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Leserin

Bewertungen

Insgesamt 185 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2025
McFarlane, Mhairi

Und plötzlich ist es wunderbar


gut

Edie & Elliot gegen den Rest der Welt

Vorab:

Mhairi McFarlane ist eine meiner liebsten Chicklitautorinnen. Sie schreibt Liebesromane ohne Pathos, daher braucht sie das Lob einer Emily Henry (die für eine neue Zielgruppe steht) eigentlich nicht.

Die Umschlaggestaltung des Romans „Und plötzlich ist es wunderbar“ macht richtig Lust aufs Lesen. Ein besonderes Plus: Die Filmrollen auf dem Cover haben einen Bezug zum Buchinhalt, da es unter anderem um den Schauspieler Elliot geht. Die Figurenkonstellation erinnert ein wenig an den Hollywoodstreifen „Notting Hill“, in welchem ein Normalo – Brite (verkörpert von Hugh Grant) auf eine amerikanische Schauspielerin (Julia Roberts) trifft. Nur sind die Rollen in „Und plötzlich ist es wunderbar“ vertauscht: Die Britin Edie soll dem Tinseltown-Mimen Elliot eine zweite Chance geben. Kennengelernt hatten sich die beiden, als die 36jährige die (Auto)biographie des Superstars verfassen sollte. Nun gilt es, die Liebesbeziehung nicht scheitern zu lassen, doch da gibt es die Yellow Press und allerlei Hindernisse, außerdem hat Edie einen neuen (sehr charmanten) Arbeitskollegen.

Wird es für Elliot und Edie ein Happy End geben?

Mhairi McFarlanes neuer Roman ist die Fortsetzung von „Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt“ – dies war mir vor der Lektüre nicht klar. Man kann „Und plötzlich ist es wunderbar“ aber prima als Einzelband lesen (natürlich kann es nie schaden, die Vorgeschichte zu kennen).
Man merkt, dass die Autorin sehr viel Erfahrung hat – sie entwirft ein interessantes Szenario mit eigenwilligen Figuren. Die Kapitel sind kurz, der Stil einfach, was bewirkt, dass man das Gefühl hat, mittendrin statt nur dabei zu sein. Da es keine Ich-Erzählerin gibt, wird andererseits eine gewisse Distanz zum Leser aufgebaut, was mir aber schon vor der Lektüre klar war, da ich weiß, dass McFarlanes bevorzugte Perspektive die des auktorialen Erzählers ist, aufgelockert wird das Ganze durch Dialoge. Mir gefällt der trockene britische Humor dabei besonders gut, ich kann mir aber vorstellen, dass die Anspielungen und Witzchen im englischen Original noch lustiger sind. Instagram spielt in der Geschichte eine nicht unerhebliche Rolle, dies wirkt in der TikTok – Ära fast liebenswert altmodisch, schliesslich gehören die Protagonisten nicht zur Gen Z. Mhairi Mc Farlane schreibt Chicklit mit Anspruch, daher ist die Handlung (wie in dem Genre üblich) einigermaßen vorhersehbar, was mich aber nicht gestört hat. Die Erzählung bietet gute Unterhaltung, als Autorin hätte ich die Geschichte jedoch stellenweise gestrafft.

„Und plötzlich ist es wunderbar“ von Mhairi McFarlane ist eine locker-leichte Lektüre für Zwischendurch. Da die Handlung im Winter (an Weihnachten) beginnt, ist das Buch auf den ersten Blick vielleicht nicht die klassische Strandlektüre. Eine routiniert geschriebene RomCom für laue Sommerabende ist „Und plötzlich ist es wunderbar“ allemal.

Bewertung vom 04.05.2025
Fox, Candice

Devil's Kitchen


sehr gut

In „Devil’s Kitchen“ entführt die australische Autorin Fox die Leser in die USA, nach New York.

