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Benutzername: 
Evy
Wohnort: 
Chemnitz

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 11.05.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Ich habe bisher sehr viele Bücher von Michael Tsokos gelesen, weil ich seinen Schreibstil, die Art der Beschreibungen und die Vermittlung von Hintergrundwissen sehr mag. Die Ankündigung des neuen Buches, das Tsokos gemeinsam mit seiner Frau geschrieben hat, und in dem es um eine Geschichte geht, die in der ehemaligen DDR spielt, war ich auf die Veröffentlichung sehr gespannt.
Der Roman ist als Hardcover Buch mit 492 Seiten erschienen. Der Einband ist gelungen, ein älterer Herr sitzt etwas zusammen gesunken auf einer Bank und hält einen geschlossenen Schirm in die Höhe. Sehr passend zum Hauptprotagonisten.
Die Geschichte ist eine Mischung aus fiktiver Handlung mit geschichtlichem Hintergrund und sehr authentisch geschrieben. Der Schreibstil und die Sprache sind eingehend, lässt sich gut lesen und verstehen. Ich mag Geschichten, die sehr bildhaft gestaltet sind, bei denen man sich Personen, Orte und Handlungen gut vorstellen kann und sich in die Geschichte einfühlen und mitleben kann. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Sehr gekonnt fließen witzige Momente ein, die einen beim Lesen zum Schmunzeln bringen.
Um nicht zu viel zu verraten, möchte ich nur etwas über den Protagonisten des Romans schreiben. Heinz Labensky ist in einem kleinen brandenburgischen Dorf aufgewachsen. Als Kind war er sehr begriffsstutzig, als schwachsinnig von der Dorfgemeinschaft verschrien und leider nicht lernfähig. Das hat mich schon sehr beschäftigt, dass Heinz nicht in der Schule war und ihm somit die Bildung verwehrt wurde. Sicherlich ist Heinz einfältig aber trotzdem liebenswert. Als Rita in das Dorf mit ihrer Mutter zieht, hat Heinz endlich eine Freundin gefunden, die versucht, ihm so einiges an Mathematik und Lesen beizubringen. Auch sonst gibt sie sich mit ihm ab und Heinz beschließt Rita immer zu beschützen. Doch dann geht Rita nach Berlin… Wir erfahren viel über Heinz sein weiteres Leben, wo er überall arbeitet, wohin er vermittelt wird und wie einfach sein Leben verläuft. Es werden geschichtliche Ereignisse passend mit eingeflochten.
Heinz Labensky lebt nun als 79-järiger alter Herr in einem Seniorenheim in Erfurt, als er einen Brief von einer ihm unbekannten Frau aus Rostock-Warnemünde erhält. Heinz sucht nach Verbindungen und kommt zu dem Entschluss, dass es sich um die Tochter seiner Freundin Rita handeln muss. Er packt seinen Koffer und auf geht es mit dem Flixbus Richtung Ostsee. Dabei lernt Heinz so manchen Fahrgast kennen und erzählt aus seinen Erinnerungen mit einer unglaublich großen Fantasie, mit der er seine ganz „persönliche eigene Sicht auf die Dinge“ hat. Einfach wunderbar.
Dem Autorenehepaar gelingt es, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Ich hatte so im 2.Drittel eigentlich schon den Ausgang der Geschichte vor Augen, wurde aber eines Besseren belehrt. Alles nahm doch eine Wende, die ich so nicht erwartet hätte. Auch Heinz wird uns dabei nochmal viel nähergebracht.
Mir hat der Roman gut gefallen. Ich denke aber, dass der Leser doch einiges Wissen um die Geschichte der DDR und dem Leben in jenem Land, das es nicht mehr gibt, haben sollte. Manchmal zieht sich die Geschichte etwas, weil es sehr viele Informationen gibt, manchmal finde ich, wären einige Informationen mehr zum Leben von Heinz gut gewesen. Aber das ist mein persönlicher Eindruck, weil ich mich auf den Hauptprotagonisten Heinz sehr konzentriert habe.

