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Ele
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xxxxx

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Insgesamt 444 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2025
Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)


gut

Der Wind der Freiheit, historischer Roman von Tanja Kinkel, EBook, Hoffmann & Campe -Verlag
Zwei mutige Frauen nehmen den Kampf um die Freiheit auf.
1848 erheben sich die Menschen des Deutschen Bundes über die Macht der Fürsten. Zwei ungleiche Frauen, Louise Otto aus wohlhabender Familie überzeugte Demokratin und Schriftstellerin, sowie Susanne Grabasch, die arbeits- und mittellos ihr Leben fristet. In ihrer Not lässt Susanne sich auf einen gefährlichen Auftrag ein. Seite an Seite kämpfen sie für Freiheit und Selbstbestimmung.
Das Buch besteht aus drei Teilen die sich in 27 Kapitel aufteilen, die einzelnen Kapitel sind im auktorialen Erzählstil verfasst. Aus der Sicht von verschiedenen Personen. Der Leser erhält dadurch einen Überblick über das gesamte Geschehen. Die Kapitel sind mit Ort und Datum versehen, so kann der Leser den zeitlichen Ablauf genau einordnen.
Auch dieses Mal hat mich die Lektüre eines Romans von Tanja Kinkel in eine Reise in eine andere Epoche geführt. Aus den Büchern der Autorin habe ich immer viel gelernt, doch dieses Mal habe ich mich überfordert gefühlt. Sehr schwierige politische Verwicklungen, eine Unmenge an Personen, komplizierte historische Fakten haben mir die Lektüre sehr schwer gemacht, immer wieder musste ich Abschnitte und Sätze nochmal lesen, das hat den Lesefluss und den Spaß an der Lektüre gestört. Obwohl ich historische Romane gerne lese, ist diese Epoche für mich nicht interessant genug.
Der Leser hat die Möglichkeit mit den beiden Frauen, viel über die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche in der sich das gesamtdeutsche Parlament versammelte, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Das Mainzer Informationsbüro einem Geheimdienst, und über den Kampf um Frauenrechte und Demokratie zu erfahren. Mit diesem Teil der Geschichte habe ich mich bisher noch nicht befasst und somit hatte ich Probleme die Zusammenhänge zu überblicken. Spannung ist keine vorhanden. Nüchtern und emotionslos erzählt.
Die Figuren sind zum Großteil historisch belegt, Publikationen von Amalia Struve und Louise Otto können auch heute noch im Buchhandel zugänglich. Über die Revolution 1848 kann sich der interessierte Leser umfassend informieren. Dieser Roman könnte ein Anstoß dazu sein.
Wie Arbeiterinnen und Dienstmädchen zu der Zeit lebten, ist anschaulich beschrieben, mir haben die Kapitel aus Sicht Susannes besser gefallen, das hat mich sehr berührt. Susanne ist eine tolle Figur, sie hat eine enorme Entwicklung gemacht, hat Sprachen und Benehmen gelernt, dazu ist sie eine fürsorgliche und praktische Person. Als „Doppelagentin“ geradezu raffiniert. Louise Otto fand ich dagegen unsympathisch, durch ihre privilegierten Familienverhältnisse und ihrem Schreibtalent musste sie nie den Kampf ums Überleben aufnehmen, ich fand sie naiv und blauäugig.
Für mich war das Buch anstrengend, immer wieder habe ich es weggelegt und nach einiger Zeit erst weitergelesen. Wer sich für diese Epoche und die politischen Entwicklungen interessiert wird Gefallen am Buch finden.
Von mir knapp 3 Sterne

