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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1479 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2025
Ware, Ruth

The Woman in Suite 11


sehr gut

Sie ist wieder da: Lo Blacklock, die Protagonistin aus "Woman in Cabin 10", inzwischen glückliche Ehefrau und Mutter zweier Söhne, kann nicht "nein" sagen, als sie zu der Einweihung eines Luxushotels gleich am Genfer See eingeladen wird, auch wenn sie sich wundert, wie er ausgerechnet auf sie kommt.

Zunächst wird sie wieder und wieder überrascht durch besonders großzügige Gesten während der Reise und auch nach der Ankunft im Hotel, kann es sein, dass alle eingeladenen Journalisten so reichlich bedacht werden? Und es sind eine Reihe von Bekannten da, die damals auch auf dem Schiff des Schicksals waren.

Doch dann "stolpert" sie über jemanden, der meint, dass sie ihm noch einen Gefallen, und zwar einen riesengroßen, schuldig ist... Es beginnt eine Odyssee der besonderen Art, in der Lo mal an sich, dann wieder an anderen zweifelt.

Eine gelungene Fortsetzung des Vorgängers, die allerdings ohne Kenntnis desselben schwer nachzuvollziehen wäre....

Bewertung vom 07.12.2025
Horowitz, Anthony

Tod zur Teestunde


ausgezeichnet

Ein ebenso ungewöhnlicher wie vielschichtiger Krimi mit der Ermittlerin Susan Ryeland, der uns von Kreta - wo sich Susan trotz aller Versuche nicht einleben konnte, was ich im Leben nicht verstehen werde - zurück nach England führt. Susan ist Verlegerin, braucht Arbeit und kommt durch ihre alten Kontakte zu einem kleinen Verlag. Ihr erster Auftrag: sie soll den Krimi eines jungen Autors redigieren, der eine bereits bekannte Ermittlerfigur, nämlich Atticus Pünd,mit dem Susan schon einmal zu tun hatte, neu belebt. Dieser Krimi spielt in Nizza und hat - so scheint es Susan - eine frappierende Ähnlichkeit mit der eigenen Familie des Autors, des jungen Eliot Crace, Enkel einer berühmten Kinderbuch-Autorin. Susans Arbeit wird bald durch einige dramatische Ereignisse unterbrochen...

Teilweise wird hier das Format Buch-im-Buch genutzt, das ich sehr schätze, wenn es gut gemacht ist. Bei Anthony Horowitz kann man sich auf eine gelungene Umsetzung verlassen, die ich mit großem Genuss gelesen habe. Wie immer bei diesem Autor muss man sich auf etliche Überraschungen gefasst machen! Very british: spannend und atmosphärisch zugleich!

Bewertung vom 27.11.2025
Stern, Anne

Die weiße Nacht


sehr gut

Wie immer konnte ich ein Buch der Autorin Anne Stern - diesmal handelt es sich um einen Krimi, der 1946 in Berlin spielt - einfach nicht aus der Hand legen. Sie schreibt eindringlich, spannend und vor allem anschaulich: während der Lektüre hatte ich fast den Eindruck, ich würde einen Film anschauen. Oder vielmehr den Auftaktfilm zu einer Serie, denn erfreulicherweise ist dies Band 1 eines Mehrteilers. Immer wieder sah ich das Geschehene direkt vor mir - wenn diese Reihe dann wirklich irgendwann verfilmt wird, werde ich möglicherweise sogar enttäuscht von dem Ergebnnis sein.

Besonders gut gefällt mir, dass Anne Stern ihre Leser immer wieder in eine spannende Zeit innerhalb der jüngeren Deutschen Geschichte mitnimmt - wie so oft ist Berlin der Schauplatz, diesmal vor allem die Mitte mit angrenzenden Stadtteilen wie Kreuzberg und Neukölln.

Kommissar König, von Haus aus Ostpreuße, hatte sich während seiner Zeit als Soldat als Gegner nationalsozialistischen Regimes geoutet und war danach jahrelang inhaftiert. Als als gesicherter Gegner der Nationalsozialisten wurde er im Nachkriegsberlin zum Polizeidienst zugelassen, der sich nach etwas mehr als anderthalb Jahren des Friedens noch als sehr rudimentär darstellt.

Die Fotografin Lou, auch sie keine Freundin der Nazis, lebt immer noch in ihrem Kiez, hat aber fast alles und fast alle Lieben verloren. Sie gerät eher durch Zufall in Königs Ermittlungen: es geht um eine ermordete Frau, die sich vor ihrem Tod im Halbwelt-Milieu bewegte.

