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Benutzername: 
P. Serra
Wohnort: 
München

Bewertungen

Bewertung vom 17.12.2010
Der heilige Schein
Berger, David

Der heilige Schein


ausgezeichnet

Das neue Buch Bergers ist ganz anders als das, was er bisher publiziert hat. Die wissenschaftliche Attitüde ist abgestreift. Dafür erzählt er sehr gewinnend und persönlich, was es bedeutet heute als schwuler Theologe in der katholischen Kirche tätig zu sein. Zugleich gewährt er enthüllende Einblicke in den konservativen, immer einflussreicheren Flügel einer Glaubensgemeinschaft. Und in der Tat: das, was er schreibt gehört mit zum Unglaublichsten, was es derzeit auf dem deutschen Buchmarkt über die katholische Kirche zu lesen gibt (so die „Zeit“). Er nimmt uns mit in eine geheime, Weihrauch schwangere und paramenten-schwüle Welt des schlechten Gewissens und systematischen Vertuschens, das Erpressung möglichmacht und so eine Kirche loyaler, absolut gehorsamer konservativer Kirchenmänner gebiert. Zugleich lässt dieses System die Psychosen unter Klerikern geradezu wuchern. Mit dem Buch wurde mir auf einmal begreiflich, wieso die größte Homophobie dort herrscht, wo am meisten Homophile sind, die ihre eigene Sexualität bekämpfen oder liturgisch sublimieren … So ist auch dem renommierten „Züricher Tages-Anzeiger“ zuzustimmen, der zu dem Buch urteilt: „Das Versprechen im Klappentext des Buches, den Schlüssel zu den Skandalen der römischen Kirche zu liefern, ist fast schon ein Understatement. Es liefert den Schlüssel zum Ratzinger-Pontifikat insgesamt.“ Das Buch zeigt sehr überzeugend und gut belegt: Diese Kirche hat sich unter dem neuen Papst auf den Weg ins antimoderne Ghetto gemacht. Sie wird immer mehr zur fundamentalistischen Sekte

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