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Lara89
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Münster
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Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 122 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2025
Maiwald, Stefan

Alle weg


gut

Der Autor lebt als Zugezogener in einem Urlaubsort an der Adria. Wie sich das anfühlt, wenn im Winter alle Touristen weg sind, beschreibt er hier in kurzen Episoden, die auf die Wintermonate verteilt sind. Über sein Leben im Sommer hat er bereits berichtet, auch auf seinem Blog.
Viel passiert hier nicht. Die kurzen Texte schildern italienische Lebens- und Denkweisen bis hin zu Rezepten sowie Episoden aus dem winterlichen Alltag. Einiges ist durchaus interessant und fällt nur dem Auswärtigen auf. Die Beobachtung und Beschreibung der Menschen, die sich dort in der Bar versammeln oder im Tennisclub aufschlagen, erinnert ein bisschen an die Geschichten von Ephraim Kishon. Viele sind charmant und ein bisschen witzig, manche auch belanglos. Es bleibt ganz unpolitisch.
Leichtes Geplätscher für Italienfans, manchmal satirisch.

Bewertung vom 21.09.2025
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und die Offenbarung


ausgezeichnet

Witzig
Schräge Satire um Schweizer Spezialitäten
Violetta Morgenstern und Miguel Schlunegger sind Auftragskiller im Namen des Schweizer Staates. In ihrem siebenten Abenteuer bekommen sie es mit einer altägyptischen Mumie zu tun, die ein gefährliches Geheimnis aufdeckt. Der neue Auftrag: Elf Personen töten.
Dies ist eine absolut schräge und wunderbar verrückte Geschichte. Die Charaktere passen prima in das Setting, sie sind sowohl glaubwürdig als auch irre. Ein plötzlich ererbtes Paar fünfjähriger Zwillinge macht das Chaos noch spaßiger. Die Sprache ist ein besonderes Vergnügen, voll orgineller Formulierungen und neuer Wörter. Ein echter Lesespaß, auch ohne die Kenntnisse aus den voran gegangenen Büchern.

Bewertung vom 16.09.2025
Schmid, Kornelia

Die Stimme im Licht


gut

Irrlichter, blutige Flüsse, blaues Feuer - etwas Bedrohliches ist im Gange, und es kommt aus den Nebelsümpfen. Schamanen machen sich auf, mit Hilfe von Magie Klarheit zu gewinnen. Es ist eine fantastische Welt, die ganz entfernt mit der Steinzeit zu tun hat. Dies ist das Prequel einer dreiteiligen Serie und im Selbstverlag erschienen. Fehler in Rechtschreibung und Logik stören manchmal den Lesegenuss.
Gefallen hat mir, dass hier Magie am Werk ist, über die man noch nicht so oft gelesen hat, also keine Vampire, Hexen oder dergleichen. Die Erscheinungen und Sonderbarkeiten, denen die Menschen ausgesetzt sind, sind nicht nur den Handelnden, sondern auch der Leserin fremd. So hat man Gelegenheit, gemeinsam mit ihnen zu entdecken, welche Magie hier wirkt und wie man damit umgehen kann. Das macht es spannend.
Schwierigkeiten hatte ich mit den verschiedenen Perspektiven. Davon gibt es viele, die insbesondere am Anfang allzuschnell wechseln. Das macht den Einstieg nicht leicht.
Die Hauptpersonen sind durchaus interessante Charaktere. Sie haben magische Eigenschaften, für die es in ihrer Gesellschaft keine Vorbilder gibt. Sie sind mit Herausforderungen konfrontiert und müssen Profil zeigen, was sie auch tun. Sie sind manchmal etwas seltsam, ihre Handlungen sind nicht immer leicht zu verstehen.
Originelle Fantasy mit Abstrichen.

Bewertung vom 27.08.2025
Everett, Percival

Dr. No


sehr gut

Nichts
#Professor Wala Kitu unterrichtet Mathematik. Sein Spezialgebiet ist das Nichts. Nun kommt John Sill, der sich als Bond-Schurke bezeichnet und kauft seine Dienste ein: Kitu soll helfen, aus Fort Knox einen Schuhkarton mit Nichts zu rauben. Es entwickelt sich eine verwirrende und witzige Parodie auf Spionage-Thriller, in der mehrere Nationen, ein skrupelloser Milliardär, zahlreiche Agenten und eine furchtbare Waffe eine Rolle spielen.
Die Figuren sind ungefähr so seltsam wie ein einbeiniger Hund, der besonderer Pflege bedarf, oder wie ein Mathematiker, der sich mit Themen befasst, die ein normaler Mensch nicht versteht. Abgesehen von allerlei Sonderbarkeiten rund um nichts ist die Geschichte durchaus vorhersehbar. Alles was man aus Geheimdienstromanen kennt, passiert hier. Hinzu kommen viele schräge Einfälle, die Spaß machen. Spannend wird es nicht, eher witzig und unterhaltsam, auch für mathematisch Unbedarfte. Wer sich gern mit Mathematik befasst, wird besondere Freude haben.

