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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
buecherseipi
Wohnort: 
Weißenburg

Bewertungen

Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2024
Bonjour Agneta
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta


ausgezeichnet

Was für ein lustiger, kurzweiliger Roman!
Emma Hamberg ist es gelungen, durch die Bank supersympathische Charaktere zu schaffen (außer den Ehemann von Agneta, Magnus, den möchte man am liebsten schütteln…) und einen schönen Roman zum Thema Selbstliebe zu verfassen.
🍷
Agneta ist eine introvertierte End-Vierzigerin, die mit einem Mann in der Midlife-Crisis gestraft ist. Auf Ihrer wörtlich zu nehmenden Flucht in die wunderschöne Provence trifft sie auf charmante Franzosen und Französinnen, die sie auf ihrer Reise zu sich selbst begleiten. Ich möchte nicht allzu viel über die einzelnen Personen verraten, denn ich würde zu viel von der Geschichte vorwegnehmen. Nur eins: sie sind alle super liebenswert und wirklich authentisch gezeichnet, vor allem das Au-Pair „Kind“ Einar 😉
🍷
Das Buch wird aus der Sicht von Agneta erzählt und das ist einfach herrlich. So konnte ich direkt an ihren witzigen, teilweise verschrobenen und etwas verwirrten Gedanken (und Selbstgesprächen) teilhaben. Ich habe mich direkt gefühlt, als würde ich mit ihr bei leckerem Käse und dem ein oder anderen Gläschen Wein am Tisch im Garten sitzen und Luzette 🐢 beim Spaziergang zuschauen.
🍷
Zitat:
„Aber was ist denn verkehrt an normal und gemäßigt?“ „Überhaupt nichts. Aber bei den Leuten, die finden, dass andere normal und gemäßigt sein sollen, bei denen ist was verkehrt. Was soll das denn, machen sie etwa die Regeln für die ganze Menschheit? Vielleicht ist ja ihr normal nicht normal für mich oder für dich? Und was ist überhaupt gemäßigt? Nein, ich finde, was normal und gemäßigt ist, sollte man für sich selbst entscheiden, statt es anderen aufzuzwingen. Verdammt, sei einfach nett zu deinen Mitmenschen und nimm Rücksicht auf die Natur, dann kannst du machen, was du willst. Finde ich.“ (S. 202)

Dieses Zitat bringt für mich zum Ausdruck, was dieses Buch ist: Eine Ode an die Lebensfreude und eine Empfehlung, dass man sich von anderen Leuten nicht diktieren lassen soll, was einem gut tut und wie man zu leben hat.
🍷
Ein schöner Sommerroman mit nicht allzu viel Tiefgang, der sich entspannt lesen lässt! Mit diesen Worten kann ich Euch das Buch nur ans Herz legen, wenn ihr eine erfrischende Frauengeschichte lesen wollt.

Bewertung vom 27.04.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


sehr gut

Die Geschichte um Ulysses und Evelyn beginnt im 2. Weltkrieg in Italien. Ulysses ist ein britischer Soldat, stationiert in Italien. Evelyn ist eine britische Kunstprofessorin, die ihre geliebten Gemälde vor den Bomben des Krieges bewahren will. Es ist eine schicksalhafte Begegnung, die noch lange nachwirken soll.

Dieses Buch ist die Geschichte von Ulysses, der nach dem Krieg erst nach London zu seiner großen Liebe Peg und ihrer Tochter Alys zurückkehrt, zu seinen Freunden Cress, Col, Pete und Ginny und dem sprechenden Papagei Claude. Seine Freunde, dich auch seine Familie sind.
Als Ulysses überraschend erbt, macht er sich mit Cress, Alys und Claude auf die Reise nach Florenz, um ein neues Leben zu beginnen.

Es ist die Geschichte von Evelyn und ihrer Freundschaft mit Dottie, die sie durch die Jahrzehnte trägt und die immer Fels in der Brandung für sie ist, wie schwer die Schicksalsschläge um sie herum auch sind.

Außerdem ist das Buch eine Liebeserklärung an Italien im Allgemeinen und Florenz im Speziellen. Der wunderschöne Schreibstil lässt einen selbst du die Straßen und Gassen Florenz streifen, den Duft von leckerer Pasta und frischem Espresso riechen. Die Stimmung während und nach dem Krieg, dieses „Dolce Vita“, die Gefühle durch die die Protagonisten miteinander verbunden sind, waren für mich immer authentisch und greifbar.

