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Christina P.
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1119 Bewertungen
Bewertung vom 19.08.2025
Yagisawa, Satoshi

Die Tage im Café Torunka


sehr gut

Drei Episoden, ein Café
Im Café Torunka kann man gemütliche Lesestunden erleben. Bereits das Cover lädt zum Verweilen ein. In drei Episoden treffen jeweils Personen aufeinander, die etwas Vergangenes miteinander verbindet, das nun aufgearbeitet wird.
Das Café wird betrieben von einem Vater und seiner jüngeren Tochter, während die Mutter momentan im Ausland arbeitet. Die Hintergründe zur Familie erfährt man im Laufe des Romans. Ebenso hilft ihnen ein Student aus, dem eine fremde Kundin plötzlich ins Gesicht sagt, sie kenne ihn von früher. Woraufhin sich ein aussergewöhnlicher Verlauf ergibt, bis sich die Hintergründe klären. Die weiteren Episoden sind locker miteinander verknüpft und bauen teilweise aufeinander auf.
Ein weiteres Buch, welches zu den Asiatischen Wohlfühl-Büchern gezählt werden kann. Es ist angenehm modern, schon allein deswegen, weil es diesmal liebevoll zubereiteten Kaffee statt Tee gibt. Zudem ist die Tochter des Besitzers noch im Schulalter, der Vater ist also auch in dieser Hinsicht angenehm zeitgemäß. Die Gäste sind bunt gemischt, wobei das Café etwas versteckt liegt und dadurch so eine Art Geheimtipp im Viertel ist.
Da es nur drei Episoden sind, fallen diese recht lang aus. Der Vorteil ist auf jeden Fall, dass genügend Raum für emotionalen Tiefgang vorhanden ist. In gewisser Weise sind immer Liebe und Verlust im Spiel, Vergangenheit und Gegenwart. Fantastische Elemente kommen im Buch nicht vor.
Die drei Episoden bieten durch die jeweils Beteiligten eine angenehme Abwechslung und man hat Zeit, sich in die Charaktere hineinzuversetzen beim Lesen. Das macht es zu einer äußerst entspannten Lektüre.

Bewertung vom 19.08.2025
Konishi, Masateru

Die Bibliothek meines Großvaters


ausgezeichnet

Asian Healing trifft auf Whodunnit-Krimi
Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, schon die Aufmachung mit den roten Blüten auf dem Buchschnitt verleiht dem Roman optisch das gewisse Etwas. Ebenso mag ich die Covergestaltung, auf dem die junge Lehrerin Kaede zusieht, wie ihr Großvater sich langsam von ihr entfernt.
Das Entfernen kann hier sinnbildlich betrachtet werden, denn beim Großvater wurde eine Demenzerkrankung diagnostiziert, durch welche er beginnende körperliche Einschränkungen erfährt sowie für ihn lebensechte Halluzinationen.
So empfängt einen der Roman auch gleich mit der Information, er hätte vorhin einen blauen Tiger gesehen. Ein ungewöhnlicher Einstieg ins Buch, die dahinterliegende Erkrankung wird nach und nach verständlich erklärt, ohne zuviel Raum einzunehmen. Wie ihr Großvater ist Kaede Liebhaberin klassischer Krimis, die hier zu einem Bindeglied zwischen den beiden sowie zu weiteren Charakteren werden. Wie in Asian Healing Romanen werden hier neben gebotenen menschlichen Schicksalen episodenhaft Rätsel und Kriminalfälle gelöst. Und hierbei kann Kaede jeweils erleben, wie geistig fit ihr Großvater noch ist. Einem kleinen Ritual gleich lässt er zunächst seine Enkelin ihre Vermutungen erzählen, bevor er anhand kleiner Details die richtigen Schlüsse zieht und ihr eine Auflösung bietet.
Ich würde den Roman als eine wunderschöne Mischung aus Asian Healing Elementen und Whodunnit-Krimis bezeichnen, alles recht gemütlich erzählt. Es gibt Szenen aus Kaedes Leben und was sie mit ihren Freunden Zeit erlebt, die Besuche bei ihrem Großvater und eben besagte Fälle. Einige Rätsel wirken zunächst unlösbar, zum Schluss hin habe ich um Kaede und ihren Großvater regelrecht bangen müssen, da sie selbst involviert waren.
Ein einfühlsamer Cozy Krimi mit sympathischen Charakteren, emotionale Szenen und rätselhafte Fälle werden hier erfolgreich miteinander kombiniert. Laut der Angabe im Buch ist dies der erste Teil einer in Japan erfolgreichen Trilogie. Auf weitere Bände mit Kaede, ihrem Großvater sowie deren Freunde bin ich gespannt.

