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Insgesamt 474 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2025
Bähr, Julia

Hustle (eBook, ePUB)


gut

Hustle, Roman von Julia Bähr Ebook, Pola
Nachdem Leonie das Büro ihres Chefs in eine Kressewüste verwandelt hat, bekommt sie in ihrem Job keinen Fuß mehr auf den Boden. Sie zieht nach München und merkt bald, dass dort das Leben mit ehrlicher Arbeit nicht zu finanzieren ist. Sie bekommt Kontakt mit einer Clique von Frauen die mit Betrügereien und illegalen Methoden ihr Luxusleben finanzieren. Und auch sie findet eine Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen. Sie bietet Menschen, denen das Herz gebrochen wurde ihre Dienste an, um sich zu rächen.
Das schwierige Leben junger Frauen in der modernen Konsumgesellschaft.
Das Buch besteht aus 46 Kapiteln, in idealer Leselänge. Die Sprache ist modern und frech. Der Schreibstil ist raffiniert, aufregend flüssig und sehr schwarzhumorig. Der Beginn hat mich sofort in die Handlung hineingezogen, leider hat sich nach der Hälfte eine gewisse Eintönigkeit eingestellt. Im letzten Drittel hat die Spannung wieder angezogen. Insgesamt habe ich mich einigermaßen gut unterhalten gefühlt. Mir fällt es schwer das Buch zu beurteilen, denn ich fühle mich bei der Beurteilung zwiegespalten.
Die Racheaktionen der Protagonistin fand ich klug und witzig ausgeführt, da musste ich immer wieder schmunzeln. Wobei ich mir mehr davon gewünscht hätte.
In München führt die Gentrifizierung zu steigenden Mieten und zur Verdrängung einkommensschwächerer Bewohner, dies wurde hier sehr deutlich angesprochen, auch ist mir bekannt, dass eine einigermaßen menschenwürdige Wohnung, für einen Normalverdiener kaum zu bezahlen ist. Doch was diese Mädels-Clique anstellt um sich der Schickeria anzupassen, finde ich komplett übertrieben. Das Wohndilemma in München sollte hier im Buch auch keine so große Rolle spielen, ich habe eigentlich eine nicht ganz ernstzunehmende „Gaunerkomödie“ erwartet. So eine sozialkritische Lektüre habe ich nicht erwartet. Interessant fand ich die Arbeit der Protagonistin, auch durch ihr Hobby, habe ich über Schleimpilze einiges erfahren. Sehr gerne hätte ich ihre Racheakte ausführlicher beschrieben haben wollen, da war mir manchmal nicht so alles klar.
Mit keiner der einzelnen Figuren, auch mit der Protagonistin nicht, bin ich warm geworden. Ihr Freund Nam und warum das nicht geklappt hat, habe ich nicht ergründen können, die Situation mit ihren Eltern, auch dafür bekommt der Leser keine befriedigende Antwort, was die Mädels der Clique genau anstellten, habe ich nicht so richtig herausgefunden, Ausnahme später Kim. Wer hat in der zoologischen Staatssammlung, was gestohlen? Was ist mit Alfred Mayer? Für meinen Geschmack blieben einfach zu viele Fragen offen. Die Protagonistin hat sich im Laufe des Buches kaum weiterentwickelt, zumindest nicht im Guten, dabei hätte sie genügend Möglichkeiten gehabt.
Mir war alles zu skurril, auch nicht witzig genug. Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 23.11.2025
Remus, Diana