Bewertung vom 07.05.2024
Sylt im Getriebe
Thesenfitz, Claudia

Sylt im Getriebe


ausgezeichnet

Trau Dich! Du schaffst das!
Ein weiteres wundervoll geschriebenes Buch aus der Glücksroman-Reihe von Claudia Thesenfitz, das ich allen, die Bücher mit etwas Romantik und Herzschmerz lieben, empfehle. Das Cover passt wieder wunderbar in die Buchreihe, ist farbenfroh mit dem gewissen Nordseefeeling und der Protagonistin gestaltet.
Claudia Thesenfitz spricht ein Thema an, das Frauen in den Wechseljahren trifft/treffen kann, wenn die Kinder ausgezogen sind und der Mann lieber Überstunden macht, als zu Hause zu sein, wenn der Moment kommt, an dem sich Frau nicht mehr gebraucht fühlt. Sie packt diese schwierige Thematik in einen realistischen Rahmen und vermittelt gekonnt eine wunderbare Geschichte, die sich leicht lesen lässt, ist witzig und herzlich.
In dem Roman lernen wir Marina, eine Frau Mitte 50, kennen. Die beiden Kinder sind erwachsen und sind ausgezogen, der Ehemann führt ein Autohaus in Hamburg und ist stets unterwegs oder macht Überstunden. Marina verkörpert ein Bild einer Ehefrau, die brav den Haushalt macht, den Mann zu versorgen hat, Haus und Garten in Ordnung hält und feststellt, dass ihr Leben so wie es ist einfach leer und trostlos ist. Ihr Mann nimmt sie nicht wahr, ist beleidigend und desinteressiert. Marina bekommt zunehmend Ängste und Panikattacken, denen sie sich aber aus eigener Kraft einer Behandlung stellen will. Ausgerechnet während ihrer ersten Sitzung wird sie von ihrer Cousine angerufen, die dringend Marinas Hilfe braucht. Ihre Cousine betreibt einen Elektrofahrradverleih auf Sylt. Marina stellt sich nach einigen Überlegungen der Herausforderung und fährt nach Sylt. Und ab diesem Moment begleiten wir Marina auf ihrem Weg zu sich selbst, wir erleben die Veränderung einer verängstigten Frau, die so viele Zweifel mit sich herumträgt zu einer selbstbewussten, selbstbestimmten und glücklichen Frau. Sie lernt wunderbare Mitstreiterinnen kennen, findet ehrliche und wahre Freundschaften und entdeckt die Insel Sylt für sich. Da ich noch nie auf Sylt war, habe ich sicherlich nur die schönen Bilder im Kopf von Sandstrand und Reetdachhäusern. Die Wohnraumproblematik und die „leeren“ Häuser, die die Autorin anspricht, gehören sicherlich zu den Schattenseiten dieser Touristeninsel. Claudia Thesenfitz spricht sowohl die Glücksmomente als auch die Tiefschläge an, amüsant und herzlich, nachdenklich und konsequent. Der Zusammenhalt der Klima-Queens ist beispielhaft und soll Mut machen, auch mit Mitte 50 oder älter noch was aus seinem Leben zu machen. Der Roman regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Und eins ist gewiss, Marina und ihre Klima-Queens ,ihre neuen Geschäftsideen für den Fahrradverleih und ihr neuer glücklicher Lebensabschnitt werden mich wohl noch eine ganze Weile beschäftigen.

