Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Libby196
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2025
Heiress Takes All
Wibberley, Emily;Siegemund-Broka, Austin

Heiress Takes All


weniger gut

Mir hat die Idee des Buchs gefallen, auch die Gestaltung ist sehr schön und sticht heraus. Leider konnte mich aber der Inhalt nicht überzeugen.

Olivia möchte sich an ihrem steinreichen Vater rächen. Er hat ihre Mutter betrogen und diese plus Tochter (nachdem sie ihn mit der anderen Frau erwischt hat und nicht decken wollte) aus dem riesigen Anwesen geworfen. Jetzt muss Olivia (schlimm, schlimm) ein "normales" Leben führen, auf eine öffentliche Schule gehen und einem Nebenjob nachgehen. (Hier erstmal fraglich. Es gab wohl keinen Ehevertrag, aber Unterhalt müsste er ja trotzdem zahlen, was bei einem Millionär nicht wenig sein dürfte. Aber nein, stattdessen muss ihre Mutter, statt den ganzen Tag zu malen, plötzlich drei Jobs machen.)

Um ihren Vater (auf dessen Hochzeit mit Ehefrau Nr. 3) um ein paar Millionen zu erleichtern, stellt Olivia eine "Gang" zusammen, die ihr bei ihrem Coup helfen soll. Im Prinzip spielt die gesamte Handlung in den wenigen Stunden auf der Hochzeit und man erfährt teilweise kurze Einblicke, warum Olivia die anderen überzeugen konnte, ihr bei dem wahnwitzigen Plan zu helfen (bspw. Deonte, der eine Million braucht, um eine Konditorei zu eröffnen, oder ein ehemaliger Lehrer, der sich an ihrem Vater rächen möchte, wegen dem er gekündigt wurde).

Natürlich geht allerhand schief, immer wieder kommt der Gang etwas dazwischen und am Ende (die einzige Passage mit etwas Spannung) kommt ein kleiner Plot Twist, der aber die teils recht langatmige und vorhersehbare Handlung auch nicht mehr rumreißen kann.

Am meisten genervt hat mich aber die Liebesgeschichte, die nur so vor Klischees strotzt. Olivia hat aufgrund eines Screenshots mit ihrem Freund Jackson Schluss gemacht, der ihn angeblich des Fremdgehens überführt, ohne auch nur einmal mit ihm zu sprechen und seine Version der Geschichte anzuhören. Aus irgendwelchen Gründen ist Jackson auch auf der Hochzeit, plötzlich sogar Trauzeuge, und natürlich der netteste und bestaussehendste Junge der Welt.

Das Ende ist dann übertrieben kitschig, ja, Freundschaft ist toll, aber auf das viele Geld wollte trotzdem niemand verzichten. Olivia behält sogar (wow) ihren Job, obwohl sie nicht mehr MÜSSTE, ganz selbstlos. Irgendwie passt es überhaupt nicht zusammen, dass sie ihren Vater so sehr hasst, aber trotzdem auf sein schllnes Geld natürlich nicht verzichten möchte, weil es ihr (wie immer wieder betont wird) als ERBIN zusteht. Einerseits verachtet sie ihren dafür, das Geld seines Vaters auszugeben, aber andererseits macht sie überhaupt nichts anderes.

Bewertung vom 12.04.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


sehr gut

Mit "Achtzehnter Stock" ist der Autorin ein eindringlicher Roman gelungen, der mit einem starken Einstieg fesselt und bis zum Schluss nachhallt. Die Geschichte zieht die Leser:innen sofort in ihren Bann, nicht zuletzt durch den eindrucksvollen Schreibstil, der mit wenigen Worten lebendige Bilder erschafft.

Die Protagonistin steht im Zentrum eines Lebens zwischen prekären Verhältnissen und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Besonders eindrücklich wird ihr Kampf für ihr krankes Kind dargestellt – ein Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung, das sich wohl viele Eltern (oder auch Nicht-Eltern) gut vorstellen können. Das gesellschaftliche Problem, dass Frauen oft nicht ernst genommen werden, wenn sie auf Missstände hinweisen, schwingt hier ebenso mit wie die Ungerechtigkeit der Care-Arbeit, die allein an ihnen hängenbleibt, während die Männer sich ihrer Verantwortung entziehen.