Ich bin Herodias (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich bin Herodias, historischer Roman von Diana Remus, EBook, Aufbau Digital.
Hier wird die Vergangenheit lebendig.
Im römischen Reich, zur Zeit Kaiser Augustus wächst Herodias ‎ umgeben von Intrigen und dem unerbittlichen Kampf um Einfluss auf. Zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern, flieht sie nach Rom zu Antonia, der Freundin ihrer Mutter, eine der einflussreichsten Frauen des römischen Reiches. Hier lernt sie, dass Frauen klug sein müssen um sich behaupten zu können. In Rom trifft sie auf Herodes Antipas ihre große Liebe. Nachdem sie sich von ihrem ersten Ehemann trennt, heiratet sie ihn, doch das wiegelt das Volk gegen sie auf, vor allem den Prediger Johannes. Und plötzlich steht ihre ganze Zukunft auf dem Spiel. Eine Frau, die sich weigert, in einer Welt der Männer nur eine Randfigur zu bleiben.
Das Buch besteht aus 35 umfangreichen Kapiteln. Hinter Diana Remus steckt ein Autorinnen-Duo, flüssig und bildhaft lassen sie die Protagonistin im Ich-Stil ihre Geschichte erzählen. Dadurch ist der Leser ganz nah dran am Geschehen, erfährt Herodias Lebensgeschichte praktisch aus erster Hand. Das Personenverzeichnis am Ende ist sehr hilfreich, immer wieder musste ich es zu Rate ziehen, denn im Buch gibt es sehr viele Charaktere. Die Protagonistin und die Hauptfiguren sind gut beschrieben, ihre Handlungen sind authentisch.
Lesefluss stellt sich sofort ein, die Figuren werden gut eingeführt. Eine interessante Reise in die Antike, da ich Herodias, und die Geschehnisse vor dem Hintergrund bekannter historischer Ereignisse aus der Bibel kenne, fand die hier dargestellte Version, absolut möglich und nachvollziehbar. Die Autorinnen haben ein Szenario geschaffen, spannend und ergreifend und durchaus glaubhaft. Das Bild das im Roman von Herodias und Herodes Antipas entsteht ist en ganz anderes als man es aus der Bibel kennt, beide sind im Buch wirklich sympathisch und der Tod des Täufers ein politischer Schachzug, wohl eher das Ergebnis einer Erpressung. Herodias ist im Roman eine faszinierende Frau, die Herodes aufrichtig liebt und sich ihm nicht aus Machtgier an den Hals geworfen hat. Und auch Herodes Antipas ist nicht das Ungeheuer für das ich ihn bisher gehalten habe. Auch das Mysterium um die Figur Jeshua, wie ich es bisher kannte, seine Wundertaten, seine Liebe zu Mariam haben hier eine plausible Erklärung.
Dies alles hat mir gut gefallen, hat mich hervorragend unterhalten, hat mir eine neue Sichtweise vermittelt. Mir war stets bewusst, dass ich einen Roman lese, doch könnte es immerhin auch so gewesen sein. Wer sich für Herodias und für ihre Zeit interessiert, oder auch eine andere Interpretation über die damaligen Ereignisse vermitteln will, sollte „Ich bin Herodias“ unbedingt lesen.
Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 14.11.2025
Mell, Eli

Merry Crisis - ein fast besinnliches Weihnachtsfest (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Merry Crisis – ein fast besinnliches Weihnachtsfest, Weihnachtsroman von Eli Mell, EBook aus dem Gmeiner-Verlag.
Debütroman, mit bissigem Humor bei der die Liebe zu Familie und auch Weihnachtsgefühle nicht zu kurz kommen.
Es ist der 23. Dezember und wie in jedem Jahr macht sich Olivia in einem überfüllten Zug auf, zum traditionellen Weihnachtsfest bei ihren Eltern, auch wie in jedem Jahr erwartet sie eine Zerreißprobe, denn alle die an diesem Fest zusammenkommen, haben ein brisantes Geheimnis, welches am besten in der Versenkung bleibt. Wie soll Olivia da cool bleiben, wenn auch noch Nathan auftaucht, der ihr schon zu Schulzeiten das Leben schwer gemacht hat?
Das Buch besteht aus 5 Teilen, aufgegliedert in die Tage vom 23. Dezember bis zum 27. Dezember. Jedes der 34 Kapitel trägt den Namen eines bekannten Weihnachtsliedes als Überschrift. Die Autorin schreibt in einer flotten modernen Umgangssprache und spart nicht mit Kraftausdrücken, die den Text beleben, witzige Dialoge machten mir Spaß. Dies alles in der Ich-Form aus Sicht der Protagonistin Olivia, liebevoll von ihrer Familie Olli oder auch Livchen genannt.
Die weiteren Charaktere sind alle liebevoll und lustig charakterisiert und durch die bildhafte Art zu erzählen wunderbar authentisch. Fast jeder hat doch wohl eine liebe verständnisvolle Omi, besorgte Eltern die sich gerne ins Leben der erwachsenen Kinder einmischen, verbündete Geschwister, hier einen Bruder, eine liebe und nette Schwägerin und leider auch eine kreischende, wichtigtuerische Tante, deren Kinder und Enkel, hochbegabt, tadellos und besser als die der restlichen Verwandtschaft sind. Dazu bekommt der Leser hier als Überraschungsgast auch noch einen skurrilen Schläppchen-Onkel Klaus vorgesetzt. Mit dieser Besetzung kann das Weihnachtsfest doch nur, wie alle Jahre wieder, chaotisch werden.
Ich habe mich köstlich amüsiert, immer wieder rausgekichert, es ist soviel Situationskomik im Buch verarbeitet, da konnte ich gar nicht mehr an mich halten. Ganz viele Szenen sind mir bekannt vorgekommen, sie vieles geht in ähnlicher Form auch an unseren Familienfesten ab. Auch bei uns gibt es mehrere Miró-Baptistes, die total verzogen sind. Eine Tante Elke die perfekt ist und prahlerisch daherredet. Leider fehlt bei uns der originelle Schläppchen-Klaus, den ich ganz besonders liebgewonnen habe. Kein bisschen kitschig ist diese Geschichte, großartig witzig nimmt die Autorin diese Familie auf die schippe ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Manchmal etwas dick aufgetragen aber liebenswert. Auch nachvollziehbar wenn auch stark überzeichnet. Gerne hätte Tante Elke mal einer gehörig die Meinung sagen können.
Die weihnachtliche Stimmung fehlt auch nicht, es wird immer wieder emotional und auch ein wenig romantisch und ganz wichtig auch versöhnlich. Ich habe es genossen, die allzu harmonischen Friede-Freude-Eierkuchen-Weihnachtsbücher mit Zuckerguss mag ich nicht. Ein gutes Gegenstück dazu. Fast wie im richtigen Leben.
Von mir eine Kauf- und Leseempfehlung und 5 Sterne, denn an Weihnachten darf schon mal dick aufgetragen werden.

