Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Brigitta
Wohnort: 
Pohlheim

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 09.11.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


sehr gut

Was passiert:
Fredrika Storm ist gerade erst in ihre Heimat zurückgekehrt, als auch ihr auch schon die erste Ermittlung übertragen wird.
Ihren neuen Kollegen Henry Calment kennt sie noch gar nicht, dafür kennt sie aber Zeugen und mögliche Verdächtige zu gut.
Nicht nur das Gun, ihre Großmutter den Tod der jungen Nomi mit angesehen hat, auch ihr Vater könnte zu dem Kreis der Verdächtigen zählen.
Doch damit sticht Fredrika in ein Wespennest, denn Nomis Tod scheint eine Verbindung zum Verschwinden von Fredrikas Mutter zu haben ....


Fazit:
Fredrika ist eine talentierte Ermittlerin, die einerseits still und zurückhaltend ist und sich aber anderseits auch manchmal zu taktlos und forsch an Menschen und Vorgängen festbeißen kann.
Sie kämpft noch mit Dämonen die sie aus Stockholm mitbrachte aber auch in Harlösa wachen die Dämonen wieder auf, die Jahrzehnte schwiegen.
Ab einem bestimmten Punkt trat Nomi als Opfer in den Hintergrund und Fredrika versuchte das Geheimnis um das Verschwinden ihrer Mutter zu lösen. Damit bekam das Buch auch den Charakter eines Familiendramas. Ich kann jetzt nicht wirklich sagen ob "Schwarzvogel" mehr ein Krimi mit dem Touch eines Familiendramas war oder ob es ein Familiendrama ist, das mit Crime und Spannung unterlegt wurde.
Wahrscheinlich ist "Schwarzvogel" beides: Krimi und Familiendrama.
Mir hat Fredrika mit ihrem Biß und ihrer Hartnäckigkeit sehr gut gefallen, hoffe aber, dass sie im zweiten Band etwas Lebendiger wird.
Besonders gut haben mir die Beschreibungen von Lund und Umgebung gefallen. Da ich diese Stadt und die Gegend kenne, war es wie ein Spaziergang auf vertrauten Straßen und das hat mir großen Spaß gemacht.
Insgesamt hat Frida Skybäck einen soliden Krimi geliefert der Lust auf den zweiten Band macht.

Bewertung vom 14.10.2023
Die Spur im Fjord / Hildur Bd.1
Rämö, Satu

Die Spur im Fjord / Hildur Bd.1


ausgezeichnet

Was passiert:
Hildur ist Polizistin in den isländischen Westfjorden. Die Gegend ist eher ruhig und genau das sucht Hildur: Ruhe.
Vor 25 Jahren verschwanden ihre Schwestern spurlos und bis heute hat Hildur das Unglück nicht verwunden.
Nun läuft ihr Leben in recht geordnete Bahnen, sie hat ihren Job bei der Polizei, fährt einmal pro Woche zu ihrer Tante, der letzten noch lebenden Verwandten und ab und zu geht sie mit ihrem Nachbarn ins Bett.
Diese Beschaulichkeit stört noch nicht mal der neue Austauschkollege Jakob Johanson. Er ist nett und stellt sich nicht schlecht an.
Dieser ruhige Alltag wird jedoch jäh unterbrochen als eine Lawine nahe des Ortes abgeht und mehrere Sommerhäuser unter sich begräbt.
In einem dieser Häuser schienen sich Menschen aufgehalten haben und bei dem Versuch sie zu retten stoßen Hildur und Jakob auf eine Leiche.
Es ist Jon, der bekannt dafür ist Drogen an jugendliche Männer zu verteilen und dafür sexuelle Dienste fordert.
Doch Jon wurde nicht durch die Lawine getötet, vielmehr wurde ihm nicht lang vor dem Lawinenabgang die Kehle durchgeschnitten ...

