse aus der Vergangenheit, sondern auch auf Wahrheiten, die ihr eigenes Leben für immer verändern. -

Was mich begeistert hat:

Schon das Setting ist ein Traum. Es zeigt Szenen aus dem pulsierenden Tokio und dann eine magische Parallelwelt, die mich sofort an die Filme von Studio Ghibli erinnert hat. Alles wirkt detailreich, fantasievoll und zugleich stimmig. Die Sprache ist poetisch und reich an Bildern, aber gleichzeitig klar und flüssig, sodass man schnell in die Geschichte hineingezogen wird. Ich habe beim Lesen oft innegehalten, weil einzelne Sätze so schön waren, dass ich sie zweimal lesen musste. Inhaltlich überzeugt das Buch mit viel Tiefe. Es geht nicht nur um Liebe, sondern auch um Sehnsucht, Verlust, den Wert von Träumen und darum, wie wir selbst unser Schicksal beeinflussen können. Überraschende Wendungen sorgen dafür, dass es nie vorhersehbar wird. Ganz im Gegenteil, ich habe mehr als einmal mit offenem Mund weitergelesen.

Die Ausstattung:

Besonders erwähnen möchte ich die wunderschöne Buchaufmachung: den genial gestalteten Buchbezug, das ebenfalls toll designte Vorsatzpapier und als Highlight den Origami-Schutzumschlag, der perfekt zum Thema passt. Diese Ausgabe ist ein richtiges Schmuckstück im Regal! -

Mein Fazit:

Water Moon ist magisch, inspirierend und zutiefst berührend. Es ist eine dieser Geschichten, die man nicht einfach zur Seite legt, sondern die einen gedanklich noch lange begleiten. Für mich ganz klar ein 5-Sterne-Buch, das ich bestimmt noch ein zweites, drittes oder viertes Mal lesen werde und das ich nicht nur Fantasy-Fans sehr ans Herz legen möchte.

Bewertung vom 03.09.2025
Yagisawa, Satoshi

Die Tage im Café Torunka


ausgezeichnet

Geschichten über das Leben an sich. Feinsinnig und unaufdringlich erzählt. -


Mit Die Tage im Café Torunka legt der japanische Bestsellerautor Satoshi Yagisawa bereits seinen dritten ins Deutsche übersetzten Roman vor – und erneut gelingt es ihm, mit leisen Tönen eine große Wirkung zu entfalten.

Der Schauplatz ist diesmal ein kleines, unscheinbares Café in einer Seitenstraße des Tokioter Stadtviertels Yanaka. Schon beim Betreten meint man, den Duft frisch aufgebrühten Kaffees in der Nase zu haben. Seit zwanzig Jahren wird dieser Ort von einem leidenschaftlichen Cafébesitzer geführt, unterstützt von seiner Tochter und dem schweigsamen Shuichi, der regelmäßig aushilft. Sonntag für Sonntag taucht zudem die geheimnisvolle Chinatsu auf. Sie hinterlässt Origami-Balletttänzerinnen, behauptet, Shuichi von früher zu kennen, und erst allmählich gibt sie ihre Geschichte preis. Peu à peu öffnet sich eine Vergangenheit, die eine neue Freundschaft und Verständnis füreinander wachsen lässt.

Doch nicht nur Chinatsu, sondern noch einige andere Menschen finden aus den unterschiedlichsten Gründen ihren Weg ins Café Torunka. Sie berichten in der Ich-Perspektive von Hoffnungen, Zweifeln, Verlusten oder stillen Sehnsüchten. So entsteht eine literarische Collage, die von leiser Melancholie geprägt ist, ohne je ins Sentimentale zu kippen. Yagisawas Stärke liegt darin, gerade in den kleinen Gesten und unspektakulären Begegnungen große Gefühle aufscheinen zu lassen.

Der Ton des Romans bleibt unaufgeregt, fast kontemplativ. Die Sprache ist klar und fließend, unprätentiös, und doch voller feinsinniger Anspielungen, die mehr andeuten, als sie direkt benennen. Und genau darin liegt der Reiz: Was zwischen den Zeilen mitschwingt, macht den besonderen Zauber dieser Geschichten aus.

Fazit: Die Tage im Café Torunka ist eine unaufdringliche, aber tief berührende Lektüre, die bestenfalls an einem regnerischen Herbstwochenende gelesen werden kann. Wer sich auf Yagisawas Erzählweise einlässt, erlebt Momente, in denen die Welt für einen Augenblick innehält – so wie es die Besucher:innen des kleinen Cafés selbst empfinden.

