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Julchentim
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Rinteln

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2025
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


ausgezeichnet

Ein Universum voller Ideen und Fragen

Dieses Buch hat mich sofort gepackt. Christelle Dabos entwirft eine Welt, die gleichermaßen vertraut und fremd wirkt. Der Gedanke, dass jeder Mensch einem Instinkt unterliegt, eröffnet spannende Möglichkeiten und Konflikte. Gerade die Konsequenzen, die daraus entstehen, haben mich oft zum Nachdenken gebracht.

Die Figuren sind vielfältig und lebendig. Claire und Goliath sind mir besonders nahegegangen. Ihre Entwicklung zieht sich durch die Geschichte und hat mich immer wieder überrascht. Auch Nebenfiguren wie Modeste tragen viel zur Intensität des Romans bei.

Der Aufbau des Buches ist anspruchsvoll, denn es gibt viele Perspektivwechsel. Doch genau das macht die Geschichte so reich. Ich musste aufmerksam lesen, wurde dafür aber mit Tiefe und Komplexität belohnt. Manche Szenen haben mich schmunzeln lassen, andere waren bedrückend. Dieses Wechselspiel hat den Lesefluss nie langweilig werden lassen.

Besonders beeindruckt hat mich die zweite Hälfte des Romans. Dort stellt sich die große Frage, was ein Kollektiv und was ein Individuum ausmacht. Dabos schafft es, diese Themen literarisch zu verweben, ohne die Spannung zu verlieren.

Für mich ist „Die Spur der Vertrauten“ ein Roman, den ich gerne noch einmal lesen möchte, um weitere Nuancen zu entdecken. Eine klare Empfehlung für alle, die Welten mögen, die sowohl Kopf als auch Herz fordern.

Bewertung vom 27.09.2025
Weaks, Charissa

The Witch Collector / Witch Walker Bd.1


ausgezeichnet

Mein neues Fantasy-Highlight: The Witch Collector

Fünf Sterne, ohne Zögern. Dieses Buch hat mich sofort gepackt und nicht mehr losgelassen.

Die Mischung aus Magie, Göttern und Intrigen war detailreich und wirkte durchdacht. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Autorin die Welt bis ins Kleinste kennt und mir Stück für Stück Zugang gibt. Genau das hat den Reiz ausgemacht. Hinweise und Andeutungen zogen sich durch die Handlung, sodass ich ständig mitgerätselt habe und weiterlesen musste.

Raina als Hauptfigur war etwas Besonderes. Sie lebte ohne Stimme und formte ihre Magie mit den Händen. Das hat die Geschichte für mich einzigartig gemacht. Zusammen mit Alexus, dem Witch Collector, entstand eine Dynamik voller Spannung, die sich von Feindschaft zu etwas ganz anderem entwickelt hat. Die Chemie zwischen den beiden war intensiv, ohne die Handlung zu verdrängen.

Was mich am meisten überzeugt hat: Die Balance stimmte. Es gab Romantik, aber auch eine durchgehende Handlung mit Konflikten, Geheimnissen und Wendungen. Das Magiesystem war spannend und facettenreich, die Reise der Figuren fesselnd.

Schon nach wenigen Kapiteln habe ich beschlossen, dass The Witch Collector ab sofort zu meinen persönlichen Lieblingsreihen gehören wird.

Bewertung vom 15.09.2025
Chipman, Jennifer

Spookily Yours


weniger gut

Süße Idee, aber zu viel Spice
Die Geschichte startet stimmungsvoll. Hexe Willow, ein sprechender Kater, der sich als Dämon entpuppt, dazu ein kleines Hexendorf mit Herbst- und Halloween-Atmosphäre. Genau das hatte ich mir für ein cozy Leseerlebnis vorgestellt. Auch die Sprecher:innen haben die Figuren lebendig wirken lassen.

Doch nach dem guten Einstieg verliert die Handlung an Fahrt. Statt mehr Spannung oder tieferer Figurenentwicklung gibt es viele explizite Szenen, die schnell ermüdend wirken. Für mich hat das Tempo dadurch nicht mehr gepasst. Die Magie und das Setting hätten mehr Raum verdient.

