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Sulzbach

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2025
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


gut

Christina Rivera Garza versucht in diesem Roman die Trauer über den Tod ihrer Schwester und den Umgang mit ihrer Ermordung zu verarbeiten. In dem ersten Teil beschreibt sie ihre Suche nach den dreissig Jahre alten Ermittlungsakten in Mexiko-Stadt. Dieser Teil hat mir sehr gut gefallen. Der Rest des Buches setzt sich aus einem Mosaik aus wiedergefundenen Schriftstücken ihrer Schwester Liliana und Erinnerungen von Freunden und Verwandten zusammen. Leider ist es nicht immer chronologisch aufgearbeitet und teilweise widersprechen sich Personen, was bei subjektiver Sicht nach 30 Jahren nicht verwundert. Auch die Fotos sind nicht an den Stellen, wo über ihre Entstehung geschrieben wird, eingefügt. So ist es schwierig, die abgebildeten Personen zuzuordnen. Ein Statement gegen Patriarchat und Gewalt gegen Frauen, was wohl zur Vergabe des Preises geführt hat.

Bewertung vom 28.09.2025
Fonthes, Christina

Wohin du auch gehst (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Buch "Wohin du auch gehst" wechselt immer wieder zwischen zwei Zeitzonen. Der eine Teil behandelt das Zeitfenster von 1974 bis 1989, als die Mutter und die Tante von der Hauptperson Bijoux junge Mädchen beziehungsweise Frauen waren. Das zweite Zeitfenster beginnt 2004, als Bijoux zu ihrer Tante nach London zieht, nachdem im Kongo Unruhen ausgebrochen sind. Hauptthema dieses Buches sind die verschiedenen Arten von Liebe ( gleichgeschlechtlich oder zu vermeintlich unpassenden Partnern). Es wird sehr anschaulich gezeigt, wie familiäre und religiöse Strukturen Menschen zerstören können. Ein interessanter Einblick in das Familienleben der priveligierten Menschen im Kongo und was die Übersiedlung nach Europa daran verändert. Insgesamt sehr lesenswert. Das Cover hätte etwas ansprechender gestaltet werden können.

Bewertung vom 28.09.2025
Brickley, Holly

Deep Cuts


weniger gut

Das Cover dieses Buches ist definitiv eine Ankündigung: Die Auflistung von die Zeit überdauernden Evergreens. Viele Teile der Geschichte beschäftigen sich mit der Analyse von alten Pop- und Rockliedern. Wenn man sich da nicht besonders gut auskennt, wie das bei mir der Fall ist, ist "Deep cuts" nur bedingt lesenswert. Prinzipiell fand ich die Idee einer Protagonistin, die Songs analysieren und optimieren kann und so einem Songwriter unter die Arme greift, interessant. Auch die Frage, ob eine Liebesbeziehung der Zusammenarbeit im Weg stehen oder diese sogar zerstören könnte und wie Percy und Joe damit umgehen, hat mich unterhalten. Insgesamt fand ich das Lesen aber eher anstengend, daher gibt es von mir nur eine mittlere Berwertung. Eine Kaufempfehlung kann ich nur für Musikliebhaber, die sich in der Pop und Rockmusik der letzten 70 Jahre auskennen.

Bewertung vom 28.09.2025
Horncastle, Mona

Peggy Guggenheim


ausgezeichnet

Eine sehr ausführliche und vielseitige Biographie. Das Buch startet mit der Großelterngeneration, die es mütterlicher- und väterlicherseits von armen Einwanderern in den Vereinigten Staaten von Amerika zu schwerreichen Händlern und Bankieren gebracht haben. Daher hatte Margaret ( genannt Peggy) Guggenheim ihr ganzes Leben keine Notwendigkeit selbst Geld zu verdienen. Sie hatte so viel Geld zur Verfügung, das sie eine große Kunstsammlung zusammen tragen und vor den Nationalsozialisten retten konnte. Das sind die bekannten Rahmenbedingungen. Diese Biographie macht sich auf die Suche nach dem Menschen hinter der Fassade. Sie zeigt das sehr unstete Familienleben mit häufigen Orts- und Partnerwechseln, aber auch ihre Entwicklung zur Kunstliebhaberin, die zunächst in dem Wunsch, arme, noch nicht anerkannte Künstler zu unterstützen. Das viele eingefügte Bildmaterial läßt die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts auferstehen.

Bewertung vom 28.09.2025
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


sehr gut

Ein witziger, leicht zu lesender Krimi mit norddeutschem Lokalkolorit. Der Kinderfreund des Trauerredners Mads Madsen ist bei einem Autounfall gestorben und hat ihm eine geheime Botschaft hinterlassen. Deshalb beginnt Mads mit Nachforschungen, die ihn und seine Familie und Freunde in Gefahr bringen. Die Charaktere sind liebenswert, besonders Mads eigensinniger Vater, der schon zu Beginn bei der Probe für seine eigene Beerdigung für gute Stimmung sorgt. Auch sein frisch verliebter Freund Fiete, der als Bestatter arbeitet und dessen strenge Mutter, die immer die Kontrolle haben muß, haben jeder auf seine Weise unterhaltungswert. Einen starken Spannungsbogen und Nervenkitzel darf man nicht erwarten, dafür gibt es verschiedene witzige Szenen, die zur Unterhaltung beitragen. Eine schöne, nette Feierabendlektüre.

