Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
RiRaRutsch
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2016
Versuch, die Jugend zu verderben
Badiou, Alain

Versuch, die Jugend zu verderben


schlecht

Das Buch ist leider nur teilweise verdaulich, denn es ist ein untauglicher Versuch, die Jugend im Sinne von Sokrates zu verderben. Keinen einzigen Jugendlichen wird dieser Aufruf erreichen oder gar verändern.
Peinlich und religiös schwärmerisch romantisierend ist es, wenn Badiou auf Seit 47 predigt:
„Ihr jungen Leute seid der doppelten Wirkung des Ausgangs aus der Tradition im Realen und des falschen Widerspruchs im Imaginären ausgesetzt. Außer-dem steht ihr, davon bin ich überzeugt, an der Schwelle zu einer neuen Welt, nämlich jener der egalitären symbolischen Ordnung. Eure Aufgabe ist keine leichte. Bis zum heutigen Tag waren alle symbolischen Ordnungen der Gesellschaft hierarchisch. Ihr werdet eure Subjektivität also einer ganz neuartigen Herausforderung widmen müssen: Gegen den Ruin des Symbolischen im eiskalten Wasser des kapitalistischen Kalküls und gegen den reaktiven Faschismus müsst ihr eine ganz neue Art symbolischer Ordnung errichten.“
Das ist schlicht unangenehmes nebulöses Geschwafel und Gestammel:
Welche Neue Welt ist gemeint? In welche egalitäre symbolische Ordnung soll sich die Jugend katapultieren? Was bedeutet es, wenn er anschließend von neuen Beziehungen zwischen den Geschlechtern und den Generationen, zwischen den Jugendlichen aller Länder der Welt redet. Rätselhaft bleibt auch, wenn er weihnachtlich von einer „symbolisierbaren“ Zukunft spricht, die zu konstruieren sei.
Nett ist auch folgendes Zitat:
„Vielleicht kann man es so sagen: Es gibt Dinge, die man konstruieren kann, und es gibt Dinge, die einen dazu bringen, über sich selbst hinauszugehen.“
Dem widerspreche ich nicht.
Auch folge ich gerne dem höchst konkreten messianischen Aufruf, obwohl ich nicht mehr zur Jugend gehöre (Seite 53):
„Ihr müsst das entdecken, wozu ihr im Hinblick auf ein wahres, intensives und schöpferisches Leben fähig seid, ihr müsst hinaufsteigen zu euren eigenen Fähigkeiten. Dort oben werdet ihr bereit sein für die neue egalitäre symboli-sche Ordnung.“
An dieser Stelle hätte ich mich beinahe – hingerissen durch die große Begeisterung - entschieden der Badiousekte beizutreten und „Völker hört die Signale“ zu trompeten.
Leider litt ich anschließend unter leichter Übelkeit, als ich den folgenden Satz verdauen musste (Seite 74):
„Um dem geopferten Körper zu entkommen, muss man sich dem politischen Leben zuwenden. Dieses muss allerdings dazu in der Lage sein, dem Gesetz der Repräsentation auf dem Markt und der suizidalen Trägheit der Adoleszenz ein gefestigtes, annehmbares Modell der interesselosen Disziplin entgegenzuhalten.“
Verdutzt und verwirrt war ich schließlich, als Badiou die folgenden weltbewegenden Fragen stellt (Seite 90):
„Es gibt nur noch eine Frage der Frau. Wer aber sind diese frühreif zur Frau gewordenen Mädchen? Wie kann man sie beschreiben?“
Erleichtert konnte ich himmlisch einschlafen, als ich auf der letzten Seite eine Antwort fand, die endgültig meinen Eindruck verfestigt, einem Scharlatan begegnet zu sein:
„Mutterschaft und Sorge um die Kinder werden von da an ganz von alleine und für immer aufhören, eine häusliche Angelegenheit zu sein. Männer und Frauen werden eine neue universale Symbolisierung der Geburt und all des-sen gefunden haben, das auf diese folgt. Dieses noch unbekannte, aber bereits im Entstehen begriffene Mädchen wird sagen, sagt es bestimmt schon, irgendwo, unter dem ganz und gar gottbefreiten Himmel: Schöner Himmel, wahrer Himmel, schau, wie ich mich ändere.“

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.05.2010
Mit dem weißen Raben durch die Zeit
Schultze-Zeu, Dieter

Mit dem weißen Raben durch die Zeit


ausgezeichnet

Sehr zu empfehlen für Kinder, die das 12. Lebensjahr überschritten haben. Geistreich, fantasievoll und voller Spannung bis zum letzten Wort!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.