Mich hat dieses Buch mit seinem unaufgeregten Schreibstil, den tollen Charakteren und der Liebe zum Detail abholen können. Mein Herz habe ich allerdings verloren an Claude, den Papagei. Er ist einfach der Knaller mit den Sprüchen, die er immer wieder raushaut, was das Buch nochmal zusätzlich auflockert.

Was mir sehr gut gefallen hat war, dass die Frauen allesamt als starke Persönlichkeiten dargestellt werden, die ihre Schicksalsschläge erleben, sich jedoch zu keiner Zeit davon unterkriegen lassen.

„ Wieso haben Sie das Bedürfnis, Hosen zu tragen, Miss Everly?, fragte Mr. Lugg. Weil ich das Bedürfnis habe, entschlossenen Schrittes voranzuschreiten, Mr. Lugg. Zu gehen, wie ein Mann gehen würde. Mit all den Vorteilen. Ich muss dabei nicht Frau sein, denn ich wünsche mir, die männlichen Blicke abzuwehren und mich so problemlos wie ein Mann durch die Stadt zu bewegen. Ich möchte die Stadt mit den Augen eines Mannes sehen.“ (S. 477)

Meine einzige Kritik ist, dass die Geschichte und Entwicklung von Evelyn meiner Meinung nach etwas zu kurz kommt. Das Leben von Ulysses wird sehr viel ausführlicher beschrieben und das Kapitel, das ganz zum Schluss noch das Leben von Evelyn vor dem 2. Weltkrieg beleuchtet, wirkt eher wie schnell noch eingeschoben. Für mich wäre dieser Teil nicht nötig gewesen, weil die Geschichte an sich schon stimmig ist.

Und zugegebenermaßen bekommt man beim Lesen ein bisschen Fernweh nach Italien (zum Glück ist mein Urlaub schon gebucht), aber das will ich mal nicht negativ auslegen 😅
🦜
Von mir gibt’s auf jeden Fall eine Empfehlung. Wer zeitgenössische Romane mit bildhafter Sprache mag, ist hier auf jeden Fall gut aufgehoben.

Bewertung vom 07.04.2024
Happy Hour
Granados, Marlowe

Happy Hour


sehr gut

Wir dürfen Isa, der Ich-Erzählerin, und ihrer besten Freundin Gala zu den angesagtesten Parties, Vernissagen und Ausflüge begleiten. Auf den ersten Blick erscheinen die beiden oberflächlich und nur auf der Suche nach dem nächsten Fest, dem nächsten Drink und damit auch dem nächsten edlen Spender. Beide halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, um wenigstens die Miete selbst bezahlen zu können, ehrgeizig sind beide nicht.

Isa lässt uns teilhaben an ihren Gedanken zu den Leuten, den Gewohnheiten und den Eigenheiten der New Yorker. Sie hat mit ihren jungen Jahren doch schon ein paar schmerzliche Erfahrungen hinter sich. Die Erzählweise aus ihrer Perspektive hat mich recht schnell hinter ihre Fassade schauen lassen. Sie ist tiefgründiger, als sie auf all die anderen Akteure den Anschein macht. Sie ist sogar verantwortungsbewusst, denn eigentlich kümmert sie sich auch um Gala.

Die Geschichte von Isa und Gala ist eine Feelgood-Geschichte. Aber irgendwie auch nicht.
Es ist die Geschichte von zwei Partygirls Anfang 20, die nicht mehr wollen als ihr persönliches Vergnügen und Party, Party, Party. Aber irgendwie auch nicht.
🍸
Marlowe Granados schreibt humorvoll und mit teils sarkastischen Zwischentönen gegen die Vorurteile an, die die Leser*innen bei Betrachtung des Covers und Studium des Klappentextes vermutlich aufbauen. Mir ging es zumindest so.

Man sollte sich nicht täuschen lassen! „Happy Hour“ ist ein subtil feministischer Roman, der Themen wie Kapitalismus, Sexismus und Rassismus aufgreift und es den Leser*innen erlaubt, zwischen den Zeilen zu lesen.
🍸
Mich hat die kurzweilige Story mit Tiefgang gut unterhalten und ich kann sie auf jeden Fall weiter empfehlen.