Bewertung vom 17.04.2025
Die Anatomie einer neuen Zeit
Morell, Leon

Die Anatomie einer neuen Zeit


sehr gut

Die Anatomie einer neuen Zeit, Historischer Roman von Leon Morell, Ebook von dtv
Der Medicus von Padua und was ihm die Toten erzählten.
Verena von Pfäffikon soll als Hexe verbrannt werden, die Heilkundige kann durch glückliche Umstände entkommen und flieht verkleidet als Mann nach Padua, dort gibt sie sich als Johann Lederer aus. Mit einer Gruppe von Studenten gelangt sie ins anatomische Theater wo der berühmte Anatom Vesalius eine Obduktion durchführt. Noch während der Vorlesung wird Vesal zu einem sterbenden Studenten gerufen, Verena und Vesalius erkennen, dass es sich um einen Giftmord handelt. Nach der gemeinsamen Obduktion nimmt Vesal sie unter seine Fittiche, gemeinsam suchen sie den Giftmörder und geraten dabei selbst in Gefahr.
Der Roman besteht aus 70 Kapiteln, die Geschichte ist aus der Sicht Verenas geschrieben, zu jeder Zeit ist der Leser somit in der Lage, das Geschehen aus erster Hand zu erfahren. Ergreifende Szenen, über die Gefahren, die den Charakteren begegnen. Lehrreiche Auftritte, die das Genie Vesalius aufzeigen und aufregende Ermittlungsarbeit der Beiden, haben mich nur so durch das Buch fliegen lassen. Schlagfertige Dialoge, beleben die Erzählung. Medizinische Begriffe, lateinische und italienische Phrasen sind kursiv deutlich hervorgehoben.
Das Buch hat mich auf das Leben und das Wirken von Andreas Vesalius aufmerksam gemacht, somit veranlasst, mich etwas über den flämischen Chirurgen und Anatom kundig zu machen. Er gilt als Begründer der neuzeitlichen Anatomie und des morphologischen Denkens in der Medizin. Die Entstehung seines Lebenswerks, „Sieben Bücher vom Bau des menschlichen Körpers“ kommt im Roman zur Sprache auch, die endotracheale Beatmung ist auf ihn zurückzuführen. All dies ist im Buch beschrieben, wer sich für Medizingeschichte interessiert, wird hier gut informiert. Eine gründliche Recherche des Autors liegt nahe. Fiktion und Realität haben sich hier sehr gut zum Gesamtwerk verbunden.
Das Buch hätte für mich mehr Seiten haben dürfen, vermutlich werde ich mich über Vesalius noch ein wenig weiter informieren. Alle anderen Charaktere sind verhalten beschrieben, gerne hätte ich über Najat mehr erfahren. Sie blieb für mich bis zuletzt fremd. Wie es in Verenas Leben weitergeht, hätte ich auch gerne gewusst. Mir kommt es vor, als ob im Buch einige Kapitel fehlen, ein abruptes Ende hat mich ratlos zurückgelassen.
Trotzdem hat mir der Roman gefallen, hat mich gut unterhalten, meine Neugierde geweckt. Das Setting war gut beschrieben, ich hatte das Gefühl mit den Figuren durch Padua zu gehen. Auch das Studiolo des Gelehrten war sehr bildhaft beschrieben. Insgesamt wurde hier ein klares Bild der Renaissance geschaffen, das war mir bei der Lektüre zu jeder Zeit bewusst.
Ein lehrreiches Buch welches mich gut unterhalten hat, ein wenig mehr Erläuterndes über die Figuren, hätte ich mir gewünscht. Eine Leseempfehlung und dazu 4 Sterne.

