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Benutzername: 
RosaL.

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2012
Der Heiler
Tuomainen, Antti

Der Heiler


sehr gut

Der Heiler – Antti Tuomainen

Helsinki in naher Zukunft. Eine Klimakatastrophe ist über die Welt hereingebrochen und weite Teile der Erde sind unbewohnbar geworden. Überschwemmungen, Seuchen, Epidemien, bewaffnete Konflikte, Gewalt und Verbrechen sind Alltag geworden. Klimaflüchtlinge machen sich auf in den Norden, der noch als halbwegs bewohnbar gilt. Auch in Helsinki sind viele Stadtteile überflutet und die Bewohner geflüchtet.

Mitten in diesem Chaos mordet „der Heiler“. Scheinbar ein radikaler Umweltschützer, der die tötet, die er für die Klimakatastrophe verantwortlich macht. Reiche Unternehmer und Politiker, die er samt ihrer Familien, grausam tötet.

Die Journalistin Johanna Lehtinen war offenbar auf der Spur „des Heilers“, kehrt aber von einer Recherche nicht mehr zurück. Ihr Mann Tapani macht sich auf die Suche. Um seine Frau zu finden, nimmt er die Fährte des Heilers auf. Unterstützung erhält er nur von dem Taxifahrer Hamid, einem Klimaflüchtling, und von dem Polizisten Jaatinen, einer der wenigen Polizisten, die der Helsinkier Polizei geblieben sind. Bei seinen Nachforschungen findet Tapani heraus, dass seine Frau enger mit „dem Heiler“ verbunden war, als er dachte.

Die Auswirkungen der Klimakatastrophe sind allgegenwärtig und der Autor erschafft dadurch eine besonders düstere und trostlose Atmosphäre. Antti Tuomainen verbindet diese geschickt mit der spannenden Jagd nach dem Serienkiller und der Suche nach der vermissten Ehefrau. Endzeitstimmung und Mörderjagd funktionieren hier wunderbar zusammen. Eine beklemmende Mischung, die manchmal nachdenklich stimmt, und hoffen lässt, dass dieses vom Autor gezeichnete Szenario unserer Welt, Fiktion bleibt.

Dieses, in der Ich-Form geschriebene, Buch war spannend vom Anfang bis zum Ende und von mir in zwei Tagen ausgelesen.
Einziges Manko, für mich: das Ende. Irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, als ob der Autor es auf den letzten 30- 40 Seiten eilig hatte, zum Schluss der Geschichte zu kommen. Alles löst sich irgendwie zu unvermittelt und abrupt auf. Es ist natürlich rücksichtsvoll vom Autor, den Leser nicht mit langatmigen Erklärungen zu langweilen ;-) und hätte auch gar nicht so richtig zur etwas nüchternen Erzählweise gepasst. Aber etwas mehr Aufklärung und Ausführlichkeit hätte ich mir gewünscht.
Darum leider 1 Stern Abzug von mir, für dieses ansonsten sehr spannende und empfehlenswerte Buch.

Bewertung vom 29.08.2012
Galgenmann
Kiner, Aline

Galgenmann


gut

Kommissar Simon Dreemer wird von Paris in die lothringische Provinz strafversetzt. Kaum angekommen, wartet schon sein erster Fall, in der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Varange, auf ihn. Ein junges Mädchen wurde ermordet in einer Erdspalte gefunden. Zusammen mit seiner Kollegin Jeanne Modover nimmt er die Ermittlungen auf. Jeanne, selbst in Varange aufgewachsen, zieht schnell Parallelen zu einem ähnlichen Fall, bei dem vor Jahren, ebenfalls ein junges Mädchen, tot in einer Erdspalte aufgefunden wurde. Damals sah alles nach einem tragischen Unfall aus. Doch die Ermittler fahnden noch in eine andere Richtung. Holzstückchen, angeordnet als Galgenmännchen-Rätsel, gefunden auf dem Friedhof unter einer Statue, könnten auf einen Zusammenhang mit einem früheren Mord deuten. Kurz nach Ende der Besatzung durch die Deutschen, im Dezember 1944, wurde ein, als Kollaborateur beschuldigter Mann, gehängt.
Dazu fällt den Beamten auf, dass das ermordete Mädchen auf die gleiche Weise gefesselt wurde, wie die Statue, unter der das Rätsel gefunden wurde.
Dann geschieht ein weiterer Mord. Wieder ein junges Mädchen, wieder in einer Erdspalte.

Die Autorin, Aline Kiner, legt viele Spuren und sorgt für einige Wendungen in der Geschichte. Ihr Hauptaugenmerk liegt aber eindeutig auf der Beschreibung des ehemaligen Bergarbeiterdorfes, das durch eine eventuelle Flutung der alten Stollen bedroht wird. Auch in die lothringische Landschaft und den Bergbau bekommt man schöne Einblicke. Die Autorin erklärt ja, dass sie in einem ähnlichen Dorf aufgewachsen ist und das spürt man auch.
Aber leider bleiben dabei sowohl die Charaktere, als auch die Handlung auf der Strecke.
Die Ermittler bleiben blass und ziemlich uninteressant und nur die Dorfbewohner bekommen zumindest ein klein wenig Tiefe. Die Spannung bleibt das ganze Buch über konstant. Leider auf einem eher niedrigen Level. Zu wenig, für einen Krimi.
Da hilft es leider auch nicht, wenn die Autorin immer neue Spuren und Wendungen einstreut. So richtig überrascht dann auch nicht, wer der Täter ist. Am Ende des Buches war mein erster Gedanke: „Wie, das war’s schon?“. Denn das Ende ist leider sehr kurz ausgefallen.

So richtig begeistert hat mich das Buch nicht. Aber wer etwas über die lothringische Landschaft und den Bergbau erfahren, oder auch Einblicke in die Zeit der deutschen Besatzung gewinnen möchte, ist hier genau richtig. Nur Krimifans werden etwas enttäuscht sein.