Bewertung vom 06.04.2024
Die Frauen der Familie Carbonaro / Die Carbonaro-Saga Bd.2
Giordano, Mario

Die Frauen der Familie Carbonaro / Die Carbonaro-Saga Bd.2


ausgezeichnet

„Niemand in unserer Familie hat ein besonderes Talent für Glück. Wir Carbonaros sind verliebt in die Misere, den Kummer, den Abschied und in unser Seufzen. Nur im Mittagslicht einer schwarzen Sonne gelingt uns überhaupt etwas. Aber wenn sich das Glück mit Trippelschritten nähert, uns freundlich einen caffé anbietet, damit wir weitermachen können, lehnen wir ab.“ (S. 244)

Dieses Zitat beschreibt eigentlich ziemlich genau das Leben der sizilianischen Großfamilie Carbonaro.

Ein Urenkel der Carbonaros ist der Erzähler. Er begegnet Pina, Anna und Maria im Haus der Zeit, wo sie ihm ihre Geschichten erzählen.
🍋
Pina ist die Matriarchin der Familie und Tochter eines skrupellosen Mafiosi, der im ganzen Ort gefürchtet wird. Auch sie und ihre Mutter haben es unter seiner Herrschaft schwer. Doch Pina kämpft sich durch und um ihre Liebe zu ihrem Barnaba.

Anna ist Pinas Schwiegertochter, verheiratet mit Pinas Sohn Nino, einem Schneider, der etwas aus der Art geraten ist. Anna bringt – zumindest vorübergehend – die Sonne ins düstere Haus des Patriarchen. Einen großen Teil ihres Lebens verbringt sie jedoch auch mit ihrer Familie in München.

Maria ist die Tochter von Anna und Nino. Sie kommt im zarten Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie nach Bayern und muss dann erst einmal die Bombennächte des 2. Weltkriegs überstehen. Maria will Hosen tragen und das Geschäft ihres Großvaters übernehmen.

So begleiten wir die drei so unterschiedlichen wie starken Frauen durch die Jahrzehnte, immer an der Seite ihrer konservativen, sizilianischen Ehemänner. Stück für Stück gewinnen sie für sich kleine Schlachten um mehr Freiraum und Selbstbestimmung, ohne dabei die Traditionen aufzugeben.
🍋
Mario Giordano gelingt es mit seiner bildhaften, fesselnden Sprache, mir das Gefühl zu vermitteln, mit der Familie am Tisch zu sitzen und Spaghetti oder Weißwürste mit ihnen zu essen. Sehr schmunzeln musste ich bei den Liebeserklärungen an die Weißwurst und an das Bayerische Bier:

„Meine erste Weißwurst kam mir vor wie eine Königin aus dem Volk, sie duftete bescheiden nach Petersilie und Muskat. Schaumig und fest war sie gekommen, um zu trösten. Sie war wie ein deutsches Lied, süß und ein bisschen wehmütig, das dich an die Hand nimmt und dir zeigt, wie schön die Welt doch ist.“ (S. 266)

„Bitter und süß wie ein Liebeslied in einer unbekannten Sprache, das du trotzdem sofort verstehst, schäumte es in meinem Mund, sprudelt hinab wie ein Wildbach über Felsen und linderte für einen Moment das Fremdsein.“ (S. 266)
🍋
Mich hat dieses Buch mitgenommen auf eine Reise durch Sizilien, durch Generationen und Traditionen, durch Leid, Trauer und Schmerz, durch Liebe, Hass und Glück und durch viele bewegte Leben.

Ich habe mit der Familie gelitten, gefühlt und gelacht und das Buch ist für mich ein Jahreshighlight. Von mir eine absolute Empfehlung! Lest diese großartige Geschichte und wandert mit Pina, Anna und Maria durch Zitronenhaine und das Glockenbachviertel in München!

Bewertung vom 29.03.2024
Der Stich
Winter, Thilo

Der Stich


ausgezeichnet

🦟
„Allmählich sind Details zu erkennen, dazu gehören auch die Reste der Insekten an der Windschutzscheibe, ihre ehemals vibrierenden Körper haben sich in ein Mosaik aus grotesken Farben und Formen verwandelt. Rote, gelbe und grüne Flüssigkeiten vermischen sich zu einem unwirklichen, abstrakten Gemälde. So viele Moskitos. So viele!“ (S. 323)
🦟
Ich muss gestehen, dass dieses Buch stellenweise Juckreiz bei mir ausgelöst hat… Ja, tatsächlich! Das liegt zum einen an der Geschichte selbst, die Hauptprotagonisten sind nun einmal Stechfliegen – viele Stechfliegen! Zum anderen liegt es aber auch am unglaublich fesselnden Schreibstil von Thilo Winter.

