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roter*rabe

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 18.06.2015
Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4
Krist, Martin

Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4


gut

Hat mich nicht überzeugt

Die Leiche einer jungen Frau wird auf einem alten Fabrikgelände in Berlin entdeckt. Bei den anschließenden Untersuchungen des Tatorts werden elf weitere Kinderleichen gefunden. Die Mädchen und Jungen wurden auf grausame Weise verstümmelt. Wer tut so etwas? Und warum wurde keins der Kinder als vermisst gemeldet?
Juliane Kluge („Juli“ genannt) lebt mit ihrer Lebenspartnerin Yvonne und 3 Pflegekindern in einem Haus und ist eigentlich recht glücklich. Als aber ihre Pflegetochter Merle spurlos verschwindet, ist für die Familie nichts wie es vorher war. Juli verzettelt sich immer mehr in die Suche nach Merle und vernachlässigt dabei ihre übrigen Pflegekinder.

Ich hatte beim Lesen des Buches große Schwierigkeiten, die verschiedenen Erzählstränge miteinander in Einklang zu bringen. Erst nach mehr als der Hälfte des Buches erfährt man eher so nebenbei, dass das Verschwinden von Merle gar nicht in der Gegenwart stattfindet, sondern schon längere Zeit zurückliegt. Das hat mich beim Lesen vollkommen irritiert und verwirrt. Meiner Meinung nach hätte irgendwie erkennbar sein müssen, dass dieser Handlungsstrang in einer anderen Zeit passiert.
Da „Engelsgleich“ für mich das erste Buch von Martin Krist war, bin ich mit der Person des Kommissars Kalkbrenner nicht vertraut. Ich konnte mir ihn nach der Lektüre des Buches noch nicht richtig vorstellen, eventuell wäre es da besser gewesen, die Vorgängerbände der Serie zu kennen. So kann ich nur sagen, dass er mir nicht wirklich sympathisch, aber auch nicht unsympathisch war.
Allerdings, und das muss ich trotz meiner Kritik sagen, gefällt mir der Schreibstil des Autors gut. Der Plot war nicht ganz mein Fall, zu grausam an manchen Stellen, aber dennoch spannend geschrieben. Vielleicht werde ich irgendwann noch einmal ein anderes Buch von Martin Krist lesen. Dieses Buch erhält von mir drei Sterne.

Bewertung vom 18.06.2015
Schwiegermutter all'arrabbiata
Jacobi, Brigitte

Schwiegermutter all'arrabbiata


sehr gut

Schöne Story vor stimmungsvoller Kulisse

Die Marzipanbäckerin Henrike Burmester ist sich ihrer Liebe zu Dario Seravalle nicht mehr sicher. Schon wieder ist er einfach in seine Heimat Kalabrien gereist, ohne sie zu fragen, ob sie mitkommen will. Seine häufigen spontanen Flüge in die Heimat lassen sie zweifeln, ob er sie wirklich liebt. Als dann jedoch eine SMS von Dario ankommt, sie solle kommen, er sei entführt worden, lässt Henrike sich nicht lange aufhalten. Sie überredet ihren Vater Hoimar Burmester, ein pensionierter Literaturprofessor, mit ihr per Auto nach Kalabrien aufzubrechen. Während Henrike es jedoch eilig hat - ihr Freund wurde schließlich entführt! - möchte ihr Vater an vergangene Zeiten anknüpfen und einige Stationen von Goethes Reise nach Italien besuchen. Dass dabei so einige Konflikte und Pannen entstehen ist abzusehen, wenn die eine Figur schleunigst nach Kalabrien will, die andere aber immerzu wieder Abstecher von der Route macht.

Schon der Roadtrip von Hoimar und Henrike war unterhaltsam. Der Schreibstil war gut zu lesen und ich habe auch direkt in die Geschichte reingefunden. Lustig fand ich die Situationen, in denen Henrike immer wieder die Versuche ihres Vaters ablehnt, das Steuer zu übernehmen, obwohl sie so müde ist. Sie weiß genau, dass er dann wieder irgendwelche Abstecher nach Verona oder sonstwohin macht.