Bewertung vom 12.04.2025
Die Kammer
Dean, Will

Die Kammer


ausgezeichnet

Die Kammer, Thriller von Will Dean, EBook, Hoffmann & Campe Verlag.
Tod in der Druckkammer.
Fünf Sättigungstaucher und eine Sättigungstaucherin haben einen Einsatz irgendwo in der Nordsee um eine Ölpipeline zu reparieren. Zum Druckausgleich sollten sie dafür für mehrere Wochen in einer Druckkammer auf sehr engem Raum verbringen um von dort die Arbeitseinsätze zu tätigen. Doch plötzlich liegt ein Toter in seiner Koje, der Einsatz wird abgebrochen. Trotzdem müssen die Taucher noch einige Tage in der Dekompressionskammer aushalten. Es gibt mehr Tote und es gibt auch kein Entkommen.
Das Buch ist aufgeteilt in 86 starke Kapitel, dazu ein zusätzliches Kapitel, welches den Titel „4 Wochen später trägt. Interessante Dialoge und auch Innenansichten, vor allem Gedanken der Protagonistin beleben die Geschichte. Eigennamen, wie Zeitschriften Liedtitel, Buchtitel sowie Briefe sind durch kursive Schrift deutlich gemacht. Geschrieben in der Ich-Form aus Sicht der einzigen Taucherin in der Gruppe. Anfänglich habe ich mich mit den Spitznamen der Personen schwergetan, bis ich sie passend zuordnen konnte.
Bin immer begeistert bei Mordfällen auf einem Boot, denn der Mörder ist immer dabei. Das Buch war für mich ein Pageturner, vor allem zum Ende hin, ich wollte ich gar nicht mehr zu lesen aufhören. Die Spannung beginnt schon beim ersten Tauchgang, steigert sich dann, von Leiche zu Leiche. Die Dramatik wird zusätzlich befeuert, durch die Enge, die körperlichen Anforderungen die das Sättigungstauchen mit sich bringt. Das Ausgeliefertsein durch ständige Beobachtung, den kleinen begrenzenten Rückzugsort, der irgendwann keine Sicherheit mehr bietet, dass fast völlige Fehlen von Intimsphäre, Hunger und Durst. Die Gratwanderung nah am Wahnsinn, zum Schluss hat mich völlig aus der Fassung gebracht. Die Auflösung war nicht so meins, da hätte ich mir ein stärkeres Motiv gewünscht, ist jedoch völlig in Ordnung, da es hinreichend und nachvollziehbar erklärt wird. Die letzten zwei Stunden der Dekomprimierung haben mich ordentlich ins Schwitzen gebracht.
Die Protagonistin fand ich höchst aufregend, ihre private Situation und auch ihr Beruf beweisen, was für eine starke Frau sie ist. Auch über ihre Kollegen hat der Leser sich ein Bild machen können, die Story wie auch die Charaktere sind authentisch. Sie wirken so echt, dass der Leser ein Gefühl hat, so könnte es tatsächlich gewesen sein.
Ich fand die zusätzlichen Informationen über das Tauchen, ganz besonders das Sättigungstauchen, sehr wissenswert. Ich wurde verständlich über das Berufstauchen informiert, habe so viel darüber erfahren, wie extrem dieser Job ist. Was es bedeutet tagelang in einer Druckkammer eingepfercht zu sein und sie unter keinen Umständen früher zu verlassen, egal was passiert.
Es war ein tolles Buch, eine abwechslungsreiche Erfahrung. Ich fühlte mich hervorragend unterhalten. Eine Leseempfehlung nicht nur für Personen die sich fürs Tauchen begeistern.
Ich vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 31.03.2025
Stromlinien (eBook, ePUB)
Frank, Rebekka

Stromlinien (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Stromlinien, Roman von Rebekka Frank, Fischer Verlag, 512 Seiten.
Ein Familiendrama die sich über drei Generationen zieht, sehr sensibel erzählt.
Enna und Jale sind Zwillinge, sie sind sich selbst genug. Sie leben in den Elbmarschen, wo sie die Tiere und die Natur beobachten, mit ihrem Boot Sturmhöhe sind sie gemeinsam unterwegs und sich selbst genug. Die Zwillinge leben bei ihrer Oma, denn ihre Mutter Alea ist im Gefängnis, sehr lange, doch bald soll sie entlassen werden. Voller Vorfreude zählen sie die tage bis dahin, doch als endlich der große Tag gekommen ist, ist Jale verschwunden, dabei wollten die beiden ihre Mutter gemeinsam abholen. Als Enna alleine vor dem Gefängnis wartet, erfährt sie, dass auch die Mutter schon früher freikam und seither verschwunden ist.
Das Buch teilt sich in 57 Kapitel, die jeweils mit Datum versehen sind. Das ist hilfreich, denn dass Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen, in unterschiedlichen Perspektiven. Einzig die Kapitel, aus der Sicht der Protagonistin Enna, erscheinen in der Ich-Form. Am meisten beindruckt hat mich der bildhafte Erzählstil. Ich hatte als Leser das Gefühl, zusammen mit den Figuren auf dem Boot unterwegs zu sein. Die Landschaft und die Tierwelt sind überaus stark beschrieben. Der Roman entwickelte einen Sog, der mich immer tiefer in die Geschichte gezogen hat.
Durch die diversen Zeitebenen und die verschiedenen Ansichten hatte ich anfangs, etwas Probleme ins Buch und in Lesefluss zu kommen. Doch das hat sich schnell gelegt, als die Geschichte fortschreitet. Die Spannung ist hoch und zieht sich durchs gesamte Buch. Die vollständige Aufklärung, der Zusammenhänge geschieht erst am Ende. Die Ereignisse, die das Erleben von drei Generation umfassen, sind so gewaltig, ich war beeindruckt. Dabei haben sich tiefgreifende Verwicklungen ergeben, die mich bestens unterhalten haben. Des Öfteren habe ich die Luft angehalten und weitergelesen, ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin hat einige wahre Begebenheiten sehr geschickt in die Geschichte integriert.
Die Figuren waren überwiegend gut charakterisiert. Vor allem Enna. Meine Lieblingsfiguren waren jedoch Lucas, der Enna unterstützt und Greetje, selbstlos und aufopfernd.
Wer Familiengeschichten mag, die mit vielen Wendungen immer spannender werden, die sich über mehrere Generationen, mit etlichen Schicksalsschlägen präsentieren, der ist hier genau richtig. Mir hat das Buch gut gefallen, eine Empfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 24.03.2025
Russische Spezialitäten
Kapitelman, Dmitrij

