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hundeflüsterer
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Bensheim

Bewertungen

Bewertung vom 23.08.2010
Kennedys Hirn
Mankell, Henning

Kennedys Hirn


ausgezeichnet

Wer einen Krimi im Stil von Kurt Wallander und seinem Team in der schwedischen Kleinstadt Ystad erwartet, wird von diesem Buch enttäuscht werden - "Kennedys Hirn" ist eben nicht nur ein Krimi, weil Henning Mankell eben nicht nur ein Krimiautor ist. Dieses Buch ist kein Kriminalroman, den man vor dem Einschlafen als Entspannung lesen kann, er geht tiefer. Sicher, auch ich habe ihn vor dem Einschlafen gelesen - das Einschlafen kam dann aber erst am frühen Morgen, nach der letzten Seite des Buches!
Wer Mankell nur als Autor spannender Krimis kennt, wird hier einen anderen, vielleicht den wahren Mankell kennen lernen. Die Kriminalstory dient nur als "Vehikel" für das eigentliche Anliegen des Autors: Dem Leser die Augen zu öffnen für das, was in keiner Zeitung, in keiner Nachrichtensendung verbreitet wird. Neu ist das indess nicht: Auch die Wallander-Romane gehen - genau gelesen - tiefer; auch hier erfährt der, der in ihnen mehr als nur den Krimi sieht, das eigentliche Anliegen des Autors. Letzlich geht es um die Frage, wie es um unsere Welt, wie es um die Veränderungen dieser Welt bestellt ist. Mankell mahnt nicht mit erhobenem Zeigefinger; er schreibt keine Reportagen, die uns sagen: "So ist es!" Er nimmt den Leser vielmehr mit auf eine Reise, lässt ihn mit eigenen Augen sehen, was Mankell sieht und gesehen hat. Keine leichte Bettlektüre, die einem wohlige Schauer über den Rücken jagt; knallharte Lektüre, die einem Schauer über den Rücken jagen kann und will - ob sie wohlig sind? Wohl kaum. Wer dahin kommt, hat Mankell und das Buch verstanden.

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