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Benutzername: 
isleofharris
Wohnort: 
Reichshof

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2023
Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
Ludwig, Stephan

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller


sehr gut

Ebenso amüsant wie spannend!

Im Mittelpunkt des Plots steht der Protagonist Herr Heinlein, der ein ruhiges, ereignisloses und unscheinbares Leben in einer Kleinstadt führt. Er lebt mit seinem dementen Vater um den er sich rührend und geduldig kümmert in einer der Wohnungen, die zum Geschäftshaus gehören. Seinen Lebensunterhalt verdient er, indem er ein Delikatessengeschäft in dritter Generation führt. Seinen Fokus legt er auf die Zubereitung von individuellen Pasteten, die er mit viel Passion sowie Raffinesse herstellt und mit Stolz seinen Kunden verkauft bzw. kredenzt
.
Sein idyllisches Dasein gerät jedoch aus den Fugen mit dem Auftauchen eines neuen „Stammkunden“, der unerwartet nach dem Verzehr einer Pastete verstirbt. Von Panik erfasst nimmt er zunächst eine Zwischenlagerung der Leiche in seinem Kühlraum im Keller vor, um sich einen Ausweg aus der Situation zu überlegen.
In der Folge wird Herr Heinlein jedoch mit diversen Todesfällen konfrontiert, die alle durch „Missgeschicke“ erfolgen und die Situation unaufhaltsam zuspitzen lassen.

Der Roman wird getragen vom Protagonisten und seinen sogenannten „Missgeschicken“. Heinlein wird als ein Mensch dargestellt, der starr an Traditionen und Ritualen festhält, um auf diese Weise seinem Leben eine Struktur zu geben. Er ist Einzelgänger und seine soziale Interaktion beschränkt auf seinen dementen Vater, seinem Angestellten (einem Autisten) und seine überschaubare Kundschaft. Des Weiteren engagiert er sich in soziale Projekte im In- und Ausland.
Sein Geschäft führt er nach dem alten Mantra „Der Kunde ist König“ und dem Schlagwort „Qualität“ hat höchste Priorität. Trotz dieser Einstellung muss er sich mit einem Rückgang der Geschäftsentwicklung bzw. Existenzängsten auseinandersetzen.
Weiter zeichnet sich der Protagonist durch Tugenden, wie ausgesprochene Hilfsbereitschaft und Höflichkeit aus. Weiter ist er konfliktscheu, demütig sowie furchtsam. Wenn es aber darum geht, den Status Quo aufrechtzuerhalten, legt er jedoch eine unerwartete Entschlossenheit an den Tag.
Auch die anderen sehr speziell gezeichneten Charaktere werden detailreich beschrieben und passen von ihrem Verhalten her stimmig in das Gesamtkonzept.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Zudem verwendet der Autor einen sehr speziellen Erzählton. Die Dialoge zwischen den Charakteren sind lebendig und sehr unterhaltsam. Auch die Beschreibungen der Umgebung, der Handlungen und Ereignisse sind sehr gut gelungen und lassen den Leser in die Geschichte eintauchen. Die Handlung beginnt langsam, die Situation eskaliert jedoch stetig und endet mit einer überraschenden Wendung.
Fazit: Insgesamt überzeugt der Krimi mit vielen skurrilen Ereignissen und schwarzem Humor. Einige der Ereignisse sind extrem absurd, was man dem Autor jedoch verzeiht. Obwohl der Plot nicht reißerisch ist, wird dennoch eine gewisse Spannung erzeugt, die den Leser bis zum Ende fesselt. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 02.04.2023
Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1
Bonetto, Andrea

Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1


ausgezeichnet

Gelungenes Krimi-Debüt!

Bonetti nimmt den Leser bereits mit dem farbenfrohen Cover der Darstellung einer mediterranen Szene mit auf eine Reise durch die malerische Küstenregion Liguriens.

Vito Grassi, ein eigenwilliger Commissario aus Rom, benötigt nach dem Tod seines Vaters einen „Tapetenwechsel“ und beantragt bei seiner Dienststelle eine Versetzung in seine Heimatstadt La Spezia, einer idyllischen Hafenstadt in Ligurien. Dort angekommen geht alles Schlag auf Schlag. Er trifft nicht nur auf eine ihm anfangs mysteriöse unbekannte Frau in dem Haus seines verstorbenen Vaters, sondern muss sich auch mit der Ermittlung zweier Mordfälle beschäftigen.