Russische Spezialitäten


gut

Russische Spezialitäten, Roman von Dmitrij Kapitelmann, Ebook, Hanser-Verlag
Bittersüß und zutiefst politisch.
Eine ukrainische Familie eröffnet im Osten Deutschlands einen Laden mit russischen Spezialitäten. Der Sohn liebt auf der Welt nichts mehr als seine Mutter, die russische Sprache und Kiew, seine Geburtsstadt. Dann kam der Angriffskrieg der Russen in der Ukraine. Seine Mutter ist auf der Seite Putins, sieht russisches Fernsehen und ist komplett der russischen Propaganda verfallen. Das spaltet das Verhältnis von Mutter und Sohn. Während des Krieges, beschließt der Sohn eine Reise in die Ukraine zu machen.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Die einzelnen Kapitel tragen, eine den Inhalt zusammenfassende Überschrift. Lieder, Übersetzungen, Gedichte und Eigennamen sind kursiv hervorgehoben. Russische und ukrainische Texte beleben das Schriftbild. Ich hatte große Probleme mit den Wortschöpfungen des Autors, viele Begriffe sind mir unverständlich. Rotzenstraff, liebeslau, himmelsfühlen, unbeflehbar, hinterhistorisch, mit diesen Wortneuschöpfungen kann ich absolut nichts anfangen, keine Ahnung was der Autor damit aussagen will. So hat sich bei mir kein Lesefluss eingestellt, die Sprache ist eckig und kantig, ich habe mich mit der Lektüre schwergetan, das Buch immer wieder entmutigt aus der Hand gelegt, einige Abschnitte mehrmals lesen müssen.
Der sowjetische Leim ist offensichtlich dicker als Blut, das hat die Mutter ihrem Sohn immer wieder deutlich zu verstehen gegeben. Der zynische Humor und die Situationskomik jedoch, haben mir gefallen, da gab es zwischendurch immer wieder lustige Szenen. Andere Szenen zum Beispiel, die Zigarettenfrau am Bahnhof von Grimma und die sprechenden toten Fische konnte ich jedoch nicht nachvollziehen. Obwohl das Buch überwiegend gelobt wird, konnte ich nichts damit anfangen, wir wurden keine Freunde.
Die Abschnitte in denen Kapitelmann über seinen Aufenthalt in der Ukraine berichtet, haben mich betroffen gemacht. „Resignation“ würde ich diesen Abschnitt beschreiben. Das ist der stärkere, doch leider nur kurze 2. Teil. Die Figuren außer dem Protagonisten sind mir fremd geblieben. Die Mutter und ihr Wesen habe ich einfach nicht verstanden. Entweder ist sie die liebende Mutter oder sie unterstützt die russischen Mörder, beides geht für mich nicht. Als Dimitrij in bei einem Bombenangriff in einem ukrainischen Hotelbunker sitzt gibt sie ihm zu verstehen, er braucht keine Angst zu haben denn das russische Militär beschießt ausschließlich militärische Ziele. Der Vater dagegen konnte mein Interesse eher wecken, ihn mochte ich.
Für mich sprachlich schwierig, in die Mentalität der Figuren und ihren Charakter, konnte ich mich nicht hineinversetzen, über die Zeit in der Ukraine hätte ich gerne mehr Schilderungen gehabt. Von mir deshalb 2,5 wo nötig 3 Sterne.