Fazit:
Ein toller isländischer Krimi, der mich nicht nur gut unterhielt sondern auch richtig Lust auf eine Reise nach Island gemacht hat.
Satu Rämö hat die Landschaft Islands so eindringlich und bildhaft beschrieben, stellenweise fuhr ich fast selbst im Polizeiwagen durch die Fjorde Westislands.
Hildur passt hervorragend in die beschriebene Landschaft, stellenweise verschmilzt ihre Persönlichkeit förmlich mit der Umgebung.
Der Fall selbst hat etwas gebraucht um in die Gänge zu kommen, als bei Seite 120 noch immer nicht nennenswertes passierte wollte ich mir schon erlauben genervt zu sein. Zum Glück tat ich es nicht, denn nun nahm die Geschichte richtig Fahrt auf.
Ich verstand dann auch die lange und langsame Einführung, es war wichtig die verschiedenen Persönlichkeit erst einmal richtig kennen zu lernen um ihnen durch das Buch folgen zu können.
Der Fall ist tragisch und böse und passt somit sehr gut zu Hildur und Jakob, die beide große Verluste erlitten und damit auch irgendwie tragische Persönlichkeiten sind.
Oft sind Ermittlerpaare sehr gegensätzlich, hier ist das gar nicht so. Hildur und Jakob ergänzen sich, ähneln sich aber auch in gewisser Weise. Mir hat das sehr gut gefallen, denn manchmal streßt es schon wenn man beim Lesen ständig zwischen gegensätzlichen Charakteren hin und her switchen muss.
Mir haben beide Ermittler sehr gut gefallen und ich freue mich das Hildur nicht nur einmal ermittelt, sondern dass noch weitere Bände zu erwarten sind.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.01.2023
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Henning Bauer scheint vom Glück gesegnet zu sein, nicht nur das er den diesjährigen Nobelpreis für Literatur erhält, er feiert auch 50 Jahre glückliche Ehe mit seiner Frau.
Anlässlich der goldenen Hochzeit veranstaltet er ein großes Fest, zu dem alle seine Freunde und liebgewordene Nachbarn eingeladen sind. Unter den Gästen sind auch die Schriftstellerin Erica Falck und ihr Mann der Polizist Patrik Hedström. Einzig Rolf Stenklo, ein alter Freund der Bauers bleibt der Feier fern und das obwohl er selbst in Fjällbacka ist und nur einige Meter von der Feier entfernt eine Ausstellung vorbereitet.
Am Morgen nach der Goldhochzeit wird Rolf ermordet in seiner Galerie gefunden, er wurde mit einer Nagelpistole in den Kopf geschossen.
Obwohl die Galerie in Sichtweite der Feier liegt, hatte niemand den Mord oder den Mörder bemerkt.
Patrik Hedström, der die Ermittlungen aufnimmt tappt von Anfang an im Dunklen.
Erica hingegen bekommt durch Rolf Stenklo Stoff für ein neues Buch, denn Rolf hatte irgendetwas mit dem Mord an Lola und ihrer Tochter Pytte zu tun. Doch dieser Mord liegt 40 Jahre zurück und kaum jemand erinnert sich an Lola oder die Umstände ihres Todes.
Während Mellberg und Hedströms Kollegin Paula völlig gefangen in der Krebsdiagnose von Rita sind und Erica auf dem Weg nach Stockholm ist, passiert auf einer kleinen Insel vor Fjälbacka das nächste Verbrechen im Dunstkreis um Henning Bauer ....


