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Insgesamt 186 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2025
Bower, Tom

The House of Beckham


gut

Immer auf der Jagd nach Ruhm und Ansehen. Es lebe die Marke!

Auf Enthüllungen und pikante Details im Haus der Familie Beckham war ich schon neugierig. Als Instagram-Nutzerin und Leserin der Bunte-App bin ich über die Posts von Victoria und David Beckham im Bilde. Ich kenne die vier Kinder und weiß, dass Brooklyn mit seiner Frau Nicola den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat. Ich kenne aber auch die harmonischen Familienfotos, die eine heile Welt und eine glückliche Familie spiegeln.

Aber was ich in diesem Buch hier erfahren habe, hat meine Meinung in dieser Hinsicht zerstört. Lug und Trug, wo man hinschaut. Lügen über Lügen, Themen aussitzen, außereheliche Beziehungen, Küsschen vor der Kamera, um gleich danach wieder in entgegengesetzte Richtungen zu fliegen. Was Victoria, dem Buch zufolge, an Demütigungen und Erniedrigungen durch das Fremdgehen von David auf sich genommen hat, ist enorm. Aber statt dies nur hinzunehmen, steht sie auf und behauptet das Gegenteil. Ich komme da nicht mit.

Nein, das ist nichts für mich. Nichts ist so, wie es scheint. Die Marke ist alles. Selbst die Kinder werden vermarktet. Von einem echten Familienleben habe ich nichts gespürt.

Mit dem Schreibstil und der Art der Darstellung hatte ich so meine Probleme. Für mein Empfinden „sprang“ die Handlung sehr zwischen Davids und Victorias Aktivitäten, ein Zusammenhang, ein roter Faden, war nicht spürbar. Auch habe ich den Eindruck, dass der Autor sehr einseitig berichtet. Ich kenne keine Menschen, die nur schlecht sind. Aber in diesem Buch habe ich kaum Positives über die Beckhams gehört.

Das Gelesene hat mich darin bestärkt, nicht alle Inhalte für bare Münze zu nehmen, die Künstler und andere Berühmtheiten auf Social Media teilen.

Bewertung vom 09.10.2025
Lewis, Caryl

Wilder Honig


ausgezeichnet

Poetisch, entschleunigend, berührend

Der Roman von Caryl Lewis, „Wilder Honig“, erschienen 2025 bei Klett-Cotta, hat mich überaus positiv überrascht.
Bereits das so harmonische und idyllische Cover hatte mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Der Klappentext verstärkte meine Neugier. Letztendlich bin ich sehr froh, es gelesen zu haben.

Der Roman handelt in einem kleinen Ort in Wales und eigentlich fast ausschließlich auf dem Grundstück von Hannah. Hannah, um die siebzig, betrauert den Tod ihres Mannes. Ihre Schwester, zu der sie lange keinen Kontakt hatte, kommt, um ihr in dieser Situation zu helfen. Über die weitere Handlung werde ich nichts verraten, auch wenn sie sehr interessant ist. Aber dann ist die Spannung ja weg.

Noch nie habe ich so viel über das Leben und das Sozialverhalten der Bienen erfahren wie in diesem Buch. Eine besondere Kunst der Autorin sehe ich darin, dass sie es meisterhaft versteht, dieses Sozialverhalten mit dem der Menschen, und speziell mit dem von Hannah und John, ihrem verstorbenen Ehemann, zu vergleichen.

Nachdem ihr Mann gestorben ist, wendet sich Hannah der Pflege und Erneuerung des Obstgartens zu. Das ist eine Sache, die sie liebend gern schon früher in Angriff genommen hätte. Aber ihr Mann war sehr krank und sie verbrachte viel Zeit mit ihm, davor hat sie ihre kranke Mutter gepflegt und als ihr Vater noch lebte, war der Obstgarten sein Revier, das er mit Sorgfalt, aber eben allein, bewirtschaftete.