Es entfaltet sich ein spannender Krimi, wobei es dem Autor gelingt, die Atmosphäre, die Schönheit Liguriens und die italienische Lebens- bzw. Alltagskultur zu integrieren, so dass eine stimmungsvolle Kulisse geschaffen wird. Unterstützt wird dies auch durch die Verwendung italienischer Worte oder Sätze, die im Kontext überwiegend verständlich sind, ansonsten jedoch für Pausen beim Lesen sorgen, da man versuchen muss, den Sinn herauszufinden. Die Charaktere sind im Detail gut ausgearbeitet und wirken sehr lebendig, insbesondere der Protagonist Vito wirkt durch seinen persönlichen Hintergrund, seiner schroffen Art des Umgangs mit seinen Mitmenschen sowie seinem Ermittlungsvorgehen glaubwürdig und authentisch.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Der Leser liest jedes Kapitel mit Spannung, um mehr über die involvierten Personen und den Beziehungen zu den Mordopfern zu erfahren. Manche Passagen sind vielleicht etwas langatmig geraten, was man dem Autor jedoch gerne verzeiht.
Der Plot ist gut strukturiert und wird durch einen durchgängigen Spannungsbogen geschickt intensiviert, was den Leser bis zum Schluss in Atem hält. Parallel hierzu bezieht Bonetti die Bedeutung von Familie und Freundschaft in Italien sowie gesellschaftliche und politische Themen wie die Auswirkungen der Mafia auf die Gesellschaft ein.

Fazit: Insgesamt ist „Abschied auf Italienisch“ ein gelungener und spannender Krimi, der mit interessanten Charakteren, einem gut durchdachten Plot und einer stimmungsvollen Kulisse überzeugt. Bonettis detaillierte Beschreibungen der Orte, Personen und der Kultur erzeugen eine zusätzliche Dimension, was dazu führt, dass das Lesevergnügen verstärkt wird. Definitiv empfehlenswert!

Bewertung vom 29.03.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


gut

Cosy Crime mit niederländischem Lokalkolorit!

Das Cover des Buches wirkt durch die Kombination unterschiedlicher Schrifttypen in verschiedenen Farben unruhig und weist zum einen auf die Stimmung bzw. die Handlung hin, zum anderen zeigt es das sehr spezielle Setting um das sich der Krimi entfaltet: ein buntes Hausboot vor den malerischen Grachtenhäusern Amsterdams. Ein Eichhörnchen, was in diesem Zusammenhang deplatziert wirkt, weckt zudem die Neugier des Lesers.

Als ehemaliger Polizist formiert Arie ein Team aus fünf Personen mit gänzlich unterschiedlichen Charakteren, um mit der Gründung einer Detektei wieder eine gewisse Stabilität in seinem Leben zu erlangen. Das Besondere hierbei ist, dass alle Mitglieder des Detektivbüros bereits auf die schiefe Bahn geraten sind und auf der Suche nach ihrem Platz im Leben - sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich - sind. Ein Verhaltenskodex, der zu Beginn des Plots erarbeitet wird, überträgt hierbei verbindliche Verhaltensvorgaben.
Das gemeinsame übergeordnete Ziel der Aufklärung von Morden sowie das Ausspionieren von Geheimnissen lässt die Gruppe zu Freunden bzw. einer Ersatzfamilie werden. Zu der Gruppe gehören weiter ein Hund und ein Eichhörnchen, die ebenfalls froh sind, ihren Platz innerhalb dieser Gemeinschaft gefunden zu haben.

Beim ersten Auftrag handelt es sich um das Ausspionieren eines geheimen Rezeptes, welcher durch einen bekannten Spitzenkoch platziert wird, um sich gegen seine Konkurrentin durchzusetzen. Zwei hochangesehene Caterer befinden sich hierbei im Wettstreit um einen großen Auftrag zur Ausgestaltung der Menüs für eine Promi-Hochzeit. Die weiteren Morde, die sich in der Folge ereignen, sind ebenfalls im Gastronomie-Bereich angesiedelt.

Die Autorin legt den Fokus vielmehr auf die unterschiedlichen Charaktere, deren Verhalten und die einzelnen individuellen Entwicklungen als auf die Ermittlung und Detektivarbeit. Die Figuren werden liebevoll gestaltet und führen dazu, dass die Geschichte lebendig und authentisch wirkt.
Es wird kein Spannungsbogen aufgebaut; der Plot entwickelt sich unspektakulär. Die Handlung ist nicht kompliziert, ist aber dennoch an einigen Stellen undurchsichtig, so dass man als Leser dranbleiben möchte.