Bewertung vom 20.02.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


sehr gut

Das Buchcover hat mich mit seinen krellbunten Farben und chinesischen Schriftzeichen sofort angesprochen. Der Buchtitel ist zweideutig und macht neugierig auf den Inhalt. Der Klappentext klingt vielversprechend. Ein außergewöhnlicher Politthriller um die Vergabe der Olympischen Spiele. Den Leser erwartet ein spannendes Szenario aus Verstrickungen, Korruption, Vergangenheit und Gegenwart. Der Journalist Thomas Gärtner spielt eine Schlüsselrolle in dem spannend aufgebauten Roman. Besonders gespannt war ich, inwieweit dieses interessante Thema im Roman aufgearbeitet wird, wieviel Autoren-Recherche zwischen der Vergangenheit der Mosambikanischen Arbeiter in den Leuna-Werken zu DDR-Zeiten, deren weiteres Leben in ihrer Heimat und dem Tatort Shanghai möglich und realistisch war und wie der Autor darauf seinen Roman aufgebaut hat. Am Ende des Romans erhält darauf der Leser die Antwort von Stephan Schmidt, was ich persönlich sehr gut finde. Ich bin immer begeistert, wenn Schriftsteller meine aufkommenden Fragen beantworten und Erklärungen finden, obwohl sie diese gar nicht kennen. In dem Moment bin ich mir sicher, dass auch Stephan Schmidt sein Buch aus der Sicht des Lesers betrachtet und liest.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Allerdings muss ich feststellen, dass der Politthriller dem Leser einiges abverlangt. Zum einen sind es die geschichtlichen Hintergründe, zum anderen ein notwendiges Wissen und Interesse an den politischen Inhalten.
Das Buch beinhaltet zwei Handlungsebenen, die zeitlich unterschiedlich verlaufen, aber in engem Zusammenhang stehen. Es beginnt in Mosambik 1994, als sich der deutsche Journalist Thomas Gärtner mehr zufällig mit dem „Madgermanes“ Charles Murandi anfreundet. Er erfährt von Murandi, dass dieser und viele andere Mosambikaner zu DDR-Zeiten als Hilfsarbeiter in einem Chemiewerk gearbeitet hatten und nach ihrer Rückkehr nach Afrika vor dem Nichts standen. Weiterer Handlungsort ist Shanghai 2021, wo der IOC zur Vergabe der olympischen Spiele 2032 tagt. Charles Murandi ist IOC-Vertreter seines Landes. Sein Tod, ein eigenartiger Mordfall, hat sowohl politisch als auch persönlich motivierte Gründe. Stepahn Schmidt gelingt es einen interessanten Spannungsbogen zwischen dem Mord, den zum Teil recht zwielichtigen Umständen bei der Vergabe der olympischen Spiele und den speziellen Ermittlungen der chinesischen Polizei in dem Mordfall zu ziehen. Als Asienkenner legt er einen besonderen Fokus auf die Verbindungen von Politik und Wirtschaft, Sport und Geschichte. Leider gerät da der Krimianteil um den Mord an Murandi etwas in den Hintergrund. Thomas Gärtner, der deutsche Journalist ohne Akkreditierung für Shanghai, gerät schnell in den Fokus der Ermittlungen der chinesischen Polizei. Hilfe bekommt Gärtner von der jungen Konsulatsbeamtin Lena Hechfellner , die diesen brisanten Fall lösen will.
Stephan Schmidt schreibt verständlich, gibt ungewohnt viele Einblicke in die chinesische Lebensrealität, zeigt viele politische Aspekte auch mit der Vergabe der olympischen Spiele auf und die wirtschaftlichen Interessen Chinas an Afrika. Das Buch ist spannend, weil die Anzahl der potentiellen Täter nicht gering und bis zum Ende offen ist. Die Thematik der Handlungsebenen sind tief miteinander verwoben, so dass ich beim Lesen Pausen eingelegen musste, um die teilweisen Sprünge zwischen Handlungsort und -zeit besser vorstellen und einordnen zu können.
Der Hauptprotagonist Thomas Gärtner ist allerdings auch ein teilweise eigenartiger Zeitgenosse. Sicherlich dient seine etwas schnodderige Art auch zur Belebung des Krimis bei. Auch die anderen Protagonisten und Protagonistinnen sind mir allesamt unsympathisch. Jeder von ihnen ist egoistisch und sieht nur seine Vorteile.

Bewertung vom 17.01.2024
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

Ich bin seit Erscheinen des ersten Buches „Mondscheintarif“ ein Fan von Ildiko von Kürthy. Ich habe seitdem fast keine Neuerscheinung verpasst und freue mich jetzt nach 25 Jahren eine Fortsetzung des ersten Buches zu hören. Ganz bewusst habe ich mich für das Hörbuch entschieden, das Ildiko von Kürthy selber eingelesen hat und somit die ganze Stimmung der Handlung und die einzelnen Charaktere auf ihre eigene wunderbare Art präsentiert. Das Hörbuch ist sehr unterhaltsam, kurzweilig und natürlich überraschend mit Taschentuchalarm. Mit dem neuen Roman um die Hauptfigur Cora Hübsch folgt eine Fortsetzung des ersten Romans. Cora Hübsch und auch der Leser:in sind mittlerweile 25 Jahre älter. Während ich die junge Cora als sehr chaotisch, melancholisch, herzlich, authentisch und oft mit Selbstzweifeln behaftet in Erinnerung habe, ist die reife Mittfünfzigerin Cora in vielen Dingen noch unverändert und unverkennbar. Ich möchte dem Leser/Hörer nicht viel verraten, denn neben dem Humor gibt es auch Momente des Tiefgangs, als es um ihre verstorbene Freundin Johanna geht. Die ganze Geschichte um Coras Leben beginnt damit, dass sie nach dem Auszug ihres dritten und jüngsten Kindes mit dem „Ausmisten“ beginnt und sie dabei ihr altes Tagebuch findet. Rückblickend auf diese Zeit und den folgenden Jahren in Ehe, mit den Kindern, ihre Erlebnisse, Höhen und Tiefen erzählt der Roman. Es ist schon irgendwie auch für den Leser/Hörer eine Zeitreise, die man gemeinsam mit Cora erlebt hat. Da sind gewissermaßen auch Ähnlichkeiten zum eigenen Leben zu finden, genial von der Autorin in Szene gesetzt, amüsant und mit ganz viel Emotionen. Mein Fazit: sehr unterhaltsam und empfehlenswert.
Das Cover ist zwar sehr farbintensiv, gefällt mir aber viel besser als die Cover der ersten Romane, gut es sind seitdem auch 25 Jahre ins Land gegangen … Also viel Freude beim Lesen/Hören!