Bewertung vom 10.11.2025
Borrmann, Mechtild

Lebensbande


ausgezeichnet

Lebensbande, historischer Roman von Mechtild Borrmann, 281 Seiten, erschienen im Droemer-Verlag
Fesselnd und mit großer emotionaler Tiefe.
Lene, Nora und Lieselotte drei Frauen deren Schicksal ganz eng miteinander verbunden ist. Vom zweiten Weltkrieg bis nach dem Mauerfall. In den schlimmsten Zeiten während des 2. Weltkriegs und seinen Nachwirkungen, begegnen sie sich und sehen füreinander ein.
Nora ist Krankenschwester und riskiert alles um den kleinen Sohn von Lotte, der als „Reichsausschusskind“ bezeichnet wird, vom sicheren Tod zu bewahren. Zusammen mit Lieselotte wird sie in einen russischen Gulag verschleppt. Auch Lotte zögert nicht, um sich für Nora zu opfern. Erst als Lottes Neffe sich meldet kommt die ganze Wahrheit ans Licht.
Mechtild Borrmann ist ein weiterer großer zeitgeschichtlicher Roman gelungen, mit großer Emotionalität schreibt die Autorin ein weiteres Zeugnis von Freundschaft und Mut in der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte. Sie lässt die Frauen jede für sich ihre Geschichte erzählen, verwoben zu einem gelungenen Roman, der in diversen Zeitebenen spielt und sich in 34 Kapitel teilt. Die einzelnen Kapitel sind mit Orten und der Zeit überschrieben, so kann der Leser stets den chronologischen Überblick behalten. Die Protagonistin hält ihre Erlebnisse als Niederschriften fest, die kursiv gedruckt sind, auch Briefe erscheinen in kursiver Schrift, dadurch werden sie deutlich hervorgehoben. Die Geschehnisse in der Vergangenheit haben mich sehr berührt, dadurch hat sich die Lesegeschwindigkeit erhöht, ein Plottwist und ungeahnte Wendungen haben mich gefesselt, ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dazu kommt, dass das Buch tatsächlich frei nach einer wahren Begebenheit geschrieben wurde. Etwas mehr Fakten und ausführlichere Beschreibungen hätte ich mir stellenweise gewünscht.
Die Figuren waren charakterlich gut gezeichnet, meine Lieblingsfigur war Lene, anfangs zwar etwas naiv, sie hat sich aber gut entwickelt. Auch Nora ist eine starke Frau, die ohne lange zu überlegen gehandelt hat. Ihr Schicksal war sehr ergreifend. Charakterstärke hat sie am Ende des Buches bewiesen. Die Verwicklungen um Leo, gehen direkt unter die Haut. Ein Roman der einen persönlich sehr stark berührt und eine emotionale Verbindung mit den Figuren herstellt. Nachvollziehbar und authentisch und auf Tatsachen beruhend.
Ein Teil unserer Geschichte, derer man sich stets erinnern sollte und deshalb wichtig und wertvoll.
Nach „Trümmerkind“ und „Feldpost“ ein weiterer Roman der Autorin der mich bestens unterhalten hat. Wer gerne über starke mutige Frauen während des 2. WK liest, ist hier genau richtig. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 05.11.2025
Zuchtriegel, Gabriel

