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Benutzername: 
Kim
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Potsdam

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Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2017
Sergej M. Eisenstein in Selbstzeugnissen und Dokumenten
Weise, Eckhard

Sergej M. Eisenstein in Selbstzeugnissen und Dokumenten


ausgezeichnet

Neben Chaplin ein frühes Genie der 1. Hälfte der Kinogeschichte!

SERGEE M.EISENSTEIN. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Von Eckhard Weise. Reinbek bei Hamburg; Rowohlt 1975. / 151 S.m. Abb.= rororo Bildmonographien DM 6,80.

Nachdem es jahrelang in der Bundesrepublik keine eigenen Verlagsinitiativen gegeben hat, originale Veröffentlichungen über diesen großen sowjetischen Filmregisseur herauszugeben, liegen nun mehr in diesem und im Jahr darauf immerhin eine beim Hanser-Verlag herausgegeben zweite Äußerung zu Eisenstein vor.

Dem Charakter der Reihe folgend sind in dem Bändchen viele Bilder wiedergegeben, von denen manche den Vorzug haben, nicht so bekannt zu sein, die das Leben und die Arbeit Eisensteins illustrieren.

Die im Text des Autors enthaltenen Ausführungen des Regisseurs sind in einem Anmerkungsverzeichns quellenzitiert.

In den zwanziger Jahren erklärte er noch: „Die Partei ist für die Arbeiter da!", distanzierte sich damit behutsam von einem politischen System, dessen eindrucksvollster Propagandist er zugleich in seinen Filmen war, am Ende seines Lebens da-gegen klopfte ihm Stalin auf die Schulter: „Du bist doch ein guter Bolschewik!"

Widersprüche im Leben des Sergej Eisenstein - allein schon sie würden eine große biographische Arbeit rechtfertigen.

Eine solche Biographie bietet die EISENSTEIN-Publikation von Eckhard Weise nicht, führt jedoch bündig und
übersichtlich in die Zeit und Welt Eisensteins ein, deutet zumindest an, was es hieß, im Russland zwanziger Jahre Filme zu machen. Insgesamt ein Pluspunkt mehr für den bewährten Stil der rororo-


Bildmonographien in seiner unaufwendigen, doch ein-
gängigen Mischung aus Bild und Text - und ein Beleg für die Vielseitigkeit dieser nun 240 Titel umfassenden, in über sieben Millionen Auflage verbreiteten Reihe, in der auch der Film sei-nen sicheren Platz gefunden zu haben scheint.

Eckhard Weise, Eisenstein. In Selbstzeugnissen und Bilddoku-menten. Rowohlt Taschenbuchverlag Reinbek bei Hamburg. 158 S. mit zahlr. Fotos, Taschenbuch 6,80 DM

Bewertung vom 02.04.2017
Nicht im Traume denke ich daran!
Weise, Eckhard

Nicht im Traume denke ich daran!


ausgezeichnet

Ein kleines Gesamtkunstwerk ganz groß!!

Die Zusammenarbeit der Brüder Eckhard und Harald Weise ist eines der schönsten Bücher, die ich je betrachtet habe.
Kleine Kostproben gefällig?.

Meine Lieblingsbilder von Harald befinden sich in den Kapiteln I "Von Liebe Finden" mit dem Titel "Unser Traum, er lebe!", ca.1985 sowie im Kapitel IV. "Gedanken lassen Gehen" mit dem Titel "Unerwartete Wiederkehr" von 1975.

Meine Lieblingsverse von Eckhard:

Träumender Mund

Geküsst habe ich sie heut’ Nacht.
Und sie Susanne genannt.
Eiskalt drohte sie zu gehen,
würde dieser Name nicht
alsbald von meiner Zunge gebannt.

Namen, ach, stammle ich, Namen
werden Nächtens bloß dahingesagt.
Und verspreche feierlich
in meinem Träumen mich
nächstens zusammenzureißen.

Versagen

Flucht aus Afrika
Krieg gegen Nahost
Beben vor Sumatra.
Zum Himmel schreit
Elend
Tag für Tag.

Verbrennen mit dir
Sprengsatz an mir
Sintflut nach uns.
Lautlos ertragen wir
Einander
Jahr um Jahr.

Overkill

Den blutrünstigen Imperialismus
In die Schranken weisen
samt Fast Food und
Gulaschkommunismus!

Brot für die Welt
aber bitte auch in Afrika!

Mehr Demokratie wagen
und anfangen damit
beim Speiseplan im Kindergarten!
Wo denn sonst.

