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Bewertung vom 03.02.2017
Die Krone der Sterne Bd.1
Meyer, Kai

Die Krone der Sterne Bd.1


ausgezeichnet

Intergalaktischer Roadtrip – spannend, mitreißend, bildgewaltig

„Der Marsianer“ war mein allererstes Buch aus dem Genre Science-Fiction, „die Krone der Sterne“ mein zweites. Doch ähnlich wie Fantasyliteratur bietet auch SciFi unendlich viele Spielarten: Während „der Marsianer“ eher in den Bereich der wissenschaftlichen, realitätsnahen Science-Fiction fällt, würde ich „die Krone der Sterne“ eher in das Subgenre Science Fantasy (oder eben Space Fantasy) einordnen. Und nach 460 Seiten Lesespaß muss ich sagen: Mir gefällt’s! Science Fantasy bietet das Beste aus beiden Welten, wie man so schön sagt. Das Mysteriöse / Zauberhafte aus der Fantasy und die wissenschaftliche / technische Zukunftsmusik der Science-Fiction.
Kai Meyers neuer Roman ist auf vielen Ebenen eine Bereicherung für jedes Bücherregal: Einerseits bietet es einen durchgehend großen Spannungsbogen und viele überraschende Wendungen für kurze Schockmomente, andererseits überzeugt Meyer mit einer intergalaktischen Welt, die mit viel Liebe zum Detail entworfen wurde, und vielschichtigen Charakteren, mit denen man abwechselnd lachen, weinen oder herumbrüllen möchte.

„Sie trage die Sterne in den Augen, hatte einmal jemand gesagt. Iniza spürte den Sog des Universums, seit sie zum ersten Mal hinauf in die Nacht geblickt hatte. Für sie war der Himmel keine Grenze, sondern ein Tor.“

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie…
Das galaktische Reich Tiamande wird seit Jahrhunderten von einem Hexenorden beherrscht, der die Töchter der „oberen Zehntausend“ alle fünf Jahre einem Test unterzieht. Ein Test, der die Spreu vom Weizen trennen und geeignete Kandidatinnen für eine ganz besondere Stellung am Hofe der Gottkaiserin bestimmen soll.
Die junge Baroness Iniza besteht diesen Test und muss daraufhin ihren Heimatplaneten Koryantum verlassen, um der Gottkaiserin zukünftig zu Diensten zu sein. Doch die junge Frau hat andere Pläne und das nicht nur, weil niemand so wirklich weiß, was eigentlich aus diesen „Bräuten“ der Gottkaiserin wird und worin genau ihre Aufgabe besteht. Iniza sucht ihr Heil in der Flucht und schart auf ihrem beschwerlichen Weg durch die Galaxie eine Gruppe mehr oder weniger vertrauenserweckender Menschen um sich, die ihr mehr oder weniger ambitioniert dabei helfen wollen, den Häschern der Gottkaiserin zu entkommen.

„Ich durchschaue Geheimnisse, wenn ich welchen begegne. Und ganz gleich, was du auch behaupten magst, Baroness – du bist ein Geheimnis. Eines, das größer ist als wir alle. Eines, für das vielleicht noch eine Menge Menschen sterben werden.“

Wer Fantasy mag, wird Kai Meyer lieben! Selten ist mir ein deutscher Autor mit einer dermaßen detailverliebten, bildgewaltigen und vor allem mitreißenden Erzählstimme begegnet. Um seine „Space Odyssee“ genießen zu können, muss man auch gar kein SciFi-Fan sein. Bin ich auch nicht! Das galaktische Umfeld habe ich eher als tolles Zusatz Feature wahrgenommen, als Add-On, das die typischen Fantasy-Elemente um viele neue Ideen und Blickwinkel ergänzen kann.
Abgesehen von dem Szenario, in dem sich auch Liebhaber der alten Star Wars Filme ausgesprochen wohlfühlen werden, darf auch die vielschichtige Charaktergestaltung nicht unerwähnt bleiben. Im Verlauf der Handlung bildet sich um Iniza eine bunt zusammengewürfelte Truppe der unterschiedlichsten Typen: Ein grummeliger Söldner, eine schlitzohrige Händlerin, ein verliebter Soldat und eine Roboterin mit undurchsichtigen Motiven. Allein das wäre schon Garant genug für eine abwechslungsreiche Handlung, doch der Autor wirft diesem explosiven Gemisch immer wieder Steine in den Weg, die die Protagonisten mal mehr mal weniger souverän überwinden.

Wer nach einem spannenden Schmöker sucht, der sich – einmal angefangen – nur schwer wieder aus der Hand legen lässt, ist hier genug richtig. Mit Kai Meyer und „die Krone der Sterne“ kann man sich die Wartezeit auf den Sommer ganz wunderbar vertreiben!