Mir gefällt sehr gut, dass verschiedene Fakten, Umstände und Entwicklungen aus der damaligen Zeit zur Sprache kommen und immer wieder das Schicksal benachteiligter Menschen thematisert wird - und 1946 gab es davon Unzählige in Berlin - angesprochen und in den Mittelpunkt der Handlung gestellt wird. Gut und böse gibt es zwar, nicht immer ist es jedoch klar abzugrenzen.

Jetzt schon warte ich ungeduldig auf den nächsten Band, in dem Lou und Kommissar König einander mindestens genauso gut ergänzen werden.

Bewertung vom 19.11.2025
Fröhlich, Anja

3 Streuner und der sprechende Berg


sehr gut

Liebenswert und lustig: So geht es zu in diesem Buch über drei Streuner, die bei Joy und ihren Eltern leben und es durchaus genießen, sich jedoch nicht immer zu benehmen wissen!

King Kerl, Big Ben und Flirty sind die drei Hunde, deren Erlebnisse hier nun bereits im zweiten Band geschildert werden - und zwar gilt es diesmal, sich zu benehmen, denn Joy möchte sie mit zur Schule nehmen! Und dazu Schildegard, die - Nomen est Omen - Schildkröte der Familie und natürlich Freundin der Streuner. Obwohl sie so viel weiser ist! Aber ob das im Ernstfall nutzt, das wird man erstmal sehen.

Für Vorschulkinder zum Vorlesen und Vorfreuen auf die Schule - hoffentlich denken sie nicht, dass es dort immer so lustig ist! Und für Grundschulkinder zum Selberlesen - die Schrift ist schön groß und es sind jede Menge Zeichnungen dazwischen für kleine Momente der Entspannung!

Ob das klappt? Ein warmherziger Beschreibung darüber, wie Hunde uns (möglicherweise) sehen!

Bewertung vom 10.11.2025
Ganeshananthan, V. V.

Der brennende Garten


ausgezeichnet

Erzählt wird aus der Sicht der jungen Tamilin Sashi, die wohlbehütet in einer Familie mit vier älteren Brüdern aufwächst und kurz davor steht, ihr Studium der Medizin aufzunehmen: sie möchte Ärztin werden und zieht dafür zu ihrer Großmutter, um sich mit Begeisterung in ein neues, akademisches Leben zu stürzen.

Das jedoch wird jäh unterbrochen durch den Beginn des Bürgerkrieges und sie muss miterleben, wie in der Nachbarschaft, ja gar in der eigenen Familie, die Interessen aufeinander prallen - mit häufig tödlichem Ende zumindest für eine Seite. An ein Studium ist bald für niemanden in Sri Lanka auch nur zu denken.

Als angehende Ärztin steht Sashi zwischen den Seiten, sie ist sich bald schon im Klaren darüber, was sie selbst für richtig hält, doch auch die anderen, in deren Reihen viele ihrer Freunde, Bekannten, ja, sogar ihre Brüder stehen, benötigen ihren medizinischen Beistand. Und sie folgt der Ethik der Mediziner, dass man wirklich jeden behandeln sollte und sieht daher deutlich mehr, als eine junge Frau, ein Mädchen fast noch, sehen sollte. Sie bekommt durch ihre frühere Professorin eine Möglichkeit, ihren Drang nach Gerechtigkeit zu stillen, nämlich durch die Dokumetation des Grauens, der sich in ihrer Heimat vollzieht.

Ein Roman, der schmerzhaft und quälend ist - ich brauchte einige Wochen, um ihn abzuschließen, nicht, weil er mir nicht zusagte, sondern weil er mich in meinem Innersten traf. Ich hatte streckenweise das Gefühl, selbst im Krieg zu sein!

Ein starkes Buch, das nichts für schwache Nerven ist. Dennoch empfehle ich den Roman von ganzem Herzen - er zeigt klar und deutlich, was Krieg eigentlich bedeutet und was er jeden einzelnen Menschen im Einzugsbereich kostet. Trotz meines langsamen Lesens fegte er wie eine Feuerbrunst durch meine Sinne und durch meinen Geist, ich denke nicht, dass ich ihn je vergessen werde. Das hat er auch nicht verdient!