Eine vierköpfige Truppe von Feuerwehrmännern begeht das scheinbar perfekte Verbrechen. Während sie selbstverursachte Brände löschen, gehen die firefighter auf Raubzüge (Banken und Juweliere sind die bevorzugten Ziele) und sie begehen Versicherungsbetrug. Eine brenzlige Situation entsteht, als einer der Männer, Ben, den Verdacht hegt, dass die Kollegen seiner Freundin und ihrem Sohn etwas angetan haben könnten, denn die Latina Luna ist spurlos verschwunden, scheinbar einem Drogenkartell ihrer mexikanischen Heimat zum Opfer gefallen. Auf seinen anonymen Hilferuf hin wird eine Freelancerin, die als Undercoveragentin arbeitet, von den Behörden eingeschleust. Andrea „Andy“ Newland ist mit allen Wassern gewaschen & sie lässt sich fürstlich für ihre Dienste entlohnen, zumal ihr aalglatter Chef vom FBI skrupellos die Lorbeeren einheimsen will, da er vermutet, dass die Feuerwehrmänner von „Engine 99“ auch für einen bislang unaufgeklärten brutalen Polizistenmord verantwortlich sind. Um in den inneren Kreis vorzudringen, gibt Andy vor, Bens neue Freundin zu sein. Als die Crew den größten Coup ihrer Geschichte plant, gerät Andy in Teufels Küche…

Die Umschlaggestaltung der deutschen Ausgabe gefällt mir besser als das Originalcover, auch die Übersetzung von Andrea O’Brien ist sehr gelungen. Auf 431 Seiten wird ein ‚Spannungskracher‘ mit einem mehr oder weniger überraschenden Ende präsentiert. Durch die bildhafte Erzählweise der Autorin hatte ich zeitweise sogar das Gefühl, einen Actionfilm zu gucken. Der Roman ist einigermaßen dialoglastig, dies gefiel mir leider nicht so gut. Fox‘ Motto könnte „It’s a man’s world“ lauten, denn ihre vor Testosteron nur so strotzenden Protagonisten sind nicht zimperlich. Andy als toughe Ermittlerin schrammt haarscharf am Klischee der starken Frau vorbei. Nach und nach wird die jeweilige Motivation der (Anti)helden (der Anführer Matt Roderick etwa ist der einzige Überlebende einer Einheit, die am 11. September 2001 im Einsatz war) enthüllt und man erfährt, was Adrenalinjunkie Andrea antreibt. Ich hätte mir dennoch stellenweise eine filigranere Figurenzeichnung gewünscht.

New Yorker Feuerwehrleute auf Beutezug – diesen Ansatz fand ich angesichts der verheerenden Brandkatastrophe von Los Angeles im Jahr 2024 fast ein wenig makaber. Ein Thriller über australische Buschfeuer hätte Candice Fox in der Heimat wohl Kritik eingebracht, dabei sind die nicht-amerikanischen settings Fox‘ große Stärke.

Fazit: „Devil’s Kitchen“ hat mich trotz kleiner Schwächen gut unterhalten. Ich werde auch zum nächsten Roman aus Fox‘ Feder greifen.

Bewertung vom 14.04.2025
Smith, Sally

Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Tod im Temple-Bezirk

„Lord Dunning jedoch, höchster Richter des Landes, entsprach in jeder Hinsicht den Erwartungen der Gesellschaft […]. Gewiss wäre niemand auf die Idee verfallen, dass Lord Dunning Opfer eines Mordes werden könnte.“

London, 1901:
Im Herzen der englischen Rechtswelt, dem Temple-Bezirk, herrscht helle Aufregung: Der höchste Richter des Landes, Lord Dunning, wird eines Morgens tot aufgefunden, und die Aufgabe, den Mord aufzuklären, fällt Kronanwalt Gabriel Ward zu, da die Polizei nicht befugt ist, im altehrwürdigen Viertel zu ermitteln. Der Protagonist ist ein spezieller Typ – Scharfsinn und Rechtschaffenheit zeichnen ihn aus, allerdings ist er in gewisser Weise auch ein wenig schrullig – very British eben! Die Charakterisierung des Junggesellen Ward macht ihn in meinen Augen liebenswert, spätestens seit der Erfindung von Hercule Poirot dürfen (Hobby)detektive auch Macken haben, solange sie nur brillant sind…

Diese Inhaltsangabe hört sich zugegebenermaßen etwas trocken an, mir gefiel der historische Kriminalroman von Sally Smith aber gut. Die Autorin verfügt zweifellos über ein fundiertes Wissen, welches sie geschickt zur Erschaffung einer interessanten Krimihandlung nutzt. Auch die deutsche Übersetzung von Sibylle Schmidt ist recht gelungen, sodass „Der Tote in der Crown Row“ auch auf formaler Ebene überzeugen kann. Man muss sich als Leser/in allerdings für das Cozy Crime – Genre erwärmen können. Sally Smith entführt die Leser in eine Welt voller Traditionen und Geheimnisse, ohne dabei auf billige Schockmomente zu setzen, was aber auch bedeutet, dass das pacing eher gemächlich ist, da die Britin sich Zeit nimmt, um ihre Geschichte zu erzählen. Neben dem Hauptplot gibt es noch eine Nebenhandlung, über den genauen Verlauf will ich an dieser Stelle jedoch nicht viel verraten, um Spoiler zu vermeiden.