Bewertung vom 09.08.2025
Mikail, Nadia

Katzen, die wir auf unserem Weg trafen


sehr gut

Ein leiser Roadtrip, der mitten ins Herz trifft

Nadia Mikails Debütroman ist ein stilles, aber eindringliches Jugendbuch, das vom Ende der Welt erzählt und doch vor allem vom Leben handelt. Die Ausgangslage ist apokalyptisch: In neun Monaten wird ein Meteorit die Erde treffen. Keine Rettung, keine Hoffnung auf ein Wunder. Und doch ist es gerade diese Aussicht auf das unausweichliche Ende, die die siebzehnjährige Aisha dazu bringt, längst verschüttete familiäre Brücken wieder aufzubauen.

Gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrem Freund Walter, dessen Eltern und dem Streuner-Kater Flohsack macht sie sich in einem kunterbunten Wohnmobil auf die Reise von Nord- nach Südmalaysia, um ihre Schwester June zu finden. Und vielleicht auch sich selbst.

Stil und Erzählweise

Nadia Mikail erzählt in einer klaren, unaufgeregten Sprache, die oft wie ein leiser Atemzug wirkt: zurückhaltend, aber voller Gedankenkraft Die fragmentarische Struktur mit vielen Zeitsprüngen und Rückblenden verlangt vom Leser Aufmerksamkeit, belohnt aber mit einer emotionalen Tiefe, die weit über das reine Roadtrip-Abenteuer hinausgeht. Die Stimmung changiert zwischen melancholischer Nachdenklichkeit und zarter Hoffnung. Ein Balanceakt, der besonders bei Themen wie Trauer, Depression und Verlust beeindruckend gut gelingt.

Themen und Wirkung

Im Kern ist dieses Buch kein Katastrophenroman, sondern eine Geschichte über Familie, Vergebung und die Frage: Mit wem möchte ich die letzten Tage meines Lebens verbringen? Die drohende Apokalypse ist hier eher ein Hintergrundrauschen, das jede Entscheidung bedeutungsvoller macht. Nadia Mikail, inspiriert von eigenen Erfahrungen während der Pandemie, fängt meisterhaft das Gefühl ein, dass Zeit ein kostbares Gut ist, gerade wenn sie knapp wird.

Gestaltung und Lesegenuss

Das Cover ist farbenfroh und verspielt, fast in Kontrast zum ernsten Kern der Geschichte, und die liebevollen Katzenillustrationen von Nate Ng im Innenteil sind ein optisches Highlight. Der Titel Katzen, die wir auf unserem Weg trafen ist etwas irreführend gewählt. Warum das so ist, sollte jeder Leser für sich selbst herausfinden. Und noch ein kleiner Wermutstropfen: Manche Passagen wirken sprachlich etwas holprig, was möglicherweise der Übersetzung geschuldet ist. Dennoch überwiegt der positive Gesamteindruck deutlich.

Fazit

Katzen, die wir auf unserem Weg trafen ist ein sanftes, tief berührendes Jugendbuch, das ohne Effekthascherei auskommt. Es wächst Seite für Seite, bis es am Ende mitten ins Herz trifft. Für Leser ab 14 Jahren, die Geschichten mögen, die leise sind, dafür aber lange nachhallen.

Bewertung vom 02.08.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Wenn das Meer Erinnerungen zurückbringt - ein Roman voller Geheimnisse und tiefer Gefühle

Schon nach den ersten Seiten war mir klar: Dieser Roman würde mich nicht mehr loslassen. Julia R. Kelly nimmt einen mit an die raue Küste Schottlands im Winter des Jahres 1900. An einen Ort, an dem das Meer wesentlich mehr verbirgt, als es preisgibt.

Die Geschichte beginnt mit einem schockierenden Fund: Ein Fischer namens Joseph entdeckt am Strand einen scheinbar leblosen Jungen. Als er ihn ins Dorf bringt, löst das blankes Entsetzen aus – denn das Kind sieht aus wie der Sohn der Lehrerin Dorothy, der vor Jahren im Meer verschwand. Ausgerechnet Dorothy nimmt den fremden Jungen bei sich auf, bis geklärt ist, woher er stammt. Doch mit seiner Ankunft brechen alte Wunden auf, und das Dorf wird von Fragen erschüttert: Was verbindet Joseph mit beiden Vorfällen? Was hat sich in jener Nacht abgespielt, als Dorothys Sohn verschwand? Und warum wurden Dorothy und Joseph nie ein Paar?