Bewertung vom 09.11.2025
Dische, Irene

Prinzessin Alice


gut

Aus meiner Sicht ist Prinzessin Alice von Battenberg, spätere Königin von Griechenland, eine außerordentlich interessante historische Figur - leider eine ausgesprochen tragische! Und zwar bereits von Geburt an, kam sie doch bereits gehörlos zur Welt.

Quasi als Ausgleich wurde ihr (aus damaliger Sicht) ungeheure Schönheit geschenkt, aufgrund derer sie viele Männer begehrten und ebenso viele Frauen beneideten.

Was aber wahrscheinlich für die meisten Leser am interessantesten ist: sie war die Mutter von Prinz Philipp, dem langjährigen Ehemann der britischen Queen Elizabeth.

Für mich persönlich jedoch ist deutlich bemerkenswerter, dass sie in in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt wird, da es ihr während des Zweiten Weltkriegs gelang, einige Juden in ihrer damaligen recht ärmlichen Bleibe in Athen zu verstecken und damit zu retten, was allerdings Jahre nach dem hier geschilderten Lebensabschnitt von Alice geschah.

Dieser faszinierenden Person, einer Mutter von fünf Kindern, deren Mann, der griechische Prinz Andreas, sie bereits vor der Volljährigkeit der jüngsten Kinder verlies, widmet Autorin Irene Dische nun ihren neuen Roman.

Hier wird Alice, die viele Jahre lang als wunderlich oder gar schizophren galt, als leidende, gleichwohl den meisten Menschen geistig weit überlegene Person dargestellt, die nach der Abkehr ihres Gatten mittellos mit den Kindern klarkommen muss und einen ganz eigenen Weg geht. Einen, der einigen ihrer Kinder durchaus peinlich ist. Wir begleiten Alice in eine Klinik und auch wieder dort hinaus, treffen sie in Paris zunächst als mittellose Mutter, dann als von den meisten, auch von ihren Töchtern verstoßene Person, die auf die Unterstützung zweier Schwägerinnen, Mary und Edwina angewiesen ist, mit denen sie es auch nicht gerade leicht hat.

Ich glaube, wenn ich nicht schon vor Jahren eine umfangreiche Biographie über Alice gelesen hätte, wäre ich hier vollkommen verloren, wobei ich nicht weiß, ob das besser oder schlechter wäre. Denn so war ich der mehrfachen eleganten Volten der Autorin gegenüber doch sehr misstrauisch und habe überlegt, ob das nun Fiktion ist oder einen wahren Kern hat.

Ein Roman, der keine leichte Kost ist, aber durchaus lesenswert für Rezipient:innen, die auch mal gerne fiktive Werke über reale Persönlichkeiten lesen!

Bewertung vom 08.11.2025
Nussbaum, Cordula

Die 1-Minuten-Strategie gegen mentale Erschöpfung


sehr gut

Ich habe sehr darauf gehofft, dass hier nicht der "übliche Mist" wiederholt wird und erfreulicherweise ist es so!

Kleine Petitessen wie weise Worte eines asiatischen Meisters, praktische Tipps für den Alltag oder Listen aus verschiedenen Bereichen der Selbsterkenntnis (diese brauche ich nicht unbedingt) wechseln einander ab. Mir gefallen die immer wieder eingebauten kleinen Übungen, die tatsächlich nicht länger als eine Minute dauern müssen (aber durchaus können) - kleine Erfrischungen oder auch Entspannungen immer dann, wenn es nötig ist - das sind aus meiner Sicht richtiggehende kleine Geschenke - und zwar welche für meinen Geist!

Ich kann längst nicht alles brauchen, picke mir aber so einiges raus und genau so ist es auch gut für mich. Als bereichernd empfinde ich auch die originellen Fotos, die sowohl witzig als auch zutreffend sind!

Bewertung vom 06.11.2025
Koppel, Benjamin

Großmutters Geheimnis


sehr gut

Kopenhagen 2015: Der Musiker Alexander hadert mit seinem Leben. Er hat einen Job als Musiker auf Abruf, um auf Festen bestellte Musik zu spielen. Zudem will seine Partnerin unbedingt ein Kind, das er ihr auf normalem Wege nicht schenken kann, die künstliche Befruchtung bleibt erfolglos, er fühlt sich unter Druck gesetzt. Ebenso von seiner ausgesprochen egozentrischen, ja zickigen Mutter Lilian, die von ihm erwartet, auf Abruf zur Verfügung zu stehen.