Fazit:
Dies ist der 11. Band um Erica Falk und die Story funktioniert immer noch. Hier kam kein bißchen Langeweile auf und ich hatte keinen Moment das Gefühl, dass die Geschichte am Ende ist und nur künstlich am Leben gehalten wird. Im Gegenteil, "Kuckuckskinder" hat mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten.
Ganz besonders haben mich die Beschreibungen des Ortes und der Inseln vor der Küste fasziniert, denn im vergangenen Sommer habe ich die Westküste Schwedens bereist und fühlte mich in den Beschreibungen sofort zu Hause.
Wie immer in den Fällen im beschaulichen Fjällbacka passiert ein grausames Verbrechen, dessen Ursprung in längst vergangenen Zeiten liegt. Die Vergangenheit und die Gegenwart liegen für eine kleine Zeit sozusagen auf der gleichen Zeitlinie, was hier im Krimi durch regelmäßige Rückblicke in Lolas Leben geschieht.
Ich mag Camilla Läckbergs Krimis sehr und auch diesen Krimi mochte ich gerne lesen.
Mir gefällt, dass Läckberg spannende Krimis liefert, die ihre Spannung nicht aus den Taten alleine beziehen, sondern aus der Interaktion der Menschen und den Ergebnissen ihrer Taten.
Vielleicht weil der ewig währende Wunsch, dass keine Tat ungesühnt bleibt hier erfüllt wird, oder weil Erica und Patrick auch nach vielen Ehejahren noch glücklich miteinander leben, oder vielleicht auch weil den Guten früher oder später Gutes geschieht, oder weil die Fjällbacka-Reihe auch für Fans nicht ganz so blutiger Krimis gut geeignet ist ...
Auf jeden Fall hat sich das jahrelange Warten auf Band 11 gelohnt und ich hoffe, es dauert nicht wieder vier Jahre bis der nächste Band erscheint.

Bewertung vom 12.11.2022
EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


sehr gut

Was passiert:
Jan Kazanski ist raus aus dem Geschäft. Zu viel Alkohol und Aggressionen bescherten ihm das Abstellgleis.
Dann bekommt er eine letzte Chance, er soll in Krakau die Informantin "Die Witwe" finden. Allerdings arbeitet er unter dem Radar, seine Mission ist nicht offiziell.
Kaum in Krakau angekommen fliegt sein Mietwagen in die Luft, er entkommt der Bombe nur durch Zufall.
Jemand scheint mit allen Mitteln verhindern zu wollen, dass er der Witwe auf die Spur kommt.
Ist es Xenia, die angebliche Produktionschefin einer Bekleidungsfirma, die sich vom zweiten Tag an an seine Fersen heftet? Ist es die Witwe selbst, die nicht gefunden werden will?
Je näher Kazanski der Witwe kommt, desto mehr entfernt er sich von ihr ...


Fazit:
Spannend, actionreich und so ganz anders als die bekannte "Oxen"-Reihe von Jens Henrik Jensen.
Jan Kazanski ist zwar auch eine gescheiterte Existenz, auch in "East" geht es um Verschwörungen und alte Feindschaften, aber "East" ist rauher, roher als "Oxen".
Nichtsdestotrotz ist es ein guter Krimi mit viel ostalgischem Charme und einer ordentlichen Prise "James Bond".
Die Geschichte wird aus Jans Perspektive erzählt, aber man kann bisweilen auch Xenia beobachten und ab und zu führt uns ein Handlungsstrang zu "Sibi" und seinem Gefangenen, der sich anfangs aus der Ferne mit Jan beschäftigt. Allerdings wird Sibi selbst beobachtet und verfolgt.
Also ihr merkt, es ist alles etwas verzwickt.
Auch wenn man betrachtet wer alles in diesem Agentenroman eine Rolle spielt merkt man: ein wenig Konzentration beim Lesen ist förderlich ;). Die Orte sind z.B. Barcelona, Ukraine, Moskau, Krakau und USA und es spielen Polen, Russen, Dänen,US-Amerikaner und Iraner eine Rolle.
Jens Henrik Jensen bewegt sich mit diesem Thriller förmlich durch Raum und Zeit, über 70 Jahre alte Verbrechen des 3. Reiches spielen ebenso eine Rolle, wie der Kalte Krieg oder neue Feindschaften zwischen dem Iran und den USA.
Es ist also ordentlich was los in diesem Buch.
Nach und nach sortiert sich das Geschehen und läuft auf ein gemeinsames Zentrum zu .... welches wird nicht verraten ;)
Ich habe "East" gerne gelesen, finde aber die anderen Krimis und Reihen von Jensen stärker, übersichtlicher und flüssiger.