Pompejis letzter Sommer (eBook, ePUB)


sehr gut

Pompejis letzter Sommer – Als die Götter die Welt verließen von Gabriel Zuchtriegel, Ullstein EBook.
Eine völlig neue Perspektive auf Pompeji
79 n.Chr. bricht der Vesuv aus und Pompeji trifft der pyroklastische Strom, sodass das Leben in der Stadt erstarrt. Als die Grabungen beginnen, die bis in die heutige Zeit andauern kommen immer mehr Einblicke zutage, die zeigen, dass die Zeit beim Ausbruch hier einfach stehengeblieben ist. Entdecke das Leben im alten Pompeji, denn hinter den alten Mauern verbirgt sich eine Welt voller Konflikte und Wandel.
Wie genau der Ausbruch stattfand, auch das hat der Autor, der Direktor des Archäologischen Parks Pompeji ist, sehr anschaulich erzählt.
79. v. Chr. Die alten Götter sind ein wenig aus der Mode gekommen, obwohl die Römer immer tolerant gegenüber Andersgläubigen waren. Das Christentum steckt in den Kinderschuhen und hat sich noch nicht etabliert, von dieser Zeit des Umbruchs weiß Zuchtriegel interessant zu erzählen.
Das Leben wie es vermutlich zu dieser Zeit stattgefunden hat, ist hier deutlich und nachvollziehbar erklärt, obwohl ich hier keine klassischen Spannungsmomente erwartet habe, liest sich das Buch in manchen Abschnitten eher wie ein Krimi. Kinderzeichnungen die Szenen aus der Arena darstellen, das Leben des Sklaven, die ein Drittel der Bevölkerung ausmachten, die Stellung der Frauen zu jener Zeit. All das wurde mir verblüffend anschaulich nahegebracht.
Die Megalographien im Haus des Thiasos, denen ein eigenes Kapitel gewidmet ist, sind hier sehr ausführlich erklärt und interpretiert, griechische Mythologie über viele Seiten hinweg, das war mir zu viel, hier hat der Autor sehr weit ausgeholt, er studierte in Berlin und Rom Archäologie und griechische Literaturgeschichte, das wird an dieser Stelle deutlich.
Das Buch besteht aus sechs Teilen untergliedert in diverse Kapitel die eine den Inhalt zusammenfassende Überschrift tragen. Durch die bildhafte Erzählweise des Autors entsteht beim Lesen eine Welt, die Stück für Stück langsam wieder an die Oberfläche kommt. Der Bildteil im Anschluss vertieft die Erklärungen, die durch den visualisierenden Erzählstil in meinem Kopf entstanden sind. Die Bilder hätte ich mir an den passenden Stellen im Ebook gewünscht. Beschämende Zoten die an die Wände des Lupanars (Bordell) geschrieben stehen, sind mit * gekennzeichnet, diese und andere brisante Stellen im Buch können somit ausgelassen werden.
Mit dem Autor bin ich gerne durch die Ruinen gewandert. Durch die Ausgrabungen, sind diese Artefakte, dem Verfall ausgesetzt. Es wird aktuell nur so viel freigelegt wie auch konserviert werden kann, das war zu Beginn der Ausgrabungen leider nicht so. Nur 7 % sind bisher überdacht. Die Kosten sind enorm hoch, Pompeji ist ein interessanter Ort, der noch voller Überraschungen steckt. Wer sich dafür interessiert, hat hier ein Buch in dem die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft dieser alten Stadt von allen Seiten beleuchtet wird.
Von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 28.10.2025
Follett, Ken