Bewertung vom 17.03.2025
Berchtesgaden
Otto, Carolin

Berchtesgaden


ausgezeichnet

Berchtesgaden, Roman von Carolin Otto, EBook, Lübbe Verlag.
Ein bildgewaltiges Gesellschaftspanorama einer symbolträchtigen Zeit. Mai 1945, Berchtesgaden kapituliert und die Alliierten, hier die US-Amerikaner, übernehmen die Regierung. Die 19jährige Sophie, bewirbt sich um eine Stelle als Übersetzerin und Schreibkraft beim Military Government. Hier lernt sie Menschen kennen, die den Blick auch auf ihre eigene Familie wandeln und wird mit der Wahrheit über die deutschen Verbrechen konfrontiert. Im Schatten des Obersalzbergs verändert sich ihr ganzes Leben.
An Hitlers ehemaligen Wohnort Berchtesgaden trafen bei Kriegsende 1945 die verschiedensten Menschen aufeinander: Sieger und Besiegte, Täter, Opfer und Mitläufer, leben jetzt hier, unter amerikanischer Herrschaft.
Das Buch besteht aus 54 Kapiteln, jeweils aus dem Fokus einer der verschiedenen Personen, Sophie, die Protagonistin, die sich durch ihre Anstellung als Sekretärin, näher mit den Kriegsverbrechen der Deutschen und der eigenen Verantwortung befasst
Die Figur Frank Rosenzweig, jüdischer Abstammung und als Kind in die Staaten emigriert. Er ist stark eingebunden in die Verhöre der Deutschen, durch den Militärgeheimdienst CIC.
Sam Cork, ein schwarzer Soldat, der in den besetzten Gebieten mehr Freiheiten und Rechte hat, als in den Staaten aufgrund der dortigen Rassentrennung.
Dr. Rudolf Kriss, der als Regime-Gegner denunziert, verhaftet und zum Tod verurteilt wurde, der aus der Gefangenschaft kam und Bürgermeister von Berchtesgaden wurde. Meg Taylor die Kriegsberichterstatterin, Ali Gral, Nebendarstellerin in Propagandafilmen und ehemalige Geliebte eines Generals, und viele andere Figuren, die den Roman sehr authentisch machen.
Das geschieht auch durch die Sprache, die beschriebene Kleidung, Lebensgewohnheiten und die perfekt geschilderte, umgebende Landschaft. Die Autorin besticht durch ihren flüssigen Schreibstil, obwohl die erzählenden Figuren ständig wechseln, blieb der Lesefluss erhalten. Die Handelnden sind sehr gründlich gezeichnet, interessante Gedankengänge liest man zur Genüge. Ich entdeckte viele sympathische Figuren, Sophie, ihre Oma Anni, Sam etc.Doch auch schreckliche Zeitgenossen sind zur Genüge vorhanden, am unangenehmsten fand ich Max, den älteren Bruder von Sophie und seine Taten. Denunzianten, Verbrecher auch bei den alliierten Truppen sind vorhanden. Das Buch ist sehr menschlich mit allen Abgründen und allem Guten.
Verständliche Dialoge, in Fremdsprachen und Dialekt beleben den Roman.Die fiktive Erzählung gründet auf eine hervorragende profunde Recherche der Autorin, die Handelnden sind literarische Figuren, die aber zum Teil auf authentische Charaktere basieren. Ich habe mich schon länger, für das Geschehen in den 1930er bis 1945er Jahren auf dem Obersalzberg interessiert. War auch schon einige Male vor Ort, und doch habe ich neue Fakten entdeckt. Das Empfinden der Bevölkerung, hier im Buch speziell mit der alliierten Besatzungsmacht, den Amerikanern, kann ich durch die Erzählungen meiner Großeltern bestätigen. Auch meine Mutter bekam ein Kleid, aus den Resten der roten Fahne, wie im Roman beschrieben.
Ein sehr informatives Werk sachlich und doch spannend, aufgelockert durch die Erlebnisse der Charaktere, mir hat es sehr gut gefallen, besonders möchte ich dieses Buch der jungen Generation empfehlen, die diese Informationen nicht mehr aus den Familiengeschichten kennen. 5 Sterne.

