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Anna-Lena
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Moosburg an der Isar

Bewertungen

Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2025
Vego, Kristin

Spät am Tag


sehr gut

Atmosphärisch, melancholisch, mit einer starken weiblichen Hauptrolle

Der Roman wird von Johanne erzählt, einer Schriftstellerin, die eine starke Persönlichkeit ist. Weibliche Lust und weibliche Sexualität sind in dem Roman auf angenehme, unaufdringliche Weise ganz selbstverständliche Themen.

Die Geschichte ist atmosphärisch und melancholisch. Johanne erzählt von verschiedenen Phasen ihres Lebens auf einem Bauernhof im Norden. Hier hat sie, nachdem sie dem Trubel einer Großstadt entflohen ist, nicht nur ein Zuhause, sondern auch ihre große Liebe gefunden. Doch zu Mikael gehörten auch seine psychisch labile Exfrau und seine Tochter.

Im Buch wechseln sich Abschnitte, welche Vergangenes erzählen, mit Abschnitten, die in der Gegenwart verfasst sind, ab. In der Gegenwart lebt Johanne alleine in dem Haus, Mikael lebt nicht mehr und ihre einzige Gesellschaft ist Miez, eine betagte Katze, die schon lange mit der Familie auf dem Hof gelebt hat.

Ein berührendes, aber auch trauriges Buch.

Bewertung vom 25.08.2025
Collin, Philippe

Der Barmann des Ritz


sehr gut

Parallelwelt

Die Handlung beginnt mit dem Einmarsch der Deutschen in Paris während des zweiten Weltkriegs. Auf direktem Wege begeben sich viele hochrangige Armee- und Parteiangehörige ins Ritz, um dort die Eroberung Frankreichs zu feiern. Dort treffen sie auf den routinierten Barmann Frank Meier, der ihnen Champagner und besondere Cocktails serviert. Was die Deutschen nicht wissen dürfen: Frank Meier ist Jude, genauso wie sein Lehrling und die Frau des Hoteldirektors.

Der weitere Roman spielt während der Besatzungszeit. Während Paris immer weiter in Hunger, Armut und Elend versinkt, bleibt das Ritz eine Parallelwelt, in der sich die Reichen und Schönen zur Schau stellen und Cocktails trinken. Das Buch spielt fast vollständig im Ritz, weswegen es teilweise an ein Kammerspiel erinnert. Es fasst die Atmosphäre der Zeit auf eine äußerst feinfühlige Art ein. Gleichzeitig ist der Roman jedoch etwas langwierig, da es nicht allzu viel Handlung enthält. Spannend finde ich, dass es auf historischen Begebenheiten beruht.

Bewertung vom 15.08.2025
Collins, Tessa

Die Nelkentochter / Die Blumentöchter Bd.3


sehr gut

Fernweh

Die Nelkentochter ist der dritte Teil aus der Blumentöchter-Reihe von Tessa Collins. Man kann den Roman jedoch auch unabhängig von den anderen beiden Teilen lesen. Die Geschichten bauen nicht aufeinander auf, laufen nur nach einem ähnlichen Schema ab und die Hauptfiguren der ersten beiden Teile finden kurz Erwähnung.

Lali, die Cousine von Dalia und Soley, macht sich in dieser Geschichte auf die Suche nach ihrer Mutter, welche die Familie verlassen hat, als Lali noch ein kleines Mädchen war. Die Mutter ist in ihre Heimat Sri Lanka zurückgekehrt und genau dorthin reist Lali, um sie zu finden.

Die Beschreibungen des Landes sind wunderschön und machen richtig Lust, selbst dorthin zu reisen. Inhaltlich war mir das Buch etwas zu kitschig und die Beziehungen zwischen den Figuren etwas zu wenig vielschichtig. Lalis Mutter hat ihr einen Gedichtband hinterlassen, weswegen immer wieder Gedichte zitiert werden. Eine schöne Idee, die Gedichte allerdings hätten gerne etwas poetischer sein können. Dennoch ist das Buch schön und unterhaltsam.

Bewertung vom 05.08.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri


sehr gut

Familie auf Deutsch und auf Japanisch

Die Hauptperson und Ich-Erzählerin des Romans ist Aki, halb Japanerin, halb Deutsche. Schon immer zwischen beiden Kulturen, ihren geschiedenen Eltern, ihren konservativen deutschen und ihren japanischen Großeltern hin und hergerissen, erzählt sie ihre Geschichte und die Geschichte ihrer Familie.

Jedes Kapitel trägt einen japanischen Titel, welcher jedoch in der Inhaltsangabe übersetzt wurde. Auch für im Roman vorkommende japanische Wörter gibt es ein Glossar. Die Kapitel sind zweigeteilt, der erste Teil beschreibt Geschichten aus Akis Kindheit, Jugend und ihrem jungen Erwachsenenalter. Bunt durchgewürfelt finden sich verschiedene Szenen aus ihrem Leben. Der zweite Teil der Kapitel spielt in der Gegenwart. Akis Großmutter ist verstorben, weswegen sie mit ihrer demenzkranken Mutter ein letztes Mal nach Japan reist.

