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Benutzername: 
TPC
Wohnort: 
Offenbach

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 29.02.2024
Allison - Ein Thriller
Strand, Jeff

Allison - Ein Thriller


ausgezeichnet

Seit ihrer Kindheit hat Allison Teal eine merkwürdige und grausame Gabe: Immer wenn sie starke Emotionen empfindet, bricht sie den Menschen in ihrer Umgebung mit reiner Gedankenkraft die Knochen. So auch geschehen, als sie zusammen mit ihren Eltern in einer Hütte im Grünen eine Woche Urlaub macht. Als sie von zwei Gaunern überfallen werden, die damit drohen, ihr und ihrer Familie Gewalt anzutun, bricht ihnen Allison kurzerhand alle Knochen im Leib. Doch weil sie ihre Kraft nicht kontrollieren kann, sterben dabei auch ihre Eltern …
35 Jahre später: Allison hat sich mit ihrer Gabe einigermaßen arrangiert. Sie wohnt in einem abgelegenen Haus, arbeitet von zu Hause aus und meidet auch sonst möglichst jeglichen Kontakt, bei dem es zu Aufregungen und emotionalem Stress kommen könnte. Aber als sie eines Tages Zeuge wird, wie eine schwangere Frau fast die Treppe herunterstürzt, verhindert sie telekinetisch den Sturz, hat aber die Befürchtung, dass sie dem Baby dabei aus Versehen Schaden zugefügt haben könnte. Der Mann der Schwangeren, der Auftragskiller Paxton, wittert dabei eine perfide und grausame Gelegenheit, Allison Geld abzuknöpfen. Doch Allison weiß sich durchaus zu wehren und sinnt auf blutige Rache …
Dieser Roman ist ein typischer Strand, denn auch hier verbindet der US-Amerikaner wieder blutige Gewaltausbrüche und exzessives Blutvergießen mit skurrilen Ideen und makaberem Humor. Die Charaktere agieren alle etwas tollpatschig und sind sich der verheerenden Folgen ihrer Taten meist nicht bewusst, wodurch sich die Lage bis zum überbordenden Splatter-Finale immer mehr verschlimmert. Dazu gibt es noch eine ungewöhnliche Romanze zwischen zwei Figuren, die beide mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen haben und dem jeweils anderen ungewollt Schaden zufügen könnten, was der Geschichte noch eine weitere Ebene hinzufügt und sie dadurch bereichert. Genre- und besonders Strand-Fans bekommen hier also kurzweilige, blutige und schwarzhumorige Unterhaltung geboten.

Bewertung vom 02.03.2023
Moon Lake - Eine verlorene Stadt
Lansdale, Joe R.

Moon Lake - Eine verlorene Stadt


ausgezeichnet

Daniel Russell ist 13 Jahre alt und lebt in New Long Lincoln, einem kleinen Örtchen in Ost-Texas, welches an einem Stausee liegt, unter dem der Vorgängerort Long Lincoln begraben liegt. Die Ehe von Daniels Eltern ist alles andere als harmonisch und der Vater ist oft mürrisch und schlägt seinen Sohn häufig. Als die Mutter eines Tages spurlos verschwindet, fährt Daniels Vater mit ihm zu einer wackligen Brücke am See. Er spricht noch ein paar Momente mit ihm und ehe es sich der Junge versehen kann, gibt der Vater Gas, durchbricht die Brückenbegrenzung und fährt mitten in den Moon Lake. Wie durch ein Wunder kann das ungefähr gleichaltrige, schwarze Mädchen Robbie Daniel retten; der Vater versinkt in der Tiefe.
Zehn Jahre später gibt es in New Long Lincoln einige merkwürdige Funde, die auch Daniels Familie betreffen und er versucht dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Dabei stößt er nicht nur auf Robbie, sondern auch auf einige düstere und grausige Geheimnisse …
Dieser Roman ist ein packender Mix aus Thriller, Mystery, Familiengeschichte und Drama, und er beinhaltet viele der Trademarks, die den US-amerikanischen Autor Joe R. Lansdale auszeichnen: Packende Handlung, düstere Stimmung, lakonischer Humor und die klimatischen Bedingungen und Naturgewalten von Ost-Texas, die sehr eindringlich geschildert sind und wie ein eigener Charakter agieren. Dazu gibt es Einblicke in den immer noch inhärenten Rassismus, die Fremdenfeindlichkeit und die finsteren Machenschaften der Eliten in den Südstaaten. Außerdem driftet die Verschwörungstheorie, die hier gesponnen wird, zwar manchmal ins Groteske ab, bleibt aber dennoch zu jeder Zeit bedrückend und gruselig. Und so ist „Moon Lake“ vielleicht nicht der allerbeste Roman des Autors – die „Hap and Leonard“-Reihe thront da einfach über allem – dennoch ist er ein weiterer Beweis, dass Lansdale nicht nur zu den besten Genre-Literaten, sondern allgemein zu den größten Stimmen der US-amerikanischen Gegenwartsliteratur zählt. Ein Extra-Lob an den Indie-Verlag Festa, dass er damit einen weiteren absoluten Top-Autor veröffentlicht – Respekt!

