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Benutzername: 
Joodie
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2021
The Stranger Times Bd.1
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


gut

Man nehme eine Irren-Zeitung voller Geistergeschichten, Ufosichtungen und Gerüchten über Nessies Liebesleben. Einen cholerischen, leicht wahnsinnigen Chef. Verschiedene andere skurille Redaktionsmitarbeiter. Zwei mysteriöse Todesfälle. Ein Monster und sein Herrchen. Magie und ein altes Abkommen. Das alles gesalzen mit einer ordentlichen Prise Humor und jeder Menge Absurdität - et voilà, man schafft die Grundlage für einen unterhaltsamen, bisweilen spannenden Roman, der eine Geschichte erzählt, wie man sie noch nicht gelesen hat.

"The Stranger Times" hat mir von der Idee her sehr gut gefallen. Mal etwas anderes, neues, ungewöhnliches, was nicht so sehr die altbekannten Klischees bedient. Insgesamt hat mir die Lektüre auch Spaß gemacht und war unterhaltsam. So richtig umgehauen hat mich das Buch aber nicht. Die Figuren sind teilweise nicht sehr scharf gezeichnet (Ox und Reggie konnte ich bis zum Schluss nicht auseinander halten), ich habe das Gefühl, Chefredakteur Banecroft nimmt so viel Charakter ein, dass alle anderen Figuren neben ihm verblassen. Auch nimmt die geheimnisvolle Hintergrundstory (mit der Magie, dem Altvolk und dem Abkommen), die die Erklärung für all die Vorkommnisse darstellt, zu wenig Raum ein. Erst im letzten Viertel des Buches wird überhaupt erklärt, worum es sich dabei handelt, und so richtig lebendig wird die Erklärung nicht. Der Showdown ist dann irgendwie ziemlich unbefriedigend und plötzlich und man hat das Gefühl, dass viele Dinge unerklärt bleiben.

Sprachlich ist es nett geschrieben, die Dialoge sind pointiert und ich musste mehrmals laut lachen. Irritiert hat mich, dass sich die Redaktionsmitglieder, die im Laufe der Geschichte einiges zusammen durchmachen und erleben, sich bis zum Schluss siezen. Das lässt ihre Beziehung zueinander irgendwie oberflächlich wirken. Ist natürlich eine Übersetzungsfrage, in der englischen Originalausgabe kommt das sicherlich anders rüber.

Alles in allem fand ich die Lektüre ganz nett, werde aber wohl nicht den angekündigten zweiten Band lesen.

Bewertung vom 24.08.2021
Das letzte Bild
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


ausgezeichnet

Im norwegischen Isdal wird 1970 eine Leiche gefunden, doch niemand vermisst die Frau und so bleibt der Fall fast fünfzig Jahre ein Mysterium, bis die deutsche Schriftstellerin Eva das Phantombild entdeckt und sich selbst darin wiedererkennt. Wie sie herausfindet, handelt es sich bei der Frau um ihre Tante, von der sie bis dahin nichts wusste, und so macht sie sich auf nach Norwegen, um mehr über den Fall zu erfahren. Stück für Stück deckt sie die verschiedensten Puzzleteile auf, ein verloren gegangenes Kind, Lebensbornheime, norwegische SS-Offiziere, ehebrecherische Fotografen, bis sich schließlich alles zu einem großen Ganzen fügt.
Der Leser begleitet dabei nicht nur Eva auf ihrer Suche, sondern parallel auch Margarete, das spätere Mordopfer, die ebenfalls auf der Suche ist, nach ihrer im Krieg verlorenen Familie.

Die Geschichte ist wirklich spannend und besonders faszinierend ist, dass sie auf einem wahren Fall beruht. Viele der teilweise widersprüchlichen Aussagen und Fakten entstammen der tatsächlichen Polizeiakte der Isdal-Frau. Nur dass der echte Fall weiterhin ungelöst ist, die Frau ist immer noch unbekannt. Meiner Meinung nach ist es der Autorin aber fabelhaft gelungen, eine plausible und spannende Geschichte um die Fakten zu spinnen und ein Szenario zu entwickeln, was vielleicht passiert sein könnte.

Bewertung vom 11.06.2021
Von hier bis zum Anfang
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Beim ersten Anblick dieses Buches hat mich nicht das kraftvolle Cover oder der rätselhafte Titel am meisten angesprochen, sondern das Zitat von A. J. Finn: "Seit 'Der Gesang der Flusskrebse' hat mich kein Roman so bewegt und begeistert!"
Da ich "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens absolut geliebt habe, stand es außer Frage, dass ich auch dieses Buch lesen möchte.

Tatsächlich haben die beiden einiges gemeinsam: ein Mädchen, das viel zu früh erwachsen werden muss, ein deprimierendes amerikanisches Küstenstädtchen, in dem sich hinter der sonnigen, glitzernden Touristenfassade einiges an Armut und Dunkelheit versteckt, ein Mordprozess mit überraschender Wendung.

Doch "Von hier bis zum Anfang" bietet noch viel mehr: eine innige Geschwisterbeziehung, verschiedenste erwachsene Charaktere, alle auf ihre eigene Art und Weise gebrochen und kämpfend, die einem ans Herz wachsen, eine Verkettung verschiedener Kriminalfälle, die einen so fesseln, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.

Dabei wird die Geschichte getragen von einer schnörkellosen, ehrlichen Sprache, die unglaublich kraft- und stimmungsvoll eine fesselnde Atmosphäre aufspannt, und dabei vieles gar nicht explizit aussprechen muss. Verschiedene Biografien und Vergangenheiten werden geschickt verwoben, wickeln den Leser immer fester in ihr Netz, unerwartete Schicksalsschläge brechen einem das Herz und man möchte besonders die Kinder Duchess und Robin einfach nur fest in den Arm nehmen und ihnen versprechen, dass alles gut wird. Die Figuren, die Orte, alles wird so bildhaft und authentisch beschrieben, dass man keinen Moment an ihrer Existenz zweifelt. Nur der Sonnenaufgang überm Meer an der kalifornischen Küste hat mich kurz daran erinnert, dass diese Geschichte der Fantasie eines (ausgesprochen talentierten) Autoren entspringt und nicht gerade genau so stattfindet.

Kurzum, ich bin absolut hingerissen und begeistert von diesem Buch!

Bewertung vom 12.10.2020
Mein Familienkompass
Imlau, Nora

Mein Familienkompass


ausgezeichnet

Der Familienkompass ist ein sehr interessantes Buch zum Thema Erziehung und Familie, das richtig in die Tiefe geht. Es ist gespickt mit Denkanstößen und Aha-Momenten und lässt einen viele Dinge, die man vielleicht aus der eigenen Kindheit oder auch aus anderen Familien kennt - oder auch aus dem Umgang mit den eigenen Kindern - erstaunt hinterfragen. Mir hat besonders gefallen, dass Nora Imlau so viele Begriffe und Definitionen erstmal gründlich erörtert. Oftmals benutzt man Begriffe wie z.B. "Gewalt" ganz einfach, ohne sich so richtig Gedanken darüber zu machen, was der Begriff alles umfasst. Allerdings ist das Buch auch keine leichte Kost. Da es sehr intellektuell ist und eben richtige Grundlagenarbeit leistet, liest es sich auch nicht so leicht wie andere Erziehungsratgeber, die oftmals zur Hälfte aus Anekdoten bestehen. Dennoch ist es die Lektüre absolut wert und ein Buch, mit dem sich alle Eltern beschäftigen sollten!