Auch die Frauen im Hochhaus sind stark gezeichnete Figuren, deren Lebensrealität sich zwischen Resignation und der Sehnsucht nach Veränderung bewegt. Der Wunsch der Protagonistin, diesem Milieu zu entfliehen, ist mehr als nachvollziehbar – ebenso wie ihre Zweifel daran, ob es ihr wirklich gelingt. Der Roman schildert eindrucksvoll, wie soziale Herkunft und Chancen miteinander verknüpft sind, und wie schwer es ist, sich aus bestimmten Lebensumständen zu befreien.

Parallel dazu wird die Welt der Filmbranche beleuchtet – eine Welt, die von Beziehungen, Opportunismus und wenig Rücksichtnahme geprägt ist. Dass sich die Protagonistin in ihr behaupten muss, während sie gleichzeitig für ihr Kind da sein will, stellt einen weiteren inneren Konflikt dar. Die Entwicklung der Figur ist spannend, wenn auch nicht immer sympathisch. Im Laufe der Handlung verliert sie zunehmend ihre anfängliche Bodenständigkeit und rutscht in eine Art Antiheldinnen-Rolle, was das Buch umso realistischer macht.

Das Ende lässt ambivalente Gefühle zurück. Der Roman beginnt mit voller Kraft, verliert dann vielleicht ein wenig an Fokus, bleibt aber dennoch durchweg fesselnd. Die Mischung aus Sozialkritik, persönlichem Drama und stilistischer Feinfühligkeit macht "Achtzehnter Stock" zu einem intensiven Leseerlebnis, das nachdenklich stimmt und im besten Sinne unbequem bleibt.

Bewertung vom 11.02.2025
Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


sehr gut

Nachdem ich den ersten Band der Reihe sehr gut fand, musste ich natürlich auch den zweiten lesen. Statt im tiefsten Schnee befinden wir uns jetzt auf einer Insel im Sommer, wo die Kommissarin Maya Topelius ein Yoga-Retreat macht, um sich endlich mal zu erholen.

Es ist schon hilfreich, den ersten Band zu kennen, sonst hätte man bei einigen Dingen Schwierigkeiten, diese zu verstehen.

Doch wie sollte es anders sein, wird ausgerechnet an Mittsommar, was in Schweden ein sehr großes Fest ist, ein Mann tot aufgefunden ...

Mehr will ich gar nicht zum Inhalt schreiben, schon der Prolog ist mega spannend und man versteht erst rückblickend die Ausmaße.

Ich fand es gut, dass man jetzt eine weitere Freundin besser kennenlernt, die auch im ersten Band schon am Rande vorkam. Auch die Naturbeschreibungen sind sehr treffend, man hat das Gefühl, vor Ort zu sein.

Bewertung vom 21.01.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


gut

Ich muss sagen, dass ich als erstes auf das Cover aufmerksam wurde (das ist wirklich gut gelungen, Motiv und Farben sind super gewählt). Und auch der Klappentext klang vielversprechend.

Hauptsächlich wird aus der Perspektive von Dani erzählt, deren beste Freundin Aiofe ihren Junggesellinnenabschied in Marbella gefeiert hat, an deren Ende sie leider gestorben ist (Bei "Aiofe" habe ich mich etwas schwergetan mit dem irischen Namen, für nicht-muttersprachliche Leser:innen hätte ich mir eine Fußnote oder so mit der Lautsprache gewünscht. Man spricht den Namen nämlich eher "Ii-va", also das englische "Eva" aus).

Dani kann sich aber nicht erinnern, was damals passiert ist, und möchte darum an Aiofes drittem Todestag nach Marbella zurückkehren, um sich zu erinnern. Mit dabei sind auch Tiff (Aiofes älteste Kindheitsfreundin), Beth und Celine (eine Arbeitskollegin, die vorher keine der anderen Frauen kannte), die auch vor drei Jahren dabei waren.

Erzählt wird abwechselnd aus der aktuellen Perspektive und der von vor 3 Jahren, sowie aus den Blickwinkeln der unterschiedlichen Frauen. So setzt sich langsam ein Bild zusammen, und man kann miträtseln, wer der/die Täter:in war. Involviert zu sein scheinen auch Aiofes damaliger kontrollsüchtiger Verlobter Nathan sowie zwei Männer, die beim Junggesellinnenabschied gewisse Rollen gespielt haben.