Die Charaktere sind durchweg authentisch. Da ist der sympathische Biologiestudent Quito samt seinen kubanischen Eltern, eine kleine Gruppe Flüchtlinge um die lebhafte Kubanerin Inéz, eine raffgierige Firmenbesitzerin und ein geltungssüchtiger Vietnam-Veteran

Wechselnd auf diesen vier Erzählebenen schildert der Autor die Geschichte um die rätselhafte Mückenplage. Die Kapitel sind recht kurz und haben immer einen Cliffhanger, was mich nur so durch die Seiten fliegen ließ.
🦟
Thilo Winter ist mit „Der Stich“ ein glaubhafter Wissenschaftsthriller gelungen, der zu keiner Zeit langweilig ist. Ich lese nicht so oft Thriller und Themen, die für mich so realitätsnah sind wie das in diesem Buch, schrecken mich eher immer ab. Dieses Buch habe ich aber sehr gern gelesen und für Leser*innen, die auf rasante Thriller mit einem actionreichen Plot stehen, dürfte es genau das richtige sein.

Bewertung vom 20.03.2024
Selbe Stadt, anderer Planet
Meindl, Dominika

Selbe Stadt, anderer Planet


gut

Darum geht‘s:
Ärztin Johanna kommt nach Jahren in der Stadt in ihr Heimatdorf zurück und übernimmt sowohl die väterliche Arztpraxis als auch das Elternhaus. Durch ihre Rückkehr nach Hallstatt kommt sie ihrer Zwillingsschwester Doris, einer Tischlerin, wieder näher.
Auch der Chinese „Patrick“, ein chinesischer Strategieberater, kehrt nach Österreich zurück. Hier hat er bereits Teile seiner Kindheit verbracht. Er soll für Investoren das idyllische Dörfchen, das von Touristenfluten überschwemmt wird, ausspionieren, damit es detailgetreu in China nachgebaut werden kann. Als der Hallstatt-Nachbau tatsächlich umgesetzt wird und den Weg in die Presse findet, sind die Einwohner Hallstatts fassungslos. Die Zwillingsschwestern beschließen, sich das Ganze mal vor Ort anzuschauen und brechen auf nach Asien…
🏡
Und dann gibt es da noch die slowenische Einwandererfamilie mit Vater Andrej, Mutter Maria und den beiden Töchtern. Sie immigrieren nach Hallstatt, um zur Ruhe zu finden und renovieren ein kleines Bauernhaus.

Dieser dritte Erzählstrang war für mich einigermaßen überflüssig, da er die Geschichte meiner Meinung nach nur nebenbei ein wenig berührt und auch keine zusätzliche Tiefe gibt. Die Charaktere und das Leben der Schwestern sind toll ausgearbeitet und die beiden Frauen kommen richtig sympathisch rüber, obwohl die Autorin ihnen Ecken und Kanten und somit auch eine schöne Tiefe gegeben hat.

In die Geschichte an sich bin ich recht schwer reingekommen, denn die einzelnen Erzählstränge wechseln teilweise innerhalb eines Kapitels. Sie enthalten Traumsequenzen, die ich als solche erst spät erkennen konnte und der Zeitraum der Handlungen ist für mich schwer greifbar.
Für mich hat auch die Verbindung zum „zweiten Hallstatt“ etwas gefehlt, denn die Erzählsequenzen mit „Patrick“ waren mir zu wenig eingängig und der Besuch der beiden Schwestern findet auch erst relativ spät statt. Das hatte ich nach der Beschreibung anders erwartet…

Toll fand ich dagegen den Schreibstil von Dominika Meindl. Ihre Formulierungen und Beschreibungen haben mich oft schmunzeln lassen. Hier ein kleines Beispiel:
„Ihre Augen tranken die Schönheit wie kaltes Bier (Johanna war mit dem Vergleich unzufrieden, aber ein besserer war ihr nicht eingefallen).“ (S. 72)

Auch schön:
„Darüber im Klettersteig steht eine lückenlose Kette an Bergsteigern, in ihrer Multifunktionskleidung leuchten sie wie Feuerwanzen. Wenn der Wind stillhält, hört man das Dröhnen und Wühlen des Baggers. Die drei Schlepplifte unter ihnen spannen sich wie Zahnspangen.“ (S. 124)
🏡
Fazit:
Es ist schön in Österreich, Overtourism ist für die Einheimischen nicht schön und führt zu interessanten Auswüchsen. Am meisten mochte ich die Schwestern, hier hätte ich mir noch ein bisschen mehr Details gewünscht. Nett für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.

