Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Dark Swan

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2015
beziehungsweise liebe
Witte, Tania

beziehungsweise liebe


ausgezeichnet

Unterhaltungsliteratur zu schreiben, ist in Deutschland ja leider immer noch so ein bisschen verpönt. Dabei ist es sehr, sehr schwer, wirklich gute (!) Unterhaltung zu machen. Und diese Trilogie IST gute Unterhaltung.

Sie ist sprachlich wunderschön gemacht, die Figuren wachsen einem regelrecht ans Herz (ich vermisse sie schon!), die Spannungsbögen sind straff - man freut sich andauernd aufs Weiterlesen.

Da auf den Covern die Reihenfolge nicht ersichtlich ist, hier die optimale Lesereihenfolge:

1) beziehungsweise liebe
2) leben nebenbei
3) bestenfalls alles

Ich selbst habe allerdings zufällig mit dem zweiten Buch angefangen, dann das dritte und danach das erste gelesen. Und was völlig chaotisch klingt, war eine höchst interessante Erfahrung: Die Bücher lassen sich super auch durcheinander lesen! „grin“-Emoticon

Spannender ist es jedoch definitiv, mit dem ersten zu beginnen und sich auf die Geschichten und Charaktere der Figuren einzulassen, vor allem aber auf ihre Geheimnisse, die nach und nach entfaltet werden.

Figurenarbeit ist übrigens die große Stärke der Autorin. Sie schafft es, mit liebevoller Hand plastische Charaktere zu schaffen, die uns aus den Seiten herauswinken – und sie macht mit jeder einzelnen eine echte (und manchmal höchst überraschende!) Entwicklung durch.

Warum geht’s eigentlich?

In „beziehungsweise liebe“, „leben nebenbei“ und „bestenfalls alles“ wird ein herrlich queerer Kosmos an Beziehungsgeschichten entworfen.
Man verfolgt – wie in einer süchtig machenden Soap – verschiedenste Lebensgeschichten, die alle lose oder fester miteinander verschränkt sind, und die natürlich immer an besonders spannenden Stellen abbrechen, während dann eine der anderen Geschichten weitergeführt wird. Die Autorin erzeugt damit einen Lesesog, dem man schwer entkommt. (Und es auch gar nicht möchte.)

Die Stimmungen, die wir Leser/-innen in der Trilogie durchlaufen, sind vielfältig: von brüllend komisch, über mystisch-geheimnisvoll, bis kriminalistisch-detektivisch und zum Schluchzen – alles ist dabei. Und alles passt.
Der dritte Teil ist merklich ernster als die ersten beiden, trotzdem – und das ist eine Stärke! – ist er nicht weniger unterhaltsam als die ersten beiden. Er schenkt uns einfach noch ein weiteres Gefühl, traut sich, emotionaler werden.

Und das Tolle: Die Autorin hat nicht nur interessante Themen, sie kann v.a. schreiben! Oh ja. Immer werden da mit leichter Hand kleine sprachliche Perlen ausgeworfen. So kommen auch sprachaffine Leser und Leserinnen auf ihre Kosten!

Tania Wittes unterhaltsame Trilogie ist ein Lesevergnügen in der Manier der Maupin'schen Stadtgeschichten. Gefühlvoll, witzig, farbig – und manchmal sogar richtig herzzerreißend.

Tania Witte hat hier etwas ganz Wunderbares geschaffen: eine große, kleine Serie, der ich viele Leser/-innen wünsche!

Bewertung vom 30.03.2011
Von Kastanien und Knochen
Mosmann, Daniel

Von Kastanien und Knochen


sehr gut

Diesen Erzählband lege ich LeserInnen ans Herz, die ein Faible für Schauergeschichten haben, für atmosphärisch erzählte Grusler, die ganz ohne Blut- und Ekelszenen auskommen.

Daniel Mosmann ist ein wunderbarer Erzähler. Das Buch war für mich eine Überraschung und ja: eine kleine Offenbarung. Die Vorbilder des Autors liegen deutlich spürbar in der romantischen Tradition, bei Adalbert von Chamisso, E.T.A. Hoffmann, Ambrose Bierce, Edgar Allan Poe. Mit großer Sensibilität fühlt er sich in die Erzählhaltung und Motivik der Romantik ein und schenkt den LeserInnen eine Melange düster-melancholischer Gänsehautgeschichten.

Was mir - neben der gelungenen Atmosphärenentfaltung - besonders gefallen hat, war die ungeheuer Warmherzigkeit des Autors seinen Figuren gegenüber. So etwas kenne ich nur von Adam Haslett in "Hingabe" oder von Andreas Steinhöfel. Nicht nur jeder einzelne Text, auch jede Figur ist von Atem durchzogen, einem Herzschlag. Dem Autor liegen seine Figuren am Herzen.

Was kann ich sagen: Die Geschichten haben mich berührt. Ich glaube, das ist das Beste, was man zu einem Buch sagen kann. Ich fand nicht alle Erzählungen erschreckend, dafür waren manche zu vorhersehbar (was an der Dramaturgie liegt, deshalb und nur deshalb vergeb ich einen Stern unter der Höchswertung), aber stets waren sie berührend. Sie bringen etwas im Innern zu Klingen, und wenn ein Text so etwas schafft, dann ist er besonders.

Der Autor hat eine Stimme, die bereits in diesem, seinem ersten Buch auffällt. Ich freu mich unheimlich auf weitere Bücher. Diesen Erzählband empfehle ich mit Kusshand weiter. Für alle, die gepflegten Grusel mögen und für die, die Lust auf zeitgenössische Schauertexte in Poescher Manier haben.

Fazit: Kaufen, Gruseln und an Freunde weitergeben!