An sich fand ich die Geschichte interessant gemacht, der Wechsel der Perspektiven und das langsame Rekapitulieren der Ereignisse sowie die Zwiste unter den Frauen haben mir gut gefallen. Dabei hat mir aber irgendwie durchgehend Spannung gefehlt. Das Buch war zwar nie wirklich langweilig, es sind einige unerwartete Dinge passiert, aber Thrill kam auch nicht richtig auf. Irgendwie könnte zwar jede:r ein Motiv haben, so richtig wurde aber kein Strang verfolgt und am Ende zog es sich dann ein bisschen und ich wollte nur noch die Auflösung wissen.

Ich denke, hier hätte man noch mehr aus der Geschichte herausholen können, indem die Gründe, die jede:r hatte, noch mehr ausgearbeitet worden wären. Dazu kam auch noch, dass ich keine der Protagonistinnen sympathisch fand.

Bewertung vom 19.11.2024
P. S. I Hate You - Auf dem schmalen Grat zwischen Hass und Liebe
Marchetti, Donna

P. S. I Hate You - Auf dem schmalen Grat zwischen Hass und Liebe


ausgezeichnet

Ich habe P.S. I Hate You von Donna Marchetti in nur zwei Tagen durchgelesen, was schon einmal für die Zugänglichkeit und den schnellen Lesefluss des Buches spricht. Es handelt sich hierbei um einen typischen Young Adult-Roman, der all das bietet, was man von diesem Genre erwartet – eine romantische Grundstory, ein paar emotionaler Dramen und Missverständnisse, die schließlich zum Happy End führen.

Die Story an sich ist an sich ganz nett und unterhaltsam, aber leider auch ziemlich vorhersehbar. Die Handlung folgt einem bekannten Muster, das in vielen ähnlichen Büchern vorkommt: zwei junge Menschen, die sich zunächst nicht ausstehen können, sich aber im Laufe der Geschichte immer näherkommen. Man weiß ziemlich genau, wie es ausgeht, und die wenigen überraschenden Wendungen können das nicht mehr wirklich retten. Wer auf der Suche nach einer tiefgründigen und unerwarteten Handlung ist, wird hier vermutlich enttäuscht werden.

Ein weiteres Manko war für mich die Charakterentwicklung. Die Protagonist:innen blieben für mich insgesamt recht flach und wenig ausgebaut. Sie wirken oft wie typische Stereotypen des Genres und zeigen nur wenig Wachstum oder Veränderung.

Auch der Konflikt innerhalb der Geschichte bleibt eher oberflächlich und wird nicht wirklich intensiv behandelt. Es geht weniger um tiefgehende Konflikte als um die üblichen Missverständnisse und kleinen Dramen, die am Ende allesamt in einem recht übertriebenen und klischeehaften "Happy End" gipfeln.

Für Zwischendurch ist das Buch sicherlich eine nette Lektüre, besonders wenn man Lust auf eine leichte, eher unaufgeregte Geschichte hat. Es ist schnell zu lesen und eignet sich gut, um in einem Rutsch durchgelesen zu werden, ohne groß nachdenken zu müssen.

Ein Punkt, der mich allerdings wirklich gestört hat, war die auffallend hohe Anzahl an Rechtschreibfehlern im Text. Besonders bei einem Buch, das kommerziell durchaus erfolgreich sein wird, hätte ich eine sorgfältigere Lektorat erwartet.

Bewertung vom 31.10.2024
Kein Land in Sicht
Pertl, Christina

Kein Land in Sicht


weniger gut

Eher langweilig und vorhersehbar

Irgendwie konnte ich mich von Anfang an weder mit dem Schreibstil noch mit den Protagonist:innen so richtig anfreunden. Eigentlich wird aus personaler Perspektive erzählt, oft wird aber zwischendurch plötzlich zur allwissenden Perspektive gewechselt. Das liest sich irgendwie komisch, wenn man auf einmal die Gedanken einer Figur erfährt, die eigentlich nur am Rande vorkommt. Zudem fand ich den Schreibstil oft zu "gewollt witzig", was für einen Thriller nicht so passend ist.