Ich habe dadurch viel über die Veredlung und Pflege der Apfelbäume gelernt. Die Beschreibung war nach meinem Empfinden nie zu viel und passte gut in die jeweilige Handlung.

Der Sprachstil ist sehr poetisch. Alles wird ruhig und bedacht und genau beschrieben, so dass klare Bilder vor mir entstanden. Das Lesen wirkte auf mich angenehm entschleunigend. Es gibt keine Hektik, wohl aber starke Gefühle.

Die Schwestern nähern sich wieder an und klären Themen aus der Vergangenheit, die ihre Beziehung belastet hatten. Und Hannah lernt, mit dem Geheimnis ihres Mannes umzugehen, welches er ihr in Briefen, die er ihr hinterlässt, erklärt.

Es ist ein großartiger Roman über die Kraft der Liebe, über Vertrauen, Verzeihen und Neubeginn. Die Handlung lässt einen so schnell nicht los.

Ich empfehle den Roman all denen, die poetische und naturverbundene Romane mögen, in denen große Gefühle in einem ruhigen und gemächlichen Tempo zur Sprache kommen.

Bewertung vom 02.10.2025
Becker, Boris

Inside


ausgezeichnet

Authentisch, informativ, berührend

Das Buch „Inside“ von Boris Becker ist eine aus meiner Sicht sehr authentische und überaus informative Beschreibung seines Gefängnisaufenthaltes und der Gründe, die dazu führten. Darüber hinaus erhielt ich einen Einblick in das Leben und die Vergangenheit dieses überragenden Sportlers.

Als er mit 17 Jahren als jüngster Wimbledon-Sieger in die Geschichte einging, lebte ich in der DDR, war Mitte zwanzig und hatte mit Tennis nichts am Hut. Seine Leistungen, sein Einsatz und seine Erfolge begründeten jedoch, ebenso wie die von Steffi Graf, mein Interesse und meine Begeisterung für diesen Sport, die bis heute anhalten.

Leider habe ich nach dem Ende seiner Karriere nur noch sporadisch von Boris Becker gehört und war entsetzt, als ich erfuhr, dass er eine Haftstrafe in England verbüßen muss. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß und hat seine Lilian geheiratet.

Sein Roman hat mich sehr berührt. Boris hat, sicher auch mit Unterstützung seiner Helfer, eine tolle Art zu schreiben. Seine Sicht und sein Wesen sind durch die Zeilen gut zu spüren. Ich kann das zwar nicht wirklich einschätzen, habe aber das Gefühl, dass es so ist.

Er schreibt offen und ehrlich. Über Erfolge und Niederlagen, über seine Stärken und Schwächen. Mir gefällt, wie er sein Leben reflektiert, seine jeweilige Situation analysiert und aus den ihm zur Verfügung stehenden Optionen wählt. Auch die Rückblicke auf seine aktive Sportkarriere haben mich beeindruckt. Im Gefängnis findet er zu den Lehren der Stoiker, mit denen ich mich auch aktiv auseinandergesetzt habe.

Mir haben auch die Briefe gefallen, die er im Gefängnis erhielt und die er mit uns teilt. Sehr ergreifend.

Wohl erst im Gefängnis, an diesem absoluten Tiefpunkt, überblickt er sein Leben kritisch und aufmerksam, er „seziert“ es und zieht daraus seine Schlussfolgerungen. Wirklich bemerkenswert. Ich wünsche ihm für sein weiteres Leben nur das Beste und bin mir ziemlich sicher, dass er seine Zeit „inside“, im Gefängnis, nicht vergessen wird.
Meine absolute Lese-Empfehlung geht an Menschen, die Interesse an Boris Becker, an Biografien und generell an menschlichen Schicksalen haben.

Bewertung vom 22.09.2025
Enders, Giulia

Organisch


sehr gut

Unseren Körper besser verstehen

Das Buch „Organisch“ von Giulia Enders, versehen mit den Illustrationen ihrer Schwester, Jill Enders, hat mich ziemlich beeindruckt.