Am Ziel angekommen bin ich dem Charme des Buches dann so richtig erlegen, denn das Dorf in Kalabrien, Darios Heimat, ist einfach sehr stimmig beschrieben. Der erste Eindruck der italienischen "Verwandtschaft" ist zunächst kein guter für Henrike. Und auch die angeblich so typische italienische Gastfreundschaft sucht man hier vergeblich, was mich anfangs leicht aus der Bahn geworfen hat. Die Verwandtschaft scheint etwas gegen die Beziehung zwischen Dario und Henrike zu haben. So auch Massimo, Darios älterer Bruder, der Henrike schöne Augen macht, sie versucht zu umgarnen. Und Henrike entwickelt plötzlich seltsame Gefühle für den gutaussehenden Italiener. Aber wo ist Dario? Treibt Massimo ein falsches Spiel? Dann behauptet die Rivalin von Mamma Lucia auch noch, dass ihre Tochter von Dario schwanger ist! Das schreit nach einer Vendetta. Und wo ist überhaupt Dario? Zwischen Massimos italienischem Charme, Mamma Lucias Zorn und den Tanten der Familie, die ihren Vater mit Beschlag belegen, macht sich Henrike heimlich auf die Suche nach Dario.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, besonders die Beschreibungen der Landschaft und Dörfer Kalabriens, das Gefühl der Lebensart, fand ich stimmig und rund. Die Handlung selbst hätte vielleicht noch einen Tick mehr "Pfiff" haben können. Und am Ende blieb für mich eine zentrale Frage von Henrike offen. Nämlich die, warum Dario sie nicht schon viel früher mit nach Kalabrien genommen und seiner Familie vorgestellt hat. Das kam in dem Buch überhaupt nicht gut rüber, fand ich. Mir hat da einfach etwas gefehlt, auch wenn die Geschichte ansonsten sehr schön ist!

Bewertung vom 18.06.2015
Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1
Wieners, Annette

Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1


ausgezeichnet

Großartiges Krimidebüt!

Gesine Cordes ist Friedhofsgärtnerin. Als sie für eine Beerdigung die Trauerkränze auf den Ostfriedhof bringt, ist sie sehr in Eile und wird unangenehm überrascht: Die beiden Kinder der Verstorbenen, die Zwillingsmädchen Martha und Frida, sehen haargenau so aus, wie Gesine als sie klein war. Gesine wird bewusst, dass es offenbar Mareike ist, die hier beerdigt werden soll. Ausgerechnet auf dem Ostfriedhof! Mareikes Mann Juan Alvarez ist überzeugt davon, dass Gesine keinen Selbstmord begangen hat, sondern umgebracht wurde. Er will mit Gesine reden, aber sie will nichts davon wissen. Nichts von ihm, nichts von den Mädchen, nicht von Mareike. Sie will die Vergangenheit vergessen und auch den Schmerz, den Mareike ihr zugefügt hat... Als dann aber ihre Eltern Gesine verdächtigen, den Tod von Mareike verursacht zu haben und die Polizei sie zur Vernehmung vorlädt, bleibt Gesine nichts anderes übrig, als sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Der Vergangenheit mit ihrer Schwester und auch ihrer eigenen Vergangenheit als Kriminalkommissarin. Wurde Mareike wirklich umgebracht oder konnte sie vielleicht einfach mit ihrer Schuld nicht mehr leben?

Das Krimidebüt der in Köln wohnenden Journalistin und Drehbuchautorin Annette Wieners ist geglückt. Es ist großartig! Die Spannung zieht sich von der ersten Seite an durch das ganze Buch und steigert sich im letzten Drittel des Buches sogar noch.