Der Schreibstil ist leicht, angenehm und flüssig zu lesen. Durch die Verwendung kurzer Kapitel kann der Leser dem Erzählfluss leicht folgen.
Die Verwendung von detaillierten Beschreibungen beschreiben z.B. die malerische und beschauliche Idylle in Amsterdam, so dass die jeweils vorherrschende Atmosphäre gut dargestellt wird. Rhetorische Fragen vermitteln die Empfindungen und Gedanken der Figuren in den jeweiligen Situationen und bringen so dem Leser die Gefühlslagen nahe.
Auch wird Gesellschaftskritik geübt indem z.B. der Umgang mit Behinderten oder die Drogenproblematik angesprochen werden.

Fazit: Insgesamt ein Krimi, der von seinen ungewöhnlichen Charakteren deren Backgrounds und Handlungen sowie Beschreibungen der malerischen und beschaulichen Kulisse lebt. Ein cosy, nicht allzu brutaler Krimi mit niedrigem Spannungsfluss, der für einen entspannten Leseabend geeignet ist. Für alle, die nach einer unterhaltsamen Lektüre suchen ohne viel Brutalität oder Gewalt. Lesenswert!

Bewertung vom 28.02.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Kammerspiel auf hoher See!
Das Cover des Buches zeigt eine düstere Küstenlandschaft in kalten Blautönen, Schwarz mit orange-gelben Flächen, die eine kraftvolle unheilvolle Stimmung erzeugen. Das ansprechend gestaltete Buchcover in Verbindung mit dem Titel wecken das Interesse des Lesers und weisen bereits durch die Beschreibung des Wassers als „blaukalt und tief“ auf eine bedrohliche und unsichere Situation hin.

Der Plot des Buches beginnt harmlos: Andreas, erfolgreicher Anwalt mit seiner Frau Caroline und sein Anwaltskollege Daniel mit Freundin Tanja steigen an Bord einer Yacht, um einen Segeltörn anzutreten. Ziel sind die schwedischen Schären. Mit von der Partie ist Eric, ein erfahrener Skipper. Das Wetter ist herrlich sonnig, das Schiff scheint ein Traum zu sein und es gibt ausgewählte Getränke sowie „einfache“, aber erlesene Gerichte.

Kristina Hauff nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Tiefen der menschlichen Psyche. Die unterschiedlichen Hauptcharaktere sind auf engem Raum „gefangen“ und haben wenige bis gar keine Fluchtmöglichkeiten. Konflikte sind somit vorprogrammiert. Im Verlauf der Handlung treten die emotionalen Zustände der Akteure hinter der Fassade zu Tage. Die Dynamik, die hierbei entsteht, führt langsam, aber stetig zu einer starken toxischen Atmosphäre an Bord, aus der es kein Entrinnen gibt.

Der Stil von Hauff unterstützt und verstärkt die Spannung und Atmosphäre der Handlung. Durch Verwendung von kurzen Kapiteln, die jeweils abwechselnd aus der Perspektive der einzelnen Charaktere (außer dem Skipper Eric) erzählt werden, ermöglichen es dem Leser vollständig in die Geschichte eintauchen. Der Bewusstseinsstrom zeichnet ein komplexes Bild der Wahrnehmungen und Empfindungen der Akteure. Es gelingt so, Gefühle, wie Angst, Verzweiflung oder Frustration besser zu vermitteln, so dass der Leser die Entscheidungen und Handlungen der Figuren besser nachvollziehen werden kann.
Durch die verwendete Symbolik, wie zum Beispiel das Meer als Symbol für die dunkle und unergründliche Seiten der menschlichen Psyche unterstützt und verstärkt Hauff das vorherrschende Gefühl von Bedrohung und Unsicherheit.

Des Weiteren gelingt es ihr durch präzise und detaillierte Beschreibungen sowie der Verwendung von maritimer Terminologie den Segeltörn authentisch darzustellen. Die beschriebenen Bewegungen der Yacht und der Segel durch den vorherrschenden Wind führen dazu, dass der Leser hierdurch direkt mit in das Geschehen auf dem Boot einbezogen wird und quasi die Bewegungen des Schiffes selbst mit spürt.