Bewertung vom 28.10.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


ausgezeichnet

Inhalt:
Jóhanna sucht mit der Bergwacht im tief verschneiten isländischen Hochland nach einer Gruppe vermisster Wanderer. Nahe einer Schutzhütte finden sie die entkleidete Leiche einer Frau. Die Leiche weist keine Verletzungen auf, also scheint sie wohl erfroren zu sein.
Doch warum verließ die Frau unbekleidet die Hütte und kehrte dann nicht schutzsuchend zurück?
Das Rettungsteam findet durch die Suche mit Drohnen auch die Zelte der restlichen Wanderer und diese Zelte sind verlassen, zum Teil sogar zerschnitten.

Dröfn, ihr Mann und ein befreundetes Ehepaar sind „Städter“ die mit der isländischen Natur nicht viel zu tun haben. Eine Wanderung durch die verschneite Landschaft ist eigentlich gar nicht so ihre Sache, aber eine Idee, die im betrunkenen Zustand entwickelt wurde, bringt die zwei Paare mitten in die abgelegene Bergwelt.
Die Gruppe bricht verkatert und lustlos auf und ihre erste Station, eine Berghütte verspricht weder Komfort noch Behaglichkeit.Im Gegenteil, vor der Hütte finden sie eine Mütze und in der Hütte liegt ein Anorak. Wer geht bei dieser Kälte ohne Anorak ins Freie und lässt seine Mütze im Schnee liegen?
Dröfn fühlt sich von Anfang an unwohl in der Hütte, sie hört Stimmen und hat das Gefühl, als wenn noch Jemand in und um die Hütte herum ist.

Hjövar arbeitet in der isländischen Radarstation. Sie liegt einsam in den Bergen und Hjövar arbeitet seine Schichten oft alleine. Das macht ihm nichts aus, er kann mit Einsamkeit gut umgehen.
Während der Suchaktion der Bergwacht kommen die Hubschauer regelmäßig zum Auftanken auf das Gelände der Radarstation. Abgesehen von den Hubschrauberpiloten und ihm selbst dürfte sich niemand auf dem Gelände aufhalten und doch hat Hjövar das Gefühl nicht alleine zu sein. Das Türsprechanlage klingelt obwohl niemand an der Tür ist und die Gegensprechanlage schon lange abgeklemmt wurde, Schatten huschen und auch die Stationskatze verhält sich eigenartig.
Hjövars Vorgänger nahm sich nach erheblichen psychischen Problemen das Leben und jetzt erkennt Hjövar das er exakt das gleiche Verhalten an den Tag legt, wie sein Vorgänger kurz vor seinem Selbstmord.
Etwas passiert im isländischen Winter und dieses Etwas fordert Menschenleben .....


Fazit:
Ich bin riesengroßer Fan der Reihe um Huldar und Freyja und war total neugierig, ob Yrsa Sigurdardóttir mich auch fernab von Reykjavik und Huldar begeistern kann.
Dieses Buch ist anders als die vorangegangene Reihe, aber auf keinen Fall schlechter. Anders halt.
Statt wie Kriminalroman mit Täter, Opfer und Tätersuche wirkt „Schnee“ eher mit dem was man nicht sieht, was nicht benannt wird. Yrsa spielt mit etlichen Gruselfaktoren und dem Vertrauen in die eigenen Wahrnehmungen. „Habe ich das jetzt gehört?“, „War dort ein huschender Schatten?“ ..... und sofort hörte ich auch Geräusche und sah wehende Vorhänge wo weder Geräusch noch Bewegung sein konnten ;)
Von daher war „Schnee“ für mich schon fast ein „MitMach-Buch“ :D , denn ich habe mich teilweise reichlich gegruselt.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt. Der Leser sieht was Jóhanna mit der Bergwacht findet, was gleichzeitig auf Hjövars Radarstation passiert und was die Wanderer eine Woche zuvor erleben. Diese drei Perspektiven verdichten die Story.
Je dichter die Atmosphäre wurde und je unerklärlicher die Vorgänge, desto mehr wollte ich endlich wissen, was dort passiert.
Es kommt eine Auflösung, aber diese ließ meiner Fantasie noch genug Spielraum, dass zwar das Buch zu Ende war, aber meine Bilder im Kopf noch weiter mit der Story spielen durften.
Ich habe das Buch verschlungen und Yrsa Sigurdardóttir hat mich auch fernab von Reykjavik und Huldar überzeugt