Die Geschichte wird immer mal wieder unterbrochen und in kurzen Einschüben dem Leser die Ereignisse von vor zehn Jahren nahegebracht. Auf diese Weise erhält man immer mehr Einblick in die Geschehnisse, aber nie sehr viel, so dass wirklich bis fast zum Schluss die Frage offen bleibt: Was ist damals wirklich geschehen?
Schon bald wird dadurch auch klar, was die schön gestalteten Steckbriefe verschiedener Giftpflanzen zu bedeuten haben, auf die man beim Lesen unwillkürlich stößt. Sehr schön gemacht. Das war ein kleines zusätzliches Highlight!

Der detailreiche, liebevoll-bildliche Schreibstil der Autorin und die interessanten Charaktere machen „Kaninchenherz“ zu etwas ganz besonderem. Die Verhaltensweisen und Reaktionen der Charaktere sind schlüssig. Gerade auch Gesine als Hauptfigur handelt absolut nachvollziehbar, wenn man ihre Vergangenheit berücksichtigt, von der ich als Leserin nach und nach immer mehr erfahre. Und mit jeder Information wächst die Spannung.

Die Charaktere sind auffallend gut dargestellt. Gesine als Hauptfigur, ihr guter Freund Hannes, die Zwillingsmädchen Martha und Frida, ja sogar die verstorbene Mareike wurde in meinem Kopf wieder zum Leben erweckt. Es gibt auch Figuren, die mir anfangs gar nicht sympathisch waren, die später aber dann doch noch mein Herz erobern konnten – und anders herum.

„Kaninchenherz“ ist der erste Band einer Krimi-Reihe. In diesem ersten Band ist Gesine gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Unter anderem davon lebt die Geschichte. Ich bin sehr gespannt, wie der nächste Band aufgebaut sein wird. Bleibt Gesine Friedhofsgärtnerin? Oder macht Marina Olbrecht ihr doch noch ein Angebot, in den Dienst der Kripo zurückzukommen?

Ein großartiges und erfrischendes Krimidebüt, das mich überzeugt hat! Das Ende macht Lust auf mehr.

Bewertung vom 15.06.2015
Allein kann ja jeder / Villa Zucker Bd.1
Profijt, Jutta

Allein kann ja jeder / Villa Zucker Bd.1


ausgezeichnet

Rosa ist die 71 Jahre junge Hippiemutter von Ellen (46) und Oma der 13jährigen Kim. Rosa kommt nach einem Yoga-Seminar nach Hause und findet ihren Nachbarn, der gleichzeitig ihr Lebensgefährte war, tot in seinem Haus. Das verliebte Pärchen hat seine beiden nebeneinanderstehenden Häuser bereits verkauft und haben sich eine gemeinsame Wohnung an der Rheinpromenade gekauft. Leider müssen sie erfahren, dass das Gebäude noch gar nicht gebaut ist. Auf dem Grundstück steht noch die alte verlassene Zucker-Villa. Rosa, die bereits in Ellens Kindheit Erfahrung in Sachen Hausbesetzung gemacht hat, zieht kurzerhand in die verlassene Villa ein. Zwei der ebenfalls betrogenen Wohnungskäufer, der 72jährige Konrad und Hans (56), beschließen ebenfalls, in die Villa zu ziehen. Gleichzeitig machen sich die Villabesetzer auf die Suche nach ihrem Geld.
Rosas Tochter Ellen und deren 13jährige Tochter Kim müssen kurzerhand ebenfalls in die Villa einziehen, wenn sie nicht auf der Straße übernachten wollen. Denn leider hat Ellens Ex-Mann das gemeinsame Haus eigenmächtig verkauft.

Kim ist eine typische pubertierende 13jährige, die für manche Diskussion und Aufregung sorgt. In Ellen und ihre Sorgen konnte ich mich gut hineinversetzen. Gut fand ich den Mathelehrer von Kim, der die 13jährige durchschaut hat und der seinen Auftrag als Lehrer mehr als ernst nimmt. Beeindruckend fand ich die Szene, als alle Schüler ihre Handys anschalten sollten. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies auf die Jugendlichen einen viel größeren Eindruck gemacht hat, als alle Vorträge, Ratschläge und Ermahnungen zusammen.