„Der Tote in der Crown Row: Ein Fall für Sir Gabriel Ward“ ist ein kammerspielartiges Whodunit, daher ist es einerseits ein klassischer britischer Schmöker und andererseits ein atmosphärisches Puzzle der unvorhergesehenen Wendungen, das nie langweilig wird.
Erzähltechnisch ist es eigentlich ein alter Hut, wenn eine geheimnisumwitterte Welt aus den Fugen gerät. Es ist die Umsetzung, die hier begeistert, ein detailverliebter „Feinschliff“, der die Geschichte von Krimieinheitsbrei, der derzeit auf den Markt geworfen wird, angenehm abhebt. Daher empfehle ich „Der Tote in der Crown Row: Ein Fall für Sir Gabriel Ward“ gern zur Lektüre.

Bewertung vom 07.03.2025
Novak, Genevieve

No Hard Feelings


gut

Selbstfindung in Australien

Ich gebe es zu:
Das Cover von „No Hard Feelings“ hat mich zum Lesen „verführt“. Die warme Farbgebung und die stilisierte Frauenfigur in der Mitte des Buchumschlages machen neugierig auf Geneviève Novaks Debutroman.

Die Hauptfigur Penelope ‚Penny‘ Moore ist 27 Jahre alt und befindet sich in einer Dauerkrise. Wann beginnt endlich ihr richtiges Leben? Sie ist in ihrem Beruf als Account Managerin einerseits überfordert und möchte andererseits unbedingt von ihrer unterkühlten Chefin gemocht werden. Die On/Off Beziehung zu ihrem egoistischen (Ex)freund Max Fitzgerald tut ihr gar nicht gut, ihre Tinderdates sind unbefriedigend, aber es gibt auch Gutes im Leben der Australierin, die als Kind von der Mutter verlassen wurde: Zwar gibt es auch ein Konkurrenzdenken zwischen ihr und ihren Freundinnen (schließlich sind sie der jungen Frau in allen Dingen einen Schritt voraus), aber sie geben Penny auch Halt. Ihr Mitbewohner Leo, ein smarter Architekt, ist ein Typ zum Pferdestehlen…
Penny ist nicht von Krankheit, Krieg oder Armut bedroht. Da sie jedoch unter Panikattacken leidet und zur Therapie geht, wäre es gemein, ihre Schwierigkeiten als First World Problems abzutun. „No Hard Feelings“ ist in gewisser Weise ein Coming of Age – Roman, obwohl Penelope schon auf die 30 zusteuert. Man begleitet die von Selbstzweifeln gebeutelte Protagonistin auf ihrer Reise zu sich selbst, im Verlauf der Geschichte gewinnt die Heldin an Reife.
Anfangs fand ich den Roman stilistisch klasse, der Einsatz von Textnachrichten verleiht der Geschichte eine moderne Note. Eine Ich-Erzählerin führt durch das Geschehen, was einerseits den Blick des Lesers verengt & andererseits Sympathie für Penny erzeugen soll, ich hatte während der Lektüre definitiv Mitleid mit der Protagonistin, andererseits fand ich sie für ihr Alter fast zu kindisch. Wenn auf der Bucket List „eine Lücke zwischen den Oberschenkeln“ steht, stellt sich die Frage, ob die literarische Figur stimmig ist (für einen Bridget-Jones-mäßigen Punkt zum Abhaken nimmt sich der Roman zu ernst). Insgesamt gefiel mir das Tempo der Erzählung nicht so gut, ich musste mich stellenweise zum Weiterlesen motivieren, die lineare, dialoglastige Erzählweise ist Geschmackssache.