Eine Frau wacht in einem Badezimmer auf, erinnert sich weder, wo sie ist, wie sie dorthin kam, noch, wer sie eigentlich ist. Klingt erstmal wie ein spannender Plot. Ich konnte aber überhaupt keine Sympathien für Stephanie (wie sie laut dem Ausweis, den sie findet, heißt) aufbringen. Stellt sich raus, dass sie auf einem Kreuzfahrtschiff ist - wo sie freiwillig nie einen Fuß drauf setzen würde, das scheint sie noch zu wissen. Damit nicht genug, ist sie offenbar eine Art Animateurin, die jeden Tag verschiedene Aktivitäten mit den Gästen machen muss. Jetzt will sie natürlich herausfinden, wieso sie dort gelandet ist.

Durch kursive Einschübe einer weiteren Person erfährt man recht schnell, worum es wirklich geht und was ihre Aufgabe auf dem Schiff ist. Dafür, dass das eigentliche Thema ziemlich krass und schwer ist, wurde dies überhaupt nicht rübergebracht. S. radelt lieber durch Spanien oder treibt sich im Kinderparadies rum, statt mal so richtig mit System zu ermitteln.

Die Handlung fand ich insgesamt eher zäh beschrieben, die Begründung für ihren Gedächtnisverlust war denkbar langweilig und nach wenigen Seiten war das Ende leider vorhersehbar. Das ist für einen Krimi irgendwie ungeschickt, wenn man fast von Beginn an weiß. wer die Übeltäter sind. Überraschungen gab es kaum, oder so nebenbei erzählt, dass gar keine Spannung aufkam (bspw. Ines).

Leider gab es auch gar keine Möglichkeit, sich mit den Protagonost:innen anzufreunden, weil alle total oberflächlich und nichtssagend beschrieben werden. S.' Handlungen bzw. "Ermittlungen" (die man kaum so nennen konnte) fand ich auch oft wirr und nicht nachvollziehbar. Sie irrt die ganze Zeit über das Schiff, unfähig, sich Wege zu merken, und verschwendet wichtige Zeit.
Und die Rolle des Zimmermädchens Mayumi fand ich komplett irritierend. Woher wusste diese Frau anscheinend alles und hatte immer zur rechten Zeit einen Tipp für S. parat?!

Insgesamt für meinen Geschmack zu vorhersehbar, zu flach, keine Bindung zur Protagonistin, viel zu oberflächlich. Kein erkennbarer Spannungsbogen und am Ende war mir schon fast egal, ob sie es nun schafft oder nicht.

Manche Aspekte haben mich wirklich aufgeregt:
Selbst als Sarah quasi des Rätsels Lösung auf dem Silbertablett präsentiert bekommt (der Ordner des Arztes, in dem sämtliche Beweise mit Klarnamen fein säuberlich notiert sind), geht sie erstmal ins Bett und lässt das Ding auch noch einfach rumliegen. Für Mitte 40 ist sie erstaunlich unprofessionell.
Auch Michael hat zufällig nich das Glück, dass genau neben ihm im Rettungsboot eine Besprechung alles Menschenhändler abgehalten wird, die er praktischerweise mit dem Handy aufzeichnen kann. Und zu dem Handy: Das hat Mayumi das Zimmermädchen ihm doch gegeben, woher wusste sie, wo er ist? Wieso hat sie das nicht Sarah gesagt? Er hätte doch längst gerettet werden können. Irgendwie schien Mayumi ja so einiges zu wissen, was auf dem Schiff vor sich geht...

Bewertung vom 27.09.2024
Wallis Simpson
Lindinger, Michaela

Wallis Simpson


sehr gut

Die Biografie "Wallis Simpson" von Michaela Lindinger bietet einen tiefen Einblick in das fast 90-jährige Leben einer der umstrittensten Frauen der britischen Geschichte. Wallis Simpson, die zweifach geschiedene Amerikanerin, die den britischen König Edward VIII. dazu brachte, 1936 zugunsten seines Bruders abzudanken, steht im Mittelpunkt dieser detailreichen Darstellung. Das Buch beleuchtet nicht nur das Leben von Wallis und Edward, sondern auch die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe der damaligen Zeit.

Lindingers Werk zeichnet sich durch sorgfältige Recherche aus und bietet den Lesern neue Einblicke in die schillernde und kontroverse Persönlichkeit Wallis Simpsons. Zahlreiche Fotografien lockern den Text auf und versetzen den Leser in die Atmosphäre der damaligen Epoche. Der Einstieg in die Biografie, der unmittelbar nach Edwards Abdankung ansetzt, könnte jedoch für Leser ohne Vorkenntnisse etwas verwirrend sein. Erst nach einem längeren Abschnitt wird die Erzählung chronologisch aufgebaut, was den Zugang zur Geschichte erleichtert.