Bewertung vom 16.08.2025
Carver, Caro

Bad Tourists


sehr gut

Female Rage im Paradies
Willkommen im exklusiven Sapphire Island Resort, genießen Sie ihren Urlaub im traumhaften Paradies der Malediven. Lernen Sie das Frauentrio Darcy, Kate und Camilla kennen, die gemeinsam Darcys erfolgreiche Scheidung inmitten des Indischen Ozeans feiern wollen. Machen Sie einen Tauchausflug mit dem Paar Jade und Rob, das hier seine Flitterwochen verbringt. Gönnen Sie sich spannende Lesestunden in atemberaubender Atmosphäre.
Warnhinweis: Mit blutigen Ereignissen muss in diesem Roman gerechnet werden.

„Unsere Freundschaft basiert auf einer entsetzlichen Tragödie, um Himmels willen. Ansonsten kennen wir uns kaum.“ (Zitat)

Der Freundschaft des Frauentrios, welches man in diesem Roman begleitet, liegt ein bewegendes Drama zugrunde, dessen Bedeutung nach und nach deutlich wird. Neben den drei Frauen, die man in verschiedenen Situationen und Zeitebenen kennenlernt, ist auch das Paar in den Flitterwochen interessant, sowohl das Schicksal der Frau als auch der Charakter des Mannes spielen eine nicht unwesentliche Rolle. Ob und wie die beiden zum eigentlichen Thema des Romans passen ist zunächst nicht abzusehen.
Neben dem Drama in der Vergangenheit, welches die drei Frauen zusammengeführt hat, und den schon bald geschehenden Gewalttaten im Resort, zeigt die Autorin verschiedene Arten toxischer Männlichkeit sowie deren Folgen. Mal mehr, mal weniger deutlich. Wobei sie sich hierbei auf einige Männer beschränkt statt zu verallgemeinern. Zusammenhänge werden angedeutet und laden zum Spekulieren ein, was damals wirklich geschah und wer schuldig sein könnte, sowohl damals wie auch heute. Hier kann ich sagen, hatte ich immer mal wieder Punkte, an denen ich meine Vermutungen zu den Fällen neu überdenken musste. Auch die Charaktere der Freundinnen ließen Spekulationen zu, ob nicht doch etwas Düsteres in einer von ihnen verborgen liegen könnte.
Ein weiterer Aufhänger des Romans ist, was toxische Männlichkeit mit den Frauen macht. Und dass es Frauen gibt, die sich so verhalten, wie die Gesellschaft es durch das in den Köpfen existierende Frauenbild nicht erwarten würde.
Stilistisch abwechslungsreich und spannend gestaltet, bietet es wiederholt Gelegenheit, sich mit den Charakteren zu beschäftigen und sich zu fragen, welche Taten man wem zutrauen würde oder nicht. Die paradiesische Urlaubskulisse wird durch einige Aktivitäten angenehm greifbar und bietet einen schönen Kontrast zu den Gewalttaten. Die Intensität der Spannung wird dadurch zwar wiederholt aufgelockert, macht den Roman so allerdings nicht weniger interessant.