Die Sprache des Romans ist nüchtern und klar, doch gerade diese schnörkellose Erzählweise verleiht der Geschichte eine beklemmende Intensität. Das Cover spiegelt das Setting und die Stimmung perfekt wider. Düster, aber zugleich von einer melancholischen Schönheit.

Thematisch bewegt sich die Autorin auf tiefem Grund: Liebe und Eifersucht, Trauer und Schuld sowie Angst durchziehen das Buch wie unsichtbare Strömungen. Hin und wieder blitzt ein Hoffnungsschimmer auf, doch die Grundstimmung bleibt eher trostlos. Und genau das macht den Roman so authentisch.

Mich hat vor allem die enorme Sogwirkung beeindruckt. Action sucht man hier vergeblich, stattdessen entfaltet sich die Wahrheit Schicht für Schicht. Der stetige Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist ein kluges erzählerisches Mittel, das die Spannung hochhält, ohne Effekthascherei. Die Figuren wirken in ihrem Handeln und Nicht-Handeln absolut glaubwürdig, und gerade ihre stillen Konflikte haben mich tief bewegt.

Fazit: Das Geschenk des Meeres ist so tiefgründig wie das Meer selbst. Ein Roman, der lange nachhallt. Es ist jedoch alles andere als ein Heile-Welt-Buch, sondern ein kraftvolles, melancholisches Leseerlebnis mit authentischen Charakteren und einer Geschichte, die sich leise, aber unaufhaltsam entfaltet. Für mich ein absolutes Highlight mit einer klaren 5-Sterne-Empfehlung!

Bewertung vom 13.07.2025
Maurus, Michael

Das Multiversum der Menschlichkeit


ausgezeichnet

Eine Reise durch zehn Dimensionen der Menschlichkeit

„Das Multiversum der Menschlichkeit“ ist eine Einladung, die scheinbar alltäglichen menschlichen Qualitäten als universelle Kräfte zu begreifen. Michael Maurus gliedert sein Buch in zehn thematische Kapitel, die jeweils einem zentralen Aspekt des Menschseins gewidmet sind: Liebe, Selbstfürsorge, Wut, Mut, Vergebung, Empathie, Hoffnung, Geduld, Dankbarkeit und Authentizität.

Jedes Kapitel beleuchtet nicht nur die emotionale Dimension dieser Themen, sondern schlägt eine Brücke zwischen persönlichen Erfahrungen, philosophischen Überlegungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. So werden etwa Phänomene aus der Natur und Physik als Metaphern genutzt, um die Tiefe menschlicher Verbindungen zu erklären. Michael Maurus zeigt, dass dieselben Kräfte, die das Universum formen, auch unser Zusammenleben prägen – subtil, aber wirkungsvoll.

Die Texte sind durchdrungen von erzählerischen Vignetten, Reflexionen und poetischen Bildern. Der Autor stellt Fragen statt Antworten zu diktieren und fordert dazu auf, die eigenen Erfahrungen und Überzeugungen zu hinterfragen. Dabei wird der Bogen weit gespannt: von der leisen Kraft der Dankbarkeit bis zur stürmischen Energie der Wut. Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie diese Emotionen nicht nur individuell erlebt, sondern auch gesellschaftlich wirksam werden können.

Das Buch kann linear gelesen werden, lädt aber ebenso dazu ein, es an beliebiger Stelle aufzuschlagen und sich inspirieren zu lassen. Es ist kein Ratgeber im klassischen Sinn, sondern eher eine Sammlung von Impulsen und Betrachtungen, die zu einer vertiefenden Selbstwahrnehmung und zu mehr Menschlichkeit im Alltag anregen.

Mein Leseeindruck

Ich habe „Das Multiversum der Menschlichkeit“ als ein leises, aber sehr berührendes Buch erlebt. Es zwingt einem nichts auf und belehrt nicht, sondern eröffnet Räume zum Nachdenken und Innehalten. Gerade diese Zurückhaltung empfand ich als eine große Stärke: Ich konnte meine eigenen Gedanken entwickeln, statt fertige Rezepte präsentiert zu bekommen.