Bewertung vom 08.03.2025
Der Gott des Waldes (eBook, ePUB)
Moore, Liz

Der Gott des Waldes (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Gott des Waldes, Roman von Liz Moore, EBook. C.H. Beck Verlag
Ein literarischer Thriller
1975, Aus einem Feriencamp verschwindet ein 13jähriges Mädchen. Es trifft die Familie Van Laar, erneut. Denn schon 1961 ist der Sohn der Familie verschwunden. Peter genannt Bear wurde niemals gefunden, der reichen und einflussreichen Familie lebt seit Generationen in den Adirondack Mountains und ist Sponsor des Sommercamps. Manche sagen, das Verschwinden der Kinder kann kein Zufall sein. Manche sagen die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun.
Das Buch teilt sich in sieben Abschnitte, die Kapitel darin, zum Teil sehr kurz, sind mit den Namen der Personen überschrieben aus deren Sicht das Kapitel erzählt wird. Verschiedene Zeitebenen werden durch Jahreszahlen markiert. Der gesamte Überblick, von Personen und Zeiten war jederzeit gewährleistet. Deshalb konnte ich trotz der Zeitenwechsel und der Sichtweise vieler Personen stets dem Plot folgen. Der Roman besticht durch ausgefeilte Dialoge. Der Wechsel zwischen Spannung der flüssig geschriebenen Szenen und die Entspannung der erzählerischen Sequenzen ist gut gewählt. Ich mag kurze Kapitel und schnelle Perspektivenwechsel durchaus, denn diese sorgen meist für ein hohes Lesetempo. Es war für mich schwer das Buch aus der Hand zu legen, ab dem letzten Drittel schier unmöglich. Die Dramatik war kaum noch zu überbieten.
Das Setting ist hervorragend beschrieben, die Faszination dieser einzigartigen Natur ist in jedem Satz greifbar. Mir hat gut gefallen, wie die Autorin ihre Figuren in die Handlung integriert hat, so authentisch glaubhaft, dass man meint, genauso wäre es auch passiert. Alle Figuren sind tief charakterisiert, ich hatte das Gefühl sie gut zu kennen. Manchmal war es auch des Guten zu viel, einige Details hätte ich nicht gebraucht. Dennoch ist der Leser ist ganz nah dran am Geschehen. Eine ganz besonders interessante Figur für mich war Alice, die Mutter der Kinder, die durch das Verschwinden ihres Sohnes zerbrochen ist, durch Alkohol und Tabletten betäubt, vegetiert sie nur noch dahin. Ganz besonders unangenehm die beiden Peter, die meinen, dass ihr Geld und Einfluss die Welt regiert. Die guten und die schlechten Menschen darum herum, sie alle waren wichtig für die Geschichte. Am besten jedoch fand ich die starken Frauen. T.J., Barbara und ganz besonders die taffe Ermittlerin Judyta.
Die Spannung war schon zum Einstieg hoch und hat sich gesteigert, bis zum unvorhersehbaren Ende. Klug konstruiert führte mich die Autorin immer wieder auf die falsche Fährte. Glaubhafte Plottwists konnten mich veranlassen, dass ich immer wieder eine andere Figur verdächtigte.
Insgesamt habe ich mich hervorragend unterhalten gefühlt, und es hat viel Spaß gemacht das Buch zu lesen. Eine Leseempfehlung für die Leser die gut durchdachte Thriller mit ungeahnten Wendungen und literarischen Szenen mögen und dazu von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 01.03.2025
Der Pinguin, der fliegen lernte
Hirschhausen, Eckart von

Der Pinguin, der fliegen lernte


sehr gut

Der Pinguin der fliegen lernte, Dr. med. Eckart von Hirschhausen, 168 Seiten, dtv-Verlag
Eine Geschichte über das Leben, die Liebe und das Glück-
v. Hirschhausen beobachtet eines Tages einen Pinguin, zuerst bemitleidet er das Tier als ob es sich um eine Fehlkonstruktion handelt. Er kann nicht fliegen, hat einen dicken Bauch, Watschelfüße, ja noch nicht einmal Knie, unbeholfen bewegt er sich auf dem Eis. Der Pinguin springt ins Wasser und plötzlich ist er in seinem Element, zuvor unbeholfen und nun durch seine Köperformen, bewegt er sich pfeilschnell im Wasser. Einmal in seinem Element zeigt der Pinguin was er kann.
Aufgrund dieser Geschichte basiert dieser Ratgeber. Die Perspektive auf das Leben ändern, den Umgang mit den eigenen Unzulänglichkeiten meistern, dieses Buch ist voller hilfreicher Ideen dazu.
Schon zu Beginn erhält der Leser eine Gebrauchsanweisung und Dosierungstipps, damit die Botschaft eindringen und wirken kann. Auch die Pinguingeschichte wird nochmal erzählt, ich muss gestehen ich kannte sie noch nicht, obwohl sie scheinbar weltweit bekannt ist. Auch mich hat sie zum Nachdenken animiert. Das restliche Buch teilt sich in acht Lektionen voller heilsamer Ideen und Ratschläge. Besonders bemerkenswert die achte Lektion „Was du für Pinguine tun kannst“. Hier appelliert Hirschhausen an die globale Zusammenarbeit der Menschheit und den Anteil, den jeder Einzelne als Teil der Gruppe (Hubble-Effekt) dazu tun kann um das Schmelzen der Pole zu verhindern und den Lebensraum der Pinguine nicht zu zerstören. Das Papier ist sehr kräftig und hochwertig, das Buch schwer und massiv, deshalb ist es auch möglich, das Buch als Nachschlagwerk zu benutzen, immer wieder einzelne Kapitel nachzuschlagen und zu verinnerlichen ohne, dass es alsbald zerfleddert erscheint. Am besten haben mir die wunderschönen Aufnahmen des renommierten deutschen Naturfotografen und Filmemachers Stefan Christmann gefallen, unglaublich beeindruckende ausdrucksstarke Fotografien, die mich extrem verzauberten. Die Fakten über Pinguine und ihre Lebensgewohnheiten waren hochinteressant.
Die Ratschläge im Buch muss ich erst einmal sacken lassen, ich werde das Büchlein ganz sicher immer wieder hervorholen und einzelne Abschnitte durchlesen. Es sind eindringliche kurze Botschaften, die dem Leser helfen sollen, sein Element zu finden und sich darauf einzulassen sich darin zu bewegen. Dazwischen immer wieder Motivationssprüche, Zitate und Aphorismen, die man schon aus anderen Lebenshilfebüchern kennt, hier konnte ich zu keiner neuen Erkenntnis kommen. Insgesamt hat es mich gut unterhalten, Hirschhausen kann den Leser fesseln mit seinem heiteren flüssigen Schreibstil.
Mir hat es gefallen, immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Ob ich in meinem Element bin, wie ich es finde oder hinein komme, konnte ich anhand des Buches nicht ausmachen. Geeignet ist es für Personen die eine Bestätigung zu diesem Schritt benötigen. Menschen die Pinguine mögen werden dank der schönen Aufnahmen und der lehrreichen Fakten, Freude am Buch haben Das letzte Kapitel hat mich jedoch wirklich berührt Als Geschenk finde ich das hübsche Buch auch hervorragend geeignet.
Von mir 4 Sterne und eine Kauf- und Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.02.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