Bewertung vom 13.05.2022
Insel der Meerjungfrauen (eBook, ePUB)
Mellick, Carlton

Insel der Meerjungfrauen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Auf der kleinen Insel Siren Cove leben die letzten, vom Aussterben bedrohten Meerjungfrauen. Doch bei dieser fantastischen Spezies handelt es sich nicht um aparte, bezaubernde Wesen, sondern die Meerjungfrauen locken Männer mit ihrem pheromonhaltigen Duftstoff an, um sie dann aufzufressen. Um die Inselbewohner zu schützen, hat die ESS, eine obskure Organisation für Artenschutz, Menschen genetisch verändert und sie zu willenlosem, lebendigem Futterfleisch gemacht. Doch seit einiger Zeit scheint den sagenhaften Meerbewohnern das Futterangebot nicht mehr zu munden, denn sie erbeuten nur noch „richtige“ Menschen. Deswegen schickt die ESS den ebenso rigiden, wie gefühlskalten Dr. Black auf die Insel. Begleitet wird er dabei von Jackson, einer jungen Frau, die eigentlich auf einer Nachbarinsel ihren Vater besuchen möchte. Doch nach einer dubiosen Havarie kurz vor Siren Cove verschlägt es beide auf die Insel der Meerjungfrauen, wo sich die Ereignisse schnell überschlagen …
Wie nicht anders zu erwarten, erzählt der US-amerikanische Meister der „Bizarre Fiction“ hier keine romantische Fabel rund um bezaubernde Meeresfabelwesen, sondern serviert vielmehr eine brachiale und makabre Creature-Horror-Schlachtplatte voller Blut, Ekel, Gewalt und abgründigem Sex. Dies tut er in dem für ihn typischen Stakkato-Stil, in dem der Leser immer neue Absurditäten, wilde Twists und eklige Monströsitäten um die Ohren gehauen bekommt. Wie so oft, nimmt der Autor sich aber auch hier leider nicht die Zeit seine phantastische Welt mit etwas mehr Tiefe anzureichern. Fans dieser extremen Horror-Spielart bekommen bei „Insel der Meerjungfrauen“ aber trotzdem eine blutige, originelle und aberwitzige Vollbedienung, Zartbesaitete sollten aber die Finger davon lassen. Die besonders makabre und abgründige Kurzgeschichte, die als Prequel vorangestellt wird, vertieft den Charakter des Protagonisten und ist sehr lesenswert, den ebenfalls enthaltenen, witzlosen und stümperhaft umgesetzten Comic des Autors hätte es aber nicht gebraucht. Dafür ist die Aufmachung, wie von Festa gewohnt, vorbildlich.

Bewertung vom 21.04.2022
Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht (eBook, ePUB)
Mellick, Carlton

Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ethan ist ein zwar etwas schüchterner, aber dennoch ganz normaler Junge. Doch dann trifft er ein nervöses, zappeliges Mädchen, welches von allen nur Spiderweb genannt wird, weil sich in ihren Haaren die Spinnen zu versammeln scheinen, und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Und auch Spiderweb scheint seine Gefühle zu erwidern, setzt sie sich doch im Schulbus neben ihn und die beiden scheinen ohne viele Worte auf einer Wellenlänge zu sein. Doch das Mädchen hat ein schreckliches Problem: Wenn sie starke Emotionen und Gefühle hat, explodiert ihr Gesicht und zieht, wie Ethan schmerzlich am eigenen Leib erfahren muss, auch alle in ihrer Umgebung befindlichen Personen in Mitleidenschaft. Doch Spiderwebs Vater stellt sich als ein Meister im Vertuschen solcher Vorfälle heraus und so kann Ethan einerseits seine Liebesbeziehung fortführen, wird andererseits aber auch immer mehr in den Bannkreis seiner Geliebten und deren bizarrer Familie hineingezogen. Und die nächste Explosion lässt nicht lange auf sich warten …
Der auf dem Cover dieses Romans verwendete Begriff „Bizarro-Fiction“ beschreibt die Prosa des US-amerikanischen Autors Carlton Mellick III eigentlich sehr treffend, denn hier gibt es in Bezug auf heftigstes Blutvergießen, körperliche Abartigkeiten, merkwürdige Kreaturen und tiefschwarzen Humor keinerlei Grenzen. Dass das Ganze nicht zu einer austauschbaren Orgie von Monstrositäten und Körperflüssigkeiten verkommt, liegt zum einen an den wirklich originellen Ideen und Twists, die den Leser oftmals ungläubig staunend zurücklassen. Zum anderen versteht es der Autor stilistisch mit einer starken Prise Sarkasmus und Ironie zu punkten und sich selbst, bei all der makabren Plakativität, nicht so ernst zu nehmen. Außerdem setzt das finstere und unerbittliche Ende dem Ganzen dann die Krone auf. Dadurch ist dieser Beitrag zur hervorragenden, nicht im Buchhandel erhältlichen Festa-Special-Reihe zwar ganz gewiss kein Genuss für Jedermann und sanftere Gemüter sollten sogar tunlichst die Finger davon lassen, für Fans der genannten literarischen Attribute aber eine Vollbedienung.

Bewertung vom 21.04.2022
Wecke den Joker in dir
Haubner, Steffen

Wecke den Joker in dir


sehr gut

Auch wenn die meisten Filmkonsumenten sich wohl wünschen, dass am Ende immer das Gute gewinnt, so sind es doch oft die Bad Guys, wie der Joker, Hannibal Lecter oder Toni Montana, die uns besonders faszinieren und dem jeweiligen Film erst die richtige Würze geben. Grund genug für Redakteur und Übersetzer Steffen Haubner insgesamt 44 Bösewichte genauer unter die Lupe zu nehmen. Das tut er anhand einer Punktevergabe für bestimmte Attribute, wie Wahnsinn, Charisma und Intelligenz, sowie einem kurzen Text, der „wichtigsten Lektion“, dem besten Satz und „Klugscheißer-Infos“. Witzige, aber etwas platte Lektüre für zwischendurch oder als Geschenk.

Bewertung vom 19.04.2022
Ich bin nicht Sam (eBook, ePUB)
Ketchum, Jack; McKee, Lucky

Ich bin nicht Sam (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Comic-Zeichner Patrick führt mit seiner Frau Sam, einer forensischen Patholgin, in einem schönen Haus auf dem Land ein gemütliches und zufriedenes Leben, in dem sich die gemeinsame Freizeit um selbstgekochtes Essen, ein schönes Glas Wein und die Katze Zoey dreht. Außerdem sind die beiden trotz ihrer langjährigen Beziehung sexuell immer noch sehr aktiv. Doch eines Morgens, nach einer ausgiebigen Liebesnacht, findet Patrick Sam nackt und weinend in einer Ecke auf dem Fußboden. Doch ihre Stimme hört sich absolut nicht nach seiner Frau an und als sie kurz danach sagt „Ich bin nicht Sam“ und sich selbst als Lily bezeichnet, ist Patrick vollkommen verwirrt und verstört. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Person Lily anscheinend um ein kleines Kind handelt, dass nicht mehr im gemeinsamen Ehebett schlafen möchte und ansonsten die Vorlieben aller kleinen Mädchen, wie Spielzeuge, Stofftiere und Puppen, teilt. Patrick versucht mit allen Mitteln seine Frau zurückzubringen …
Bei dieser Novelle handelt es sich um eine der letzten Geschichten des 2018 leider verstorbenen Horror-Großmeisters Jack Ketchum, die er zusammen mit seinem Kollegen und Freund Lucky McKee, der bereits zwei Ketchum-Romane verfilmt hat („Red“, „The Woman“), verfasst hat. Dabei zieht das Buch seinen Schrecken zum einen aus der unglaublichen Charakterwandlung, die mit voller Wucht in das Pärchen-Idyll einschlägt und das Seelenleben des Protagonisten völlig durcheinander wirbelt. Zum anderen sorgen aber auch die sexuellen Konnotationen des „Mädchen im Körper einer Frau“-Szenarios für Unbehagen. Wie bei Ketchum häufig, entstammt der Horror auch hier eher dem Inneren seiner Figuren und die ganzen Ausmaße des Schreckens bleiben der Fantasie des Leser überlassen, was die Novelle nur umso verstörender macht.
In diesem toll aufgemachten ersten Band der „Festa Special“-Reihe ist auch die für eine mögliche - bislang allerdings nicht umgesetzte - Verfilmung angedachte, weiterführende Geschichte „Ich bin nicht Lily“ enthalten – genaueres zu dieser ungewöhnlichen Aufteilung findet sich in Jack Ketchums Vorwort.