Die Sprache ist poetisch und zugleich klar. Immer wieder hat mich ein Absatz oder ein Bild so berührt, dass ich erst einmal eine Pause brauchte, um das Gelesene auf mich wirken zu lassen. Ich finde es beeindruckend, wie Michael Maurus wissenschaftliche Konzepte und emotionale Erfahrungswelten miteinander verwebt, ohne dass es gekünstelt oder bemüht wirkt. Es entsteht ein Gefühl von Verbundenheit – mit sich selbst, mit anderen, mit dem großen Ganzen.

Besonders schön finde ich, dass man das Buch nicht zwingend von vorne bis hinten lesen muss. Ich habe es oft einfach aufgeschlagen und mich überraschen lassen. Fast immer war da ein Gedanke, der gepasst hat, der mich berührt oder inspiriert hat.

Auch die Gestaltung hat mir sehr gefallen: Das Cover ist überaus ästhetisch und passt wunderbar zum Inhalt. Der gerillte Einband hat eine tolle Haptik, was das Buch zu einem sinnlichen Erlebnis macht. Innen ist das Buch klar und stimmig gestaltet und mit liebevollen Details versehen. Das hat mich ebenfalls sehr angesprochen.

Ich würde „Das Multiversum der Menschlichkeit“ allen empfehlen, die gerne zwischen den Zeilen lesen, die gerne reflektieren und sich selbst besser verstehen möchten. Für mich persönlich ist es ein echtes Buchjuwel – leise, klug und zutiefst berührend.

Bewertung vom 07.07.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds


ausgezeichnet

Ein leiser, eindringlicher Roman über Verlust und Hoffnung – großartig erzählt!

„Sunbirds“ ist ein tiefberührender Roman über Verlust, Vergebung und die oft schmerzhafte Suche nach einem Neuanfang. Im Mittelpunkt steht Anne, eine Mutter, die seit sieben Jahren mit dem Verschwinden ihres Sohnes Torran lebt. Er verschwand spurlos aus einem Hotel in einem abgelegenen indischen Bergdorf. Der Schock dieses Ereignisses hat ihr Leben zerstört: Sie ließ Schottland, ihre Ehe und ihr altes Ich hinter sich.

Als endlich ein neuer Hinweis auftaucht, schöpft Anne neue Hoffnung. Zusammen mit ihrer Nichte Esther, die als Journalistin zu dem Fall recherchiert, reist sie in die entlegenen Täler des Himalayas. Diese majestätische, unbarmherzige Landschaft wird im Roman zu mehr als nur einer Kulisse – sie spiegelt Annes innere Welt wider: rau, schroff, zugleich aber auch tröstlich in ihrer Unbestechlichkeit.

Penelope Slocombe gelingt es, die Beziehung zwischen Anne und Esther vielschichtig und glaubwürdig zu zeichnen. Die gemeinsame Reise bringt lang Verdrängtes und Unausgesprochenes an die Oberfläche. Beide Frauen müssen sich mit schmerzhaften Wahrheiten auseinandersetzen und lernen, einander neu zu vertrauen.

Besonders beeindruckend ist die Sprache des Romans: ruhig, klar und voller Tiefe. Slocombe verzichtet auf übertriebenen Pathos, erzählt stattdessen mit leiser Eindringlichkeit und großer Präzision. Die Landschaftsbeschreibungen sind so detailreich und bildhaft, dass die Himalaya-Region quasi zu einem eigenen, bedeutungsvollen Charakter wird.

„Sunbirds“ ist kein einfacher, aber ein berührender Roman. Er handelt von Trauer und Schuld, vom mühsamen Ringen um Vergebung und von der zarten Hoffnung auf einen Neuanfang, selbst in größter Verzweiflung. Die Geschichte zeigt, wie man selbst in einer Welt voller Schmerz ein Licht finden kann – manchmal genau dort, wo man es am wenigsten erwartet.

„Sunbirds“ ist aus meiner Sicht ein überaus empfehlenswerter Roman für alle, die sich auf eine tiefgründige, atmosphärische und emotional bewegende Erzählung einlassen möchten.

Last but not least hat mich auch das Buchcover sehr angesprochen – dies vor allem in Bezug auf die kraftvollen Farben und die Symbolik.