Insgesamt ein Buch mit netter Grundidee und herbstlichem Flair, das aber durch die Überbetonung der Spice-Momente blass wirkt. Zwei Sterne von mir.

Bewertung vom 10.09.2025
Konishi, Masateru

Die Bibliothek meines Großvaters


sehr gut

Ein japanischer Kriminalroman mit Herz und Verstand
Masateru Konishi verbindet in Die Bibliothek meines Großvaters Familiengeschichte und Krimielemente auf eine besondere Weise. Im Mittelpunkt stehen die junge Lehrerin Kaede und ihr an Demenz erkrankter Großvater. Was sie verbindet, ist die Liebe zur Literatur und das Lösen von Rätseln. Kaede bringt ihm kleine Fälle aus ihrem Alltag mit und er überrascht trotz Krankheit immer wieder mit Scharfsinn und Kombinationsgabe.

Die Episodenstruktur macht das Buch abwechslungsreich. Jede Geschichte wirkt für sich abgeschlossen, fügt sich aber zugleich in einen größeren Zusammenhang ein. Besonders gelungen fand ich die Mischung aus klassischen Krimianleihen und dem leisen, ruhigen Tonfall, der typisch für japanische Literatur ist. Das lädt zum Miträtseln ein, ohne dass die Figuren in den Hintergrund geraten.

Sehr berührend ist die Beziehung zwischen Enkelin und Großvater. Konishi zeigt, wie Demenz eine Familie belastet, aber auch, wie wichtig Geduld und Zuwendung sind. Wer selbst mit dieser Krankheit zu tun hat(te), wird manches wiedererkennen. Gleichzeitig bleibt klar, dass es sich um Fiktion handelt, die Trost und Hoffnung vermittelt.

Ein kleiner Kritikpunkt für mich war, dass manche Dialoge etwas zu formal wirkten. Dadurch blieb die emotionale Nähe zwischen den Figuren stellenweise auf Distanz. Auch hätte ich mir bei Nebencharakteren wie Iwata und Shiki mehr Tiefe gewünscht.

Trotzdem ist dies ein atmosphärischer Auftakt zu einer Trilogie, der sowohl Krimifans als auch Leser*innen japanischer Literatur anspricht.

Bewertung vom 09.09.2025
Hart, Emilia

Unbeugsam wie die See


sehr gut

Atmosphärisch und kraftvoll erzählt
Ich habe Emilia Harts erstes Buch Die Unbändigen geliebt, darum war ich sehr gespannt auf diesen Roman. Auch hier gelingt es ihr, historische Dramatik mit Geheimnissen und Familiengeschichten zu verbinden. Besonders die beiden Zeitebenen haben mich sofort gepackt. Ob auf dem rauen Meer des 19. Jahrhunderts oder an der australischen Küste der Gegenwart, ich fühlte mich in beide Welten hineingezogen und konnte keine bevorzugen.

Die Schwestern im Zentrum der Handlung sind geprägt von Verlust und schweren Erfahrungen, doch ihre Verbindung gibt ihnen Halt. Hart zeigt das mit viel Feingefühl. Die Beschreibungen der Küste und die unheimliche Stimmung rund um das Meer sind eindringlich und verstärken die Wirkung der Geschichte.

Mir gefiel, wie sich die Geheimnisse Stück für Stück enthüllen und die Vergangenheit Einfluss auf die Gegenwart nimmt. Dass beide Handlungsstränge gleich stark wirken, ist für mich ein Pluspunkt, da ich oft mit geteilten Geschichten hadere.

Das Buch ist intensiv, manchmal bedrückend, aber immer fesselnd. Ich habe es gern gelesen und werde noch länger daran denken. Ein kleiner Kritikpunkt: Einige Abschnitte waren sehr düster und belastend, dass mir das Lesen stellenweise etwas schwer fiel.

Bewertung vom 25.08.2025
Oswald, Susanne

Mörderisch verstrickt - Ein Strickclub ermittelt


sehr gut

Gemütlicher Krimi an der Nordsee
Das Buch hat mich durch das Cover und das Thema sofort angesprochen. Ein Strickclub in einem kleinen Ort an der Nordseeküste, dazu ein Verbrechen, das klang nach einer guten Mischung für entspannte Lesestunden.