Die lebendige und flüssige Erzählweise der Autorin macht das Buch unterhaltsam, jedoch gibt es Aspekte, die kritisch betrachtet werden sollten. Zum einen wirkt die subjektive Meinung der Autorin oft zu dominant, was der nötigen Objektivität einer Biografie abträglich ist. Auch das häufige Einstreuen von englischen Begriffen wie "Royal Family" oder "Celebrity" mag manchen Lesern unpassend erscheinen. Dies gibt der Biografie teilweise den Anschein eines populären Klatschmagazins, anstatt eines seriösen Sachbuchs.

Nichtsdestotrotz vermittelt die Biografie einen umfassenden Eindruck von Wallis Simpson und Edward VIII., wobei auch die Schattenseiten der Figuren, wie Edwards Sympathien für das Nazi-Regime, nicht verschwiegen werden. Kritiker bemängeln, dass gelegentlich Spekulationen über die Gedanken und Gefühle der Protagonisten ohne klare Quellenangaben formuliert werden, was den wissenschaftlichen Anspruch des Buches mindert.

Für Royal-Fans und diejenigen, die an einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit der britischen Monarchie interessiert sind, ist das Buch dennoch empfehlenswert. Es zeichnet ein unverklärtes Bild von Wallis Simpson, das zwar wenig Sympathie für die Protagonistin aufbringt, aber ihre Bedeutung für die Geschichte der britischen Krone nicht mindert. Vergleiche mit aktuellen Ereignissen, wie der Beziehung von Meghan Markle und Prinz Harry, bieten zudem interessante Parallelen, die das Buch in einen aktuellen Kontext setzen.

Insgesamt ist Lindingers "Wallis Simpson" eine informative, wenn auch teils unsachliche Biografie, die sich gut lesen lässt, aber nicht alle Erwartungen an Objektivität und Tiefe erfüllt. Das Werk überzeugt durch seine detailreiche Darstellung und die umfassende Beleuchtung der historischen Hintergründe, während die fehlende Neutralität und die Stilbrüche den Gesamteindruck etwas trüben.

Bewertung vom 11.09.2024
Agency for Scandal
Wood, Laura

Agency for Scandal


gut

Enola Holmes meets Bridgerton

Im Grunde eine schöne (wenn auch leider für die damalige Zeit recht unrealistische) Geschichte über starke Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und anderen Frauen in misslichen Lagen beistehen.
Das Setting erinnert schon sehr an Bridgerton, gemischt mit Enola Holmes, hier hat mir etwas die Individualität gefehlt.

Ende des 19. Jahrhunderts waren Frauen leider sehr von den Männern in ihrem Leben (sei es der Vater, Bruder, Cousin oder Ehemann) abhängig und ihren Machenschaften ausgeliefert. Mrs. Finch und ihre "Finken", wie sich die Frauen selbst nennen, arbeiten in einer geheimen Detektei zusammen, um anderen Frauen zu helfen.

Die Hauptprotagonistin Izzy wird rekrutiert, weil sie von ihrem Vater das Schlösser knacken gelernt hat und nach dessen Tod fast den gesamten Hausstand verkaufen musste, da er der Familie Schulden hinterlassen hat. Als Junge verkleidet hat sie schon zahlreiche Fälle gelöst.

Im ersten Band geht es um Lord Morland, der anscheinend seine Frau in den Wahnsinn treiben will, einen gutaussehenden Duke und die ein oder anderen weitere Verwicklung. Die Geschichte lässt sich gut lesen, der Schreibstil ist ansprechend.

Mich hätten aber die weniger "stereotypen" Charaktere wie Joe, der als Josephine geboren wurde, oder Maud und Winnie, die anscheinend in einer lesbischen Beziehung leben, noch mehr interessiert. So wirkt es, als hätte die Autorin ein bisschen Diversität einstreuen wollen, am Ende läuft es dann aber doch auf zwei heteronormative Hochzeiten hinaus.

Mir hat auch teilweise ein bisschen die Spannung gefehlt, die Erzählung hatte ein paar Längen und das Ende war sehr voraussehbar. Ich hätte mir noch mehr Einblick in die Lebensrealität der Frauen damals gewünscht; so ging es zum Großteil am Ende doch "nur" um die Liebesgeschichte - das hinterlässt einen ganz leicht faden Beigeschmack, dass eine Frau am Ende doch einen Mann in ihrem Leben "braucht".

