Der Junge im gestreiften Pyjama

ausgezeichnet

Der Junge im gestreiften Pyjama – eine Rezension
In „Der Junge im gestreiften Pyjama“ geht es um die Freundschaft zwischen den beiden neunjährigen Jungen Bruno und Schmuel, ersterer Sohn des KZ-Oberkommandanten sowie Zweitgenannter jüdischer KZ-Häftling. Während bei all ihren Unterhaltungen vorher stets beide durch einen Zaun getrennt waren, endet das Buch in der schrecklichen Katastrophe, dass Bruno seinen Freund auf dem Gelände des Konzentrationslagers besucht und dort von den Nazis versehentlich hingerichtet wird.
John Boynes Werk aus dem Jahre 2006 wirft viele Fragen auf. Einige Leute stellen die Frage, ob das Grauen des Holocaust literarisch als Kinderabenteuer behandelt werden darf. Schließlich ist fast das komplette Buch aus einer personalen Erzählsituation aus der Sicht des neunjährigen Brunos geschildert. Darf uns ein fiktives Kind vom Holocaust berichten? Werden dadurch nicht die Schreckenstaten der Nationalsozialisten verharmlost? Die Motive der Täter im Holocaust sind sowieso schon sehr kompliziert und vielschichtig und können heutzutage kaum noch nachvollzogen werden. Bruno kann das als Neunjähriger nur schwer vermitteln. Es wirkt teilweise so, als ob man komplexe philosophische Fragen von einem kleinen Kind erklärt bekommt. Wie aus einer Welt, in der es keine Probleme und immer einfache Lösungen gibt.
Dabei muss man sich jedoch die Fragen stellen, wie die geschehenen Gräueltaten sonst beschrieben werden sollten. Kann überhaupt jemand Derartiges realistisch darstellen? Oder ist ein neunjähriges Kind dabei genauso unbeholfen wie ein promovierter Historiker? Sollte das nicht denjenigen vorbehalten sein, die das Grauen miterlebt haben? Man sagt, Kinder seien ehrlich. Bruno scheint uns im Roman wirklich immer nur das wiederzugeben, was er selbst ehrlich erlebt, denkt und fühlt.
Inwiefern man das jetzt gutheißen mag oder nicht, ist eine heißdiskutierte Frage, bei der man sich mit guten Begründungen für die eine oder die andere Seiten entscheiden könnte.