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schmillblog
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Berlin

Bewertungen

Bewertung vom 26.11.2018
Gemeinsames Leben
Bonhoeffer, Dietrich

Gemeinsames Leben


weniger gut

Sicherlich einer der klassischen Texte zum Thema „christliche Gemeinschaft“. Dietrich Bonhoeffer schrieb ihn im Herbst 1938. Mit dem 70. Todestag ist der Urheberrecht-Schutz erloschen.

Immer wieder hörte ich den Titel des Buches, und es wurde oft hoch gelobt. Jetzt hab ich es gelesen und bin enttäuscht, und frage mich, ob ein Grund für die positiven Bewertungen des Buches nicht eher die verständliche Sehnsucht nach tiefer, gesunder Gemeinschaft ist, als der echte, praktische Nutzen des Buches.

Was Bonhoeffer anbietet ist eine einfache bibel-zentrierte Spiritualität christlicher Gemeinschaft mit starker kirchlich-evangelischer Prägung. Darunter finden sich etliche feine Beobachtungen und tiefe Erkenntnisse. Der Text ist allerdings auch gefährlich. Er spricht die Sehnsucht nach tiefer Verbundenheit im Menschen an und bietet eine mangelhafte Lösung.

Bonhoeffer ist meinungsstark und benutzt immer wieder Verallgemeinerungen und Verabsolutierungen. Hinter allem steht ein negatives Menschenbild. Manche Menschen spricht dies an: Einfach zu verstehen. Aber höchst problematisch, gerade dann wenn man von Gott redet. Dass geistlicher Missbrauch damit schon in seiner Theologie angelegt ist, scheint ihm nicht bewusst zu sein.

Generell würde ich das Buch nicht empfehlen. Da gibt es deutlich bessere, in unsere Zeit passenden Bücher, wie z.B. Marion Küstenmachers “Integrales Christentum” (zugegebenermaßen auch deutlich dicker). Im Einzelfall kann das Buch allerdings sicherlich noch wertvoll für Menschen sein, wenn die Denkvoraussetzungen des Lesers denen Bonhoeffers ähnlich sind.

Eine ausführlichere Besprechung des Buches finden Sie auf meinem Blog (schmillblog).