Bewertung vom 14.08.2025
Rosen, Lev AC

Lavender House


ausgezeichnet

Emotional überzeugender Whodunnit in einer damals stark queer-feindlichen Gesellschaft
Dieses Buch ist für mich ein Lese-Highlight, mit welchem ich anfangs gar nicht gerechnet hatte und das ich an dieser Stelle sehr gerne weiterempfehle. Dass mich das Buch dermaßen überzeugen konnte liegt weniger an dem schlüssig konstruierten Kriminalfall selbst, sondern vielmehr an der Kombination des Falls mit dem ganzen Drumherum.
Angesiedelt ist die Erzählung im San Francisco der 1950er Jahre. Eine Zeit, in der Homophobie den Menschen das Recht gab, andere zu entlassen, aus der Wohnung zu werfen oder ungesühnt bis zur Unkenntlichkeit zu verprügeln. Nicht viele führen ein Doppelleben, mit der steten Angst, bei einer Razzia erwischt oder anderweitig für ihr vermeintlich schändliches Verhalten angeprangert zu werden.
In dieser Situation befindet sich Evander (Andy) Mills, vor wenigen Tagen noch angesehener Polizist, bis ihn seine Kollegen mit heruntergelassener Hose in einem Club erwischten. Buchstäblich kurz vor seinem Freitod als letzten Ausweg engagiert ihn eine Frau, die sich als Ehefrau der kürzlich verstorbenen Besitzerin des Lamontaine-Seifenimperiums herausstellt. Irene Lamontaines Tod wurde als Unfall deklariert, doch Pearl glaubt nicht daran und möchte, dass Andy als Privatermittler den mutmaßlichen Mord aufklärt. Der Start eines klassischen Whodunnit (Wer hat es getan? Angelehnt an die klassischen Kriminalromane im Stile von A. Christie, A.C. Doyle u.a.).
Was die Handlung so überaus spannend macht ist der queere Einschlag in Kombination mit der damaligen Zeit. Nicht nur Andy muss einige Male ziemlich einstecken, auch andere haben zu kämpfen oder bereits ihre Strategien entwickelt. Beim Lesen werden Situationen geschildert, in welche Nicht-Betroffene wahrscheinlich nie gekommen wären, was einem die Problematik dadurch erst so richtig bewusst macht. Egal, ob man queer ist oder nicht, so manche Situationen im Roman nehmen wohl jeden emotional mit. Gleichzeitig lernt Andy nun die queere Welt aus einer für ihn neuen Sicht kennen, ebenso wie neue Love Interests, denn Andy kann sich optisch definitiv sehen lassen.
Ein emotional packender, stellenweise schockierender Roman mit vielfältigen Charakteren und einem Whodunnit, der wunderbar zum Mitermitteln einlädt und durchaus plausibel wirkt.

Bewertung vom 12.08.2025
Onhwa, Lee

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei


ausgezeichnet

Hier gibt es Gebäck mit besonderer Bedeutung
Zuallererst möchte ich bei diesem Buch die wunderschöne Gestaltung des Covers loben mit den vielen Details und der Theke, welche sich einmal rund um das Buch zieht. An der Seite finden sich zudem Pflaumenblüten, die sich in einer der Episoden wiederfinden.
In diesem koreanischen Episodenroman bauen die einzelnen Kapitel aufeinander auf, um am Ende ein bewegendes Gesamtbild zu ergeben. Zunächst erbt die junge Frau Yeonwha die Konditorei ihrer Großmutter mit der aussergewöhnlichen Auflage, das Geschäft einen Monat lang von 22 Uhr abends bis Mitternacht zu öffnen. Widerstrebend geht sie darauf ein. Gleich zu Beginn erhält sie auf verschiedene Art Unterstützung von einem jungen Mann sowie einer schwarzen Katze. Dennoch bleiben zunächst viele Fragen offen. Wie sich leicht vermuten lässt kommen nachts ganz besondere Kunden in die Konditorei, ein jeder Kunde erhält seine eigene, bewegende Episode, bis am Schluss Yeonwha selbst sowie ihre Oma zum Thema werden.
Hier wird das Thema Tod und die Art, mit sich und seinem Schicksal Frieden zu finden, wunderbar anschaulich und emotional beschrieben, ohne wirklich bedrückend zu sein. Die Verstorbenen, welche als Kunden in die kleine Konditorei kommen, wünschen sich eine ganz bestimmte Leckerei, welche sie mit ihren zurückgelassenen Liebsten verbindet. Was hinter diesen Leckereien steckt wird hier durch einen besonderen, magischen Kniff unterhaltsam gezeigt.
Ein wunderschönes Buch, um in dessen Erzählungen zu versinken. Nirgends gibt es Angst vor dem Tod zu entdecken, vielmehr wird zwar emotional, dennoch respektvoll und erstaunlich positiv mit dem Thema umgegangen. Ein wenig Magie und Mythologie hat die Autorin ebenso eingewoben. In manchen Wohlfühlbüchern aus Fernost ist der Stil etwas distanziert, davon ist hier überhaupt nichts zu spüren. Am Ende des Romans findet sich zudem ein Link zu einem Video, in welchem die koreanischen Köstlichkeiten vorgestellt werden.
Ein sehr schön gestaltetes und emotional bewegendes Buch mit einem gekonnt eingewobenen roten Faden, der sich durch die Episoden schlängelt.