Stonehenge - Die Kathedrale der Zeit (eBook, ePUB)


sehr gut

Stonehenge - die Kathedrale der Zeit, historischer Roman von Ken Follett, EBook, Lübbe Verlag.
Ein Symbol für die Ewigkeit
Seft ist ein begnadeter Feuersteinhauer, zusammen mit seinem grausamen Vater und seinen bösartigen Brüdern, macht er Werkzeuge. Zum Mittsommerritus, der den Beginn des neuen Jahres anzeigt kommt er zur großen Ebene, dort hofft er Neen zu treffen, die Frau die er liebt. Nachdem ihm seine Angehörigen aufs Übelste mitgespielt haben, wird er in der Hirtenfamilie von Neen aufgenommen. Neens Schwester Joia ist eine der Priesterinnen, nachdem ein feindlicher Bauernstamm, das hölzerne Ritus-Denkmal der Priesterinnen zerstört hat, beschließen Joia und Seft, beide Visionäre, ein vorher noch nie gesehenes Monument aus Stein zu errichten. Gegen alle Hindernisse gegen Sabotagen und Schwarzsehereien, erschaffen die Beiden, mitsamt den Menschen der Ebene eine Kathederale aus Stein, die die Ewigkeit überdauern wird.
Schon allein der Gedanke an Stonehenge ließ mich stets staunend innehalten. Wie es gebaut wurde, konnte ich mir nicht vorstellen, deshalb wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Ich finde die Erklärungen von Ken Follett nachvollziehbar. So muss es nicht, könnte aber so gewesen sein. Ein weiteres Buch von einem meiner Lieblingsschriftsteller, über ein Bauwerk welches die Menschen auch heute noch ehrfurchtsvoll den Atem anhalten lässt.
Das Buch teilt sich in drei Zeitabschnitte, es beginnt 2500 v.Chr., es folgen größere Zeitspannen die einen Zeitraum von etwa 25 Jahren umfassen, ob Stonehenge in einem Menschenalter entstehen konnte, wage ich zu bezweifeln. Aufgeteilt in 36 Kapitel in angenehmer Leselänge. Der Schreibstil ist auktorial, somit kann der Leser die Geschehnisse von allen Seiten gut beobachten. Den steten Wechsel, zwischen den Ereignissen im Leben der verschiedenen Stämme, die die große Ebene bevölkerten, fand ich sehr unterhaltsam. Lesefluss hat sich von Anfang an eingestellt. Doch im Vergleich zu „Die Säulen der Erde“ hat mich das Buch nicht so sehr gefesselt. Die Hauptfiguren sind gut charakterisiert, die guten wie die Bösen, das hat mir gefallen. Die große Dürre und auch das Schicksal der Waldmenschen sind ergreifend und nachvollziehbar geschildert. Meine Lieblingsfiguren Joia, Seft und auch Pia haben sich gut entwickelt, die Bösen z.B. Sefts Brüder, sein Vater, oder auch Troon, waren verabscheuungswürdig, sie haben mich zornig gemacht. So war die Lektüre abschnittsweise wirklich emotional. Dazwischen immer wieder Abschnitte die ruhiger waren, dennoch habe ich hier viel über das Leben in der damaligen Zeit erfahren. Bücher die in der Vorgeschichte spielen gibt es nicht so viele, auch die Ayla-Reihe hat mich fasziniert, dieses Buch hier jedoch finde ich um einiges authentischer. Eine gründliche Recherche möchte ich Follett hier aussprechen.
Ein Muss für die Fans von Follett, wer sich für Stonehenge interessiert und etwas über die mögliche Art der Erbauung wissen möchte, sollte hier zugreifen. Wer sich allgemein für die Lebensumstände in der Steinzeit informieren will, wird es mögen.
Der Autor hat es auch hier geschafft, bei mir Kopfkino entstehen zu lassen. So atemberaubend wie „Die Säulen der Erde“ fand ich es allerdings nicht. Deshalb von mir 4 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.10.2025
Erdrich, Louise

So war die Welt (eBook, ePUB)