Bewertung vom 16.01.2024
Das Glück wartet gleich um die Ecke
Kollritsch, Ursula

Das Glück wartet gleich um die Ecke


ausgezeichnet

…und das im wahrsten Sinne des Wortes! Das Cover ist zart und leicht verspielt, mit einem Eiswagen im Vordergrund, gestaltet. Es wirkt einladend und verspricht mit dem Titel bereits ein positives und herzliches Lesevergnügen. In dem Buch nimmt uns Ursula Kollritsch an 75 frei ausgewählte Wohlfühlorte mit. Gleich zu Beginn habe ich die ersten Kapitel mit Achtsamkeit, Gelassenheit und Aufmerksamkeit verbunden. Ich fühlte mich in die Kurzgeschichten mit eingebunden, denn ich merkte, dass ich nach so manchem „Wohlfühlort“ das Buch zur Seite legte und in mir viele Erinnerungen an ebenfalls diese Wohlfühlorte , an bestimmte Erlebnisse, an Gerüche und Begegnungen aufkamen und ich genauso eine Freude darüber empfand, wie die Autorin in ihren Beschreibungen. Ursula Kollritsch schrieb bereits am Anfang: „Aufgabe des Buches ist es, Wunder zu sehen und aufzuzeigen, das Leben ist eine Reise, das Lesen auch…“. Uns so nimmt uns die Autorin mit auf eine Reise, die wir alle kennen oder erlebt haben, von der wir träumen, über die wir Lachen und Staunen können, von der wir interessantes erfahren und lernen können. Die Kurzgeschichten enthalten eigene Erlebnisse der Autorin, ihre Gedanken und Beobachtungen, in die sie Zitate, Gedichte, Lieder sowie kleine historische Abhandlungen einbindet. Es ist wunderbar zu lesen, wie sie Kindheitserinnerungen mit Momenten des hier und jetzt vergleicht und so schöne Worte wie Stoppelackerliebe den Leser schmunzeln lassen. Mit offenen und wachen Augen seine Umgebung betrachten, die Freude am Leben mit der Familie, allein oder anderen zu genießen und diese Momente zum Auftanken sich zu bewahren, das will uns dieses Buch mit auf den Weg geben. Es sind die kleinen Dinge, wie eine Brücke, der Frühling, Ritterburgen, der Fluss oder das Campen, die das Leben lebenswert und glücklich machen. Die Erinnerung an „Spukgeschichten und Stockbrot“, der „Regenschirm als praktischer Lebensverschönerer“ und das „Abendbrot“, um sich auszutauschen…
Und eine Aufforderung der Autorin in Geschichte 15, eine moderne Interpretation einer Seligpreisung zu schreiben, komme ich gern nach; mein Satz: Selig sind, die Kreativen, denn sie machen unsere Welt bunter. Genau wie dieses Buch.