Bewertung vom 12.08.2025
Jackson, Holly

Not Quite Dead Yet


sehr gut

Der Versuch, den Mord an sich selbst aufzuklären
Seit ihrer Kindheit wurde Jet eingeredet, sie sei ungenügend, faul und am Tod ihrer Schwester verantwortlich. Und jetzt, im Alter von 27 Jahren, versucht jemand, sie brutal zu ermorden. Jet überlebt knapp, jedoch erwartet sie jetzt ein Tod auf Raten, denn in spätestens einer Woche wird sie tot sein. Eine Woche, die sie nutzen will, um ihren eigenen Mörder zu finden.
In dieser Woche beginnt sie, gemeinsam mit ihrem besten Freund Billy gewisse Dinge mal etwas genauer zu betrachten. Da sie eh nichts zu verlieren hat sieht sie auch keine Notwendigkeit, noch groß Rücksicht dabei zu nehmen. Entsprechend rigoros geht sie auch mal vor, was ich ganz gut dargestellt fand, denn was hat sie schon zu verlieren? Zudem läuft ihr bei ihren Recherchen die Zeit davon. Was sie an teils grenzwertigen Familiengeheimnissen zutage fördert war nicht vorherzusehen und bietet so einiges an Spekulations-Material.
Vom Stil her ist der Roman ähnlich zu den Jugendthrillern der Autorin, die Protagonistin ist zwar mit 27 Jahren älter, verhält sich allerdings in manchen Situationen leider doch wie ein Teenager bzw. eine junge Erwachsene in der Selbstfindungsphase. Ihre bissige Art empfand ich bei ihrem familiären Hintergrund und insbesondere in der aktuellen Situation als durchaus glaubwürdig und gut gewählt, da muss keine Frau lieb und verständnisvoll agieren und es noch anderen recht machen. Zumal sie jede der Personen in ihrem Umfeld auf dem Gewissen haben könnte. Nur an zwei Stellen war ihr Verhalten unnötig verletzend, ihrem besten Freund sowie einem unbeteiligten Teenager gegenüber, das machte sie mir unnötig unsympathisch in den Momenten. Die meisten Charaktere bleiben leider oberflächlich, obwohl Jet diese bereits ein Leben lang kennt. Vielleicht ist es dem Plot geschuldet, durch eine Woche Handlung regelrecht durchzurasen.
Gestört hat mich wie bereits im vorherigen Roman der Autorin der sich einschleichende Superlativ. Obwohl es Jet körperlich zusehends schlechter geht, ist sie stellenweise weiterhin zu körperlichen Höchstleistungen fähig? Obwohl eine Ader im Hirn droht zu platzen? Auch agierten mir einige Personen zu sehr im Sinne der Autorin, die Handlung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Nervig war das Mutter-Klischee, der erwachsenen Tochter in sämtliche Entscheidungen reinzureden, nur um kurz darauf die Mitleidsnummer abzuziehen, welch schlechte Tochter Jet doch sei. Da es solche Personen durchaus gibt werte ich das allerdings nicht negativ.
Die Suche nach dem Täter oder der Täterin sowie dessen Motiv sind spannend und laden zum Miträtseln ein, vor allem durch die vielen Geheimnisse, welche Jet und Billy aufdecken. Als Zielgruppe würd ich das Buch eher für junge Erwachsene oder Jugendliche ab 16 sehen, weniger als Erwachsenenthriller.