Fazit:
Als großer Fan von „Fleabag“, mit der das Buch beworben wird, finde ich, dass der Roman der Serie nicht ganz gerecht wird, aber das ist ein Marketingproblem. Man darf auch keine heitere Chicklit à la „Bridget Jones“ erwarten, da das humoristische Element fehlt. Für ein Psychogramm ist „No Hard Feelings“, das thematisch an eine Sally-Rooney-Konstruktion erinnert, andererseits einen Tick zu flach.
Ich bereue es dennoch nicht, den Roman gelesen zu haben. Vielleicht waren meine Erwartungen aufgrund des Slogans ‚Fleabag trifft Dolly Alderton‘ & der fantastischen Umschlaggestaltung einfach zu hoch.

Bewertung vom 24.02.2025
Runberg, Sylvain

Captain Future


sehr gut

Gelungene Hommage

„Die Regierung des Weltraums steckt in Schwierigkeiten. Und offenbar brauchen sie ein weiteres Mal Captain Futures Hilfe.“

„Captain Future. Der ewige Herrscher“, erschienen bei Carlsen, weckt wohl bei vielen Lesern nostalgische Erinnerungen an die Fernsehserie, die ab den 1980er Jahren in Westdeutschland über die Mattscheiben flimmerte. Das Setting ist natürlich futuristisch – Abenteuer im Weltall im 31. Jahrhundert! Die Themen sind jedoch universell: Loyalität und Freundschaft, Mut und Toleranz (schließlich arbeiten Angehörige verschiedener Spezies zusammen), der Kampf gegen das Böse. Beim Lesen hatte ich sofort die Erkennungsmelodie und Phil Fuldners Hit – „The Final“ - im Ohr.
Die Verfasser (Autor Sylvain Runberg und Zeichner Alexis Tallone) bringen ‚Captain Future‘ auf eine Art und Weise zurück, die an die alten Abenteuer erinnert; dennoch ist es zugleich eine frische Adaptation, die hier präsentiert wird. Damit zollen Runberg & Tallone sowohl dem Erfinder Edmond Hamilton als auch der beliebten japanischen Zeichentrickserie Respekt. Insofern handelt es sich bei dieser Publikation um eine größtenteils gelungene Hommage.
Das Format des Comics ist eher groß und etwas unhandlich, die hochwertige Umschlaggestaltung (und Verarbeitung) des Buches ist aber nicht nur für Puristen ein Schmankerl! Der Druck ist sauber und präzise, durch die bewegten Bilder war die Anime -Serie allerdings einen Tick verspielter und dynamischer. Die Protagonisten (Roboter Grag, der Androide Otto/Otho & Professor Simon Wright) rund um Curtis Hamilton aka ‚Captain Future‘ sind gewohnt kultig, es ist allerdings fraglich, ob es nötig war, ausgerechnet die weibliche Heldin Joan (ursprünglich Hamiltons love interest) zu modifizieren. Toughe Amazonen sind in meinen Augen mittlerweile ein wandelndes Klischee…
Über den Inhalt will ich an dieser Stelle gar nicht viel verraten, um Spoiler zu vermeiden. Eines ist sicher – dieses Bande dessinée
ist nicht nur für Science-Fiction-Fans ein Highlight!

Bewertung vom 16.02.2025
Rosen, Jessie

Something Old, Someone New


gut

Das Erbstück

Die Italoamerikanerin Shea Anderson fällt aus allen Wolken, als ihr Freund John ihr einen Heiratsantrag mit einem Vintage - Ring macht, denn Shea meidet Gebrauchtes wie der Teufel das Weihwasser. Sheas Großmutter/nonna (eine Brautmodenboutique - Besitzerin) hatte ihr stets eingebläut, nicht das schlechte Karma von Gegenständen, die eine Vorbesitzerin hatten, auf sich zu ziehen. Da Shea sogar plant, ihren Lebensabend in Italien zu verbringen, kann sie gar nicht anders, als die abergläubischen Sitten zu befolgen.
Von ihrer Familie ist ihr nach diversen Todesfällen eigentlich nur noch ihre Schwester geblieben; darüber hinaus ist sie in Sachen Liebe ein gebranntes Kind, da der hässliche Scheidungskrieg ihrer Eltern Bindungsängste auslöste und Neurosen triggerte.
Am Schmuckstück soll’s nicht scheitern, also beschließt die Protagonistin die Vorgeschichte des Rings zu erforschen, indem sie die Vorbesitzerinnen ausfindig macht. Zu jedem Fluch muss es schließlich ein ‚Gegengift‘ geben?!