Der Einstieg fiel mir leicht. Die Figuren wirken lebendig und sympathisch. Mette mit ihrem Strickladen, die Pfarrerin Anne, Brunhilde und Gustavsen bilden ein interessantes und sympathisches Quartett. Man erfährt viel über ihr Leben und ihre Freundschaften. Diese ruhigen Einblicke nehmen viel Raum ein. Der Kriminalfall entwickelt sich eher langsam und kommt erst im letzten Teil in Fahrt. Für Leser, die viel Spannung erwarten, könnte das zu wenig sein.

Mir hat die Atmosphäre in Lüttjekoog gefallen. Die Beschreibungen des Ortes und des Strickladens sind anschaulich. Die Nebenhandlungen wie kleine Liebesansätze und Dorfalltag machen das Buch warmherzig und cosy. Die Ermittlungen selbst sind überschaubar und schnell gelöst, aber für ein Cozy Crime reicht mir das.

Für Strick-Fans gibt es ein nettes Extra sind die Strickanleitungen am Ende.

Insgesamt ein angenehmes Buch für ruhige Stunden. Wer eine komplexe Krimihandlung sucht, ist hier wahrlich falsch. Wer aber eine gemütliche Geschichte mit liebenswerten Figuren mag, wird sich wohlfühlen.

Bewertung vom 22.08.2025
Geschke, Linus

Der Trailer / Donkerbloem Bd.1


sehr gut

Überraschend packender Auftakt mit starker Auflösung
Ich habe „Der Trailer“ von Linus Geschke fast in einem Rutsch gelesen. Der Schreibstil ist leicht, die Kapitel sind kurz und die Perspektivwechsel halten das Tempo hoch. Anfangs war ich noch leicht skeptisch, weil vieles etwas verworren wirkte, aber das legt sich schnell. Die Figuren wirken lebendig, vor allem Wout fand ich interessant mit seiner rauen Art und eigenen Moralvorstellung. Auch Frieda war für mich nahbar, obwohl sie als Ermittlerin eher zurückhaltend bleibt.

Die Geschichte um Lisas Verschwinden hat mich durchgehend beschäftigt. Ich hatte keine Ahnung, wie das ausgeht, und die Auflösung hat mich völlig überrascht. Das hat für mich den Unterschied gemacht, weil mich Thriller oft nicht mehr schocken. Hier war es anders.

Es gibt ein paar Längen und nicht alle Elemente des Finales haben mir gefallen, trotzdem überwiegt das Positive deutlich. Für mich ein starker Reihenauftakt, der neugierig macht, wie es weitergeht. Es dauert nur zu lange, bis der nächste Band erscheint.

4,5 Sterne

Bewertung vom 07.08.2025
Knop, Sabine

Yara's Hearts


gut

Zwei starke Frauen, eine düstere See – mit Licht und Schatten

Die Idee von Yara’s Hearts hat mich direkt angesprochen. Piratin trifft auf Sirene, Rache trifft auf Geheimnisse, dazu Magie und eine düstere Atmosphäre. Die Mischung klang vielversprechend – und das Buch liefert einiges davon auch. Besonders gelungen finde ich die Perspektivwechsel zwischen Mary und Yara. Das macht die Handlung greifbarer, weil man beide Seiten versteht. Marys Leben als Kapitänin und Yaras Kampf mit sich selbst und ihrer Vergangenheit zeigen zwei sehr unterschiedliche, aber interessante Blickwinkel.

Die Geschichte lässt sich leicht lesen. Ich war schnell drin und wollte auch wissen, wie es weitergeht. Die Welt ist spannend gestaltet und es gibt viele starke Szenen, gerade auf See. Die Liebesgeschichte zwischen Yara und Mary entwickelt sich langsam und ohne Kitsch, das fand ich angenehm.

Was mich aber gestört hat, war der Stil. Viele Formulierungen wiederholen sich immer wieder, manche Sätze wirken sehr glatt oder unpassend zum rauen Setting. Dadurch ging für mich oft die Spannung verloren. Auch einige Dialoge fühlten sich eher gestellt an als natürlich. Das hat mein Leseerlebnis gedämpft.

Für empfindlichere Leser ist noch wichtig zu wissen: Es gibt einige explizite und blutige Szenen. Nicht übertrieben brutal, aber deutlich beschrieben.