Bewertung vom 12.08.2025
Maier, Verena

Gwin und das Herz des Drachen (Band 1)


gut

Das Geheimnis der Drachenherzen
Dieses Fantasybuch für Kinder macht es mir schwer, es zu bewerten. Es gibt viel Gutes über das Buch zu sagen, jedoch habe ich auch einiges, was mir nicht gefiel.
Wunderschön ist auf jeden Fall die optische Gestaltung. Nicht nur das Cover, auch die Illustrationen im Buch sind wirklich wunderschön gestaltet. Die fantastische Idee hinter dem Abenteuer konnte mich überzeugen mit den magischen Schutzorten wie dem Café der Miss Manou und Kater Nero, der mysteriösen Papierrolle sowie den Hintergründen zu den Drachen und deren Gegner. Hier möchte nicht nichts weiter verraten, um niemandem die Überraschung vorwegzunehmen. Jedenfalls gibt es wunderschöne wie auch abenteuerliche Szenen und Gwin überzeugt sowohl durch Ideenreichtum wie auch durch Mut und Entschlossenheit.
Was mir nicht gefiel war der Aufhänger der Erzählung. Das Verhältnis der jungen Gwin zu den Eltern empfand ich selbst als Erwachsene als verstörend. Sie nennt ihre Eltern Herr und Frau Erlstein, die gleich zu Beginn stöckeln und watscheln, eine weitere abwertende Wortwahl bezüglich der beiden folgend. Diese befremdliche Distanz, ohne emotionale Hinweise, dass das Mädchen so gern Eltern hätte wie sie diese vielleicht aus Romanen oder Filmen kennt, fand ich verstörend. Wollen Kinder nicht Eltern, die sie lieben? Das war mir viel zu herzlos und distanziert. Und im Café der Miss Manou, in welches der Kater Nerowitz sie lotst, soll das Mädchen allen Ernstes Erfüllung finden in veralteten Mädchenaufgaben wie Putzen, Aufräumen, Handarbeiten und Bedienen? Das kann nicht der Ernst der Autorin sein. Welches Mädchen soll sich in solch einem Charakter wiederfinden, der suggeriert, Hausarbeit sei das Ziel eines Mädchens? Im weiteren Verlauf des Abenteuers war ich dann genervt, dass zwei magische Wesen sind fortwährend Unfreundlichkeiten an den Kopf werfen mussten in Gwins Gegenwart. Mal kann ja ganz lustig sein, in dem Umfang nicht mehr. Und besonders zu Beginn hing der Spannungsbogen zu sehr durch.
Das was mir gefiel und was mir weniger gefiel halten sich in etwa die Waage. Schwierig zu sagen, wem das Buch gefallen könnte, da es doch ein wenig dauert, bis das Abenteuer so richtig losgeht. Ich würde sagen, das durchhalten lohnt sich, denn mit den Erlebnissen in der Welt der Papierrolle kommt Gwins Abenteuergeist auch zutage.

Bewertung vom 12.08.2025
Kim, Monika

Das Beste sind die Augen


ausgezeichnet

Provokante Gesellschaftskritik
Dies ist ein recht aussergewöhnlicher Roman, welcher auf der einen Seite Vorurteile und Diskriminierung verdeutlicht, welche leider noch immer in der Gesellschaft vertreten sind. Und zum Anderen reagiert hier eine Frau anders, als es ebendiese Denkweisen über sie erwarten lassen.
Worum geht es hier genau? Die 18-jährige Ji-won lebt zwar im modernen Amerika, dennoch ist sie in einer Familie mit veralteter, traditioneller Rollenverteilung aufgewachsen. Dies hat deutliche Spuren in ihrem Charakter hinterlassen. Zu dieser anerzogenen Misogynie kommt nun die Objektifizierung als asiatische junge Frau hinzu, welche in den Köpfen einiger weißer Männer vorkommt und sie theoretisch noch kleiner, noch devoter macht. Durch die Verkettung diverser Umstände und das toxische Verhalten einiger Männer in ihrem Umfeld bricht die in ihr aufgestaute Wut darüber sich nach langer Zeit nach und nach Bahn und sie handelt auf eine Art, welche man von dem Bild der lieblichen, zurückhaltenden jungen Frau asiatischer Abstammung niemals erwarten würde. Oder anders gesagt: Niemand würde durch die vielen Vorurteile ihr gegenüber auf die Idee kommen, sie könne blutige Rache an den Männern üben.
Ich empfand es als recht gut beschrieben, wie für andere vielleicht gar nicht sichtbare Vorurteile auf die junge Frau einprasseln und vor allem, wie sie sich dabei fühlt. Auch die familiären Hintergründe finden ihren Weg in den Roman, die Vergangenheit der Eltern und deren Verhaltensweisen, welche für Ji-won und ihre Schwester prägend waren. Emotional schleicht sich von Kapitel zu Kapitel ein Wandel in Ji-won ein, die negativen, teils übergriffigen Erlebnisse ihr gegenüber als Person haben auch mich wütend gemacht. Da war es für mich leicht nachvollziehbar, unter welchem emotionalen Druck sie stehen muss. Wie diese Wut sich als female rage äussert ist einfach das komplette Gegenteil dessen, was ihr jahrelang als Verhaltensweise eingebläut wurde. Und das ist genau das, was den Standardrahmen sprengt, dass übliche Erwartungen an eine junge Frau komplett über den Haufen geworfen werden. Und genau dies macht das Buch so besonders: Es bricht mit den Erwartungen an eine doch bitte anpassungsfähige, liebliche junge Frau.