Ich empfand beim Lesen dieses Buches hauptsächlich zweierlei: Staunen und Freude.

Das Staunen rührt zum einen aus der Begeisterung über das Wunder unseres Körpers, zum anderen aus der Hochachtung für das Vermögen der Autorin, unseren Blickwinkel auf das betrachtete Organ zu erweitern, es sozusagen mit anderen Augen zu betrachten. Und ich habe sehr gestaunt. Das kam in jedem Kapitel vor, ganz besonders aber bei der Haut. Ich war der Meinung, bereits viel über dieses Sinnesorgan unseres Körpers zu wissen. Doch weit gefehlt. Ich habe einen ganz anderen Blick auf meine Haut und ihre Funktionen bekommen.

Und darüber freue ich mich. Ich empfinde Freude darüber, wie Giulia Enders über unsere Organe spricht. So selbstverständlich und doch so voller Begeisterung darüber, was sie für uns tun.

Die kleinen Geschichten zu Beginn eines jeden Kapitels haben mir gefallen. Sie geben ein wenig Privates von unserer Autorin und ihrer Schwester preis, passen aber auch zum Thema des Kapitels. Ich finde das sehr gelungen.

Mir hat gefallen, wie verständlich sie schreibt. Das sind ja komplizierte Prozesse, die im Körper ablaufen. Aber Frau Enders beschreibt sie so, dass auch ich, die ich keine Medizinerin bin, sie verstehe und tatsächlich verinnerlichen kann.

Einen Stern ziehe ich ab, weil mir die Auswahl gerade dieser Organe nicht klar ist und weil es im Text nach meinem Empfinden einige Längen gab.

Ich werde dieses Buch auf jeden Fall noch einmal zur Hand nehmen und darin lesen und empfehle es allen, die sich für das Wunder ihres Körpers interessieren.

Bewertung vom 21.09.2025
Ventura, Maud

Der Rache Glanz (MP3-Download)


gut

Berühmt sein um jeden Preis?

Was für ein anstrengendes Buch. Nein, eigentlich sollte ich sagen, was für eine unerträgliche Person in diesem Buch. Leider konnte ich das Buch beim Hören nicht wirklich von der Impertinenz und Exaltiertheit der Hauptperson trennen.

Es war tatsächlich eine Herausforderung, dieses Buch zu hören. Die Sprecherin, Sandra Voss, hat hervorragend gelesen, keine Frage. Aber sie hat mit ihrer Stimme die Stimmungen und Launen von Cleo, der Hauptperson, so überzeugend gespielt, dass ich mein Telefon, über das ich das Buch hörte, am liebsten an die Wand geworfen hätte. Aber natürlich haben meine Beherrschtheit und die Neugier, was da noch kommt, diese Reaktion verhindert.

Wie kann man nur so intrigant, selbstverliebt, egomanisch, so überheblich, so ungeduldig, egozentrisch, narzisstisch und einfach grausam sein!

Erst will sie den Erfolg, tut alles dafür, dann regt er sie auf, stört sie. Sie ist einfach nie zufrieden, oder, wie sie selbst sagt, nur für einen kurzen Augenblick.

Ich komme mit der Gefühlswelt dieser Frau einfach nicht klar.
Sicher ist es einsam, wenn man ganz oben ist. Aber muss man sich dann wirklich so aufführen? Obwohl Teile des Gehörten bestimmt im wahren Leben absolut genauso vorkommen, finde ich es einfach unerträglich.

Positives sehe ich jedoch auch. So wurden mir die Augen geöffnet, wie das Publikum durch die sozialen Medien verdummt bzw. irregeführt wird, wie wir manipuliert und in eine gewünschte Richtung gedrängt werden. Ich empfand es als hilfreich, diesen Fakt mal wieder ins Bewusstsein gerückt zu bekommen. Dieses Wissen beeinflusst jetzt natürlich meine Sicht die Berichte und Darstellungen der Stars und Sternchen in den Medien.