sehr gut

So war die Welt, Roman von Louise Erdrich, EBook, Aufbau-Verlag
Ein schwermütiger Roman
Kismet lebt mit ihren Eltern in Argus, eine kleine Stadt im amerikanischen mittleren Westen. Crystal, ihre Mutter, arbeitet Tag und Nacht um Kismet die Highschool zu ermöglichen, derweil für ihren Vater Martin nichts elegant und gut genug sein kann. Plötzlich interessiert sich Gary für das Mädchen, er ist der Footballstar der Schule und Sohn reicher Eltern, die mit dem Anbau von Zuckerrüben das große Geschäft machen. Das Mädchen fühlt sich von Garys Werben geehrt, aber sie mag auch den belesenen Hugo. Dann macht Gary ihr einen Antrag, den Kismet annimmt, obwohl sie sich ganz und gar nicht sicher ist. Crystal ist entsetzt über diese frühe Heirat. Am Tag der Hochzeit verschwindet Martin mit dem Geld aus dem Spendenfond, der für die Renovierung der Kirche vorgesehen ist. Die Geschehnisse überstürzen sich.
Das Buch gliedert sich in 5 Teile, die einzelnen kurzen Kapitel tragen eine zusammenfassende Überschrift. Die Autorin schreibt ausgesprochen bildhaft, das Setting läuft während der Lektüre wie Kino im Kopf ab. Die Sprache an sich, ist ausdrucksstark und der Plot atmosphärisch dicht. Die dystopische beklemmende Stimmung ist gänzlich auf mich übergegangen, esoterische Züge sind dabei, doch zwischendurch gibt es auch humoristische Szenen. Der Stil ist auktorial verfasst, abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere. Ein umfassendes Bild und eine tiefe Innenansicht der Figuren sind dadurch möglich.
Zusätzlich finde ich, geht es um die Nachteile und Gefahren des konventionellen Anbaus, mit Herbiziden, Pestiziden und Düngemitteln und es wird nachvollziehbar aufgezeigt, welchen Schaden Mensch und Tier dadurch langfristig angerichtet wird. Dieser Satz hat mich nachdenklich gemacht: „Aber unter passenden Bedingungen lässt sich alles vom Antlitz der Erde tilgen.“ Diese Ansichten passen gut zu diesem Buch, hätte ich auf diese Weise in einem Roman aber nicht erwartet. Das erinnert mich an das Klimaquartett von Maja Lunde.
Abgesehen vom Umweltaspekt, hat die Geschichte genügend Geschehnisse, esoterische Szenen sind ebenfalls eingearbeitet, sodass es mir alles in allem, ein wenig viel erscheint. Der Leser muss hier viel zwischen den Zeilen lesen und sich einiges erahnen können.
Die Figuren sind hervorragend und überzeugend charakterisiert, Crystal ist eine wahnsinnig starke Frau, sie hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, auch Hugo hat sich enorm entwickelt, ist immer stärker geworden, auch Martin hat mich überraschen können, eigentlich haben sich alle Figuren verändert, meist zu ihrem Besten, das macht sie authentisch. Einzig Kismet hat mich enttäuscht von ihr hätte ich mir mehr Entwicklung gewünscht. Ihre Unentschlossenheit ist selbst im Epilog noch deutlich.
Eine gute Unterhaltung war es allemal, es ist jedoch kein Buch welches man schnell in eine paar Stunden liest, vieles hat mich innehalten und über das gelesene nachdenken lassen. Mich hat es sehr gefordert, die dystopischen Szenen haben mir tatsächlich Angst gemacht. Auch in meiner Heimat werden Zuckerrüben angebaut, eine Zuckerfabrik ist in der Nähe. Noch ein Satz den man sich merken sollte: „Ebenso lauert in jedem Löffel (Zucker) der pragmatische Nihilismus des industriellen Zuckeranbaus auf Kosten unseres Lebensraums auf Erden. Das ist die Süßigkeit die unsere Sinne besticht.“
Wer sich für den biologischen Anbau als Alternative, bzw. Umweltschutz interessiert, oder auch Fans der Autorin und ihren speziellen Schreibstil, sollte hier zugreifen. Ich vergebe 4 Sterne

Bewertung vom 10.10.2025
Biedermann, Nelio

Lázár (eBook, ePUB)