Ich hatte alle handelnden Personen lebhaft vor Augen und ich mochte Jutta Profijts Schreibstil sehr. Einige ihrer anderen Bücher kenne ich ebenfalls und finde, dass sie von Mal zu Mal besser wird, was das Schreiben betrifft. "Allein kann ja jeder" hat sowohl Elemente eines Frauenromans, als auch eines Krimis. Die handelnden Personen sind zwischen 13 und 72 Jahre alt, die noch dazu alle unter einem Dach hausen. Man kann also sagen, dass es sich um einen Mehrgenerationenroman handelt, auch wenn ich nicht weiß, ob es dieses Genre überhaupt gibt. Auf jeden Fall kommen in dieser Konstellation natürlich auch sehr lustige, absurde und chaotische Situationen zustande. Besonders als die aufmüpfige Kim dann plötzlich ihre soziale Ader entdeckt, als sie im Keller der alten Villa einen Geruch bemerkt, der da absolut nicht hingehört...

Mir hat jeder Aspekt dieses Buches ausgesprochen gut gefallen und zusammen ergeben sie ein harmonisches Ganzes. Lesenswert!

Bewertung vom 13.06.2015
Halbe Miete / Lilo Gondorf Bd.1
Quint, Nadja

Halbe Miete / Lilo Gondorf Bd.1


gut

Der Anfang dieses Insel-Krimis liest sich gut und macht neugierig. Lilo Gondorf ist Pensionswirtin auf Rügen und vermietet zwei Ferienbungalows. Eigentlich wäre sie lieber wieder zur Polizei zurück gegangen, wo sie immerhin ein Jahr war, aber nach der Geburt ihrer drei Kinder und dem Tod ihres Mannes war sie zu alt. Jetzt muss sie die verhasste Hausarbeit also nicht nur in ihrem eigenen Haus erledigen, sondern auch noch die beiden Ferienbungalows putzen. Und weil zur Ferienanlage ein großer Garten gehört, ist auch Unkrautjäten und Rasenmähen Pflicht, wenn sie die Bestbewertung der Kurverwaltung weiterhin erhalten will. Als einer ihrer Feriengäste, Notar Werner Koch, bei einem Ausflug entführt wird und die blinde Ehefrau Elisabeth Koch hilflos daneben steht, übernimmt Lilos Tochter, Verena Gondorf, die Ermittlungen.

"Halbe Miete" von Nadja Quint ist der erste Band einer Inselkrimi-Serie mit Lilo Gondorf, in der Lilo gemeinsam mit ihrem Nachbarn Oskar Zillmann, einem pensionierten Internisten, die Hauptfiguren darstellen. Nach dem Lesen dieses Buches bin ich doch sehr neugierig, wie es mit Lilo und vor allem Oskar weiter geht. "Halbe Miete" lässt nämlich noch sehr viel Raum für die weitere Entwicklung der Figuren.
Die handelnden Personen bleiben auch am Ende des Buches eher schwach. Am meisten überzeugt hat mich Oskar, der eher vernünftig dargestellt wurde, aber durch seine Verliebtheit in Lilo, diese bei ihren Nachforschungen unterstützt hat. Lilo hingegen wirkte auf mich ein wenig naiv und unnahbar. Sie hat ständig irgendwelche Gedanken gehabt, es gab Andeutungen, aber nichts Konkretes, so dass der Leser immer im Dunkeln blieb. Ein Miträtseln war kaum möglich.
Der Mittelteil war langatmig. War ich am Anfang noch sehr neugierig, musste ich mich dann zwingen, weiterzulesen. Einige Passagen fand ich ganz unnötig, bspw. Lilos erste Reise nach Berlin, weil einfach nichts passiert ist. Erst zum Ende wurde es wieder spannender. Leider konnte mich aber, trotz der erwachten Spannung am Ende, die Geschichte nicht so ganz überzeugen. Die Auflösung des Falles geschah dann sehr überstürzt, der Leser wurde in Lilos Gedanken kaum einbezogen oder diese waren nicht nachvollziehbar. Mir hat es auch nicht gefallen, dass Lilo und Oskar am Ende von allen sehr "in dem Himmel gehoben" und mit Lob und Bewunderung überhäuft wurden. Aus den Vernehmungsprotokollen der drei Verhafteten erfährt man die Sicht dieser Personen, bei der der Leser dann endlich mal etwas mehr erfährt. Und Lilos konfuse und teilweise an den Haaren herbeigezogenen Gedankengänge und Schlussfolgerungen erzählen die handelnden Personen dann der Wirtin Ramona. Dadurch wird dann quasi auch nebenbei der Leser aufgeklärt.