Bewertung vom 11.09.2024
Vom Dating-Frust zur glücklichen Beziehung
Hehenberger, Caroline;Tiesenhausen, Alexander

Vom Dating-Frust zur glücklichen Beziehung


gut

Bindungsmuster für Anfänger:innen

Die Autor:innen haben sich während des Psychologiestudiums kennengelernt und wollen mit dem Buch nun ihr Wissen und ihre Erfahrungen zum Thema Beziehungen weitergeben.
Jede:r hatte wahrscheinlich schon negative Beziehungserfahrungen - aber viele wissen nicht, wie sie Bindungsmuster durchbrechen können, um glückliche, langfristige Beziehungen haben zu können.

Das Buch bietet viele Übungen, beispielsweise zur Reflexion, um über sich und das eigene Leben nachzudenken. Weitere Themen sind bspw. persönliche Ziele, Gefühle, Gedanken, Vorstellungen über die ideale Beziehung, Werte, den eigenen Bindungsstil, Schutzstrategien, Glaubenssätze und Bedürfnisse. Außerdem geht es um den eigenen Selbstwert, Grenzen erkennen und setzen, und sich selbst zu akzeptieren.

Die praktischen Übungen sollen einem dabei helfen, diese Aspekte über sich selbst herauszufinden und zu vergegenwärtigen, um zu lernen, wie man das in eine gute Beziehung umwandeln kann.

Mir waren es etwas zu viele Bilder der Autor:innen, am Ende sind solche Ratgeber natürlich immer auch Selbstdarstellung und die beiden wollen auch sich und ihre Angebote verkaufen. Bei den Übungen waren viele dabei, die nicht unbedingt bahnbrechend waren - vielleicht aber neu für jemanden, der/die sich vorher noch nie mit diesen Themen auseinandergesetzt hat.

Generell ist das Buch ein ganz guter Ansatzpunkt, wenn man sich zum ersten Mal mit Themen wie Bindungsstile etc. auseinandersetzt, kann aber am Ende auch keine Therapie ersetzen, weil man oft Anstöße von außen braucht, um wirklich nachhaltig etwas zu ändern.

Bewertung vom 01.09.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


ausgezeichnet

Dies war mein erstes Buch aus der Reihe um den "Mordclub". Da ich die Hauptprotagonistinnen somit noch nicht kannte, fiel es mir manchmal schwer, mir zu merken, welche der Damen nun welche war. Dazu gab es noch zahlreiche Verdächtige und weitere Leute aus dem Dorf, sodass man sich wirklich viele Namen merken musste und was die jeweilige Person nun wie - wo - wann - mit wem - gemacht hat.

Die drei Freundinnen fand ich auch nicht sonderlich sympathisch. Warum sie von der Polizei sofort als zivile Beraterinnen eingestellt werden, hat sich mir nicht wirrklich erschlossen (vielleicht muss man dafür die anderen Bände kennen). Sie waren bei ihren "Recherchen" die meiste Zeit recht dreist und plump. Dass Suzie nach jedem Gespräch sofort sagt "Das ist der/die Mörder:in" war nach dem dritten Mal aich langsam nervig.

Der Plot klang eigentlich ganz spannend - der Bürgermeister des Ortes wird bei einer Stadtratssitzung umgebracht und nun muss natürlich ermittelt werden, wer dies getan hat. Dabei kommen zahlreiche Geheimnisse der anderen Mitglieder ans Licht. Die Polizei des Ortes scheint ja ziemlich unfähig zu sein und nur Handlangerdienste auszuführen, während die drei Damen "ermitteln" aka Leute bedängen, ihnen ihre Geheimnisse zu erzählen. Die Polizei kann ja nun wirklich nicht so unfähig sein, derart viele Indizien zu übersehen ...

Das Ende fand ich leider absolut unglaubwürdig. Wie die Person den Mord geplant und vorbereitet haben soll, war einfach nur haarsträubend und kein bisschen realistisch. Da hätte wirklich jede:r andere Verdächtige besser gepasst (wobei alle irgendwie sowieso mehr oder weniger kriminelle Dinge getan haben). Außerdem mag ich es nicht, wenn eine Person am Schluss über zahlreiche Seiten langwierig rekonstruiert, wie der Mord sich zugetragen hat.