Insgesamt hatte das Buch starke Momente und gute Figuren. Aber der Stil und die Wiederholungen haben bei mir den Gesamteindruck geschwächt. Wer düstere Fantasy mit queerem Fokus mag und über sprachliche Schwächen hinwegsehen kann, findet hier eine ungewöhnliche Geschichte.

Bewertung vom 05.08.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri


sehr gut

Zwischen zwei Welten – Eine stille Reise voller Gefühl
Yuko Kuhns Roman Onigiri ist ein stilles, bewegendes Porträt einer Familie zwischen Deutschland und Japan. Aki begleitet ihre demenzkranke Mutter Keiko auf eine letzte Reise in deren Heimat – eine Reise voller Erinnerungen, Emotionen und Selbstfindung.

Die sanfte, fast poetische Sprache erzeugt Tiefe, auch wenn die häufigen Zeitsprünge und der fragmentarische Stil gelegentlich verwirren. Die Rückblicke wirken teils authentisch und spannend, stellenweise aber etwas zu detailliert. Trotzdem verleiht der biografisch wirkende Stil der Geschichte Glaubwürdigkeit.

Die Themen Kultur, Identität, Demenz und familiäre Bindungen werden sensibel verarbeitet. Besonders berührend: Keikos Aufblühen in Japan und Akis langsames Verständnis für die Stärke ihrer Mutter. Auch psychische Belastungen innerhalb der Familie und kulturelle Gegensätze werden einfühlsam dargestellt.

Onigiri ist kein lauter Roman, sondern einer, der nachhallt. Wer sich auf die ruhige Erzählweise und kulturelle Tiefe einlässt, wird mit bewegenden Momenten und viel Gefühl belohnt.

Bewertung vom 30.07.2025
Braun, Ruby

Glory of Broken Dreams / Devil's Dance Bd.1


sehr gut

Zwischen Schein und Sein - eine magisch-melancholische Reise
„Glory of Broken Dreams“ ist ein Buch, das mich mit seinem besonderen Setting sofort neugierig gemacht hat. Ein luxuriöses Hotel, das mehr zu sein scheint als nur ein Ort, eher eine Art Figur für sich , war für mich einer der großen Reize dieser Geschichte. Und auch wenn ich mit manchen Aspekten gehadert habe, bin ich insgesamt zufrieden zurückgeblieben.

Charlotte und Willem, eine Tänzerin mit großen Träumen und ein Boxer mit schwerem Gepäck, sind zwei Charaktere, die sich langsam annähern und deren Entwicklung man aus zwei Perspektiven miterlebt. Gerade Willem konnte ich emotional gut (be)greifen, seine Zerrissenheit war für mich nachvollziehbar. Charlotte war mir dagegen manchmal ein bisschen zu weit weg, obwohl ich sie gern begleitet habe. Es hat mir gefallen, dass die Autorin beiden genug Raum gibt, ihre eigenen Geschichten zu erzählen, ohne dass die Liebesgeschichte zu viel überdeckt.

Ruby Brauns Stil ist gewohnt atmosphärisch. Sie schafft es, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, ohne sich in Details zu verlieren. Besonders gut hat mir gefallen, wie sie sensible Themen angeht, achtsam, aber ohne sie zu sehr zu beschönigen. Es gibt Passagen, die sind bedrückend, aber auch solche, die Hoffnung spenden. Das hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ein kleiner Wermutstropfen war für mich die Vielzahl an offenen gebliebenen Fragen. An manchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass sich die Geschichte ein wenig verzettelt. Vielleicht klärt sich vieles im zweiten Band, aber mir hätte ein klarerer Fokus im ersten schon gereicht. Auch die Dynamik zwischen den Figuren hat noch Luft nach oben, an manchen Stellen wirkte sie etwas sprunghaft.

Trotzdem: Wer Geschichten mit düsterem Charme, einem Hauch Magie und leisen Zwischentönen mag, wird hier fündig. Für mich war es eine Mischung aus leuchtenden Momenten und kleinen Schatten, die am Ende aber eine insgesamt runde Leseerfahrung ergeben.

4 Sterne und Vorfreude auf Band zwei.