Was mir gefallen hat, war die Inselatmosphäre, die in dem Buch doch gut geschildert wurde. Auch das Leben in Groß Zicker und der Umgebung war schön zu lesen. Die Square-Dance-Tanzabende mit Pastor Konrad, für dessen tiefe Bassstimme Lilo heimlich schwärmt. Weil ich wissen möchte, wie es zwischen Lilo und Oskar weitergeht und wie sich die Figuren weiterentwickeln, und mir außerdem die Inselatmosphäre gut gefällt, vergebe ich trotz der vielen Kritik gute drei Sterne.

Bewertung vom 11.05.2015
Nun ruhet sanft / Kommissar Dühnfort Bd.7
Löhnig, Inge

Nun ruhet sanft / Kommissar Dühnfort Bd.7


ausgezeichnet

Der siebte Fall für Kommissar Konstantin Dühnfort hat es in sich! Der sympathische Ermittler wird zu einem Tatort in Schäftlarn gerufen. Eine Mutter und ihre Kinder, sowie die Haustiere der Familie, wurden getötet. Der Familienvater Thomas Sassen wurde von einer Nachbarin gesehen, wie er mit dem Auto weggefahren ist. Kommissar Dühnfort trifft der Fall hart, hat er doch gerade erst erfahren, dass seine Lebensgefährtin Gina schwanger ist. Er gibt alles, den Mörder der Familie zu finden. Und dann taucht Thomas Sassen plötzlich mit einem Strauß Rosen am Tatort auf. Dühnfort hält ihn für den Täter, Staatsanwalt Leyenfels hält dagegen. Wer behält Recht? Hat Thomas Sassen seine Familie umgebracht und was ist das Motiv? Eine ganze Weile tappen Dühnfort und sein Team im Dunkeln, aber dann tauchen nach und nach Hinweise auf...

Auch den siebten Band mit Tino Dühnfort finde ich wieder absolut gelungen. Durchweg positiv fällt mir auch diesmal Inge Löhnigs Schreibstil ins Auge, genauso wie ihre unglaubliche Raffinesse, was den Spannungsbogen der Geschichte betrifft. Die Autorin schafft es, den Leser sowie ihren Kommissar lange Zeit im Dunkeln tappen zu lassen, wer der Mörder ist. Plötzlich tauchen ganz allmählich Hinweise auf, die sich langsam verdichten, bis der Leser ganz sicher ist, wer der Täter ist. Und dann gibt es mehr Hinweise, man ist sich nicht mehr sicher, ob man richtig liegt mit seiner Vermutung... Ein moderner Whodunit-Krimi eben, der den Leser zum Miträtseln einlädt!

Tino Dühnfort ist ein Kommissar, der eine ausgeprägte Liebe zur Espresso-Kultur besitzt. In seinem Büro hat er eine eigene „Pavoni“ stehen und seine Kollegen lassen sich gerne mal auf einen guten Espresso einladen. In den vorherigen Bänden hat man natürlich auch bereits einiges von Tinos Privatleben erfahren. Kenner der Dühnfort-Reihe wissen, dass Gina und Tino früher Partner bei der Kripo waren. Als sie ein Paar wurden, hat Gina sich in eine Abteilung für Altfälle versetzen lassen. Wie in jeder guten Krimi-Reihe entwickeln sich die Figuren weiter und so ist es auch in diesem Buch. Tino und Gina müssen sich jetzt mit den Fragen der vorgeburtlichen Diagnostik auseinander setzen.