Ach so. Das ganze Buch über habe ich einen Bezug zum Titel des Buches gesucht. Glaubt mir, es gibt ihn …

Bewertung vom 17.09.2025
Swidler, Nicole;Swidler, Uli T.

Herzlauschen


ausgezeichnet

Wenn ein Gehörloser und eine Sopranistin sich ineinander verlieben ...

Schon das Cover hatte es mir angetan. Dieses Schwarz-Weiß-Foto mit der Rückansicht einer wunderschönen Künstlerin, die ins Publikum blickt - einfach umwerfend. Dann der Titel. „Herzlauschen“ - dieser Begriff war mir noch nicht begegnet. Und dann der Klappentext. Ich musste dieses Buch lesen.

Der Roman „Herzlauschen“ von Nicole und Uli Swidler hat mich sehr berührt. Die Geschichte von der großen, weltberühmten Sopranistin Tessa Boden und dem gehörlosen Bildhauer Paul, die sich ineinander verlieben und deren Welten dadurch aufeinanderprallen, hat mich fasziniert.

Sie, die von Konzert zu Konzert eilt, die die Zuhörer mit ihrer Kunst begeistert, dabei aber kein Privatleben hat, und er, der Gehörlose, der sich in sie verliebt.
Wir lernen im Weiteren beide Personen und ihr Umfeld näher kennen. Da das luxuriöse, von allen alltäglichen Problemen befreite Leben von Tessa und auf der anderen Seite den eher bodenständigen Tagesablauf von Paul.

Ihre plötzliche und tiefe Liebe ändert alles. Ich möchte hier keine weiteren Details verraten. Die sollte sich jeder Interessierte selbst erschließen. So viel sei jedoch verraten, es wird schon sehr emotional.

Für mich war es das erste Mal, dass ein Hauptprotagonist in einem Roman gehörlos ist und ich konnte recht tief in seine Welt eintauchen. Das war sehr interessant und hat meine Sicht darauf sensibilisiert.

Am Aufbau hat mir gefallen, dass die Kapitel jeweils wechselnd mal aus seiner, mal aus ihrer Sicht erzählt werden, was der Handlung eine gewisse Dynamik verliehen hat. Der Schreibstil ist wunderbar. Das Buch liest sich sehr flüssig und ich habe mit den beiden mitgefiebert und mich gefragt, wie es wohl mit ihnen weitergeht.

Der Schluss war für mein Empfinden schon etwas sehr melodramatisch, aber das ist sicherlich Ansichtssache. Alles in allem ein schönes Buch, das sowohl den Blick in die Welt eines Künstlers als auch in die eines Gehörlosen eröffnet. Beides hat mein darüber Wissen erweitert.

Bewertung vom 12.09.2025
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schwüre, die wir brechen / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.2


ausgezeichnet

Ein echt toller Schweden-Krimi mit Spannung und Herz. Ein ungleiches Ermittler-Duo in einem rätselhaften und nervenaufreibenden Fall

Der Roman „Schwüre, die wir brechen“ von Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson ist das zweite Buch über das sehr ungleiche Ermittler-Duo Jon Nordh und seine Kollegin Svea Karhuu.

Ich habe den ersten Band nicht gelesen, bin aber dennoch vollkommen problemlos in die Geschichte eingetaucht.

Und die beginnt gleich ziemlich grausam. Aber ich will den Text der Inhaltsbeschreibung hier nicht wiedergeben und auch nicht spoilern.
Eher möchte ich meinen Eindruck von der Handlung und den Protagonisten schildern.

Beide Kriminalisten haben privat mit den Folgen von Schicksalsschlägen zu kämpfen. Seit einem Jahr sind sie Partner. Jon ist zwanzig Jahre länger im Beruf und entsprechend älter.