Bewertung vom 25.06.2025
Gosling, Sharon

Der alte Apfelgarten


ausgezeichnet

Zwischen Apfelbäumen und alten Konflikten – ein Roman über Mut und Versöhnung

Mit „Der alte Apfelgarten“ legt Sharon Gosling ihren vierten Roman vor – und trifft einmal mehr mitten ins Herz ihrer Leser:innen. Die Autorin, die bereits mit ihren vorherigen Feel-Good-Romanen warme, atmosphärische Geschichten voller Menschlichkeit und Hoffnung erzählt hat, bleibt auch hier ihrem Stil treu: einfühlsam, lebensnah und gleichzeitig voller Leichtigkeit.

Über den Inhalt:

Im rauen Nordosten Schottlands, dort wo die Klippen steil ins Meer abfallen, liegt die Crowdie Farm – ein Ort voller Erinnerungen und Geheimnisse Für Nina Crowdie ist diese Farm mehr als nur ein Zuhause: Es ist ihr Lebensinhalt. Während sie mit viel Hingabe Kühe melkt, Hühner versorgt und sich dem unbarmherzigen Wetter stellt, lebt ihre ältere Schwester Bette seit Jahren in London – weit weg von der familiären Verantwortung und den Schatten der Vergangenheit.

Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein Altersunterschied von zehn Jahren, verschiedene Lebenswelten, eine nie gekittete Kindheitsdynamik. Kurzum, ihre Verbindung war und ist brüchig. Doch der plötzliche Tod ihres Vaters zwingt sie, sich nicht nur miteinander, sondern auch mit dem Erbe auseinanderzusetzen, das er ihnen hinterlassen hat: die gemeinsame Verantwortung für den Hof. Was auf den ersten Blick wie eine zweite Chance aussieht, entpuppt sich bald als große Herausforderung – denn der Familienbetrieb ist überschuldet, und Bette muss sich der Frage stellen, ob sie wirklich bereit ist, erneut Teil dieses Lebens zu werden, das sie so bewusst hinter sich gelassen hat.

Inmitten all dieser Spannungen stoßen die Schwestern auf einen vergessenen Apfelgarten. Es ist ein verwunschener Ort voller alter, seltener Apfelsorten, die einst zu edlem Cider verarbeitet wurden. Dieser verwilderte Schatz wird zum Symbol ihrer Hoffnung bzw. zur letzten Möglichkeit, die Farm vor dem Bankrott zu retten und vielleicht auch, ihre eigene Beziehung zu heilen.

Stärken des Romans

Sharon Gosling gelingt es meisterhaft, eine Geschichte zu erzählen, die sowohl emotional berührt als auch authentisch wirkt. Die raue schottische Landschaft dient nicht nur als Kulisse, sondern spiegelt auch die inneren Konflikte der Figuren wider. Der Kontrast zwischen dem ländlichen, erdverbundenen Leben und der städtischen Entfremdung bringt die zentralen Themen des Romans kraftvoll zum Ausdruck: Familie, Entwurzelung, zweite Chancen und dem Mut, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen.

Die Figuren sind vielschichtig gezeichnet. Besonders Bette durchläuft eine glaubhafte Wandlung – vom distanzierten Stadtmenschen zur Frau, die sich ihrer Herkunft stellt und neue Perspektiven zulässt. Nina, die stille Heldin des Landlebens, überzeugt durch innere Stärke und ihre stille Beharrlichkeit. Die Beziehung zwischen den Schwestern ist das emotionale Herzstück des Buches – voller Missverständnisse, alter Wunden, aber auch vorsichtiger Annäherung und Hoffnung.

Gestaltung und Lesegefühl

Auch optisch ist „Der alte Apfelgarten“ ein Genuss: Das Cover besticht durch sanfte, natürliche Farben und ein liebevoll gemaltes Landschaftsmotiv, das sofort Lust auf eine literarische Reise in die Highlands macht. Die hochwertige Klappbroschur mit prägnanten Zitaten rundet das positive Gesamtbild ab.

Der Roman ist sprachlich klar, angenehm lesbar und eignet sich hervorragend als Sommer- oder Urlaubslektüre. Trotz ernster Themen bewahrt die Geschichte eine Leichtigkeit, die nie ins Kitschige abdriftet, sondern stets glaubwürdig bleibt.

Fazit:

„Der alte Apfelgarten“ ist ein einfühlsamer und atmosphärischer Roman über den Wert von Familie, die Kraft der Erinnerung und die Hoffnung auf einen Neuanfang – eingebettet in eine landschaftlich eindrucksvolle Kulisse. Sharon Gosling erzählt mit Wärme, Tiefe und einer Prise Humor. Wer sich gerne in gut erzählte, herzliche Geschichten fallen lässt, wird hier fündig.