gut

Lázár, Familienroman von Nelio Biedermann, EBook Rowohlt Verlag
Eine Familie in den Strudeln des 20. Jahrhunderts
Mit der Geburt Lajos, des weißhaarigen Kindes mit den blauen Augen, beginnt der Untergang der Familie Lázár. Das 20. Jahrhundert bricht an, das feudale Leben der Barone Lázár im südlichen Ungarn wird für immer verändert ausgelöst durch den Untergang des Habsburgerreichs, beiden Weltkriegen, Flucht und der Verlust von Macht Geld und Ländereien.
Das Buch teilt sich in 60 kurze Kapitel, schnelle Szenenwechsel befeuern die Lesegeschwindigkeit. Im auktorialen Erzählstil aus der Sicht verschiedener Charaktere. Schon im ersten Kapitel hat sich bei mir Lesefluss eingestellt. Ich war verblüfft wie wortgewaltig und bildhaft der 22jährige Autor schreibt.
Insgesamt jedoch finde ich das Buch jedoch nicht ausgereift. Zum Teil sprunghaft im Verlauf und dann wieder verliert sich der Autor in Nebensächlichkeiten. Über die beiden dazwischengeschobenen Kapitel über Stalins Tod, habe ich mich gewundert, das hat keinen Bezug zur Geschichte. Fast alle Figuren sind mir fremd geblieben, ihre Handlungen konnte ich nicht immer nachvollziehen. Sie sind schwermütig und phlegmatisch, obwohl sie in Luxus leben. Erst Eva und auch Pista im letzten Drittel, engagieren sich, nehmen ihr Leben in die Hand.
Ich hätte auch mehr geschichtliche Fakten und Zusammenhänge erwartet. Über die Verhältnisse und Lebensumstände in Ungarn, zu Beginn des 20. Jahrhunderts und bezüglich der beiden Weltkriege hätte ich mehr Informationen gewünscht. Dies ist aktuell meine bevorzugte Ära in historischen Romanen. Dieser Debütroman lässt jedoch auf besseres hoffen, es ist noch viel Luft nach oben. Eine sorgfältigere Recherche hätte ich mir gewünscht.
Durch den Hype und die großen Ankündigungen um dieses Buch, habe ich mehr erwartet. Wer sich einen kurzen Überblick über diese Epoche verschaffen will, ist hier nicht verkehrt. Von mir schwache 3 Sterne.

Bewertung vom 07.10.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Geschenk des Meeres, Roman von Julia R. Kelly, EBook aus dem mareverlag.
Der Sohn des Fischers
Es war im Winter 1900, als der Fischer Joseph, einen leblosen Jungen an Land trug. Er wurde zum Pfarrer gebracht und dort aufgepäppelt. Ein unheimliches Ereignis, denn Jahre zuvor ist der Sohn der Lehrerin Dorothy, der dem Jungen verblüffend ähnelt, in einer stürmischen Nacht, ins Meer geschwemmt. Da die Frau des Pfarrers kurz darauf selbst ein Kind zur Welt bringt, meinte der Pfarrer, dass es eine gute Idee wäre, wenn sich Dorothy weiterhin um den Jungen kümmert. Nach anfänglichem Widerstand erklärt sie sich doch bereit, das Kind aufzunehmen, bis die Herkunft des Jungen geklärt ist. Nicht nur Dorothy und Joseph finden das Auftauchen des Jungen als befremdlich, sondern die ganze Dorfgemeinschaft rätselt. Auch darüber was Dorothy und Joseph, die sich einstmals gut verstanden haben, entzweit hat. Viele Geheimnisse und Unausgesprochene Gefühle kommen nach und nach an die Oberfläche.
Das Buch ist in zwei Zeitsträngen verfasst, damals und heute. Die Kapitel in auktorialem Stil wechseln hauptsächlich aus der Sicht von Joseph und Dorothy, doch auch die anderen Dorfbewohner sind an der Erzählung beteiligt. Die verschiedenen Zeitebenen haben mich etwas verwirrt, da hat sich kein Lesefluss einstellen können, die Geschehnisse von damals und was zwischen den Hauptfiguren passiert ist, erklären sich im Laufe der Lektüre, einfacher wäre es zum Verständnis jedoch gewesen, wenn der Leser, die Fakten von Beginn an präsentiert bekommen hätte. Zum Ende zu, begegnen sich die beiden Stränge jedoch und dann ist es so spannend, dass man das Buch kaum mehr aus der Hand legen will. Dorothy die von ihrer Mutter sehr streng erzogen wurde hat es nicht leicht als sie als junge Lehrerin nach Skerry kommt. Vermutlich ist das der Grund warum sich alles so entwickelt hat. Die Dorfbewohner jedoch haben es der jungen Frau aber auch nicht leicht gemacht. Oft habe ich ihre Handlungen nicht nachvollziehen können, sie ist mir lange fremd geblieben. Joseph war meine Lieblingsfigur, ein einfühlsamer ehrlicher und grundanständiger Mensch. Eine tolle Entwicklung jedoch hat die Gemischtwarenhändlerin Mrs Brown hingelegt, zuerst dachte ist diese verbissene Frau, hat viel dazu beigetragen, dass Dorothy anfangs nicht akzeptiert wird, aber auch Mrs. Brown hatte ihr Päckchen zu tragen. Letztendlich hat sie jedoch Dorothy auf den richtigen Weg gebracht. Ein wenig mehr Offenheit, mehr Vertrauen und weniger Vorurteile, es ist heute wie damals, das würde das Leben oft leichter machen.
Es ist ein dunkles, emotionales und sehr poetisches Buch, das Setting ist rau und hervorragend beschrieben, die karge und wilde Landschaft prägt deutlich den Charakter der Figuren. Das ist stimmig und authentisch. Ich hätte noch ewig weiterlesen mögen, es wäre sicher noch einiges zu berichten gewesen. Insgesamt und nach den anfänglichen Startschwierigkeiten habe ich mich beim Lesen sehr wohl gefühlt, ich kann das Buch allen empfehlen, die die Wildheit der schottischen Küste mögen, auch für die Fans von tiefgehenden Geschichten geeignet.
Ein ergreifendes Debüt. Von mir gute 4 Sterne.

