Dieses Triest-Buch von Britta Ramhapp vermittelt dem Leser/der Leserin Seite für Seite gut geschriebene Kompetenz zu allen Facetten dieses Städte-Wunders am Meer, eingebettet in die Landschaft des Friaul und die polyglotte Geschichte, die sich bis heute u.a. in Architektur, Gastronomie und die Lässigkeit des Lebensstils spiegelt.
Ich besitze eine umfangreiche Bibliothek über Italiens Regionen, auch über Triest/Friaul. Dieser Band erscheint mir als der sympathischste und kenntnisreichste mit kluger Empathie, die sich auf die Leser/innen übeträgt.
Zur Zeit gedenkt die Zunft der Historiker mit teils brillanten Ergebnissen (Jörn Leonhard) des Ersten Weltkriegs als Ende des "langen 19. Jahrhunderts", dem das kurze 20. Jh. folgte. Friedell war eine der Persönlichkeiten, die einerseits noch beide Zeitalter reapräsentierte und mit seinem erzwungenen Selbstmord vor den NS-Schergen 1938 beim Einmarsch Hitlers in Wien das totale Ende eines phantastischen Höhenflugs Wiener Kunst und Lebenskunst kennzeichnete.
Wer sich für einen Österreicher/Wiener Deutschsprachkünstler voller Ironie, Sarkasmus aber auch Ernst und Leidenschaft interssiert, der ist mit diesem Buch bestens bedient. Friedells unfassbar umfassendes Wissen, seinen Freunden und Zunft-Kollegen in der Cafe-Raimund-Runde war Friedells Zettelkasten zum Mythos gewachsen, wird mit Witz, Brillanz und hoher Intelligenz immer zum Sprachkunstwerk.
Friedell ist ein Lehrender aber kein "Lehrer", er ist umfassend wissenschaftlich gebildet/ausgebildet, aber er will kein ausübender Wissenschafter sein. Zu wichtig sind ihm seine Subjektivität und sein eigener Geschmack, mit dem ließ es sich herrlich polemisieren. Gegen die nach Objektivität gierenden universitären Wissenschafter, gegen Kontrapositionen und gegen Widerlinge - aus seiner Sicht.
Wer das Buch zur Hand nimmt, sich darauf, auf Friedell, einlässt, erfährt, was da versunken ist, durch die Barbarei zweier Weltkriege.
Timothy Snyder hat alle Entwicklungen der modernen Historiografie mit wissenschaftlicher Exaktheit verbunden und mit "Bloodlands" einen Klassiker des europäischen Grauens der Zeitgeschichte geschrieben.
Wer, ob als Politiker, Historiker, Journalist etc. aktuell seine Stimme zur momentanen Lage in der Ukraine in der Auseinandersetzung mit Russland um die Krim erhebt, darf das nur dann wirklich tun, wenn er am Wissenstand des Buches von Timothy Snyder ist - sonst hat er zu schweigen. Dies gilt auch für ehemalige deutsche Bundeskanzler, die sich unfreiwillig in beschämender Weise als unbelesen geoutet haben.
Stilistisch ist das auch in der deutschen Übersetzung brillant konzipiert und geschrieben. Snyder verbindet den jeweiligen historischen Kontext mit der exakten Beschreibung der Ereignisse und vertieft das emotional durch den Einschub herausrragend-tragischer Einzelschickssale.
Auch für den mit der Region vertrauten Kunst- und Kulturfreund ist Klaus Zimmermanns Begleiter durch die Kunstwelt der Toscana ein "Must", weil das Buch ein ausgezeichnetes und kompetentes Update auch für die aktuell-neuesten Entwicklungen bietet.
Diese Entwicklungsarbeit, die Michelin leider für Italien verweigert, ist DuMont zu danken. Esist dies die Empfehlung eines seit fast 4 Jahrzehnten die Toscana bereisenden Büchernarren.
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