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Moma
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Forchheim

Bewertungen

Insgesamt 73 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2025
Gestern, Hélène

Rückkehr nach St. Malo


gut

Der 500 Seiten starke Familienroman entführt mich an einen wunderschönen Schauplatz: Die Bretagne. Er beinhaltet sehr schöne Szenen, was die Landschafts- und Meeresbeschreibung betrifft. Außerdem gefällt mir die langsame Annäherung an Yanns verstorbenen Vater, der zu Lebzeiten nicht als solcher von ihm erkannt wurde - womit wir schon mitten in der Geschichte sind. Yann erzählt in Ich-Form. Dieser Stil verstärkt die Wahrnehmung für mich als Leserin zusätzlich. Er betreibt nach dem Tod des Vaters eine ganz besondere Ahnenforschung. Mehr und mehr arbeitet er sich in die Familiengeschichte ein und entdeckt, einem Puzzle gleich, die Vergangenheit. Yann versucht auf diese Weise Frieden mit sich und seiner Familie zu schließen.
Fazit: Oft etwas lang geratene Passagen, die meiner Meinung nach zu sehr ins Detail gehen, werden von bildhaften Landschaftsbeschreibungen wieder eingeholt. Der flüssige Schreibstil verleiht der Geschichte eine leichte Verständlichkeit. Ergänzend zum Roman gibt es am Ende eine Bibliografie sowie den Stammbaum der zwei Familien, was bei der Vielzahl der Personen auch dringend notwendig war. Alles in allem eine Hommage ans Leben.

Bewertung vom 26.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

350 Seiten, die mich nicht mehr losgelassen haben. Einmal angefangen, legt man den Roman nur ungern aus der Hand. Überzeugt haben mich nicht nur Schreibstil und die auf zwei Zeitebenen stattfindende Handlung (hier wird immer deutlich unterschieden zwischen DAMALS und JETZT). Es ist die Art und Weise, wie die Autorin mich mit der Geschichte von einem an den Strand angeschwemmten Jungen fest- und unterhält. Mit gewaltiger Sprach- und Ausdruckskraft schildert Julia R. Kelly in ihrem Debütroman das teils karge und einfache Leben in einem schottischen Fischerdorf um 1900 samt Bewohnern. Die ganz unterschiedlichen Charaktere dieser Dorfgemeinschaft werden so eindringlich beschrieben, dass das Kopfkino sofort anspringt und Bilder entstehen, die nicht mehr loslassen. Die teils detailliert beschriebenen Landschaftsszenen vervollständigen diesen Roman und lassen ihn zu einem wahren Lesegenuß werden. Bis zum Ende fügen sich die einzelnen Teile sinnvoll und nachvollziehbar (wie in einem Mosaik) zusammen. Es ist eine zeitlose Erzählung über Missverständnisse, Lebensumwege, Verluste und Leidenschaften - wunderbar übersetzt von Claudia Feldmann. Der Roman beinhaltet sehr viele Wahrheiten, die immer Bestand haben werden und die bleiben. Es ist ein leises Buch, das gewaltig tönt.

Fazit - unbedingt lesenswert weil: Gewaltig in der Handlung, der Auflösung der offenen Fragen, den Gefühlen und den Ereignissen. Hier gebe ich gerne eine Leseempfehlung und volle 5 Sterne, in der Hoffnung mehr von dieser Autorin zu lesen.

Bewertung vom 21.07.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


weniger gut

Knapp 300 Seiten entführen mich in ein wunderschönes Tal mitten im Schwarzwald. Doch die Idylle täuscht, ebenso das familiengeführte Hotel, das seine besten Jahre hinter sich hat. Aufgrund der Beschreibung des Hotels und der umliegenden Landschaft kann ich mich leicht ins Buch einlesen. Anders geht es mir allerdings bei den beschriebenen (bzw. unzureichend beschriebenen) Charakteren. Irgendwie komme ich an keinen der Protagonisten ran. Sie sind für mich von Anfang an farblos. Einzig die Spannung, die sich im ersten Buchdrittel aufbaut gibt mir den Schwung dieses weiter zu lesen. Versprochen wird in der Inhaltsangabe von einer trügerischen Freundschaft, der Macht der Manipulation und von der Angst der eigenen Wahrnehmung. Mir fehlt hier leider das gewisse Etwas. Das Ende ist mir viel zu glatt und weit von der Wirklichkeit entfernt.
Fazit: Trotz des gelungenen Schreibstils bleibt der Roman für mich farblos. Aufgrund einer Leserunde bin ich bis zum Ende dran geblieben. Eine Leseempfehlung möchte ich nicht aussprechen, deshalb nur 2,6 Sterne von mir.