Der Fall und seine Ausweitung erschüttert und fordert sie beide.

Die Protagonisten werden dem Lesenden sehr gut beschrieben. Ich hatte schnell einen Eindruck von den beiden und auch von den anderen Ermittlern im Team.

Ganz hervorragend und rätselhaft fand ich die Einleitung bzw. die zuerst zusammenhanglos erscheinende Beschreibung eines Ereignisses, das vor langer Zeit in Schweden passierte. Und es gibt später noch eine zweite Nebengeschichte.
Erst viel später kommt Licht ins Dunkel und der Zusammenhang aller Ereignisse wird deutlich.

Mir hat die Beschreibung der Ermittlungsarbeit des Teams ebenso gefallen wie der Blick in das Privatleben der beiden Hauptermittler. Auch stimmte der Humor. Bei all den Grausamkeiten, Rätseln und auch Rückschlägen war der Schreibstil klar und verständlich und von diesem stillen Humor getragen, den ich so mag.

Es ist ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen wollte. Die Aufklärung empfand ich als schlüssig, das Ende war für mich voll in Ordnung.

Ein sehr unterhaltsamer Krimi mit vielen überraschenden Wendungen und interessanten Einblicken in die Arbeit der Polizei. Ich gebe Krimi-Fans eine klare Lese-Empfehlung

Bewertung vom 12.09.2025
Seidenglanz, René;Kiwitter, Erik;Thieme, Gabi

Wer hat den Nischel geklaut? ... und andere Krimis aus Chemnitz


ausgezeichnet

Das Verbrechen geht um in Chemnitz … - originelle Kurzkrimis aus der Kulturhauptstadt Europas 2025

Ein bunter Mix von Kriminalgeschichten, immer mit Bezug zu Chemnitz. Äußerst unterhaltsam.

Die Erzählungssammlung „Wer hat den Nischel geklaut? … und andere Krimis aus Chemnitz“, herausgegeben von Jens Korch, vereint Kurzgeschichten, die einen Bezug zu Chemnitz besitzen und kleine Krimis oder sogar Thriller sind.

Mir gefällt die Idee, dass ein Wettbewerb ausgerufen wurde, der Hobby-Autoren, Schriftsteller und solche, die es werden wollen ermuntert hat, zum Stift oder zur Tastatur zu greifen und Kurzkrimis zu schreiben, die in und um Chemnitz handeln. Die Auswahlkommission hatte es, dem Vorwort zur Folge, nicht leicht, ihre Entscheidung zu treffen. Das Ergebnis ist dieser und ein weiterer Band, „Das Geheimnis des Luxor-Palastes“.

Es war mir eine Freude, die Geschichten zu lesen, so unterschiedlich, wie sie waren. Was da gemeuchelt, vergiftet, betrogen und vergraben wurde, ist schon beachtlich.

Eine feine Sache, die sich in die Aktivitäten für „Chemnitz-Kulturhauptstadt Europas 2025“ wunderbar einordnet.

Bewertung vom 22.08.2025
Amrein, T. D.

Rentner Mikado


gut

Herumreisende Rentner – nehmt Euch in Acht!

Den Roman „Rentner Mikado. Sie haben ihr letztes Ziel erreicht“ von T. D. Amrein habe ich mit Interesse gelesen, hatte mich der Klappentext doch neugierig gemacht. Rentner, die ihre Zeit mit dem Wohnmobil im In- und Ausland verbringen, als Zielscheibe krimineller Subjekte, die darauf aus sind, ihre Identität zu stehlen?
Das hübsch düster gestaltete Cover hat meine Erwartungen noch gesteigert.

Leider haben sich diese Erwartungen nicht so ganz erfüllt. Ja, es ging um verschwundene, ermordete Rentner, aber doch mehr aus Geldgier und um das Wohnmobil zu bekommen. Mit der gestohlenen Identität hatte das weniger zu tun.