Klare Leseempfehlung! Nicht nur für Fans von Familiengeschichten, sondern für alle, die an die heilende Kraft von Natur, Zeit und Versöhnung glauben.

Bewertung vom 16.05.2025
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Über die heilende Kraft der Literatur und die Magie der Freundschaft

Nina George hat es wieder getan: Mit „Die geheime Sehnsucht der Bücher“ legt sie einen Roman vor, der gleichermaßen philosophisch wie herzerwärmend ist, humorvoll wie tröstlich und dabei sprachlich so originell, dass man sich staunend in ihren Sätzen verlieren möchte.

Ein Wiedersehen mit Monsieur Perdu und der heilenden Kraft der Literatur

Im Mittelpunkt steht erneut der charismatische Buchhändler Jean Perdu, den viele Leserinnen und Leser bereits aus „Das Lavendelzimmer“ und „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ kennen. In seiner „Pharmacie Littéraire“, der literarischen Apotheke auf einem Bücherschiff in Paris, verschreibt er Geschichten gegen alle erdenklichen seelischen Leiden, von Liebeskummer über Einsamkeit bis hin zu tiefer existenzieller Erschöpfung. Für Perdu sind Bücher nicht einfach nur Lektüre, sondern seelische Arznei, individuell dosiert, feinfühlig ausgewählt und voller heilender Wirkung.

Unterstützt wird er diesmal von Pauline Lahbibi, die mit ihren 17 Jahren ein ebenso sensibles Gespür für Menschen und deren verborgene Sehnsüchte hat. Doch während sie anderen hilft, ihre inneren Brüche zu verstehen, ist sie selbst auf der Suche nach dem, was ihr eigenes Herz zum Klingen bringt. Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als die geheimnisvolle zwölfjährige Françoise auftaucht, ein Kind voller Fragen, Geheimnisse und Mut, das sich mit Perdu und Pauline auf eine leise, aber kraftvolle Mission begibt: Bücher vor dem Verschwinden zu retten, gegen Zensur zu verteidigen und damit das freie Denken selbst zu bewahren.

Ein Roman wie eine Hommage an das Lesen und an das Leben

Was Nina Georges Werk so besonders macht, ist nicht nur der liebevolle Blick auf ihre Figuren, sondern auch ihr unverwechselbarer Sprachstil. Geistreich, poetisch und durchsetzt mit fantasievollen Neologismen, die wie kleine Wortgeschenke wirken, verleiht sie ihrer Geschichte eine ganz eigene Klangfarbe. Die gewählten Begriffe begegnen dem Leser nicht als Effekthascherei, sondern als liebevolle Erfindungen, die exakt jene Zwischenräume benennen, für die die Alltagssprache oft keine Worte findet.

Nina George erzählt mit großer Wärme und einem augenzwinkernden Humor, ohne je ins Kitschige abzudriften. Ihre Sprache ist ein Spielplatz für die Fantasie, ihre Dialoge sind klug, oft von leiser Ironie durchzogen und stets voller Menschlichkeit. Hinter der charmanten Kulisse eines schwimmenden Bücherparadieses verbirgt sich ein tiefgründiges Nachdenken über das Leben, das Erinnern, das Loslassen und über die Frage, welche Geschichten wir brauchen, um zu heilen oder heil zu bleiben.

Fazit: Ein leuchtendes Plädoyer für die Freiheit des Geistes

„Die geheime Sehnsucht der Bücher“ ist nicht nur die poetische Fortsetzung einer einzigartigen Romanwelt, sondern ein eigenständiges, kraftvolles Werk über die heilende, ja rettende Macht der Literatur. Philosophisch in seinem Kern, tröstlich in seiner Wirkung und getragen von einem Stil, der vor Kreativität nur so sprüht, ist dieses Buch ein Muss für alle, die Bücher nicht nur lesen, sondern lieben. Diesen Roman schlägt man nicht einfach nur zu, sondern legt ihn ehrfürchtig zur Seite mit dem Gefühl, ein kleines bisschen klüger, getrösteter und beseelter zu sein. Kurzum, eine klare Empfehlung für Buchbegeisterte und alle, die es noch werden wollen.