Der Roman lässt sich durch die Einteilung in kurze Kapitel sowie der Verwendung von kurzen und prägnanten Sätzen schnell und flüssig lesen. Der Spannungsbogen, der sehr früh aufgebaut wird, wird durch die unerwarteten Geschehnisse aufrechterhalten und endet in der Klimax am Ende des Buches.

Fazit: Insgesamt ein formal stimmiges und inhaltlich fesselndes Buch, das durch die Darstellungen der Gedanken und Emotionen der Hauptcharaktere sowie einem stetig wachsenden Spannungsbogen ein fesselndes und spannendes Lesevergnügen darstellt. Absolut lesenswert!

Bewertung vom 18.02.2022
Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar (eBook, ePUB)
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar (eBook, ePUB)


sehr gut

Unterhaltsame Mörderjagd mit unkonventionellen Mitteln!

Das Cover des Buches ist klar gestaltet und zeigt die Location an dem die Handlung stattfindet. Eine ländliche Idylle, die jedoch von einer schwarzen Vogelschar, die auf das aufkommende Unheil hinweist. Das Buchcover ist ansprechend gestaltet und macht in Verbindung mit dem Titel neugierig auf das Geschehen.

Der Plot beginnt dann auch mit einem Mord in dem idyllischen, kleinen und verschlafenen Ort Marlow (ein realer Ort in UK), der als Auftakt für zwei weitere Morde dient, die es gilt aufzuklären. Die Protagonistin Judith Potts, eine schrullige ältere Dame, die in einem Herrenhaus wohnt, Kreuzworträtsel für eine regionale Zeitung fertigt und bisweilen nackt in der Themse schwimmen geht, nimmt selbstbewusst und resolut - parallel neben der zunächst ratlosen Polizei - die Ermittlungen selbst in die Hand. Hierbei wird sie tatkräftig von Suzie, einer Dogsitterin und Becks, der anfänglich zurückhaltenden Frau des Gemeindepfarrers unterstützt. Obwohl das Team sich aus vollkommen unterschiedlichen Charakteren zusammensetzt, eint sie die gemeinsame Mörderjagd mit unkonventionellen Methoden. Die Superheldin des Teams sticht durch Eigenheiten, wie Skurrilität, Exzentrik und herrliche Verschrobenheit (typical British!) hervor. Ihr Vorgehen bei den Nachforschungen wird durch weitere Charakter- eigenschaften, wie Entschlossenheit, Mut Furchtlosigkeit und gute Beobachtungsgabe vorangetrieben. Ihr Vorgehen und ihr Charakter sowie Kleidung (Umhang) sind stark an die literarische Figur von Miss Marple angelehnt.

Der Autor bedient weitere Klischees (bzw. erwähnt Traditionen), wie z.B.: schmuddelige und staubige Wohnungen, Konsum von Scotch, obligatorisches Teetrinken, Sportbegeisterung (Rudern) Einrichtungen mit Laura Ashley Möbel, Faible für Charity Shops, etc.. Dies geschieht jedoch nicht abwertend, sondern mit einem humorvollen und liebevollen Blick auf diese Eigenheiten. Weiter wird die Wichtigkeit eines selbstbestimmten Lebens im Alter thematisiert und dass jeder für ein glückliches und erfülltes Leben verantwortlich ist.

Der Schreibstil ist leicht, locker und flüssig zu lesen, so dass der Leser die Entwicklungen gut nachverfolgen kann. Bereits am Anfang wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der kontinuierlich steigt und am Ende der Geschichte bei der überraschen Auflösung seinen Klimax erreicht. Der Autor nutzt den inneren Monolog, um tiefer in die Hauptfigur einzutauchen und dem Leser die Motivation und Gefühlslage nahezubringen.
Der Autor beschreibt im Detail die Schönheit der Häuser und Gebäude in der beschaulichen Kleinstadt, übt jedoch gleichzeitig Gesellschaftskritik, indem er auf leerstehende Geschäfte und Obdachlose hinweist.

Fazit: Insgesamt ein erfrischendes und humorvolles Buch mit charmanten und vielschichtigen Charakteren, die den Leser mit ihren Handlungen beeindrucken und unterhalten. Obwohl manche Handlungen, etwas unwahrscheinlich und die Dialoge an manchen Stellen banal erscheinen, erachte ich das Buch als lesenswert, insbesondere (aber nicht nur) für Liebhaber der englischen Kultur.