Bewertung vom 31.01.2023
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
Weber, Sara

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?


sehr gut

Arbeitswelt, Klimawandel, Nachhaltigkeit -ein Lesemuss in unserer schnelllebigen Zeit
Der Titel des Buches springt einem förmlich in die Augen! Ich war sofort angetan von dem Titel „Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?“ Das kommt nicht so oft vor, zeigt aber, wie interessant das Thema für mich ist. Der Einband zeigt ein lockeres Netz, grau und grün unterlegt, so als ob es sich auflösen würde. Dieses „Netz“ sehe ich als Arbeitswelt und Klimawandel, was das gesamte Buch thematisch begleitet. Das Inhaltsverzeichnis ist schon recht spektakulär, spricht es doch sofort Themen an, die wir alle kennen, mit denen wir uns täglich auseinandersetzen, für die es oft keine oder mangelnde Antworten gibt. Arbeit ist und sollte doch ein Grundbedürfnis der Menschen sein, sie können ihre individuellen Kenntnisse und ihr kreatives Können umsetzen und lieben ihre Arbeit. Ist das wirklich noch so? Es ist toll, dass sich die Autorin Sara Weber so intensiv mit den Themen beschäftigt hat, die uns alle bewegen. Ich war wirklich auf den Inhalt des Buches gespannt. Der Schreibstil ist klar und flüssig. Alle Kapitel sind hervorragend recherchiert, an unendlich vielen Beispielen erfolgen Auseinandersetzungen, Hinweise, lebensnaher Umgang mit und über das Thema Arbeit. Im ersten Teil des Buches werden viele Begleiterscheinungen der Arbeit thematisiert, wie zum Beispiel die Unlust an der Arbeit, steigender Fachkräftemangel, Kündigungen, aber auch die Auswirkungen des Klimawandel auf unsere tägliche Arbeit. Im zweiten Teil beschäftigt sich Sara Weber dann mit Lösungsansätzen. Es geht um Arbeitsmodelle, Auswirkungen auf unsere Umwelt und dem Ziel weniger zu arbeiten. Ich persönlich fand das Kapitel: „ Was wäre, wenn wir für das Klima arbeiten würden?“ sehr interessant. Es geht um die größte Krise unserer Zeit- die Klimakrise. Gute Sichtweisen und Erklärungen begleiten das Kapitel. Ich glaube, dass das Buch besonders die Millennials und Generation Z ansprechen soll und wird. Sie befinden sich in einem jungen Arbeitsleben, das sie umgestalten können nach ihren Wünschen, ihre Ideen für ein besseres Klima, sowohl in der Umwelt als auch in der Arbeitswelt einbringen und durchsetzen können.
Der Inhalt des Buches war (da kannte ich noch gar nicht das Buch) und ist oft auch Thema unter uns Kollegen in den Pausen, wir diskutieren und jeder hat seine persönliche Meinung. Wir vertreten mehrere Generationen im Team, dementsprechend sind auch die Ansichten sehr unterschiedlich, aber eins verbindet uns auch: wir lieben unsere Arbeit. Ich habe mich mit manchen Aussagen im Buch schwer getan und konnte mich auch öfters nicht damit identifizieren, was aber sicherlich auch daran lag, dass ich von dem Buchtitel ausgehend sehr hohe Ansprüche an den Inhalt hatte. Es geht da ja auch um die Neuorientierung von Bürojobs ins Homeoffice. Aber fehlen da nicht die persönliche Kommunikation, die gemeinsame Lösung von Problemen und die kreativen gemeinsamen Vorhaben in einem Team? Interessant sind die Vorschläge und Ansätze von neuen Arbeitsmodellen. Wer sich also mit dem Thema Arbeit auseinandersetzen will, sollte das Buch lesen. Es beschäftigt den Leser und regt zum Nachdenken an.