Auf jeden Fall konnte ich die mühsame Ermittlungsarbeit der Polizei, von Kommissar Krüger und seinen Kollegen, miterleben. Das war sehr aufschlussreich, bekam ich doch einen Eindruck vom konkreten Vorgehen.

Gefallen hat mir, dass ich parallel die Aktivitäten des Täters mitverfolgen konnte.

Angenehm empfand ich die liebevollen Kabbeleien zwischen Krüger und seiner Lebensgefährtin Elisabeth ebenso wie die Schilderungen der Zusammenarbeit im Kreise der Ermittler.

Leider wechselten die handelnden Personen oft innerhalb eines Kapitels, was mir die Übersicht erschwert hat. Mich störte die Vielfalt der Namen und Orte und Zeiten, die gerade diskutiert wurden. Der rote Faden war für mich etwas dünn.

Unangenehm aufgefallen ist mir, dass die Akteure sehr häufig „murmeln“, „schleimen“, „brummen“ oder „mosern“. Aber das ist sicher Ansichtssache.

Der Roman hat ein Thema aufgegriffen, das mir bisher nicht so geläufig war, das aber offenbar in der Realität nicht so selten vorkommt. Allein darüber mehr zu erfahren und dadurch sensibilisiert zu werden, empfinde ich als deutlichen Mehrwert.

Bewertung vom 17.08.2025
Laabs, Laura

Adlergestell


sehr gut

Sehr schön erzählte, dennoch recht deprimierende Wende-Geschichte

Der Roman „Adlergestell“ von Laura Laabs, erschienen 1925 bei J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, erzählt vom Adlergestell, der längsten Straße in Berlin und von drei Mädchen, die in dieser Gegend aufwachsen.

Als die Mauer fällt, kommen sie zur Schule. Es ist herzerweichend, die Erlebnisse der Wende aus diesem Kleinmädchen-Blickwinkel erzählt zu bekommen.
Ich lebe auch im Osten, war zur Wende schon Jahre älter, habe aber vieles von dem, was im Roman beschrieben wird, seien es bestimmte Erlebnisse, Veränderungen oder Gefühle, wiedererkannt.

Die drei Mädchen, die Erzählerin, Lenka und Chaline gehen in eine Schulklasse und werden Freundinnen. Sie wohnen in der Eigenheimsiedlung und leben alle in schwierigen Verhältnissen, die aber verschieden sind. Sie erleben auch die große Wende im Einzelhandel und probieren Happy Cheries, Colakracher und Center Shocks - neuartige westliche Süßigkeiten.
Zusammen erobern sie ihre Umgebung und treiben auch viel Unfug. Es fiel mir manchmal schwer, zu lesen, was sie alles anstellten, da keiner auf sie achtete.

Zeitweilig wird in zwei Zeitebenen erzählt, da berichtet auch die ältere, bereits studierende Erzählerin. Zu diesem Zeitpunkt sind die Mädchen nicht mehr zusammen.

Der Roman ist sehr klar und treffend geschrieben. Es gibt wunderschöne Passagen und wunderbare Formulierungen. Dennoch verströmen sie in ihrer Gesamtheit eine niederdrückende, melancholische und trostlose Stimmung. Es geht viel um Tod und um Niedergang.

Und es gibt mehrere traurige Lebens-Geschichten. So wie die der Griechin Eleftheria, die als Gastarbeiterin in den Westen kam. Die Beschreibung ihres Lebens enthält so viel Wahrheit und tut dennoch oder gerade deswegen beim Lesen so weh.

Mir hat der Roman gefallen. Er hat mich betroffen und nachdenklich gemacht. Die Geschichte enthüllt und beschreibt Zeitgeschichte und färbt nichts schön. Ich habe auch keine Übertreibungen finden können. Es ist wie eine Momentaufnahme, die zeigt, was ist.