Assassin's Creed III (PC)

sehr gut

Spiele Assassin's Creed III nun seit etwa zehn Stunden, meine bisherigen Eindrücke:
Die Geschichte, die erzählt wird, ist einerseits verzweigt, andererseits wird sie dem Spieler auch aufgezwungen. Damit meine ich nicht die Rahmenhandlung, sondern die Art, in der Ereignisse passieren, aber gleichzeitig auf die einzig vorgesehene Weise mitgemacht werden müssen. Und so manches geskriptete Event nervt einfach. Irgendwie passt es ja auch zum Setting, dass ein Assassine im 18. Jahrhundert eben auch andere Fähigkeiten haben muss, um erfolgreich zu sein (z.B. ein Schiff fahren oder eine Brücke per Kommando rebellischer Soldaten vor den Briten zu verteidigen). Er ist halt irgendwie auch Abenteurer. Gleichzeitig kann das auch nerven. Die Kompaktheit, welche die ersten zwei Teile spannend machte, ist ja schon mit den Fortsetzungen "Brotherhood" und "Revelations" aufgeweicht worden. ACIII ist nun die vollwertige Assassinen-Simulation: Wirtschaftssystem etwas zu komplex um nicht im Weg zu sein, unnötige Strategieevents, Seefahrtssimulation (und Segelkähne sind schon fast ironisch träge), unnötiges Komparsensystem, zu lange Vorgeschichte (wenn auch mit überraschendem Twist a la Star Wars). Ich weiß, dass eine Kardinaltugend des Assassinendaseins die Geduld ist, nur wird die einem hier halt von aussen aufgezwungen, ist kein Spielelement sondern Mittel der künstlichen Aufblähung der Spieldauer, wenn man sich mal wieder nicht an unverständliche Vorgaben gehalten hat. Und das wird auch mal langweilig...
Für alle, die einwenden, dass meine Bewertung in Sternen doch viel besser ist als das hier Geschriebene: das Spiel viel besser ist als die Mängel, die ich hier aufgeführt habe. Das Setting ist unverbraucht und innovativ. Die Rahmenhandlung ist spannend, ebenso wie Connors Geschichte. Und alles Negative ist erträglich, nicht technischer Imperfektion sondern bewussten Designentscheidungen geschuldet, in dem Versuch, das Spiel für gewöhnliche Spieler wie mich wie auch für absolute Fans zum Ereignis zu machen (für erstere hätte man vielleicht so manches optional machen können).
Müsste ich einen Vergleich zu Büchern anstellen (hier bei buecher.de ;-)), würde ich sagen, Assassin's Creed 3 verhält sich zu meinem Wunschspiel wie ein Geschichtsbuch zu einem historischen Roman. Und ich bevorzuge eben die Einsträngigkeit und Selektivität der Erzählung gegenüber der Gleichzeitigkeit disparater Erzählungen, denen es an Stellen an Details fehlen mag.
Für Fans letzterer besteht uneingeschränkte Kaufempfehlung, für Typen wie mich dann, wenn man auch ein wenig unsimulierte Assassinengeduld mitbringt. Ich jedenfalls werde das Spiel über Weihnachten fertig spielen (wenn die Welt dann noch nicht untergegangen ist, hehe) und mich nicht darüber ärgern, dass ich nicht jeden Baum mit meiner DNA sychronisiert habe...

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.