ausgezeichnet

Ein Sommermärchen

Das Leben fing im Sommer an, Roman von Christoph Kramer, 256 Seiten, Kiepenheuer & Witsch
Der berührende Coming-of-Age-Roman des Fußballweltmeisters Christoph Kramer
Es ist Sommer 2006, der heißeste Sommer überhaupt, es sind Sommerferien und der 15 jährige Chris hat nur einen Wunsch – er will Fußballprofi werden. Dann passiert etwas völlig unfassbares: Debbie, das schönste Mädchen der Schule interessiert sich für IHN. Und plötzlich beginnt für Chris das wirkliche Leben, Enttäuschungen, Himmel hoch jauchzend – zu Tode betrübt, doch er vergisst dabei nie, was das wichtigste im Leben ist, nämlich gute Freunde.
Das Buch beginnt mit einem Interview, mit dem bekannten Fußballstar und schon da erkannte ich, dass dieses Buch von einem sympathischen Menschen geschrieben wurde, und, dass es etwas Besonderes werden könnte. Das Buch umfasst eigentlich nur einen kurzen Zeitraum, drei Tage in diesem heißen Sommer 2006, danach ein Kapitel 1460 Tage später, Chris hat Abitur gemacht, dann Sommer 2014 2920 Tage später und Chris blickt zurück. Liedzeilen, besondere Texte, Träume sind kursiv geschrieben und somit als etwas Besonderes markiert. Die flüssige Sprache, in frischem jugendlichen Stil und ganz besonders die bildhaften Erzählungen haben mich nur so durchs Buch fliegen lassen. Es war spannend, lustig und traurig, alles vorhanden. Ein besonderes Highlight im Buch ist die bildmalerische Erzählfähigkeit des Autors, alles was er schildert konnte ich mir so gut vorstellen, das Freibad, die Düfte von Sonnenöl oder Pommes aus der Fritteuse, das Ambiente im Le Soleil, im Kino, beim Hoffest, alles so gut beschrieben, dass ich in Gedanken direkt dabei gewesen bin.
Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Buch überhaupt lesen soll, denn ein weiteres Buch eines Promis, aus monetären Gründen geschrieben, lehne ich grundsätzlich ab. Da es aber nicht über den Fußball handelt war ich doch neugierig. Ich habe es nicht bereut und bin froh, dass ich den Fußballer drei Tage in seiner Jugend begleiten durfte. Meine Lieblingsfigur, natürlich der Protagonist, Chris, schüchtern unsicher und bescheiden, ein lieber netter Junge von nebenan. Zu keiner Zeit ist er überheblich oder hat Starallüren. Ich weiß nicht, was im Buch fiktiv, oder Wahrheit ist, das ist dem Leser selbst überlassen, aber ich nehme ihm jedes einzelne Wort ab. Auch seine Freunde, Salvo oder Johnny, beide so liebenswert authentisch und echt, und die allerbesten Freunde, die man nur haben kann, so erlebte ich in diesem Alter auch die Zeit mit meinen Freunden in den Ferien. An den Ausnahme-Sommer 2006, denke ich noch oft gerne zurück, es war auch für mich ein ganz besonderer.
Ein Coming-of-Age Roman, einer der emotionalsten und bezauberndsten, die ich je gelesen habe, ich habe die Lektüre genossen. Und ich kann das Buch wirklich nur empfehlen. Wer solche Erwachsen-werden-Romane mag und auch für die Fans des beliebten Fußballers, dafür eine Kaufempfehlung. Von mir 5 Sterne, gut gemacht.