Bewertung vom 12.08.2025
Heitz, Markus

Irida und die Stadt der Geheimnisse / Irida Bd.1


sehr gut

Leben Mythen- und Sagengestalten mitten unter uns?
Willkommen im schönen Hohenburg, einer Kleinstadt mit Sandsteinhöhlen, alten Mythen und Sagen und einem überall auftauchenden Kaninchen mit Glöckchen am Halsband. Dazu gibt es einen lange verschollenen magischen Schlüssel, seltsame Monsterspuren und manchmal verschwinden Leute für einige Zeit spurlos. Dem wollen Irida und ihre Freunde auf die Spur gehen.
Irida und ihre Clique haben sich selbst Die Furchtlosen getauft, um gemeinsam gegen Andersartigkeit zusammen zu halten. Bei Irida sind es ihr Humpeln und ihr Stottern in Stresssituationen, welche ihr zu schaffen machen. Dafür ist sie immens stark. Die anderen haben ihre eigenen Besonderheiten, welche zu Beginn erläutert werden.
Angestoßen werden ihre Recherchen dank Iridas Onkel, der ebenfalls ein wenig aus der Rolle fällt und sich für magische Artefakte interessiert. Das Abenteuer erleben sie allerdings ohne ihn. Dank diverser Perspektivenwechsel verfolgt man neben den Abenteuern der Kinder auch eine verdächtige Versammlung im Ort sowie magische Wesen, deren Art zunächst unklar bleibt. Dadurch ergibt sich ein größeres Bild, deren Zusammenhänge es zu klären gilt, welche jedoch bis zum Ende nicht komplett aufgelöst werden. Trotzdem macht diese Abwechslung Spaß, auch das Rätseln, wer in welcher Beziehung zu wem stehen könnte.
Etwas befremdlich empfinde ich den wiederholten Fokus auf dem Aussehen der Kids, Kleidung und Frisuren werden, neben Essgewohnheiten, detaillierter beschrieben als deren Emotionen. Ein unglückliches Wägeverhältnis. Zumal die Kids manchmal erstaunlich abgebrüht wirken, wenn es um Gefahren geht. Auch kann ich Iridas fehlendes fehlendes Zugehörigkeitsgefühl in der Familie nicht nachvollziehen, welches sie wie ihre auffällige Stärke wiederholt betont, denn da herrscht ein sehr tolerantes Klima, welches mir beim Lesen positiv auffiel. Dafür wiederum hat der Autor auf veraltete Geschlechterklischees dankenswerterweise verzichtet, Irida steht den Jungen in nichts nach.
Andererseits gefällt mir der Bezug zum Ort, dass es die vorkommenden Sandsteinhöhlen wirklich gibt und dass das Gefühl der Andersartigkeit von verschiedenen Charakteren unterschiedlich gelebt wird. Ebenfalls werden gewisse Sagengestalten hier erfrischend anders dargestellt als gewohnt und bieten Stoff für Spekulationen. Was das Fantastische betrifft sehe ich hier definitiv Potential. Insbesondere Irida betreffend, ohne mehr verraten zu wollen. Stilistisch würde ich es begrüßen, wenn der Fokus etwas vom Oberflächlichen weg hin zu mehr Emotionen schwenken würde. Eine Anspielung, wohin es im zweiten Band gehen könnte, klingt ebenfalls vielversprechend.