Bewertung vom 28.09.2025
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


sehr gut

Heike Specht ist mit Ihrem Buch "Die Frau der Stunde" eine gute Mischung aus Geschichtsfakten und Fiktion gelungen. Es macht Spaß, Catharina Cornelius (Politikerin, die durch den Fall eines Spitzenpolitikers unverhofft den Posten der Außenministerin erhält)und ihre beiden Freundinnen Suzanne (Reporterin, auch nicht gerade ein Beruf, den Frauen in der siebziger Jahren häufig ausgeübt haben) und Azadeh ( Iranerin, die im Umbruch von Schah auf Ajatollah- Regime für die Frauenrechte kämpft) in die von Männern geprägte und dominierte Welt der Politik zu begleiten. Die Ränkespiele in der Politik werden plausibel dargestellt. Der Nebenschauplatz Iran mit seinen Umwälzungen und den Hoffungen auf ein freies und demokratisches Leben, das schnell niedergeschlagen wurde, ist durch die Figur Azadeh hautnah mitzuerleben.

Bewertung vom 08.05.2025
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


sehr gut

Der Buchtitel "Wo wir uns treffen" ist eigentlich schon das passende Programm für diesen Roman. Zur bevorstehenden Beerdigung des Vaters treffen die drei Kinder Frannie, Milo, und Isa, die Mutter Grace und der Jugendfreund des Vaters, der den Großteil seines Lebens auf dem Grundstück der Familie verbracht hat, aufeinander. Dabei treten viele verschüttete Konflikte, Verletzungen und Probleme zu Tage, die teilweise schon das halbe Leben geprägt haben. Es ist aufschlußreich und packend die Zerissenheit der Charaktere, die zu Beginn die Beziehungen untereinander stark belastet, kennenzulernen und die Weiterentwicklung zu verfolgen. Die gegen Ende als Grund für die Probleme herausgearbeitete Lösung überzeugt mich nicht hundertprozentig. Deshalb ziehe ich einen Stern ab. Insgesamt ist der Roman von Anna Hope aber lesenswert.

Bewertung vom 08.05.2025
Groschupf, Johannes

Skin City


gut

Skin City ist ein Berlinkrimi der aus drei Perspektiven erzählt wird, die sich in Laufe der Zeit miteinander verknüpfen. Zum einen ist da die Polizistin Romina, die aus einer Romafamilie stammtund familieninterne Probleme mit sich herumträgt. Koba, ein Kleinkrimineller aus Tiflis, der nach einem Ehrenmord von der Familie auf Einbruchstour nach Deutschland geschickt wird, ist die zweite Hauptperson. Der Dritte ist der Sreuerbetrüger Jacques Lippold, der nach einem Gefängnisaufenthalt versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Die Wege dieser drei kreuzen sich. Allerdings baut dieses Buch sehr wenig Spannung auf, deswegen verdient es dem Titel Thriller auf keinen Fall. Das Lokalkolorit Berlins wird ganz nett beschrieben und die Schwierigkeiten der Hauptpersonen gut dargestellt, aber esgibt keine überaschenden Wendepunkte.

Bewertung vom 08.05.2025
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


sehr gut

Welch ein Leben auf der Überholspur: Anita Berber liegt kurz vor ihrem Tod auf der Tuberkulosestation im Krankenhaus und blickt auf ihr kurzes, bewegtes Leben zurück. Das es vor hundert Jahren schon mal eine Zeit gegeben hat, in der Menschen neben der Alkoholabhängigkeit, die es wohl schon deutlich länger gibt, auch in die Kokain- und Morphinabhängigkeit gerutscht sind, um sich zu entspannen, war mir nicht bekannt. Auch in einer deutlich konservativeren Gesellschaft scheint das Grenzen austesten möglich gewesen zu sein. Die punktuellen Rückblicke in die Vergangenheit sind sehr unterhaltsam und malen ein facettenreiches Bild der kurzen Kariere der Tänzerin mit vielen Höhen und Tiefen. Manchmal wäre eine genauere zeitliche Einordnung und Abfolge wünschenswert, um Unklarheiten zu beseitigen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

Bewertung vom 08.05.2025
Ayag, Jim

Das Herz kennt keine Demenz


sehr gut

Lebensnaher Bericht, der beeindruckende Einblicke in die Lebenswelt von Demenzkranken bietet. Da ich selbst im Familienkreis schon den Abbau der kognitiven Fähigkeiten miterleben musste, kann ich viele Geschichten von Frau Tippelkamp nachvollziehen. Es wäre wirklich toll, wenn alle Pflegekräfte so emphatisch und einfühlsam mit den Bewohnern umgehen würden. Leider ist es durch die Zeitnot, überbordende Bürokratie ( man hat den Eindruck, die Pflegekräfte verbringen mehr Zeit mit der Dokumentation wie mit der Betreuung) und die erwähnten Grabenkämpfe im Personal leider häufig keine Realität. Ich habe wenig Hoffnung, das die im Buch angestoßenen Ideen einen ausreichenden Weg in die politischen und sonstigen Entscheidungsebenen finden, da wir uns leider eher in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Deshalb sollten möglichst viele dieses Buch lesen.