Das Buch hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Es war unterhaltsam und hat gleichzeitig zum Nachdenken angeregt. Dennoch hat mir ein roter Faden gefehlt.

Bewertung vom 07.07.2025
Zwickau, Dora

Gesellschaftsspiel


weniger gut

Interessante Idee, schwierige Umsetzung

Die Idee des Romans ist auf jeden Fall spannend und interessant. Ein Tech-Milliadär möchte eine alternative Gesellschaftsform ausprobieren und sucht sich hierfür die Stadt Weimar im Osten Deutschlands aus. Mittendrin drei Frauen, welche der Tod ihrer Mutter beziehungsweise Schwester wieder zusammenführt.

Die Geschichten der drei Frauen, welche abwechselnd in dem Roman als Erzählerinnen zu Wort kommen, wird mit den gesellschaftlichen Umbrüchen verwoben.

Leider war mir die Darstellung der alternativen Welt, die Kritik daran und die generell damit verbundene Kritik an unserer heutigen Gesellschaft zu vage und zu wenig konkret. Der Roman ist häufig verwirrend und es entsteht kein kohärentes Bild. Mit den Hauptfiguren jedoch konnte man sich als Leser gut identifizieren, sie sind interessante Persönlichkeiten.

Bewertung vom 07.07.2025
Weber, Elena

Divisio


ausgezeichnet

Freundschaft in einer skrupellosen Welt

Raya leidet unter einer seltsamen Erkrankung, welche es erfordert, dass sie jede Nacht zwölf Stunden lang in einem Schlaflabor schläft. Eines morgens wacht sie nach einem furchtbaren Alptraum dort auf... und der Alptraum schlägt Wellen in ihre Realität. Eine skrupellose Firma versucht die Welt nach ihren Vorstellungen zu verändern, verschiedene Antihelden konkurrieren miteinander und Raya und ihre Freunde befinden sich im Fadenkreuz mehrerer Mächte.

Diviso ist ein spannender, schneller und abwechslungsreicher Science Fiction Roman, der sich an Jugendliche und junge Erwachsene richtet. Er spielt circa 30 Jahre in der Zukunft. Viele Kapitel sind aus Rayas Perspektive geschrieben, eine junge Studentin, die versucht, ihren Traumjob zu ergattern. Doch auch andere Protagonisten, beispielsweise ihr bester Freund Daniel kommen zu Wort. Rayas Lebenswelt ähnelt dem vieler Jugendlicher heutzutage, was es leicht macht, sich mit der Protagonistin zu identifzieren.

Teilweise hat der Roman kleine logische Lücken, was ihn aber nicht weniger lesenswert macht. Ich kann ihn sehr empfehlen!

Bewertung vom 23.06.2025
Maury , Avril

Noch fünfzig Sommer mehr


sehr gut

Melancholisch

Auch wenn die Jahreszeit "Sommer" im Titel steckt und der Roman im Sommer erschienen ist, passt er thematisch meiner Ansicht nach eher in den Herbst. Die Geschichte ist traurig, melancholisch und gleichzeitig inspirierend und berührend.

Eleni ist eine junge Frau, die von Ängsten, Sorgen und Melancholie begleitet wird. Sie lebt zurückgezogen im Haus ihrer verstorbenen Großeltern, bis sie eines Tages Theo trifft, der ihr dabei hilft, einerseits ihre Lebensfreude wiederzuentdecken und andererseits auch ihre melancholische Seite liebt. Als Theo sehr plötzlich stirbt, bricht für Eleni eine Welt zusammen und sie verlässt kaum noch das Haus. Auch der wunderschöne Garten, den Theo angelegt hat verkümmert. Bis eines Tages immer wieder Blumen vor ihrer Haustür steht und Eleni den Weg zurück ins Leben weist.

Einige Kapitel beschreiben Elenis Kindheit, in der sie ein mutiges und aufgewecktes Kind war. Immer wieder gibt es auch Rückblicke zu wunderschönen Augenblicken aus der gemeinsamen Zeit von Eleni und Theo. Diese hätten meiner Meinung nach etwas besser gekennzeichnet sein können, meist folgten sie innerhalb eines Kapitels direkt auf Szenen in der Gegenwart, was etwas verwirrend war.

Als Leser fragt man sich ständig, wer wohl der mysteriöse Blumenbote ist und wie aus der aufgedrehten kleinen Eleni die traurige erwachsene Eleni geworden ist. Das macht das Buch zusätzlich spannend. Ich kann es definitiv empfehlen, wie gesagt jedoch eher für die Herbstmonate.