Bewertung vom 23.05.2022
24. Februar... und der Himmel war nicht mehr blau
Shashenok, Valeria;@VALERISSSH

24. Februar... und der Himmel war nicht mehr blau


ausgezeichnet

23.02.2022: 20 Jahre jung, ein Leben in der Großstadt, Träume deren Erfüllung zum Greifen nahe ist, Freunde, Reisen, Social Media, pulsierendes Leben.

24.02.2022: 20 Jahre jung, versteckt im Bombenschutzkeller, Tod vor Augen, Tod und Zerstörung rundherum, Social Media

Ein Tag der alles veränderte und die Welt von Valeria Shashenok, die aus sonnenblumengelben Feldern gekrönt mit blauen Himmel bestand, in eine Welt voller Zerstörung, Unsicherheit und Tod transformierte.
Valeria Shashenok erzählt in "24. Februar ..." wie der Krieg sie überraschte, wie ein einzelner Mann ihre Welt veränderte und wie sie versucht mit diesen neuen Bedingungen zu leben.
Das Buch hat fast den Charakter eines Tagebuches und baut stellenweise eine unglaubliche Nähe zur Autorin auf, so nah, dass man förmlich ihre "Map of Dreams" vor Augen hat und die köstlichen Gerichte ihrer Mutter riechen kann.
So nah, dass der Schmerz über den Tod ihres Cousins in der eigenen Seele brennt ...

Valeria ist eine junge, moderne Frau die binnen Stunden aus der bunten Welt der sozialen Medien in den archaischen Zustand eines Angriffskrieges katapultiert wurde und in "24. Februar ...." ihr neues Leben in Form kurzer Kapitel über ihren Alltag und ihre Gedanken/Gefühlswelt beschreibt.
Die Kapitel sind wirklich sehr kurz, manchmal springen ihre Gedanken zusammenhangslos, um dann drei Sätze weiter doch einen Zusammenhang zu präsentieren.
Das verstärkt den Eindruck eines Tagebuches, das die Gedanken und Gefühle des Augenblicks einfängt und nicht das Ziel hat irgendwann chronologische korrekte Prosa zu werden.

Das Buch gewährt einen kleinen Blick in die ukrainische Seele, in das Bangen und Hoffen, in Wünsche und Sehnsüchte einer jungen ukrainischen Frau, die nun entwurzelt um das Überleben ihrer Familie, ihrer Freunde und ihres Volkes fürchtet.

Und doch ist das Buch nicht den Menschen in der Ukraine gewidmet, das Buch ist dem russischen Volk gewidmet, dass zum großen Teil noch an eine "Spezialoperation" glaubt und nicht wahrhaben möchte dass ihre Söhne brutale Gewalt und unendlichen Schrecken über die Menschen in der Ukraine bringen.
Dieses kurze und sehr eindringliche Buch gibt den unpersönlichen Bildern aus den Nachrichten eine Stimme und ein Gesicht und vor allem, es verleiht dem Schrecken des Krieges authentische Gefühle eines echten Menschen .... Gefühle die wir innerhalb der emotionslosen Berichterstattung allzuoft verlieren.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2020
Die verstummte Frau / Georgia Bd.10
Slaughter, Karin