Bewertung vom 06.07.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds


ausgezeichnet

Schnell erschließt sich mir der Titel "Sunbirds" des über 400 Seiten starken Romans. Er ist gut gewählt und passt hervorragend zum Inhalt. Ebenso das farblich gut gewählte Cover.
Kurz zum Inhalt: Anne sucht nach vielen Jahren in den Weiten des Himalayas ihren verschwundenen Sohn. Sie gibt dazu alles auf, von der Ehe bis zur Heimat Schottland - doch vor allem sich selbst.
Ein Thema, das bestimmt schon des Öfteren in Romanen abgehandelt wurde. Hier aber sind es die unterschiedlichen Sichtweisen, die diesen Roman immer wieder spannend und abwechslungsreich werden lassen. Alle Charaktere sind ansprechend und einfallsreich sowie rundum stimmig beschrieben. Die Situationen für mich immer nachvollziehbar und schlüssig. Anne, eine Mutter die von sich weiss Fehler gemacht zu haben, sucht, will finden und erhält Antworten.
Dazu oft detailgenaue bildhafte Landschaftsbeschreibungen, die das Kopfkino anspringen lassen.
Obwohl der Roman sich leicht wegliest - bei diesem flüssigen und eingehenden Schreibstil kein Wunder - hat er genügend Tiefgang und lässt immer wieder zum Nachdenken Platz.
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil nachvollziehbar und die Suche nach Verlust und Vergebung eindrucksvoll beschrieben wird.

Bewertung vom 29.06.2025
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


ausgezeichnet

Was für ein Roman! Vier Kapitel und ein Epilog der es in sich hat. Aber eins nach dem anderen. In knapp 500 Seiten katapultiert mich der Autor warmherzig wie schonungslos in eine zwar fiktive Geschichte, die sich 1993 allerdings wirklich ereignet hat. Ältere erinnern sich vielleicht an David Koresh ( amerik. Sektenführer und selbsternannter Prophet der Branch Davidians). Die Geschichte nimmt ihren Anfang mit Jaye und deren Mutter, die ihr beschauliches Leben hinter sich lässt und sich, wie viele andere gestrandete Seelen auf den Weg nach Waco, Texas, macht um sich den Anführer Lamb anzuschließen. Hier lernen sich die Teenager Roy (Sohn des Sheriffs von Waco) und Jaye kennen. Eine zarte Liebesgeschichte beginnt. Beide Figuren werden in Ich-Form geschrieben, was einen besonderen Reiz hat. Zwischen den beiden Geschichten ergänzen immer wieder Podcasts, die 30 Jahre nach den Geschehnissen aufgenommen wurden die Fortgänge und erklären nach und nach Hintergründe dazu.
Der ausgezeichnete Schreibstil - nicht Effekthascherei - passt zu den brillanten und eindrucksvollen Schilderungen. Immer wieder stellt sich mir die Frage: Ist es bedingungsloser Glauben oder handelt es sich um gewollte freie Zugehörigkeit?
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil bewegend ge- und beschrieben, mit einem ungeahnten Ende - also Spannung bis zum Schluss.

Bewertung vom 25.06.2025
Peer, Sabine

Heimat im Gepäck


sehr gut

Heimat - was für ein großes Wort! Grund sich darüber einige Gedanken zu machen. Sabine Peer hat es für ihre Leserschaft getan.

Aufgrund fehlender Perspektiven und der vorherrschenden politischen Lage haben sich in Südtirol der 60er-Jahre viele, nicht nur junge Menschen, Gedanken über einen Weggang aus ihrer geliebten Heimat gemacht. Für gutbezahlte Arbeitsplätze, einen Ausbildungsplatz und/oder ein eingeschränktes Leben in der Ferne nahm man gar manches in Kauf.

Es sind vier wahre Lebensgeschichten, die nachdenklich stimmen und bei mir noch lange nachwirken werden. Bewegende Geschichten von Aufbruch, Heimatverlust, Neubeginn und Lebensrückblicken.

Das alles in einem flüssigen Schreibstil, einigen Schwarz-Weiß-Fotos und einem oft notwendigen Glossar.

Den nächsten Urlaub in Südtirol sehe ich bestimmt mit ganz anderen Augen, dafür mit diesen Geschichten im Kopf.

Fazit: Unbedingt lesenswert, weil mit viel Einfühlungsvermögen ge- und beschrieben - ohne Effekthascherei. Gerne von mir 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.06.2025
Matt, Irene

Laurentius' Wunder


sehr gut

Eines vorweg: Man muss nicht gläubig sein um an diesen Roman Gefallen zu finden. Im flüssigen Schreibstil und in nachvollziehbaren Zeitsprüngen erzählt die Autorin Irene Matt die Geschichte von Giulianos schrecklicher Kindheit, dem Weggang der Mutter, seiner Zuflucht ins Kloster von Assisi, seiner Zwangseinweisung in die Psychiatrie, seinem Aufenthalt im Vatikan und seiner coronabedingten Rückkehr ins Kloster. Grund für all dieses Geschehen ist Laurentius (wie er sich nun nennt) mystisches Erlebnis in der Basilika des Klosters. Warum will ihm keiner Glauben schenken? Wieso hört sich niemand seine Geschichte richtig an? Er glaubt weiterhin an das Erlebte und ist unbeirrt, entgegen aller Widerstände, das Geheimnis zu enthüllen...