Bewertung vom 12.08.2025
Eschbach, Andreas

Die Auferstehung


gut

Die Drei ??? agieren hier zu lange allein statt gemeinsam den Fall zu lösen
Die Abenteuer der drei Jugend-Detektive Justus Jonas (Erster Detektiv), Peter Shaw (Zweiter Detektiv) und Bob Andrews (Recherche und Archiv), auch bekannt als Die drei ??? (wir lösen jeden Fall), liegen lange zurück und sind dennoch vielen ein Begriff. Mittlerweile sind die damals Jugendlichen über 50 und leben getrennt voneinander ihre eigenen Leben. Die mutmaßliche Auferstehung einer vor sieben Jahren verschollenen Millionenerbin führt die drei jedoch über Umwege wieder zueinander.
Fragezeichen 1: Die Charaktere
Wer die Jungs von damals kennt hat deren Charaktere bestimmt noch im Kopf, für alle anderen werden diese vom Autor im Laufe des Romans deutlich. Bob Andrews ist glücklich verheiratet und bekommt als Literaturagent den Auftrag, aus dem Fall irgendwie einen Bestseller zu machen. Mit Bob wird man schnell warm, ein sympathischer und ausgeglichener Charakter. Justus Jonas lebt noch immer bei seiner Tante auf dem Schrottplatz. Ihn empfand ich als einen Typen, der nie erwachsen werden wollte und zu einem verbohrten Weltverbesserer und ewigen Junggesellen wurde. Zudem hat er sich vor Jahren mit Peter verkracht, einem Workaholic, der sich bei einem Bekannten Internet-Unternehmen hochgearbeitet und ausserhalb seines Jobs wenig Privatleben hat.
Fragezeichen 2: Der Fall
Zunächst weiß man nicht, ob die Rückkehr der Erbin zu Recht angezweifelt wird oder nicht. Denn die Auftraggeberin ist die Tante der besagten Verschollenen, die in der jungen Frau eine Erbkonkurrentin sehen könnte. Allerdings sprechen erste Hinweise für die Identität der jungen Frau. Doch das wäre zu einfach und dank diverser Zufälle kombiniert mit gewollter Recherchen ergibt sich bald ein neues Bild. Unnötig zu erwähnen, dass die Recherchen deutlich schneller verlaufen wären, hätten die drei ??? von Beginn an gemeinsam agiert.
Fragezeichen 3: Der Stil
Der Autor hat sich am Stil früherer Abenteuer orientiert, die Ähnlichkeit ist m.E. erkennbar. Erst gibt es einen unerklärlich wirkenden Fall, dann weitere Hinweise, ein wenig Gefahr und im gewohnten Auflösungs-Rhythmus geht es auf dem Umweg zum Happy End. Wer sich auf gemeinsame Recherchearbeit freut wird allerdings enttäuscht sein, dass die ehemaligen Detektive lange Zeit unabhängig voneinander agieren. Daran ist ein langjähriger Streit zwischen Justus und Peter nicht ganz unschuldig. Dieser wird irgendwann näher erklärt, allerdings hätte es mir gereicht, wenn das nur einmal thematisiert worden wäre statt zweimal, das wirkte etwas redundant. Jedenfalls dümpelt der Fall dadurch lange unnötig vor sich hin, auf Kosten der Spannung. Auch wurde mir die wiederholt eingeworfene Nostalgie irgendwann zuviel. Vom Anspruch her empfinde ich es wie ein Jugendbuch, da muss ich keine ü50 Männer haben, die sich gedanklich in ihre Jugend zurückversetzen. Das Cover ist ganz im Stil früherer Fälle gestaltet, schwarz mit den Fragezeichen-Farben rot/blau/weiß und als Motiv zwei sich ähnelnde Gesichter, stellvertretend für die Auferstandene.
Die Lösung: Meine Bewertung
Es macht definitiv Spaß zu erkunden, welche Wege die Leben der früheren Detektive genommen haben. Dass zwischen ihnen teilweise Funkstille herrscht macht es weniger geradlinig, leider bremst es den Fall bzw. die Ermittlungen aber auch zu lange unangenehm aus. Der Fall an sich ist gut gewählt, hätte jedoch deutlich schneller gelöst werden können, wenn die Männer mal miteinander geredet hätten. Stilistisch hätte ich mir weniger Nostalgie und weniger Jugendroman-Stil gewünscht. Für einen Jugendroman sind die Charaktere definitiv zu alt, für einen Erwachsenenroman ist der Stil stellenweise zu jugendlich.