Bewertung vom 19.04.2022
Wenn Insekten über Leichen gehen
Schwarz, Marcus

Wenn Insekten über Leichen gehen


sehr gut

Wenn der Todeszeitpunkt einer Leiche nicht problemlos festzustellen ist, holen sich Polizei und Rechtsmedizin immer häufiger Hilfe beim forensischen Entomologen Marcus Schwarz, der anhand von Insekten und Kleinstlebewesen ein sehr genaues Bild nicht nur des Todeszeitpunkts, sondern oft auch der Todesumstände zeichnen kann. Schwarz berichtet hier von seinem Werdegang, seinem Beruf und den von ihm untersuchten Fällen. Dies tut er auf eine eher nüchterne, (trotz einiger Versuche) humorlose Art, allerdings bietet er dadurch auch eine seriösere Alternative zum oft doch sehr plakativen Kriminalbiologen Mark Benecke.

Bewertung vom 13.04.2022
Wo das Böse lauert
Ahlborn, Ania

Wo das Böse lauert


ausgezeichnet

Steve ist ein Junge, der im beschaulichen Örtchen Deer Valley eigentlich ein typisch amerikanisches Kleinstadtleben führen könnte. Doch Steve ist Außenseiter, weil er eine dem Tourette-Syndrom ähnliche neurologische Störung hat. So stottert er häufig oder wiederholt immer einzelne Worte im Satz mit sich reimenden Partnerwörtern und auch sein Denken bewegt sich nicht in den gewohnten Bahnen. Dadurch begegnet man ihm häufig mit Ablehnung und er wird von seinen Mitschülern gemieden. Und seit der Vater die Familie von einem auf den anderen Tag verlassen hat, ist auch die Beziehung zu seiner Mutter, die hart damit zu kämpfen hat, den Lebensunterhalt zu verdienen, eher angespannt. Nur in seinem Cousin Jude, der nach dem Unfalltod seines Vaters immer rebellischer wird und die ganze Welt zu hassen scheint, findet Steve einen Wegbegleiter und Freund. Zusammen bauen die beiden Baumhäuser, unternehmen Streifzüge durch den Wald und untersuchen ein mysteriöses altes Haus. Als Jude eines Tages spurlos verschwindet, bricht für Steve eine Welt zusammen. Und weil die Polizei und die Dorfbewohner seiner Meinung nach nicht gründlich genug nach dem verschwunden Freund fahnden, begibt sich Steve selbst auf die Suche und stößt auf mysteriöse Hinweise …
Zu Beginn scheint dieser Roman der US-amerikanischen Bestseller-Autorin Ania Ahlborn durch den „Vermisster Junge“-Plot eine eher traditionelle Richtung einzuschlagen, wobei jedoch der Einblick in die besondere Gedankenwelt des psychisch beeinträchtigten Protagonisten und seine Hilflosigkeit gegenüber den Geschehnissen eine besondere, teils sehr beklemmende Faszination ausübt. Aber gerade durch den zusätzlichen Handlungsstrang im zweiten Teil und die darauf folgenden Zusammenführung der beiden Geschichten hebt sich das Buch vom Horror-Allerlei ab und entwickelt eine ganz eigene, packende, finstere und bedrohliche Dynamik. Nur dass der Leser bereits auf dem Cover die komplette Richtung der Geschichte des ersten Teils, der ungefähr ein Drittel des gesamten Buches ausmacht, verraten bekommt, ist dann doch etwas zu viel des Guten …

Bewertung vom 13.04.2022
Wie Serienmörder denken
Berry-Dee, Christopher

Wie Serienmörder denken


ausgezeichnet

Der britische Kriminologe Christopher Berry-Dee gibt in dieser Veröffentlichung interessante und erschreckende Einblicke in die Gedanken von insgesamt zehn Serienmördern, darunter so illustre Namen wie Henry Lee Lucas oder Aileen Wuornos, aber auch weniger bekannte Täter wie John Martin Scripps, der seine Taten als Tourist in Südostasien beging, oder dem sexuellen Sadisten Michael Bruce Ross. Dies untermauert er mit Zitaten aus persönlichen Gesprächen oder Auszügen aus der teils jahrelangen Korrespondenz mit den Mördern, was für eine besonders „intime“ Authentizität sorgt. Detailliert, schockierend aber auch notwendig – so muss True-Crime sein!