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Benutzername: 
Patti
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Kassel

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Bewertung vom 06.03.2017
Das Kartenhaus der Erkenntnis
Fritz, Jürgen

Das Kartenhaus der Erkenntnis


schlecht

Jürgen Fritz ist in der Vergangenheit wiederholt damit aufgefallen, dass er sein Handwerk als Philosoph nicht beherrscht: Seine zahlreichen Publikationen dokumentieren klar (z. B. „Der Gutmensch ist weder gut noch ein richtiger Mensch“ oder „Warum der Islam von diesem Planeten verschwinden muss“), dass es Fritz nicht um die Wahrheitsfindung geht, sondern darum, sein von Hass auf Menschen links der AfD und auf Muslime geprägtes Weltbild zu verbreiten. Ein konkretes Beispiel: Am 6.1.2017 stellte er auf “Tichys Einblick” in seinem politischen Essay “Warum Sie nicht mit psychopathologisch gestörten grün-linken Gutmenschen diskutieren sollten” ohne Belege fest:

“Grün-linke Gutmenschen sind – und ich sage das nicht einfach so dahin – krank. Nicht körperlich, sondern geistig-psychisch. Daher ist es auch weder sinnvoll noch empfehlenswert, sich auf größere Diskussionen mit ihnen einzulassen. (...) Mit derart gestörten Personen sollte man nicht großartig diskutieren. Man muss sie behandeln. Aber das müssen spezialisierte Fachärzte machen.”

Zwei Tage später wurde der Text von Roland Tichy gelöscht, weil Mitglieder von Xing, wo Tichy für “XING Klartext” verantwortlich war, eine Kündigungswelle angedroht hatten. Tichy trat von seinem Xing-Job zurück. Der Essay von Fritz wurde jedoch später auch auf zahlreichen, einschlägigen rechtspopulistischen bis rechtsextremen Plafformen veröffentlicht. Ich verzichte hier, auf den im Hinblick auf Volksverhetzung strafrechtlich relevanten Beitrag direkt zu verlinken. Der geneigte Leser kann ihn jedoch ohne Weiteres im Netz finden und sich ein rasches Bild von der Seriösität von Fritz als Philosoph zu machen, bevor er sein Buch hier bestellt:

Aus persönlichen Erfahrungen und theoretischen Konzepten leitet Fritsch in dem Essay gedanklich die Variablen A: „grün-roter Gutmensch“, B: „psychopathologisch gestört“ und C: „Fähigkeit zur Diskussion“ ab und beschreibt sie. So weit, so korrekt. Doch darüber hinaus stellt er Zusammenhänge zwischen den Variablen in den Raum, obwohl der empirische Schritt fehlt, um die behaupteten Zusammenhänge zu belegen: Sind "links-grüne Gutmenschen" tatsächlich häufiger psychopathologisch gestört als Nicht-Linke und -Grüne? Kann man mit Linken und Grünen tatsächlich weniger gut diskutieren als mit Menschen aus dem anderen Parteienspektrum? Dennoch schließt Fritz mit totalitärem Gestus ab, „links-grünen Gutmenschen“ eine Diskussion zu verweigern und sie einer „Behandlung“ überantworten zu müssen.

Es handelt sich hierbei also nicht um eine Fakten interpretierende Meinung, sondern Fritz versucht offenbar selbst, „alternative Fakten“ durch geisteswissenschaftliche Methoden zu schaffen, obwohl dies lediglich empirische Methoden wie journalistische Recherchen oder repräsentative Befragungen vermögen. Aus Vermutungen wird eine pseudowissenschaftliche Realität mit Allgemeinheitsanspruch, vorgetragen mit einer von Bedeutung überladenen, aber unklaren Sprache, von der sich philosophische und psychologische Laien leicht blenden lassen.

Kritiker seiner Texte werden von Fritz zudem insbesondere auf Facebook regelmäßig strafrechtlich relevant, aber scheinbar mit System persönlich als minderbemittelt verunglimpft, die nichts begreifen, weil sie zu dumm sind, um zu verstehen, dass die Politik von Angela Merkel gefährlich ist.

Der Philosoph sollte vielleicht lieber bei seinen auch innerhalb seines Metiers eingeschränkten Leisten des dem Nationalsozialismus nahe gestandenen Philosophen Heideggers bleiben, einer Philosophie, die nicht erklären, sondern nur beschreiben will, die bei empirisch-modernen Wissenschaftlern als vorwissenschaftlich, nahe an der Dichtung gilt. Aber leider schreibt Fritz so schlecht, dass auch an Dichtung Interessierten seine Texte und dieses Buch nicht zu empfehlen sind.

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