Auch Tinos Kollegen und die ganzen Nebenfiguren sind glaubhaft und charakterlich überzeugend dargestellt. Der Mörder bekommt sogar einen eigenen Handlungsstrang, in dem man ganz allmählich die Gedankenwelt des Mörders kennenlernt.

In diesem Krimi geht es um Liebe, Hass, Eifersucht, Geldgier..... klassische Mordmotive also. Aber warum Familie Sassen auf so grausame, niederträchtige Weise sterben musste, darf jeder Leser gerne für sich selbst herausfinden.
Für Fans der Dühnfort-Reihe und solche, die es vielleicht werden wollen, ein Muss!

Bewertung vom 10.05.2015
Plötzlich Shakespeare
Safier, David

Plötzlich Shakespeare


ausgezeichnet

witzig, spritzig, märchenhaft

Rosa hat Liebeskummer und badet sich im Selbstmitleid. Jan, ihre große Liebe, heiratet Olivia, die wiederum für IHN die große Liebe ist. Olivia ist am Boden zerstört und versucht, sich von ihrem besten schwulen Freund Holgi trösten zu lassen, was ihr nicht so recht gelingen will.
Bei einem Zirkusbesuch sieht sie einen Magier, der eine Rückführung macht, nach der der Proband glückselig zu sein scheint. Da Rosa diesen Zustand auch endlich wieder erreichen möchte, geht sie nach der Vorstellung zu dem Magier und bittet um eine Rückführung. Sie bekommt diese, allerdings unter der Auflage, dass sie erst zurückkommen kann, wenn sie weiß, was die wahre Liebe ist.

Auf der Suche nach dem wahren Glück muss Rosa in Williams Körper gemeinsam mit diesem viele Abenteuer bestehen. William kann diese Frau, die sich in seinen Körper geschlichen hat anfangs gar nicht leiden, aber schneller als ihm lieb ist, gewöhnt er sich an Rosa...

Ich finde diesen Roman von David Safier wieder einmal voll gelungen. Voller Wortwitz, spritzig und reich an Charme lässt Safier seine Leser und Leserinnen in Shakespeares und Rosas Welt eintauchen.

Bewertung vom 10.05.2015
Happy Family
Safier, David

Happy Family


ausgezeichnet

David Safier ist mit "Happy Family" wieder einmal ein wunderbarer Roman gelungen. Auf 315 Seiten erzählt er in seiner bewährt humorvollen Schreibweise von Familie Wünschmann. Da wären Emma, die einen kleinen, eher schlecht laufenden Kinderbuchladen betreibt, ihr Mann Frank, der kaum noch Augen für sie hat, ihr hochbegabter Sohn Max, der sich ständig in Büchern verkriecht und ihre pubertierende Tochter Fee, mit der sich Emma ständig in den Haaren liegt. Als die vier Wünschmanns nach einer misslungenen Buchpremierenfeier in ihren Monsterkostümen wieder die Heimfahrt antreten, werden sie von einer alten Hexe verflucht, die findet, die Wünschmanns hätten ihr Leben gar nicht verdient. Emma wird zum Vampir und fühlt sich schon bald zu Dracula persönlich hingezogen, Frank Wünschmann mutiert zu Frankenstein, Tochter Fee wird zur lebenden Mumie und Sohn Max wird in einen Werwolf verwandelt. Auf der Jagd nach der alten Hexe entdecken die Wünschmanns, dass ihr Leben doch eigentlich gar nicht so verkehrt ist. Emma und Frank sehen sich und ihre Liebe endlich wieder im richtigen Licht, Fee findet heraus, was sie vom Leben erwartet und Max entdeckt die Liebe zu einem Mädchen. Begleitet werden die Wünschmanns auf ihrer abenteuerlichen Jagd nach Transsilvanien von Emmas Angestellter Cheyenne, mit deren Hippiebus sie unterwegs sind und von Jaqueline, ein Mädchen aus Max Schule, die ihn immer geärgert hat.