Nachvollziehbar, aufschlussreich und wissenswert erlebe ich Laurentius/Giulianos Geschichte. Es bleibt spannend bis zum Schluß, ja eigentlich zum Finale. Durch das trotzdem offene Ende bleibt jedem frei sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen.

Fazit: Leseswert weil mal so anders geschrieben und unabhängig vom Glauben an Wunder oder mystische Erlebnisse. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich gebe gerne eine Leseempfehlung dafür.

Bewertung vom 02.06.2025
Clavadetscher, Martina

Die Schrecken der anderen


ausgezeichnet

Ein Cover, das nicht unbedingt neugierig auf den Inhalt macht - fast schon hausbacken, angestaubt und altertümlich wirkt es. Doch näher betrachtet erweckt der Titel die Neugier. Aufgrund der Leseprobe wurde ich dann von einem besonderen Inhalt überzeugt.
Ein Dorf im Nirgendwo, irgendwo. Die Einwohner irgendwer und doch eine nicht nur eine zusammengewürfelte Gemeinschaft - oder doch? Besondere Charaktere - wunderbar beschrieben, die sich Kapitel für Kapitel mehr ineinander verstricken. Die einzelnen Fäden führen bis zur letzten Seite zusammen und ergeben ein Knüpfwerk. Es ist der flüssige Schreibstil der mich - einmal den Roman angefangen - nicht mehr aufhören lässt zu lesen. Ich will wissen wer mit wem und weshalb welche Verbindungen eingeht und hat. Ein weiter Bogen spannt sich und lässt die Geschichte lebendig und nachvollziehbar wirken.
Fazit: Unbedingt lesenswert, da flüssig, teils poetisch, teils faktengenau ge- und beschrieben. Es ist die großartig ausgefeilte Schreibkunst, die begeistert. Gerne von mir eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 26.05.2025
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


sehr gut

Verschickungskinder und ihr Leid. Ein Thema, dem man sich scheinbar nur ungern annimmt. Anders die Autorin Barbara Leciejewski. Sie beschreibt in ihrem 350seitigen Roman das teilweise unsagbare Leid und den Kummer dieser zahlreichen Kinder, die zwischen den Fünfziger- bis Ende der Achtzigerjahre quer durch Deutschland auf "Kur" verschickt wurden. Die erfundene Geschichte vom fiktiven Haus Morgentau, dem Peronal sowie den teils bös- und abartigen Erzieherinen lässt mich nicht kalt. Was hat man diesen Kindern nur angetan, warum hat es so lange gedauert bis die Welt drum herum darauf aufmerksam wurde. Warum haben die betroffenen Eltern nicht darauf reagiert? Fragen über Fragen. Die Autorin bettet die Geschichte im Wechsel in die Vergangenheit und die Gegenwart ein. Eine betroffenenTochter (Susanne) erzählt ihre Leidensgeschichte und ihre Erfahrungen aus dem Kinderheim ihrer im Sterben liegenden Mutter sowie ihren Geschwistern und ihrer Tochter. Es hätte alles so schon sein können, wenn nicht ...
Fazit: Lesenswert, teils erschütternd und aufwühlend geschrieben - darüber täuscht auch der leichte und flüssige Schreibstil nicht hinweg.

Bewertung vom 21.05.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


sehr gut

Ein zauberhaft schönes malerisches Cover täuscht über den wahren Inhalt gewaltig hinweg. Der Inhalt des Romans handelt von einer Zeit zwischen Aufbruch und gewaltiger Zerstörung - von Südfrankreich - von der traumhaften Côte d'Azur - in der Zeit um 1945. Kurz zum Inhalt: Vincent, ein deutscher Kriegsgefangener kehrt nach Frankreich zurück, um seine große Liebe Ariane wiederzufinden. Um etwas über die verschollene Ariane herauszufinden und um sie aufzuspüren, schließt er sich den dortigen Minenräumern an, die die tödlichen Hinterlassenschaften des Krieges an den traumhaften Stränden beseitigen. Es ist eine grausame Zeit, die hier beschrieben wird. In einem flüssigen Schreibstil erzählt die Autorin eine auf wahrem Hintergrund basierende Zeitgeschichte. Dies geht auch aus dem Nachwort hervor und regt zum Nachdenken an. Vielleicht sind die beschriebenen Minenräumungen manchmal etwas zu lang geraten. Sie beschreiben aber sehr gut die allgegenwärtige gefährliche Zeit und den Versuch einen Neuanfang zu wagen.
Fazit: Ein Roman, der Schuld, Liebe, Vergebung und Neuanfang gut vermittelt und sich von den üblichen Nachkriegszeitromanen abhebt.