Die junge Frau möchte den Heiratsantrag ihres Liebsten nicht leichtfertig ablehnen:
„Ich konnte kaum fassen, was für einen Aufwand John getrieben hatte, um seinen Antrag so besonders zu machen, gleichzeitig überraschte es mich nicht im Geringsten.“

Sheas Recherchetrip führt sie quer durch Amerika und Europa. Auf dieser Reise macht sie neue Erfahrungen & sie begegnet verschiedenen Menschen, die ihr helfen, ihre Ängste zu überwinden und ihre eigene Vergangenheit zu bewältigen…

Die Erzählperspektive gefiel mir sehr gut, die Gefühle und Gedanken einer Ich -Erzählerin bewirken stets, dass man als Leser/in mit der Heldin der Geschichte mitfiebert. Der Stil der Autorin liest sich flott und unkompliziert, er passt gut zum Genre. Die deutsche Übersetzung fand ich stellenweise aber nicht so gelungen – „red flags“ hätte ich persönlich nicht mit „roten Fahnen“ tradiert (von „goldene[n] Verlobungsfahnen“ ganz zu schweigen). Es ist kein Zufall, dass in der Geschichte von der RomCom „E-Mail für Dich“ die Rede ist. Jessie Rosens Chicklitroman ähnelt tatsächlich amerikanischen Liebesfilmen aus der Feder einer Nora Ephron, dies muss man natürlich mögen, sonst wird man an „Something Old, Someone New“ keine Freude haben. Den ‚Aufhänger‘ darf man nicht albern finden, auch die Konflikte nicht als First World Problems abtun. Rational betrachtet ist das Drama qua Kommunikation vermeidbar, die Geschichte wäre dann allerdings schnell erzählt gewesen.
Trotz gewisser Längen ist der Liebesroman ganz unterhaltsam. Manche Beschreibungen wirken auf europäische Leserinnen und Leser vielleicht kitschig und klischeehaft, daher muss man grundsätzlich in der richtigen Stimmung für Frauenliteratur sein & sich auf die Geschichte einlassen. Für mich war „Something Old, Someone New“ die perfekte Lektüre für Zwischendurch.

Bewertung vom 23.01.2025
Fargo, Layne

The Favourites


sehr gut

Toxische Figuren & große Gefühle

-Emily Brontë meets Taylor Jenkins Reid-

Im Winter gucke ich gerne Eislauf/hockeyfilme/serien wie "Mighty Ducks" oder "Spinning Out". Das Biopic über Tonya Harding ist ebenfalls sehenswert, auch Romane zum Thema mag ich, zuletzt "From Lukov with Love" (die „Lukov“ – Autorin Mariana Zapata ließ sich zweifellos vom 90s - Movie ‘Cutting Edge‘ inspirieren. ) Vom Stil her gefällt mir "The Favourites" aber besser - die Story wird aus der Perspektive der Protagonistin erzählt, es gibt aber auch reportageartige Einsprengsel, der Patchworkstil der Geschichte erinnert stark an Taylor Jenkins Reids „Carrie Soto is back“ – meine Lieblingssportlerromanze. Erzähltechnisch ist Reid jedoch etwas raffinierter als Layne Fargo aufgestellt; ich hätte Fargos Story dennoch gerne noch vor Weihnachten gelesen.

Der Liebesroman „The Favourites“ gleicht einer Achterbahnfahrt. Die Geschichte dreht sich um die beiden Protagonisten Katarina Shaw (Katarina Witt, anyone?) und Heath Rocha, deren Leben auf (melo)dramatische Weise miteinander verknüpft sind. In der Erzählung wird (wie eingangs erwähnt) ein Potpourri aus Regieanweisungen und Interviews präsentiert, was dem Ganzen eine fast filmreife Facette & eine dokumentarische Note verleiht – beim Lesen hat man daher das Gefühl, eine Serie zu bingen.