Die verstummte Frau / Georgia Bd.10


ausgezeichnet

Inhalt:
Daryll Nesbitt nutzt einen Gefängnisausfstand seiner Mithäftlinge um Kontakt zum GBI aufzunehmen. Er bietet Informationen über Handyschmuggel im Gefängnis, dafür soll das GBI seinen Fall neu untersuchen. Will Trent ist erst weniger an dem Handel interessiert, spielt doch Jeffrey Tolliver, der verstorbene Mann seiner Partnerin Sara Linton, eine große Rolle, doch die Indizien, die Nesbitt vorlegt, sprechen für einen folgenschweren Justizirrtum.
Nesbitt legt Informationen über mindestens acht weitere Morde vor, die er selbst nicht begannen haben kann, da er im Gefängnis saß.
Will Trent beginnt neu zu ermitteln und holt fast sofort Sara mit ins Team, sie hatte vor acht Jahren den ersten Fall untersucht.
Je mehr Trent und Linton in Erfahrung bringen, desto deutlicher wird, dass im Grand County schlampig ermittelt wurde und Jeffrey Tolliver ganz tief mit drinnen steckte.
Die Auseinandersetzung mit den Ermittlungen ihres verstorbenen Mannes gehen Sara sehr nahe, aber noch näher geht ihr, dass sie und Will in einer schweren Krise stecken.
Sara muss nicht nur ihr Bild von Tolliver revidieren, sie scheint nun auch noch den neuen Mann an ihrer Seite zu verlieren.


Fazit:
Spannend, abgründig und absolut fesselnd.
Vorab gesagt: ich liebe die Reihe um Sara Linton und mir hat bisher jedes Buch gefallen.
Trotzdem hatte ich bei den letzten beiden Bänden ein wenig das Gefühl, als wäre die Georgia-Reihe auserzählt.
Nein, ist sie nicht. Das hat Karen Slaughter mit "Die verstummte Frau" eindeutig bewiesen.
In diesem Thriller bedient sich Slaughter zwar an Fällen von Jeffrey Tolliver und Lena Adams, aber schafft es damit die Georgia Reihe endgültig in eine "Post-Tolliver Ära" zu führen.
Die (Mord)Fälle an sich sind gewohnt abgründig, vielleicht sogar noch ein bisschen abgründiger als wir es gewohnt sind, aber genau das scheint die Verfehlungen von Jeffrey und Lena um so schwerer wirken zu lassen.
Die Story wird umgeben von reichlich Beziehungsproblemen zwischen Will und Sara. Diese Probleme mussten früher oder später auftauchen um der Beziehung eine gewisse Verbindlichkeit zu geben.
Mir gefallen Linton, sowie auch Trent als Hauptfiguren sehr gut, als Partner allerdings hakelt es zwischen den Beiden. Das gibt der Beziehung aber eine gewisse Würze und verhindert, dass hier "Sex&Crime" zu sehr in den Vordergrund rücken.
Alles in allem hat mich "Die verstummte Frau" sehr gut unterhalten und mir gezeigt, dass die Georgia-Reihe noch sehr lange weitergehen kann, ohne dass es langweilig wird.

Bewertung vom 17.11.2019
Der Fuchs
Forsyth, Frederick

Der Fuchs


ausgezeichnet

Frederick Forsyth kann es immer noch!
Mit über 80 Jahren schreibt er immer noch Romane die fesseln und spannende Unterhaltung bieten.
Vielleicht merkt man an seinen Beschreibungen der modernen Technologien schon ein kleines bißchen, dass dieses Internet noch ein wenig "Neuland" für Forsyth ist, aber das tut der Spannung keinen Abbruch.
Interessant finde ich, dass Frederick Forsyth nun schon zum zweiten Mal einen autistischen "Nerd" ins Rennen schickt.
Luke, der geniale Hacker, ist absolut absichtslos. Er hat aufgrund seines Wesens gar kein Interesse an Ruhm, Ehre und Reichtum. Er hätte die Möglichkeit sich Ruhm und Reichtum in irgendeiner Weise mit seinen Fähigkeiten zu beschaffen, aber das will er gar nicht.
Auch möchte er die beschafften Informationen gar nicht verwerten.
Er tut einfach was er tut.
Damit unterscheidet er sich zum Beispiel von Whistleblowern, die die erlangten Informationen verwerten.
Allerdings sind die Whistleblower keine Instrumente für Geheimdienste .... im Gegenteil.
Luke aber soll zu einem Instrument gemacht werden und durch seine Fähigkeiten die Machtgefüge der Staaten beeinflussen.
Die Personen waren allesamt gut gezeichnet, ob es Luke war oder der alternde Sir Adrian, der in diesem Roman noch mal richtig zum Zuge kommt.
In vielen Situationen hat Forsyth auf real existierende Politiker zurück gegriffen und einige in einem nicht besonders guten Licht erscheinen lassen.
Allerdings ist hier Trump, meiner Meinung nach, etwas zu gut weggekommen und Edward Snowden etwas zu schlecht....
Aber das ist meine persönliche Meinung, und Foryth hat diesbezüglich anscheinend eine andere Sicht auf die Dinge.
Frederick Forsyth hat hier einen spannenden Agentenroman geliefert, der in die heutige Zeit passt.
Mich der Roman auf jeden Fall super unterhalten und ich hatte richtig Spaß beim Lesen.