Ein hehres Ideal hält hin und wann
ein jeder mal zum Greifen nah.
Seit 68 heißt Leben: auf bessere Zeiten warten.

Siebenmal umgezogen
fünfmal nicht zur Wahl gegangen
vier Kinder aus drei wilden Ehen großgezogen.

Bewertung vom 02.04.2017
böses kaum hassen - gutes tun lassen
Weise, Eckhard

böses kaum hassen - gutes tun lassen


ausgezeichnet

Gutes und Böses ergeben sehr Gutes? Durchaus!

Und zwar in Eckhard Weises nach „Nicht im Träume denke ich daran! (mit traumhaft schönen Grafiken von seinem allzu früh verstorbenen Bruder Harald),
„Zwischen den Jahreszeiten“ (mit einem pfiffigen Covergemälde - wie geschaffen für den Titel – sowie ironisch-hintergründigen Kapitelzeichnungen) dritten Lyrik-Band, nämlich „böses kaum hassen, gutes tun lassen.“

Als Liebhaber von Weises Schreibkunst hatte ich im Sommer dieses Jahres seine märchenhafte Textsammlung „Die Zeit, in der das Wünschen geholfen hat, ist vorbei? Niemals!“ zu meiner großen Freude geschenkt bekommen.
Aus diesem Anlass hatte ich – um Gemeinsamkeiten mit bzw. Unterschiede zu den o.g. Werken besser erkennen zu können – zum wiederholten Male „böses kaum hassen, gutes tun lassen“ aus dem Regal genommen, diese erneute gelungene Zusammenarbeit zweier Künstler von Wort bzw. Zeichen- und Buntstift und im Fall der hinzugekommenen Künstlerin von Pinsel und Farbe, die den verblüffenden synergetischen Effekt von gemeinsamer untrennbarer Bildsprache ergibt.
Besonders lesenswert sind Weises Haiku und Senryūs.

(„Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform, die heute weltweit verbreitet ist. Das Haiku gilt als die kürzeste Gedichtform der Welt.
Das Senryū ist eine dem Haiku sehr ähnliche japanische Gedichtform.
Während das Haiku aber mehr der Natur zugewandt ist, befasst sich das Senryū mehr mit dem Persönlichen, dem Emotionalen. Wie ein Haiku hat auch das Senryū drei Teile mit traditionell fünf, sieben und fünf Moren [Sprechzeiten].“ Wikipedia).

Hier meine beiden Lieblingsverse aus diesem Band:

Taubertal

Der Fluss rührt sich nicht,
ruht für den Augenblick
vor dem Wasserfall.

Wegweiser

Glockenschlag vom Dom
leitet mich den Fluss entlang.
Das Handy klingelt.

Bewertung vom 01.04.2017
Zwischen den Jahreszeiten
Weise, Eckhard

Zwischen den Jahreszeiten


ausgezeichnet

Ein einziges Gedicht schon in diesem schönen Buch macht glücklich!

Schauer in der Früh

In jedes Schlagloch stapfen, dass es spritzt!
Durch alle Fladen flutschen. Wie sie flitzt!
Mit einer Rute Krokusköpfe kippen,
ein dreckig' Lied auf ihren Lästerlippen.

Im Rucksack, wie aus and'rer Zeit,
paar Dinge, die sie übrig hat,
ob Schuhe, Flöte, Notenblatt:
"Geh aus mein Herz, und suche Freud".

Bewertung vom 01.04.2017
Drei Frauen am Meer
Weise, Eckhard

Drei Frauen am Meer


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch

Und ich habe es von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand zu legen vermocht!

Es ist schon bewundernswert, wie es der gelernte Psychologe und Pädagoge versteht, sich in seine fiktionalen Figuren zweierlei Geschlechts und dreierlei Generationen einzufühlen.
Noch nach mehrmaliger Lektüre gelingt es mir bis heute nicht, weder die Tränen der Freude noch die des Mitleidens zu unterdrücken - wenn ich es denn überhaupt wollte.

Und wo sonst wenn nicht in den eigenen vier Wänden mit einem Buch oder im dunklen Kino (zuletzt bei der weltbewegenden "Titanic"-Verfilmung mit Kate & Leo nach Aristoteles' Tragödiengesetz der Katharsis) können man/frau - zumindest als Mann - den eigenen Tränen geschützt freien Lauf lassen?

Von den zwölf Geschichten, die sich in Länge und Gattung unterscheiden, gefällt mir übrigens die letzte und längste, nämlich "Advent", am allerbesten - irgendwie auf zauberhafte Weise ergreifend!