Bewertung vom 04.03.2024
Elyssa, Königin von Karthago
Vallejo, Irene

Elyssa, Königin von Karthago


gut

Elyssa – die selbst ernannte Königin von Karthago – ist auf der Flucht vor ihrem brutalen Bruder dort gelandet. Aeneas – wiederum auf der Flucht aus Troja, das von den Griechen und ihrem Holzpferd vernichtet wurde – wird samt Sohn Iulus und seinen Mannen mitsamt seiner Flotte an den karthagischen Strand gespült.

Nun versucht der gute Eros – seines Zeichens Gott der Liebe – ein zartes Band zwischen Elyssa und Aeneas zu entspannen. Eigentlich bin ich von dem Pfeile verschießenden Gott ein bisschen was anderes gewöhnt, er hat sich schon mal geschickter angestellt bei seinen Verkuppelungsversuchen 😉

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Neben Elyssa und Aeneas kommen auch noch Anna – die Ziehschwester Elyssas – sowie Eros und Vergil zu Wort. Letzterer hat seinerzeit die „Aenais“ verfasst. Die unterschiedlichen Blickwinkel haben mich gut durch die Geschichte gebracht, wobei ich auf die Sicht von Vergil auch hätte verzichten können. Diese gibt meiner Meinung nach der Geschichte nichts und man hätte seine Ausführungen in einem Nachwort besser unterbringen können.
👑
Im Großen und Ganzen habe ich diese Geschichte der griechischen Mythologie gern gelesen, weil ich sie noch gar nicht kannte. Ich mag dieses Genre auch sehr gern. Trotzdem konnte mich das Buch nicht komplett abholen. Ich kann allerdings nicht genau festmachen, woran dass lag denn den Schreibstil fand ich recht angenehm.
Vielleicht waren es mir ein bis zwei Perspektiven zu viel…
Vielleicht war mir die schüchtern entfachte Liebesgeschichte etwas zu unglaubwürdig…
Ich kann es nicht sagen 😅

Für Fans griechischer Mythologie sicher ein Must-Read, für mich war es ganz unterhaltsam.

Bewertung vom 08.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


sehr gut

„Jede Sekunde ist ein Jahr. Jede Sekunde ist Dein Versagen, jede Sekunde ist der Rest deines Lebens. Jede Sekunde, verschwendet.“ (S. 313)

Zwölf Stunden hat Ansel Packer noch bis zu seiner Hinrichtung. Zwölf Stunden, in denen er sich selbst bemitleidet – nicht wegen der Taten, die er verbrochen hat, denn er ist ein Serienmörder – sondern weil ihn ein so hartes Los ereilt hat mit der Todesstrafe.
Obwohl man in der Geschichte erfährt, was ihn unter anderem zu seinen Taten getrieben haben könnte, bleibt sein Charakter das gesamte Buch hindurch unsympathisch und ich habe mir nach jedem seiner Countdown-Kapitel gedacht: „Recht geschieht es Dir!“

Die große Stärke des Thrillers ist, das Ansel Packer nur der Nebenprotagonist ist. Danya Kukafka gelingt es, dass die Frauen seines Lebens in den Mittelpunkt rücken.

Eine Mutter, eine Schwester und eine Polizeikommissarin. Das Leben der drei Frauen wird jeweils in verschiedenen Jahren erzählt, was mir anfangs den Einstieg etwas erschwert hat. Jedoch gewinnen alle Protagonistinnen dadurch eine enorme Tiefe und mir als Leser wurde bewusst, dass Ansel Packer nicht nur das Leben seiner Opfer genommen hat, sondern auch das Leben derer, die aufgrund seiner Taten in seinen Bannkreis geraten sind.

„Die Nacht war eine offene Wunde. Doch das Herz schlug weiter. Die Bäume raunten Trauer.“ (S. 308)

Aufgrund der unterschiedlichen Zeit- und Erzählebenen war ich im ersten Drittel teilweise etwas verwirrt. Als ich dann in die Geschichte gefunden hatte, bin ich aber durch die Seiten geflogen. Am Anfang war ich auch durch die Brutalität, in der manche Szenen geschildert sind, teilweise sehr angegriffen und musste das Buch immer wieder weglegen. Hier ist auch eine Triggerwarnung sinnvoll (Gewalt an Kindern)!

Alles in allem war „Notizen zu einer Hinrichtung“ ein spannender Thriller, der durch die Erzählweise eine erstaunliche Tiefe erlangt.