Bewertung vom 12.08.2025
Espach, Alison

Wedding People (deutsche Ausgabe) (eBook, ePUB)


gut

Gewichtig
Phoebe will sich umbringen und bucht dafür ein teures Hotel. Sie trifft auf eine Hochzeitsgesellschaft, die hier sechs Tage lang feiern wird.
Hochdramatisches ereignet sich in diesen Tagen, wie es auf Hochzeiten wohl leicht passieren kann, besonders dann, wenn sie sehr groß gefeiert werden. Dabei ist das eigentliche Drama ein leises, das eher am Rande passiert.
Die Tage sind straff geplant und durchgetaktet. Der Schwerpunkt des Romans liegt nicht auf der Handlung, sondern auf den Fragestellungen der Personen. Die Konfrontation der Frau, die nicht mehr leben will, mit den Menschen, die das Leben und die Zukunft feiern wollen, gibt vielen Aspekten der Geschichte eine tiefe Bedeutung. Es geht um Leben und Sterben, um Liebe, Verlust und Selbstfindung.
Es gibt seltsame und aberwitzige Szenen. Und es gibt Szenen, die die Beteiligten auf sehr unterschiedliche Weise schildern, zum Beispiel wie Braut und Bräutigam einander kennenlernten. Das hat der spätere Bräutigam ganz anders erlebt als sein bester Freund, der doch dabei war. Was ist wahr? Worauf kommt es an?
Phoebe ist eine sympathische Hauptperson, die an einem Tiefpunkt ihres Lebens angekommen ist. Lila, die junge Braut, steckt voller Selbstzweifel und weiß nicht so recht, was sie eigentlich will. Beide fand ich in ihrer Entwicklung sehr glaubwürdig und auf ihre Weise ziemlich verrückt.
Ein Buch mit gewichtigen Fragestellungen und leicht verrückten Menschen, die versuchen, ganz normal zu sein. Eine spannende Geschichte kommt nicht zustande. Deshab von mir nur 3 Sterne.

Bewertung vom 01.08.2025
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


weniger gut

Schwierig
Jenni Mäki verlässt ihren Ehemann, bezieht eine eigene Wohnung und nennt sich ab sofort Jenny Hill. Sie schildert ihre Gedanken, Gefühle und Erinnerungen, spricht mit einer Therapeutin und schreibt Briefe an Brigitte Macron. All das wird kommentiert von Ajattaras, weiblichen Dämonen aus der Welt der Brüder Grimm.
In den Märchen sollen Dornröschen, Schneewittchen, Aschenputtel und all die anderen Vorbilder sein für ganz normale Frauen: angepasst, hübsch gemacht und den Männern dienend. Aber in Wahrheit – in diesem Buch – sind sie ganz anders. Und sie haben der geflohenen Ehefrau eine Menge zu sagen.
Es geht darum, mit welchem Lebensgefühl Menschen heute Frauen sind. Wie selbstverständlich Jenni ihr Äußeres und ihr ganzes Dasein optimiert hat, um Ansprüchen, Erwartungen und Geschichten zu entsprechen. Aschenputtel und Rotkäppchen aber haben sie genau gesehen. Und sie empfehlen: Sei wie du bist, denn so bist du richtig. Sie erzählen ihre eigene Geschichte und rufen sie dazu auf, sie selbst zu sein.
Das Buch ist schwierig zu lesen und teilweise ganz schön düster. Die Hauptperson steckt in einer Krise und weiß im Moment nicht weiter. Es gibt keine spannende Geschichte, sondern Betrachtungen, Erinnerungen und anders erzählte Märchen. Das ist ambitioniert, aber schwer zu lesen.