Bewertung vom 23.06.2025
Russ, Rebecca

Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein


sehr gut

Ein leider etwas unrealistischer Pageturner

Vor zwei Jahren bin ich selbst den Kungsleden gewandert und fand es deswegen super spannend, ein Buch zu lesen, das auf diesem weltberühmten Wanderweg spielt. Leider wurden meine Erwartungen etwas enttäuscht. Die Geschichte war zwar wirklich super spannend und ein richtiger Pageturner, die Beschreibungen des Abschnitts auf dem Kungsleden leider sehr unrealistisch. Einige Gefahren, vor allem in Bezug auf gefährliche Tiere, die in dem Roman beschrieben werden, existieren de facto in der Region nicht. Auch ist der Abschnitt zwischen Hemavan und Ammarnäs sehr häufig begangen und schon wenige Kilometer nach Ammarnäs gibt es nicht nur eine Schutzhütte, sondern eine bewirtschaftete Hütte, die in dem Roman keine Erwähnung findet, da die Handlung sonst keinen Sinn mehr ergeben würde. Die Autorin hat in der Widmung erwähnt, dass sie in Schottland wandern war, um sich auf den Roman einzustimmen, besser wäre es wohl gewesen, sie wäre wirklich den im Roman thematisierten Abschnitt des Kungsleden gegangen!

Dennoch hat mir das Buch im Großen und Ganzen gefallen. Wer den Kungsleden nie gewandert ist, wird sich auch über die oben beschriebenen Details nicht ärgern. Besonders gut fand ich den Wechsel zwischen Beschreibungen in der Gegenwart und den Erfahrungen der Ich-Erzählerin beim Kennenlernen ihres Partners in der Vergangenheit, die dem Leser zunehmende Schauer über den Rücken jagt.

Bewertung vom 09.06.2025
Hincenbergs, Sue

Very Bad Widows


ausgezeichnet

Pam und ihr Pad Thai

Ein kleiner Kritikpunkt vorab: Den Titel des Romans finde ich etwas ungünstig gewählt, man denkt dabei schnell an einen pornographischen Roman. Abgesehen davon ist das Buch aber wirklich sehr zu empfehlen. Es ist skurril, lustig, spannend, an manchen Stellen aber auch tiefsinnig und romantisch. Zudem gibt es zahlreiche oft sehr unerwartete Wendungen, was den Roman zu einem richtigen Pageturner macht.

Was mir am besten gefallen hat, waren die unterschiedlichen, liebevoll konzipierten Hauptfiguren. Da gibt es die Frauenclique bestehend aus Pam, Nancy, Shalisha und Marlene. Immer wieder musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass die vier alle schon über 60 Jahre alt sind, da sie so aufgeweckt und energetisch sind. An manchen Stellen merkt man ihnen ihr Alter dann aber doch wieder an. Dazu gehören ihre Partner Hank, Larry, Andre und Dave. In allen vier Ehen kriselt es gewaltig seit eine Fehlinvestition der Männer alle Paare in den finanziellen Ruin getrieben hat. Ist das Grund genug, um jemanden aus dem Weg schaffen zu wollen? Dann gibt es noch Padma, die Casino-Besitzerin, die endlich aus dem Schatten ihrer Mutter heraustreten möchte, und letztendlich Hector und Brenda. Die beiden führen eine wirklich glückliche Ehe. Happy wife, happy life, lautet Hectors Motto. Ist er wirklich nur ein einfacher Herrenfriseur?

Der Roman ist jedenfalls kein einfacher, schlichter Unterhaltungsroman sondern wirklich etwas Besonderes!

Bewertung vom 19.05.2025
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


sehr gut

Eine Geschichte in C-Moll

Arkadia Fink ist ein außergewöhnliches junges Mädchen. Sie wird lieber Moll genannt als Arkadia, ihre Lieblingsnote ist das zwei gestrichene C, sie hat ein außergewöhnliches Gespür für Musik und sie ist sehr selbstbewusst. Seit einigen Monaten wartet sie nun schon darauf, dass ihre Mutter, die "nur kurz weggegangen ist", zurückkehrt. Ihrem Vater hat dieses Verschwinden sehr zugesetzt. Er arbeitet nicht mehr und hat sich zurückgezogen. Arkadia jedoch glaubt fest daran, dass ihre Mutter zurückkehrt, wenn sie es nur schafft, mit einem Knabenchor aufzutreten.

Der Roman ist aus der Perspektive von Arkadia geschrieben. Auffällig ist, dass sie stets das Präsens verwendet, wenn sie von ihrer Mutter berichtet. Die Mutter scheint psychisch sehr belastet zu sein, was beim Lesen teilweise ein leichtes Bedrohungsgefühl ausgelöst hat. Das Ende war letztlich zu erwarten, die genauen Begebenheiten jedoch schockierend. Dennoch ist das Buch durchaus lesenswert, es ist interessant, unterhaltsam, während es gleichzeitig ein wenig verstörend ist.