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Benutzername: 
Elke Zwinge
Wohnort: 
Berlin

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Bewertung vom 25.10.2023
Das Ende eines Traumes
Baradit, Jorge

Das Ende eines Traumes


ausgezeichnet

Jorge Baradit „Das Ende eines Traums oder der Putsch gegen die Regierung von Salvador Allende“

Für alle, für die der 11.9.1973 als erschütterndes Ereignis eingebrannt ist, aber auch für diejenigen, die nur vom Hörensagen den wohl blutigsten Staatsstreich in der gesamten Geschichte Lateinamerikas kennen, ist dieses Buch eine Fundgrube, um zu verstehen, wie es zu diesem Putsch und Ende eines Traums kam.
Welche langen Schatten wirft dieses Ereignis bis heute auf Lateinamerika und darüber hinaus?

Das Buch vermittelt an Hand von persönlich Erlebtem in der Familiengeschichte Baradits detailreiche, genaue Kenntnis über den langen emanzipatorischen, revolutionären Weg der Unidad Popular und deren konkrete gesellschaftspolitischen Programme mit Salvador Allende.

Die dem entgegen wirkenden Kräfte - wie kann es auch anders sein?- in den nationalen Eliten und deren Zusammenwirken mit den USA und CIA, zeigt Baradit in allen Facetten auf. Organisationen, Parteien, Ideologien, Medienmacht finden sich zuusammen in einem Netz von Zerstörungsabsicht dieses durch eine Massenbewegung legal erreichten Modells.

Was für aufregende Zeiten, die mit einem Albtraum enden.

„Erst wenn wir alles verstanden haben...können wir beginnen den Albtraum zu überwinden“, sagt Baradit. Dazu dient auch dieses Buch.

Wieviele Dichter, Künstler, Sänger haben gegen diesen Albtraum gesungen, geschrieben und gemalt!

Jorge Baradits Anliegen richtet sich an die chilenischen Landsleute, aber auch an internationale Leser, die mit diesem Buch das „Laboratorium des Neoliberalismus“ am Beispiel Chiles erfahren können. Dies in Fakten nachzuvollziehen dient zusätzlich die pollitische Chronologie Chiles seit 1959.

Das Buch ist die Geschichte großer Hoffnung und die Geschichte einer anhaltendenTragödie, diese sichtbar seit Jahrhunderten in den offenen Adern Lateinamerikas, Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens.

Im Epilog reflektiert der Autor den langen Schatten, der bis heute - auch nach der erfolglosen Abstimmung über eine neue Verfassung - nachwirkt.

Wie kann das neoliberale Modell, das weiterhin durch Deregulation in einer „Kosmovision“ der Stärksten und Skrupellosesten beendet werden?

Mit einer Kosmovision des Fortschritts wie es mit den ALBA-Ländern am Horizont erschien, durch eine Menschheitsfamilie, durch eine multipolare Welt, die sich entkolonialisiert??

Das Buch von Jorge Baradit ist ein wunderbarer Beitrag für alle, die aus diesem Schatten gemeinsam austreten wollen und durch genaue Kenntnisse über den Klassenkampf in Chile zu weiteren Erkenntnissen kommen können.