Bewertung vom 29.07.2025
Kröhn, Julia

Das Lied der Rose


sehr gut

Brutales Mittelalter
Guillaume (Wilhelm) ist im elften Jahrhundert der Herzog von Aquitanien. Seine Frau Philippa möchte an ihrem Hof feinere Sitten einführen. Dazu gehören neue Tischsitten und Besteck, ein gutes Benehmen der Ritter gegenüber den Hofdamen, eine schöne Einrichtung sowie Gesang und Poesie. Sahar ist eine der Sängerinnen und lebt ebenfalls am Hof. Als Guillaume auf einen Kreuzzug gehen muss, verliert Philippa an Einfluss.
Wir erhalten einen Einblick in das „finstere“ Mittelalter, in dem politische Intrigen zwischen weitgehend gleichberechtigten Fürsten an der Tagesordnung sind. Die Kirche hat die große Macht, und Einflüsse aus Nordafrika beginnen, Poesie und Kunst herüber zu tragen.
Philippa ist sehr glaubwürdig und sympathisch dargestellt Auch Guillaume, ihren Gatten, kann man sich als Kind jener Zeit gut vorstellen. Beide entwickeln und verändern sich im Laufe ihres Lebens. Die meisten Figuren im Buch hat es wirklich gegeben, so wie diese beiden.
Die Geschichte um das zentrale Liebespaar ist ebenfalls stringent und überzeugend erzählt. Insgesamt entsteht der Eindruck eines Bilderbogens von Sitten und Denkweisen, die uns heute, tausend Jahre später, sehr brutal erscheinen. Doch ausgerechnet in jener Zeit wurden die ersten zarten, weltlichen Liebeslieder gesungen – der Minnesang entstand. Doch das wird nur erzählt, leider kann man die Musik nicht hören.
Mir fiel es nicht immer leicht, den zahlreichen, detalliert ausgestalteten Hauptpersonen und Handlungsfäden richtig zu folgen. Es sind einfach zu viele. Wer sich in Ruhe darauf konzentrieren will, findet in diesem opulenten Werk gute und lehrreiche Unterhaltung.

Bewertung vom 27.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


sehr gut

Im schottischen Fischerdorf Skerry wird ein kleiner Junge an Land gespült. Er lebt, und er erholt sich bei der Lehrerin Dorothy, die vor vielen Jahren einen kleinen Jungen an das Meer verloren hat.
Die Geschichte entwickelt sich auf zwei Zeitebenen. Im Jahre 1900 kommt Dorothy ins Dorf, um zu unterrrichten. In der Gegenwart nimmt das Geschehen um den Findeljungen seinen Lauf, dabei werden Erinnerungen an die damalige Zeit wach. Ich musste manchmal nachschauen, ob ich gerade eine frische Erinnerung lese oder eine nacherzählte Vergangenheit. Aber alle Kapitel sind so betitelt, dass man sich stets gut orientieren kann.
Das Lebensgefühl der Menschen ist damals wie heute eng mit dem Meer verbunden. Einzelheiten gehen besonders zu Herzen: ein verlorener Stiefel, ein roter Ball zeigen die Machtlosigkeit des Einzelnen gegenüber der wilden Natur. Alte Sagen vom Meer werden erzählt und man fragt sich, was davon wahr sein könnte.
Der Stil ist sehr emotional. Nah an den Figuren werden ihre Sehnsüchte und Verletzungen beschrieben. Niemand hier ist ohne Vorgeschichte, insbesondere nicht Dorothy, die von einer lieblosen Mutter gelernt hat, keine Gefühle zu zeigen. So ist die Atmosphäre im Roman stets stürmisch, kühl und rau.
Eine fesselnde und stimmungsvolle Reise ans Meer.

Bewertung vom 27.07.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri


weniger gut

Anstrengend

Liebevolle Erinnerungen an Mutter und Großmutter stehen im Zentrum dieses Buches. Die Großmutter verstirbt, die Enkelin nimmt das zum Anlass, mit der Mutter nach langer Zeit einmal wieder nach Hause zu fahren, nach Japan. Doch die Mutter ist dement.
Was eine kulturelle Begegnungsgeschichte hätte werden können, wird deshalb zu einem Versuch über die Bedeutung von Erinnerungen und über eine Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Der Schreibstil bleibt sehr dicht an den beiden Protagonistinnen, und es gibt kaum wörtliche Rede. Hinzu kommt, dass Erinnerungen und Gegenwart so eng verwoben werden, dass es nicht immer ganz klar war, wo wir uns gerade befinden. Es war sehr schwierig zu lesen. Ich hatte das Gefühl, dass eigentlich nichts Spannendes passiert. Da sind die Beobachtungen der Tochter und die Erinnerungen der Mutter, das ist fast schon alles.
Eher etwas für Menschen, für die Demenz – oder Japan – gerade ein aktuelles Thema ist.

Bewertung vom 15.06.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


ausgezeichnet

Poetisch
Er hatte mal einen Hit: Bucky, inzwischen über siebzig Jahre alt, ist nach England eingeladen, um ihn dort auf einem Festival zu singen. Zuhause in USA ist er längst vergessen, aber hier ist er ein Star, so wie er es als Jugendlicher hätte werden können. Doch seitdem ist eine Menge passiert. Jetzt trifft er auf Dinah, die ebenso wie er ein Leben voller Schwierigkeiten und Sorgen führt.
Wie das Leben uns verwundet, und wie wir trotzdem immer weitermachen, darum geht es in diesem Buch. Der Autor ist bei uns schon mit „Offene See“ bekannt geworden. Ich schätze seinen poetischen Stil und die Art, wie er Menschen beschreibt. Es sind glaubhafte, gebrochene Persönlichkeiten, die in ihrer Jugend voller Leidenschaft und Energie waren und im Laufe des Lebens viel haben einstecken müssen. Doch sie sind immer noch die, sie früher einmal waren.
Für Lesende, denen das Thema Altern bereits begegnet ist.