Katarina Shaws großes Vorbild ist die Eistanzikone Sheila Lin. Eine Goldmedaille ist das Ziel. Da kommt es Katarina sehr gelegen, dass ihr späterer Eistanzpartner Heath Rocha (er wird als PoC &Pflegekind eingeführt, Parallelen zu Brontës Heathcliff sind sicher gewollt) von ihrem Vater adoptiert wird und bei Shaws einzieht, Heath hingegen klammert sich regelrecht an das Mädchen. Ein weiterer Schicksalsschlag macht die Idylle schon früh zunichte; dennoch werden Shaw & Rocha eine symbiotische Liebesbeziehung eingehen. Wird der Leistungsdruck im Profisport dem Paar etwas anhaben können?

Zu Beginn der Lektüre war ich etwas genervt. Bei der Darstellung der Charaktere und ihrer Probleme trug die Autorin für meinen Geschmack etwas zu dick auf, die Protagonisten sind absolute Underdogs; mit toxischen Figuren erfindet Layne Fargo das Rad allerdings nicht neu. Einige Passagen hätte man definitiv kürzen können. Intrigen treffen auf Integrität, Konkurrenzkämpfe auf Kameradschaft, Fairness auf Fiesheiten, und es gibt auch den einen oder anderen plot twist. Der Handlungsverlauf ist insgesamt also eingängig und durchaus packend, wenn man sich für das Genre erwärmen kann.

Fazit: Mit „The Favourites“ präsentiert Layne Fargo eine fesselnde Sportlerromanze im Patchworkstil.

Bewertung vom 06.01.2025
Thorpe, Rufi

Only Margo


gut

Vorab:
Der Originaltitel „Margo’s got money troubles“ passt besser zum Inhalt des Romans als der etwas ungelenke deutsche Titel.
Worum geht’s?
Margo ist das uneheliche Kind einer Hooters – Kellnerin und eines Wrestlers. Mit nicht einmal zwanzig Jahren wird sie ungewollt von ihrem verheirateten Literatur-Professor schwanger (als „Keats für Arme“ beeindruckt er das unerfahrene Mädchen mit Vaterkomplex). Als Margo ihren Sohn Bodhi zur Welt bringt, muss sie ihre Uni (eine Art Community College) verlassen, während der Vater (seine Mutter gibt Margo Geld) keine Konsequenzen fürchten muss. Kind und „Karriere“ sind bald nicht mehr vereinbar, das WG – Zimmer und das Auto wollen jedoch bezahlt sein, zumal Kalifornien kein günstiges (dafür aber kein konservatives) Pflaster ist. Margos Mutter will ihr nicht helfen. Als Margo der Kellnerinnen-Job gekündigt wird, ist guter Rat teuer. Margo braucht dringend Geld, sie ist aber zeitlich nicht flexibel. Den Ausweg sieht sie in einem OnlyFans – Account. Nach anfänglicher Skepsis wird sie von ihrem Vater unterstützt, ist nicht alles Showbusiness, ob nun Profi- Wrestling oder OnlyFans?

