Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
buecherbummel
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2012
Alle Rache will Ewigkeit
McDermid, Val

Alle Rache will Ewigkeit


weniger gut

Meinen ersten Eindruck, der zugegebenermaßen nicht wirklich positiv ausfiel, bekam ich durch die Leseprobe. Danach habe ich den Gedanken, das komplette Buch zu lesen eigentlich zu den Akten gelegt, dann bekam ich die Möglichkeit, mir das Buch auszuleihen und diese habe ich genutzt. Im Nachhinein habe ich das Gefühl mal wieder wertvolle Zeit an ein Buch verschwendet zu haben, dass mich nicht im geringsten umhaut. Habe ich es denn wissen können? Im Grunde ja, schließlich war die Leseprobe schon recht ernüchternd, trotzdem, es wäre nicht das erste Mal, dass mich ein Buch am Ende doch noch überzeugte, obwohl die Leseprobe schwach ist.

Zwar finde ich die Idee wirklich gut, doch die Handlung und die letztendliche Umsetzung sind mir einfach zu flach und zu zäh. Die Protagonistin ist zwar keine Profi Ermittlerin, das erwarte ich auch gar nicht, denn auch das ist mal was neues, aus dem man wirklich etwas hätte machen können, doch das Potential wurde einfach nicht genutzt. Die Autorin verstrickt sich zu sehr in Beschreibungen der Umgebung oder verliert sich in der Vergangenheit der Protagonistin Charlie. Natürlich sind solche Rückblenden immer ein schöner Aufhänger, aber mir war es stellenweise zu viel und anstatt die Spannung damit weiter anzuheizen, wurde sie platt getreten. Und auch bildgewaltige Sprache finde ich prima, so lange sie angebracht ist. Bei einem Thriller kann man das gut einsetzen um einen Tatort zu beschreiben, aber dies sollte nicht überhand gewinnen oder gar der Hauptbestandteil sein, da möchte ich nicht zum zigsten Mal lesen, dass Person X von einem Ort zum anderen rennt und welche Blumen (ich übertreibe vielleicht etwas) am Straßenrand wachsen. Bei „Alle Rache will Ewigkeit“ fehlt mir die Dynamik, die rasanten Stellen, die mich schwer atmen lassen, weil sich eine unsichtbare Hand um meine Kehle legt.

Neben den Ermittlungen, dem drohenden Job Verlust und der Vergangenheit, die Charlie einzuholen droht, kämpft sie außerdem noch mit einem privaten Problem. Charlie lebt seit vielen Jahren in einer Beziehung und jetzt hat sie sich in eine andere Frau verliebt. Ich möchte hier meinen Respekt aussprechen, denn obwohl wir von uns behaupten eine aufgeklärte Gesellschaft zu sein, ist Homosexualität weiterhin ein Tabuthema über das leider noch allzu oft hinter vorgehaltener Hand geredet wird. Dies ist auch der einzige positive Aspekt, der mir aufgefallen ist, denn die Homosexualität hat die Autorin wirklich authentisch wiedergegeben und perfekt in die Geschichte eingeflochten. Und auch die Sorgen bezüglich des drohenden Verlustes der Arbeit nehme ich der Autorin bzw. der Protagonistin ab, dennoch wanderte die Autorin bei diesem Thema ebenfalls am Rand der Übertreibung. Ansonsten konnte ich mit der Protagonistin Charlie nicht viel anfangen, sie war mir unsympathisch und hat einen Hang zur naiven Albernheit.

Fazit
Leider traf das Buch nicht meinen Geschmack, die Handlung zog sich wie Kaugummi, sprich kaum bis keine Spannung, die Protagonistin wird wohl auch nie meine Freundin. Wirklich gut finde ich die Einarbeitung der Homosexualität, doch das Ruder rum reißen konnte die Autorin damit auch nicht mehr.

Bewertung vom 06.08.2011
Forbidden
Suzuma, Tabitha

Forbidden


ausgezeichnet

Lochan und Maya sind die zwei ältesten von insgesamt fünf Geschwistern. Seit dem der Vater die Familie verlassen hat und ans andere Ende der Welt gezogen ist und die Mutter ihren Tag entweder bei ihrem neuen Freund oder alkoholisiert verbringt, kümmern sich Maya und Lochan um die Jüngsten. Beide sind selbst noch Teenager, gerade mal sechzehn und siebzehn Jahre alt, und ersetzen dennoch die Elternfiguren, mit allen Pflichten und Aufgaben, die diese Rollen mit sich bringen. Alles ändert sich, als sie merken, dass die Liebe zwischen ihnen mehr ist als es zwischen Geschwistern sein sollte.

In Forbidden bricht Tabitha Suzuma mit einem Tabuthema und dabei geht es nicht nur um den Inzest zwischen Bruder und Schwester sondern auch um ein Bildnis einer vollkommen zerrütteten Familie mit Aussicht auf noch schlimmere Zeiten. Die Geschichte wirkte auf mich so realistisch, als hätte ich sie selbst miterlebt. Es ist alles so sensibel beschrieben, so einfühlend, so traurig, ich habe so viele Tränen über diesem Buch vergossen und das muss mir nicht unangenehm sein.
Suzuma schildert die Liebe zwischen Maya und Lochan so natürlich, dass ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen musste, dass die beiden Geschwister sind. Dabei wird Suzuma nie anstößig, pervers oder gar obszön. Mir erging es wie den beiden, es schien absolut richtig zu sein. Ich kann diese Gefühle sogar verstehen, die beiden waren nie „nur“ Geschwister, es war immer mehr und zuletzt waren sie Elternersatz.

Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet, sie passen alle zusammen und sind gut aufeinander abgestimmt. Sogar das mittlere Kind, der Querulant Kit hat seinen Platz in dieser Gemeinschaft. Ich konnte das Band, dass alle verbindet förmlich spüren, sie wirken alle so stark, trotz der bitteren Umstände und der schwachen Momente, die wohl jeder von ihnen hat. Die Mutter allerdings würde ich am liebsten an den Schultern packen und kräftig schütteln. Sie ist so sehr damit beschäftigt sich selbst zu bemitleiden, dass sie rein gar nichts von dem bemerkt was um sie herum vorgeht. Ihr letzter Versuch eine Mutter zu sein und etwas richtiges machen zu wollen, kommt mir vor wie ein schlechter Scherz.

Trotz der Schlichtheit trifft das Cover den Kern der Geschichte wie die Faust aufs Auge. Das Herz, geformt aus Dornenranken stellt für mich die Brisanz dieser Beziehung dar, das Gefährliche an dem man sich verletzen kann und die Rosenblätter symbolisieren die zarte, zerbrechliche Liebe, die es nicht geben darf.

Diese Frage bleibt: Wie kann sich etwas so Falsches so richtig anfühlen?

Fazit
Ich bin immer noch ganz aufgewühlt von diesem ergreifenden Buch. Es hat mich emotional komplett mitgerissen, überrascht und erschüttert. Eine herzzerreißende Geschichte, dass sich mit einem der größten Tabus der Gesellschaft befasst. Ich habe eine Geschichte erwartet, die ans Herz geht, aber Forbidden hat meine Erwartungen um einiges übertroffen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.