"Happy Family" ist eine unterhaltsame Lektüre, gespickt mit einer riesigen Portion Humor und Ironie. Ein Roman mit Biss!

Bewertung vom 10.05.2015
Blut & Barolo
Henn, Carsten Sebastian

Blut & Barolo


gut

erst spannend, dann zäh...


Von der Leseprobe war ich ja sehr begeistert. Der Anfang des Buches liest sich sehr gut und flüssig und man liest erwartungsvoll weiter. Leider zieht sich in der Mitte des Buches über einen langen Zeitraum hinweg die Geschichte in die Länge. Der Autor schildert die Geschehnisse zunächst sehr glaubhaft und verständig. Aber später scheint es als gäbe es nicht genug "Material". Die Geschichte wirkt teilweise ein wenig an den Haaren herbeigezogen und es ist doch wirklich mehr als fraglich, ob ein Hund denkt wie ein Mensch. Kann man als Mensch überhaupt jemals wissen was ein Tier wirklich denkt?



Der Anfang von Henns "Blut & Barolo" war sehr verheißungsvoll, hat aber an Ende nicht gehalten was er versprochen hat. Die Geschichte hat sich einfach zu sehr in die Länge gezogen und am Schluss überschlugen sich dann die Ereignisse. Die Spannungskurve ist mit der Zeit immer schlaffer geworden und es hat mich gedrängt das Buch zur Seite zu legen. Tapfer habe ich durchgehalten dieses eine Mal, aber ein zweites Mal wird es sicher nicht geben.



Sehr bedauerlich, aber so weiß ich wenigstens, dass nicht alle Bücher spannend sind die so toll anfangen. Auch diese Erfahrung muss man wohl machen. Ich hoffe den anderen gefällt das Buch besser!

Bewertung vom 10.05.2015
Stadt, Land - Schluss
O'Reilly, Judith

Stadt, Land - Schluss


gut

Keine Spannung, aber viel Charme


Die schwangere Judith zieht mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und ihrer Katze in ein kleines Cottage in Northumberland. Eigentlich würde sie viel lieber in London bleiben, doch weil sie ihren Mann liebt und dies sein größter Traum zu sein scheint, stimmt sie schließlich zu.

Judith O’Reilly, die Autorin des Buches, ist auch gleichzeitig die Hauptperson in dieser Geschichte, die eigentlich gar keine richtige Geschichte ist, sondern ein Internet-Tagebuch, ein Blog. Mit viel Witz und einer Prise Zynismus schildert sie hier ihren Umzug nach Northumberland, die Krankheit ihrer Mutter, den Umbau des Cottages zu ihrem Traumhaus, die Probleme ihrer Kinder, die in gewisser Weise auch ihr eigenes Leben beeinflussen und eben die vielen kleinen Höhen und Tiefen des Alltags, die das neue Landleben so mit sich bringt.

In Tagebuchform geschrieben entfällt in diesem Buch die Spannung. Die Geschichte ist aus vielen, charmant beschriebenen Begebenheiten und Vorfällen zusammengesetzt, so dass eine Spannungskurve nicht entstehen kann. O’Reillys Buch ist humorvoll und unterhaltsam, dennoch kann man es zu jedem Zeitpunkt aus der Hand legen, um beispielsweise die Wäsche zu waschen, bügeln oder Essen zu kochen. Das perfekte Buch für zwischendurch.

Mit „Stadt, Land – Schluss“ liest man das Tagebuch einer fremden Frau, die so einiges über sich selbst gelernt hat und die dem Leser am Ende gar nicht mehr so fremd erscheint. Man hat das Gefühl eine gute Freundin aus der Hand zu legen.

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