Bewertung vom 27.04.2019
Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1
Läckberg, Camilla

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1


ausgezeichnet

Kurze Zusammenfassung:
Faye lebt ein perfektes Leben. Sie hat einen unglaublich erfolgreichen und gut aussehenden Mann, eine entzückende Tochter, ausgewählte Freunde und sie ist sehr reich.
Doch Fayes Leben ist nicht perfekt. Die Fassade ihres Lebens ist glanzvoll und perfekt, doch alles hinter der Fassade wird jeden Tag maroder und droht zusammenzubrechen.
Als dann dieser Tag kommt, bleibt Faye nichts anderes übrig als mit aller Kraft zu retten was zu retten ist.
Darin hat Faye, die eigentlich gar nicht Faye ist, Übung.
In ihrem alten Leben als schlichte und arme Mathilde hat sie schon einmal gerettet was zu retten ist und hat sich förmlich wie ein Phoenix aus der Asche als reiche, elegante Faye wiedergeboren
Doch Faye hat einen machtvollen Gegenspieler, der nicht bereit ist, Faye das zu geben was ihr zusteht …

Fazit:

Camilla Läckberg hat hier einen spannenden Roman um eine unfassbar starke und zielstrebige Frau geschaffen, der mich absolut gepackt und gefesselt hat.
Fayes Geschichte wird durch Szenen in der Gegenwart und Rückblicke in die Vergangenheit lebendig und nachvollziehbar erzählt.
Der Leser versteht, warum Faye so handelt wie sie handelt. Er versteht nicht unbedingt wieso sie so geworden ist, dazu gehen die Rückblicke nicht tief genug, aber der Leser erkennt was Faye zu verlieren hat und wodurch sie gelernt hat so zu kämpfen.
Faye war nicht durchgehend sympathisch, aber da die anderen Protagonisten zum Teil so richtig üble Persönlichkeiten hatten, lag Faye mit ihren abgebrühten und taktischen Wesen trotzdem immer im Vorteil.
Camilla Läckberg erzählt hier von Menschen, die Fassade immer vor Menschlichkeit stellen und Geld immer vor Herz und Liebe.
Auch Faye erscheint lange so, aber irgendwann versteht man, dass das eigentliche Ziel ein ganz anderes ist.
Aber von diesem Ziel will ich jetzt gar nichts mehr schreiben …
Mir hat dieser Roman unheimlich gut gefallen und ich hoffe das Camilla Läckberg noch mehr solcher beeindruckender Romane schreibt.