Bei einem seiner Aufenthalte bei ihr fallen ihm Kassetten in die Hand, die seine Großmutter Ruth, die er noch nie getroffen hat, für ihn besprochen hat - offenbar vor Jahren.

Die Leser:innen tauchen mit ihm zusammen in Ruths Vergangenheit, ihr Leben in den 1930er/1940er Jahren ein und stoßen auf eine grauenvolle Geschichte: aufgrund ihrer jüdischen Abstammung wurde ihr und ihrer Familie großes Leid zugefügt.

Zunächst erfolgen Schilderungen von Alexanders und Ruths Schicksal im Wechsel, da fühlte ich mich in dem neueren Strang oft verloren, da der Eindruck entstand, dass dort eigentlich nur Menschen miteinander leben (müssen), die kreuzunglücklich sind und nicht dazu fähig, einander zu unterstützen. Etwa ab der Hälfte des Buches beginnt alles einen tieferen Sinn zu ergeben - ab da las ich mit deutlich größerem Enthusiasmus.

Für Leser:innen, die gern mehr über den Holocaust und seine Folgen erfahren möchten, ist das Buch auf jeden Fall zu empfehlen, aber Vorsicht: über längere Passagen hinweg sind die Schilderungen extrem schmerzlich, ich konnte sie auch als Leserin in meiner sicheren Wohnung kaum ertragen!

Bewertung vom 26.10.2025
Biedermann, Nelio

Lázár


schlecht

Leider konnte ich diesem vielgerühmten Werk überhaupt nichts abgewinnen. Schlimmer noch: ich kann die Begeisterung der Massen ganz und gar nicht nachvollziehen.

Bei mir liegt es zu einem großen Teil an der sehr komplexen Sprache des Autors, die mich stellenweise an Schlager der 1970er Jahre erinnert. Ein Satz wie "Die Jahre kamen und gingen, zogen wie die Roma mit ihren Pferden und Zirkuswagen durch das Habsburgerreich, durch die im Donausumpf versinkende Monarchie. (S.45) lädt mich so gar nicht zum Weiterlesen ein. Ich habe es dennoch getan und wurde leider nicht positiv enttäuscht - nein, mit kleinen Erholungspausen ging es so weiter.

Der Inhalt wirkt auf mich ähnlich dramatisch wie diese Sätze, er ist demaskierend, entblößend, aufwühlend. Leider findet sich in diesem für den Schweizer Buchpreis nominierten Roman für mich nichts Erhebendes, Anregendes, Erhellendes: wie ich es mir erhofft hatte. Schade, aber ich kann diesem Roman nichts Positives abgewinnen.

Bewertung vom 22.10.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


sehr gut

Wie schon einige Male zuvor wählt Isabel Allende hier das Format eines historischen Romans und einmal mehr steht eine Frau im Mittelpunkt, nämlich die bereits im Titel genannte Emilia de Valle, die - wie es sich hier bereits andeutet - ihre (Vor)Geschichte aus der eigenen Sicht erzählt. Zumindest in weiten Teilen

Zu diesem Zweck versieht Frau Allende ihre Protagonistin mit einer großen Portion Schneid und einer noch größeren an Humor. Nur eine so erfahrene und begabte Autorin wie sie kann ein so dichtes Thema wie dieses mit einer unendlichen Lässigkeit und Breite zugleich darlegen.

Die Geschichte spielt in Amerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, beginnt in San Francisco, wo Emilia unehelich geboren wird, aber dennoch in einer ausgesprochen glücklichen Familie aufwächst, in der sowohl die Mutter als auch der (Stief)vater - dieser sogar ganz kompromisslos - darauf achten, dass ihre Interessen gewahrt bleiben und setzt sich dann in Chile - dem Herkunftsland ihres Erzeugers - fort, in das sie als Kriegsreporterin reist. Wie sie zu einer solchen wurde und wie sie diesen Auftrag erfüllt, das ist ein unglaubliches, sprachgewaltiges und vor allem sehr schmerzliches Abenteuer und dazu ein Stück bester frauenzentrierter - feministisch würde nicht so passen - Literatur, das trotz eines aus meiner Sicht unbefriedigenden Endes ausgesprochen lesenswert ist und das kein:e Freund:in klarer, direkter Worte einerseits und scharfsinniger, unterhaltsamer und ausgesprochen amüsanter Romane andererseits an sich vorbeiziehen lassen sollte. Allerdings sollte sie/er nicht zu zart besaitet sein!