Rufi Thorpe kann schreiben, nicht umsonst ist im Roman von Nikolai Gogol die Rede. Die Erzählperspektive ist vielleicht das Beste an der Geschichte – sie variiert und ist doch eins. Die story liest sich unheimlich flüssig, und vordergründig ist der plot auch unterhaltsam. Die Figuren sind als Sympathieträger angelegt, als Leser/in kann man gar nicht anders, als Margo Glück zu wünschen. Ganz stark ist die Geschichte, wenn es um soziale und finanzielle Ungerechtigkeit geht - als Margos wohlhabende Freundin behauptet, dass es Stipendien für „richtige“ Colleges gibt, entgegnet die Protagonistin zurecht, dass es für Normalsterbliche (Margos Familie gehört laut Autorin zur amerikanischen Unterschicht, der hässliche Begriff lautet white trash) dennoch in die Schuldenfalle führt, eine prestigeträchtige US-Uni zu besuchen.
Meine anfängliche Begeisterung ließ rasch nach. Die Personen im Buch sind meines Erachtens Comicfiguren. Als Leserin ist man der Protagonistin oft einen Schritt voraus, ein konventionelles Stilmittel. Als Margos Vater Jinx in ihre WG einzieht, ist klar, dass dies nicht aus reiner Nächstenliebe geschieht, als seine Tochter das realisiert, ist es nicht mehr lustig, nur noch tragisch. Margos Mitbewohnerin liebt Cosplay, Margos Stiefvater ist ein richtiger Ned Flanders (ein bigotter Pastor), Baby Bodhi ist süß. An zwei Stellen im Text erwähnt Rufi Thorpe die Schattenseiten von OnlyFans. Die misogynen Morddrohungen, die Margo von ihren Abonnenten erhält, die Gewaltfantasien der Männer sind widerlich. Die Autorin scheint eine Vertreterin des sexpositiven Feminismus zu sein, und sie spricht sich gegen doxxing und slutshaming aus. Beim Thema Prostitution bin ich auf der Linie von Alice Schwarzer und EMMA. Prostitution ist (auch wenn sie online stattfindet, ‚Sexarbeit‘ ist ein Euphemismus, der die Ausbeutung verschleiert) meines Erachtens kein Job wie jeder andere und kein modernes Unternehmertum, obschon die Heldin und ihr Freund gegen Ende sozusagen ins Consulting wechseln. Rufi Thorpe führt an, dass die Cam Girls Steuern und Sozialabgaben zahlen, dass kalifornische Gerichte in Prozessen zugunsten der Frauen urteilten. Wenn sie aber erwähnt, dass die Plattform einen Anteil von den Einnahmen der Frauen behält (ob sie sich nun ausziehen oder „nur“ Computerspiele für ihre Kunden spielen), ist klar, dass es eigentlich eine moderne Form der Zuhälterei ist. OnlyFans wurde natürlich von einem Mann gegründet. Es ist nicht schön, dass Margos Gedanken ins Blasphemische abgleiten, wenn sie über Religion nachdenkt. In dieser Hinsicht ist der Roman arg amerikanisch – Liberale gegen Konservative, scheinbar moderne Menschen kämpfen gegen bigotte evangelikale Hardliner. Endgültig „raus“ war ich aber, als die Titelheldin eine Liebesbeziehung zu einem Kunden einging (ich fand „Pretty Woman“ schon in den 1990er Jahren doof). „Only Margo“ ist zweifellos ein wokes Manifest. So absurd es klingt – die story liest sich wie ein klasse geschriebenes Märchen. Die Message der Autorin ist allerdings mehr als fragwürdig.

Bewertung vom 07.12.2024
Borgeest, Gunda;Thorbrietz, Dr. Petra

Ordnung für immer


sehr gut

Das Sachbuch „Ordnung für immer“ wurde von der Stiftung Warentest publiziert und von den Autorinnen Gunda Borgeest (studierte Philologin & Ordnungscoach) & Petra Thorbrietz (Wissenschaftsjournalistin) verfasst. Die Haptik und die Größe des Buches sind perfekt; da es nicht zu groß ist, nimmt man es gerne zur Hand, um darin zu blättern. Die Schriftgröße ist definitiv nicht zu klein. Das Layout ist stimmig, die Gliederung gelungen. Der Leser arbeitet sich durch drei Teile, es ist ein klassisches Workbook (teils zum Ausfüllen), das mit Sonderseiten, die auch ausdruckbare pdf-Dateien enthalten, punkten kann, man muss aber nicht umständlich erst QR-Codes scannen, um beginnen zu können. Natürlich steht „die Psychologie der Ordnung“ im Mittelpunkt. Es gibt sinnvolle Tipps. Auch Tricks zur Entwicklung von wiederkehrenden Ritualen sind enthalten. Nicht umsonst prangt auf dem Cover der Slogan „Aufräumroutinen, die glücklich machen.“ Es gibt insgesamt fünf Kapitel, wobei das letzte Kapitel zum Anhang gehört.
Dem Leser soll „der einfache Weg zu einem aufgeräumten Leben“ aufgezeigt werden. Daher erfinden die Autorinnen das Rad nicht neu, aber sie geben durchaus sinnvolle Hilfestellung. Man möge „keine toten Dinge“ (vertrocknete Blumen etc.) horten – das versteht sich wohl von selbst. Die Forderung „mit weniger leben lernen“ sehe ich indes kritisch, da hier automatisch vom Überfluss ausgegangen wird (ich bin aber auch kein Fan von Tiny Houses & Co.). Achtsamkeitsübungen können sinnvoll sein; klar ist auch, dass im Buch die Konzepte der extrinsischen und intrinsischen Motivation erläutert werden; nie gleiten die Autorinnen in esoterisches Blabla ab. Das Buch ist für Anfänger (und Fortgeschrittene?) gut geeignet, manche Anregungen finde ich jedoch überflüssig (soll man Bücher alphabetisch oder farblich im Regal sortieren?) und von der Pomodoro – Methode für‘s Zeitmanagement hat wohl jeder schon einmal gehört (es werden diverse Techniken vorgestellt). Insgesamt gefällt mir das Sachbuch aber gut, da man nicht vom Inhalt „erschlagen“ wird. Auch der Ton ist freundlich und angemessen. Daher kann ich „Ordnung für immer“ zur Lektüre durchaus empfehlen.