Bewertung vom 27.01.2019
Das Schweigemädchen
Norebäck, Elisabeth

Das Schweigemädchen


ausgezeichnet

Kurze Zusammenfassung:
Stellas Tochter Alice verschwand vor 20 Jahren. Alice war noch ein Baby als in einem unaufmerksamen Moment scheinbar der Kinderwagen umfiel und Alice in einem See ertrank.
Alice hat ein Grab und gilt als tot, doch ihren Körper hat man nie gefunden.
Stella brauchte sehr lange um über diesen Verlust hinwegzukommen und nun verdrängt sie ihn. Sie hat nie nach anderen Möglichkeiten gesucht, obwohl sie immer wieder mit dem Gedanken spielte, dass Alice noch am Leben sein könnte.
Stella hat nie nach Alice gesucht, sie musste vielmehr hart daran arbeiten ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Nun ist Stella in ihrem Leben angekommen. Mit ihrem Mann hat sie einen Sohn, die Ehe ist glücklich und als Therapeutin ist Stella erfolgreich.
Eines Tages erscheint Isabella, eine neue Patientin, in Stellas Praxis und Stella gerät schlagartig in eine Panikattacke.
Stella erkennt in der jungen Frau ihre Tochter. Das Alter, die Lachgrübchen, ein unverwechselbar spitzes "Elfenohr", alles passt.
Nach vielen Jahren der Ruhe beschäftigt sich Stella nun mit dem Verschwinden ihrer Tochter, liest ein altes Tagebuch und sucht den Ort des Verschwindens wieder auf. Das alles setzt Stella sehr zu, sie bekommt wieder Panikattacken und hat das Gefühl beobachtet zu werden.
Dann liegt auch noch ihre eigene Todesanzeige in ihrem Briefkasten und immer wieder begegnet sie Isabella.
Stella spürt, dass Isabella ihr begegnen will, dass nicht nur eine depressive Verstimmung Isabella in Stellas Praxis brachte.
Doch was will Isabella und ist sie wirklich Stellas tot geglaubte Tochter?


Fazit:
Die Geschichte wird wechselweise aus Stellas, Isabellas und Kerstins Sicht erzählt. So kennt der Leser den jeweiligen Zustand der Protagonisten. Allen dreien geht es nicht gut und jede dieser Frauen hat ihre ganz persönliche Einsamkeit.
Einsamkeit die zum Teil aus ihren Wesen resultiert aber ganz besonders aus ihren Geschichten.
Stella und Isabella umkreisen sich, begegnen sich immer wieder ohne sich jedoch wirklich zu begegnen. Der Leser erfährt sehr schnell, dass Isabella ein Ziel hat, welches bleibt aber erst einmal im Verborgenen. Für Stella ist Isabella ihre tot geglaubte Tochter Alice. Stella hat wenig Zweifel und die Zeit des Verdrängens ist für Stella nun vorbei. Sie begibt sich aktiv auf die Suche nach Alice, nach dem was damals geschah. Je mehr sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt, desto näher kommt Isabella und desto dichter wird die Geschichte.
Stellas Suche nach der Wahrheit stürzt sie in einen psychischen Albtraum in dem ihr nicht immer klar ist, was Wirklichkeit ist und was sie einfach nur so sehen will. Doch manches kommt der Wahrheit gefährlich Nahe, denn um Stella braut sich eine Bedrohung zusammen, die auch vor Milo, Stellas Sohn, nicht Halt macht.
Dem Leser wird aber nicht so schnell verraten von wem die Bedrohung ausgeht, wessen Spuren nicht gefunden werden wollen.
Anfangs besteht die Geschichte aus den losen Fäden der Leben zweier Frauen die sich begegnen, dann verknüpfen sich die Fäden und das Gewebe wird immer dichter, gleichzeitig werden die Kapitel in denen aus Sicht der verschiedenen Frauen erzählt wird, immer kürzer, dass Erzähltempo nimmt zu.
Die Zeit der langen Rückschauen und des Erinnerns ist vorbei und Stella muss die losen Enden selbst in die Hand nehmen und erkennen wo sich die Fäden verknoten.
Stella weiß und weiß doch nicht, der Leser weiß und weiß doch nicht und so spielt Elisabeth Norebäck Katz und Maus mit der Protagonistin und dem Leser.
Mir hat das Buch richtig, richtig gut gefallen und als Fan skandinavischer Krimis hat mich dieser Thriller sehr gut unterhalten.

12