Bewertung vom 19.01.2023
Der letzte Tanz der Debütantin
Kelly, Julia

Der letzte Tanz der Debütantin


sehr gut

Eine junge Frau zwischen Tradition und Moderne
Das Cover ist ansprechend, die junge Dame darauf in ihrem wundervollen Ballkleid könnte die Protagonistin Lily, die Hauptperson des Romanes sein. Der Schreibstil ist flüssig, schnörkellos. Ich mag die kleinen wundervollen Beschreibungen von Häusern, Blumen und auch den Ballkleidern, die fast unscheinbar und beiläufig in der Handlung erscheinen, wodurch man sich die Handlungsorte bildhaft vorstellen kann. Es ist , als ob man teilweise Teil des ganzen ist und selbst die Gespräche mit verfolgen kann.
Zum Inhalt: Es ist das Jahr 1958, Handlungsort ist London. In diesem Jahr werden das letzte Mal junge Damen aus wohlhabenden Familien bei Hofe eingeführt und Queen Elizabeth vorgestellt. Diese jungen Debütantinnen bereiten sich auf ein Leben vor, dass uns fremd und verstaubt vorkommt. Sinn und Zweck ist es, so einen wohlhabenden jungen Mann fürs Leben zu finden. Die 18jährige Lilian Nichols erhält diese Chance. Sie wuchs mit ihrer Mutter allein auf, da ihr Vater zeitig verstorben war. Die wohlhabende und einflussreiche Großmutter unterstützt die beiden, hat aber das Sagen und ist streng und herschsüchtig.. Das Ziel der Großmutter ist es, dass Lily einen dieser heiß begehrten Debütantinnen-Plätze bekommt. Die anfangs sehr schüchterne Lily bekommt Unterricht in allen Formen der Etikette. Großmutter und Mutter setzen alle Kraft und Kenntnisse dafür ein. Lily näht sich selber schicke Kleider. Zum Leidwesen Lilys muss sie die Schule abbrechen. Lily lernt am Hof auf Partys und Bällen die unterschiedlichsten Charaktere kennen, freundet sich mit einigen Mädchen und Herren an und lernt recht schnell die Oberflächlichkeit , Arroganz und Ignoranz vieler kennen und versucht den Spagat zwischen Freundlichkeit und Meidung dieser jungen Leute. Der Autorin gelingt es sehr geschickt, dem Leser die Entwicklung Lilys von dem schüchternen , braven und zurückhaltenden Mädchen zu einer ernsten, intelligenten , willensstarken und mutigen Frau nahe zu bringen. Der Leser empfindet sofort Sympathie mit dieser jungen Frau. Zwischendurch fand ich die Beschreibung der vielen Partys und Bälle etwas sehr langgezogen und spannungslos. Durch ein Familiengeheimnis, das Lily versucht aufzuklären, nimmt der Roman eine kleine Wende. Es wird interessanter und der Leser hat immer wieder Ahnungen und Ideen, was wohl hinter diesem Geheimnis stecken mag. Insgesamt hat mir der Roman wegen des geschichtlichen Hintergrundes in Verknüpfung mit einem unterhaltsamen Roman gut gefallen. Einen Stern Abzug gebe ich für den doch etwas spannungslosen Mittelteil.

Bewertung vom 08.11.2022
Für euch
Sayram, Iris

Für euch


gut

Das Foto auf dem Buchcover ist bewusst gewählt, es zeigt eine Frau in den 80iger Jahren bei einer Feier. Nach dem Lesen des Buches finde ich dieses auch sehr passend. Ich habe mich am Anfang mit dem Lesen von Iris Sayrams Debütroman „Für Euch“ zunächst richtig schwergetan. Obwohl die Erzählperspektive, hier erzählt die Tochter Iris über das Leben ihrer Mutter Mimi, interessant und außergewöhnlich zugleich ist, musste ich mich auf den ersten vierzig Seiten einlesen. Die Satzbauten, zum Teil sehr knapp und kurz, trotzdem vollgestopft mit vielen Informationen und Beobachtungen durch die Darstellung der Tochter. Bei der Vorstellung der einzelnen Protagonisten fand ich die Erzählweise verständlicher und fließender. Iris Sayrams Buch beginnt mit ihrem Besuch bei ihrer kranken Mutter, die im Krankenhaus liegt und auf Pflege und Hilfe angewiesen ist. Die Seiten der Fürsorge haben gewechselt, jetzt ist Iris für ihre Mutter da. Die Zeitabläufe wechseln spontan im Buch. Von der Jetztzeit geht es zurück in die 80iger Jahre.Der Roman ist eine autobiografische Abfolge von Begebenheiten, dem Leben und den Erfahrungen, die Iris in Köln als 11- und 12- jähriges Mädchen erlebt hat. Sie stammt aus einer sehr einfachen und armen Familie. Die Mutter ist Putzfrau, verdient aber vor allem aus der Not heraus, um ihrer Tochter mehr bieten zu können und mit ihrem Mann das „Leben genießen“ zu können, das Geld mit Prostitution, aber auch kriminellen Delikten gefolgt von Gefängnisstrafen. Dass die Mutter mit Dialekt spricht, lockert doch das eher ernste Thema etwas auf. Trotz alledem schätzt und liebt Iris ihre Mutter über alles und ihre Mutter sie. Im zweiten Teil des Romans geht Iris dann mehr auf ihren eignen Werdegang ein, wie sie aus diesem einfachen Leben in Köln aussteigt und gesellschaftlich aufsteigt. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund in ihren Beschreibungen aus welchem sozialen Milieu sie stammt. Sie hat sich mit viel Fleiß und Begabung „herausgearbeitet“ und ist Journalistin, Rechtsanwältin und juristische Intendanz beim Sender RBB. Eine unglaubliche Karriere, auf die sie zurecht stolz sein kann. Der Roman ist sehr speziell, eine außergewöhnliche Autobiografie. Wer die 80iger Jahre bereits bewusst miterlebt hat und sich möglicherweise auch etwas in Köln auskennt, kann sicherlich so einiges aus dem Buch besser verstehen. Es ist aber alles in allem eine liebevolle Hommage an ihre Mutter und an die Werte im Leben.