Bewertung vom 19.02.2025
Dunkle Asche (eBook, ePUB)
Thomsen, Jona

Dunkle Asche (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dunkle Asche, Thriller von Jona Thomsen, Harper Collins Ebook
Ein spannender, atmosphärischer Krimi an der rauen Ostsee
Eine Sommernacht in einem Party-Ort an der Ostsee endet für die 18jährige Sanna Hansen tödlich. Nach ihrem bestandenen Abitur wollte sie zu einer Freundin nach Kanada auswandern. Sie wurde in ihrem Ferienhaus erstochen und das Haus anschließend in Brand gesetzt. In dieser Nacht feierten ihre Mitschüler und Freunde ausgelassen. Viele sind verdächtig, Hauptverdächtiger ihr damaliger Freund Manni, doch die Tat konnte ihm niemals nachgewiesen werden.
30 Jahre später, gibt es neue Erkenntnisse – das Verbrechen gelangt in die Cold Case Abteilung der Kripo Kiel, dort ermitteln mit neuen Untersuchungsmethoden Gudrun Möller und Judith Engster, zwei neue Kolleginnen. Auch für die beiden wird es letztendlich eng.
Das Buch besteht aus hochbrisanten Kapiteln in angenehmer Leselänge, J. Thomsen schreibt bildhaft und flüssig. Schon ab dem ersten Kapitel war ich ganz in der Geschichte angekommen. Von da ab steigert sich die Spannungskurve stetig und endet in einem finalen und nervenzerreißenden Showdown. Bis ganz zum Schluss war es megaspannend, die letzten 20 Seiten habe ich nur noch die Luft angehalten. Die Erzählung geschieht in zwei Zeitebenen, was damals geschah und das ohne die Spannung zu nehmen und die aktuelle Lage. Zum besseren Überblick sind die Kapitel aus der Vergangenheit mit Ort, Datum und Uhrzeit versehen und kursiv hervorgehoben. Dramatische und schlagfertige Dialoge beleben den Plot, sämtliche Figuren habe ich der Reihe nach für verdächtig gehalten. Ich habe den Krimi in kürzester Zeit gelesen und mich von dieser dramatischen Geschichte hervorragend unterhalten gefühlt.
Der Plot ist authentisch und alle Punkte logisch und nachvollziehbar, die Figuren sind charaktertief und authentisch. Besonders die beiden Ermittlerinnen, sie sind tolle Ermittlerinnen, im Laufe des Buches werden sie immer sympathischer, ich hoffe dies wird ein Auftakt zu weiteren kalten Fällen sein, die die beiden auflösen. Alle Figuren sind gut angelegt, auch die Nebenfiguren, z.B. der Alt-Ermittler Rosen, dieser etwas schrullige Typ, den konnte ich mir auch sehr gut vorstellen. Gudruns Gefühle gegenüber ihrem Jugendfreund und auch der neuen Liebschaft, sind sehr gut geschildert. Die Umstände die Judith von Rostock nach Kiel verschlagen haben, blieben bis zum Ende im Dunkeln. Die Lösung des Falls blieb unklar bis zum Schluss, da war genug Raum für eigene Verdachtsmomente und gerne habe ich den beiden Kommissarinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter gesehen. Der Fall hat sich begründet bis zum atemberaubenden Finale aufgelöst, es blieb keine Frage mehr offen, das Ende habe ich genossen, das konnte mich tatsächlich überraschen.
Sehr gerne würde ich Gudrun und Judith bei weiteren Cold Cases begleiten, darauf freue ich mich, wer gut durchdachte und nachvollziehbare Krimis mit viel Spannung mag, ist hier richtig. Eine Kauf-/Leseempfehlung und 5 Sterne.