Bewertung vom 18.04.2025
Harbison, Niall

Hope


ausgezeichnet

Wenn Hunde zu Lebensrettern werden!

Niall Harbison führt lange ein Leben am Limit: Als Unternehmer ist er erfolgreich, aber auch tief in seiner Alkohol- und Spielsucht gefangen. Arbeit und exzessive Partys bestimmen seinen Alltag – bis er eines Tages alles hinter sich lässt. Ohne vorherige Ankündigung verlässt er seine Firma und zieht nach Thailand. Dort erreicht er seinen Tiefpunkt: Seine Sucht bringt ihn an den Rand des Todes.

In dieser existenziellen Krise findet Niall einen ungewöhnlichen Ausweg. Auf der Insel Ko Samui begegnet er den Straßenhunden. Gezeichnet vom Leben, wie er selbst. Was als zufällige Begegnung beginnt, wird zu seiner Lebensaufgabe. Er beginnt, die Tiere zu füttern, bringt sie zum Tierarzt und versorgt ihre Wunden. Mit unerschütterlicher Hingabe gewinnt er das Vertrauen der Hunde und entdeckt dabei auch sich selbst neu.

Was als persönliche Rettung beginnt, entwickelt sich zu einer Mission: Niall Harbison will jeden Monat 10.000 Straßenhunden helfen. Seine Tage sind erfüllt von Pflege, Organisation und Notfalleinsätzen. Es ist mehr als ein Vollzeitjob. Doch die Dankbarkeit der Tiere gibt ihm Kraft, Trost und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit.

Seine Erlebnisse dokumentiert er mit der Kamera. Millionen Menschen weltweit folgen ihm inzwischen auf Social Media und fiebern mit, wenn Hunde wie McMuffin, Hope, King Whacker, Britney oder Tina gerettet werden.

Es war naheliegend, dass Niall Harbisons Geschichte irgendwann in einem Buch festgehalten wird. Dieses ist nun auch auf Deutsch erschienen und trägt den perfekt passenden Titel HOPE. Es erzählt nicht nur vom Überleben, sondern von echter Transformation, denn es handelt von einem Mann, der an einem abgelegenen Ort seine wahre Bestimmung findet.

Alles in allem ist HOPE ein tief berührendes Buch, das voller Hoffnung steckt. Wer gerne außergewöhnliche Lebensgeschichten liest und vielleicht auch noch Hundefan ist, wird dieses beeindruckende Buch auf jeden Fall lieben und nach der Lektüre nicht so schnell vergessen.

Bewertung vom 11.04.2025
Krömer, Philip

Kumari


sehr gut

Ein Roman mit Widerhall. Spannend und eindrucksvoll erzählt.


Kumari von Philip Krömer basiert auf historischen Geschehnissen, die sich 2001 in Nepal ereignet haben.

Inhaltlich geht es um ein Mädchen, das als Kindgöttin in einem Tempel lebt. Ihr Kontakt zur Außenwelt beschränkt sich im Wesentlichen auf Pilger, die sie tagtäglich aufsuchen. Doch ihre Zeit neigt sich dem Ende entgegen. Denn während ein mehrtägiges Opferfest ihr zu Ehren stattfindet, planen maoistische Rebellen die Entmachtung der Königsfamilie ... Um nicht zu spoilern, sei an dieser Stelle nicht mehr verraten.

Kumari ist ein gleichsam kompakter und komplexer Kurzroman, der einem einiges abverlangt, doch wer sich darauf einlässt, wird nicht enttäuscht. Den interessierten Leser erwartet eine sprachgewaltige Geschichte, die aus Sicht der Kumari erzählt wird. Allein dies ist ein geschickter Schachzug.

Viele verschiedene Themen wie Tradition und Rebellion, Zwang und Freiheit sowie Liebe und Verrat werden aufgegriffen und sehr ausdrucksstark dargestellt. Historische Wahrheiten verschmelzen mit fiktiven Ideen. Das macht den Roman umso lesenswerter.

Den einzigen Kritikpunkt, den ich vorbringen möchte, sind die Darstellungen sämtlicher Bluttaten. Diese sind doch ziemlich heftig und definitiv nichts für zartbesaitete Leser*innen. Sonst ist die Lektüre dieses Romans aber durchaus empfehlenswert, denn die Inhalte sind absolut packend und eindrucksvoll. Zudem lernt man viel über die nepalesische Geschichte und Kultur.