Bewertung vom 31.10.2022
Der Fußgänger
Boning, Wigald

Der Fußgänger


ausgezeichnet

Der Fußgänger
Wigald Boning ist Komiker, Sänger,Autor,Moderator....witzig, schlau, ernst zu nehmen und beeindruckend. Das Cover mit dem Foto von Wigald und der Buchtitel bereiten den Leser bereits auf den Inhalt vage vor. Mir gefällt die Aufmachung sehr gut, sie ist "wegweisend". Der Einband ist wundervoll und sehr edel gestaltet. Das Buch ist sehr flüssig geschrieben, die Abfolge der Geschichten und Erlebnisse sind fesselnd, wohl durchdacht und mit vielen Kindheitserinnerungen und Fotos durchsetzt. Ich habe mich in meine eigene Kindheit und Jugend zurückversetzt gefühlt. Auch meine Eltern waren echte Wanderfreaks und so starteten wir ebenfalls jeden Sonntag zu einer Tour. Es war herrlich, das Gefühl in der Natur zu sein und dabei auch ungemein viel zu lernen. Wigald beschreibt alles das mit einer Leichtigkeit, mit Wort"neu"schöpfungen, bebilderten Umschreibungen wie er es erlebt und „ergangen“ ist. Ein kurzweiliges und interessantes Buch, ein Fach-Sach-Buch mit einer Ode an die Wanderschaft und durchflochten mit Liebesbekundungen, Witzen, Feststellungen, Familiensinn und ausreichend Unterhaltung. Er beschreibt sehr humorvoll den Sinn des Wanderns und probiert die schrägsten Sachen aus: warum nicht mal mit Badeschlappen, Holz-oder Stöckelschuhen wandern. Er nimmt auch gern mal das ein oder andere Thema unter seine witzige Lupe, denn nicht jeder scheint wie er ohne professionelle Wanderausrüstung sich in das Abenteuer Wandern stürzen zu können. Ich habe das Buch genommen und gelesen und mitgefühlt, gelacht, gestaunt und geträumt. Es gehört zu den besten Büchern, die ich je übers Wandern gelesen habe und empfehle es gern weiter, allein schon wegen der wundervollen Erinnerungen, die dieses Buch in mir auslöst hat.

Bewertung vom 30.10.2022
Das große Brotbackbuch
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


ausgezeichnet

Das Cover macht doch schon direkt Lust aufs selber Brot backen. Das Foto ist gelungen, der Titel des Buches perfekt in Szene gesetzt. Christina Bauer ist für alle , die leidenschaftlich backen, keine Unbekannte. Als Bloggerin verwöhnt sie uns mit tollen Rezeptideen. Das Brotbackbuch ist also nicht nur optisch ein Hingucker, auch der Aufbau des Buches, die einzelnen Kapitel und natürlich das Wichtigste: die Rezepte haben einen sehr übersichtlichen Aufbau und eignen Stil. Mir gefällt vor allem schon einmal die Einleitung. Sehr übersichtlich werden Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Rezepte von Brot und Kleingebäck angeordnet, zusätzlich mit Bildern dokumentiert und sehr verständlich beschrieben. Ich würde am liebsten gleich losbacken! Es ist die Art von Christina Bauer ihre Leidenschaft mit anderen zu teilen und es gelingt ihr, diese Leidenschaft und Freude zu vermitteln. Ich freue mich schon die tollen Rezepte auszuprobieren.. Ich muss gestehen, dass ich einen Brotbackautomaten mit Rezepten habe. Aber irgendwie fehlt bei allen Versuchen das gewisse etwas für ein schmackhaftes, gesundes und kerniges Brot. Ich würde dieses Backbuch auf geden Fall weiter empfehlen. Ich finde es eine Bereicherung zu sicherlich schon vielen Backbüchern, weil ich zu denen gehöre, die gern ausprobieren und auch Neues lernen wollen.

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