Bewertung vom 20.11.2024
Marchetti, Donna

P. S. I Hate You - Auf dem schmalen Grat zwischen Hass und Liebe


gut

Vorhersehbare Verwechslungskomödie

In der fünften Klasse bekommt Naomi Light aus Oklahoma einen Brieffreund zugeteilt. Luca Pichler aus Kalifornien ist ganz schön frech! Also schreiben sich die Amerikaner mehr oder weniger gemeine Sachen à la „Ich hoffe, du stirbst.“ Ein paar Jahre später – Naomi arbeitet inzwischen als Wetterfee bei einem Regionalsender in Florida – taucht wieder eine fies - lustige anonyme Nachricht auf. Naomis Kollegin Anne wittert sofort einen Stalker, doch die rothaarige Meteorologin muss sofort lachen und sie weiß – nur Luca kann der Verfasser des sarkastisch – boshaften Grußes sein! Zusammen mit Anne, die ihr den Spitznamen „Gnom“ verpasst hat, macht sich die Fernsehfrau auf die Suche nach dem Kindheitsfreund/feind, den sie nie persönlich getroffen hat. Doch da gibt es auch noch den heißen Nachbarn namens Jake. Schon längst hat es zwischen Naomi und dem Meerestierarzt gefunkt…

Die Leseprobe zu „P. S. I Hate You – Auf dem schmalen Grat zwischen Hass und Liebe“ fand ich unheimlich witzig, daher wollte ich den Roman unbedingt lesen. Dass Pubertierende sich böse Briefe schreiben, ist nicht so abwegig. Ich musste einfach wissen, wie die RomCom enden wird, zumal ich am liebsten Enemies - to – Lovers - Geschichten lese. Manchmal möchte man schlicht gut unterhalten werden & etwas „für’s Herz“ lesen. Der Anfang des spicy Romans gefiel mir noch ganz gut, aber die Briefe waren teils so fies, dass es nicht mehr lustig war. Der Inhalt war ernst, vor allem Lucas Schicksal ist hart. Insofern ist die Handlung anfangs einigermaßen deprimierend, dabei hatte ich mich auf eine spritzige Lovestory eingestellt. Es gibt (ganz klassisch) alternierende Erzählperspektiven. Leider war mir schon im ersten Drittel (!) der Erzählung das große Geheimnis der Geschichte klar. Das fand ich sehr enttäuschend. Die Figuren sind unheimlich flach (und wunderschön, wie könnte es anders sein). Naomi ist sehr naiv. Anders hätte die Geschichte auch nicht funktioniert. Obwohl die deutsche Übersetzung sicher nicht falsch ist, wirkt der Spitzname „Gnom“ seltsam deplatziert. Der zweite plot twist war auch vorhersehbar. Die sehr gemeinen Briefe in der Einleitung lesen sich unangenehm, der Mittelteil zieht sich in die Länge, gegen Ende wird es aber noch einmal interessant. Es macht aber wenig Sinn, dass die Protagonistin ein schlechtes Gewissen bekommt, als sie berechtigte Kritik äußert. Ferner werden im Roman toxische (männliche) Verhaltensweisen legitimiert, das gefiel mir gar nicht. Aufgelockert wird das Ganze durch süße Haustiere, das ist ein Pluspunkt. Aber es ist zu wenig, um dem Roman und den Figuren Tiefe zu verleihen. Schade! Aus dem „Stoff“ hätte man mehr machen können,der Stil von Donna Marchetti ist sehr simpel. Von einem Chicklit-Schmöker erwarte ich keinen Mann’schen Tiefgang, aber ein wenig ‚Feintuning‘ sollte schon vorhanden sein.

Fazit:
„P. S. I Hate You – Auf dem schmalen Grat zwischen Hass und Liebe“ ist schnell gelesen & schnell vergessen.