Bewertung vom 06.10.2025
Haubs, Theresa

Cozy baking time


ausgezeichnet

Cozy baking time, Backbuch von Theresa Haubs, 157 Seiten Gräfe und Unzer – Verlag
Back dir deine eigene Me-Time.
Jede Menge Rezepte für die kalte Jahreszeit, sozusagen ein Wohlfühlbackbuch. Ich würde behaupten, dass die Rezepte in diesem Buch durch die Reihe nachgebacken werden können, auch von Backanfängern. Keine besonderen Zutaten keine extravaganten Zutaten und alles praktisch erklärt. Es handelt sich zumeist um Rezepte die gerne mit einem Tässchen Kaffee oder einem Becher Kakao, unter einer Kuscheldecke zusammen mit einem schönen Buch, genossen werden können.
Die Rezepte sind sehr übersichtlich dargestellt. Am Rand entlang gegliedert, die Zutaten. Teig, Füllung und oder Guss /Topping extra deutlich markiert. Darunter die Backzeiten und Zubereitungszeiten. Ich konnte feststellen, dass es sich hier in keinem Fall um langwierige oder aufwendige Rezepte handelt, die besondere Fertigkeiten voraussetzen. Die einzelnen Arbeitsschritte sind übersichtlich dargestellt. Die meisten Zutaten sind auch in jedem Haushalt vorrätig. Sollte man am Sonntagvormittag auf die Idee kommen am Nachmittag einen leckeren Kuchen genießen zu wollen, findet sich mit Sicherheit die geeignete Anleitung. Besonders schön finde ich die appetitlichen Fotos zu den dazugehörigen Rezepten. Aufgeteilt ist das ganze in Herbst- und Winterrezepte bzw. Weihnachtsbäckerei.
Die saloppe Art in der die Anweisungen hier präsentiert werden, sind m. M. nach genau die Weise, die junge, fortschrittliche Menschen anspricht, die immer wieder kritisierte moderne Sprache oder unkomplizierte Vorgehensweise trifft, finde ich, genau den Nerv der Zeit. Kürzlich hatte ich eine junge, voll im Berufsleben stehende, moderne und taffe Frau zu Besuch und die fühlte sich vom Buch extrem angesprochen, das nächste Geburtstagsgeschenk ist schon sicher.
Aber auch ich mag das Buch, gerade eben habe ich die Brownies (Chocolate bricks) aus dem Ofen, zum Abkühlen gestellt, unter einer Stunde vorbereitet, zusammengerührt und gebacken. Etliche Rezepte habe ich schon ausprobiert. Die Cookies und natürlich die Zimtschnecken, die mit und ohne Topping super lecker schmecken.
Gerade die Back-Hacks ganz vorne im Buch finde ich gut, ich persönliche beherzige auch einige der Tipps, auf die ich im Laufe der Zeit selbst herausgefunden habe. Das erübrigt sich mit diesem Buch.
Die Upgrades und die Pannenhilfe auf den ersten Seiten sind wirklich hilfreich, eine spezielle Baking-Playlist brauche ich nicht, schadet aber auch nicht, bei mir läuft beim Backen sowieso immer Musik.
Insgesamt hat mir das Backbuch Freude gemacht, ich habe festgestellt, dass es sich gerade für die jüngere Generation und da, ganz speziell auch als Geschenk eignet. Es wird wohl, das erste Rezeptbuch sein, welches ich von vorne bis zur letzten Seite ausprobieren werde.
Deshalb von mir 5 Sterne