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Eifel Bücherwurm

Bewertungen

Bewertung vom 18.06.2018
Goldener Zorn / Children of Blood and Bone Bd.1
Adeyemi, Tomi

Goldener Zorn / Children of Blood and Bone Bd.1


gut

Hochgelobt wird dieses Buch - sogar die Filmrechte wurden schon verkauft. Mit entsprechend hohen Erwartungen bin ich daher natürlich an die Lektüre herangegangen. Zunächst wurde ich allerdings erst einmal sehr verwirrt. Es gibt eine Auflistung der Clans, ihrer Götter, Fähigkeiten, etc. Das sind so viele Informationen, dass ich mir erst einmal einen Spickzettel gemacht habe. Hinzu kamen die vielen ausgedachten Begriffe mit etlichen Sonderzeichen. Im Lauf der Lektüre stellte sich allerdings heraus, dass man sich gar nicht so viele verschiedene Dinge merken musste.

Die Geschichte beginnt mit Zélie und Tzain. Sie leben in einem Fischerort am Meer und versuchen einfach nur zu überleben. Und das ist überhaupt nicht einfach, da Zélie eine Divîné ist. Diese sind ganz leicht zu erkennen an ihren schneeweißen Haaren. Als sie auf einem Markt ein Mädchen rettet und ein magisches Artefakt von ihr berührt, erwachen plötzlich ihre magischen Fähigkeiten und die Reise beginnt um die Magie endlich wieder zurück zu bringen und ihr Volk zu befreien. Doch bis dahin stellen sich ihnen viele Schwierigkeiten in den Weg.

Die Kapitel werden immer aus der Sicht verschiedener Personen geschildert. Das gefällt mir immer sehr gut und so hat man auch die Möglichkeit zwischen verschiedenen Schauplätzen hin und her zu wechseln.

Die erste Hälfte des Buches hat mich wirklich aus den Socken gerissen was die Spannung angeht. Besser geht es nicht. Die Ereignisse kommen Schlag auf Schlag und als Leser kann man kaum Luft holen. Das hat mir zwar einerseits gut gefallen, andererseits fragte ich mich direkt wie der Rest des Buches wohl sein wird wenn sie schon am Anfang so losklotzt. Für die Verfilmung haben die Macher auf jeden Fall viel gutes Material.

Die zweite Hälfte war im Gegensatz zum spannenden Anfang wirklich langweilig für mich. Erst die letzten Kapitel bauten wieder Spannung auf. Irgendwie ist der Spannungsbogen in diesem Roman einmal das komplette Gegenteil zu dem Standard. Es fängt stark an, fällt dann rapide ab, nur um sich wieder mittelmäßig einzupendeln. Ein Sechstel des Buches hätte einfach entfallen können, ohne dass etwas Großartiges fehlen würde. Und das ist schon schade. Hier hätte die Autorin sich besser auf andere Dinge konzentriert und diese besser ausgearbeitet.

Die Personen haben mir zwar grundsätzlich gefallen, jedoch gibt es auch Charaktere im Buch, deren Handlungen ich nicht nachvollziehen kann und die mir viel zu sprunghaft und wankelmütig sind.
Mein liebster Charakter ist tatsächlich Amari. Sie macht eine tolle Entwicklung durch und ist in meinen Augen deutlich stärker und durchdachter als Zélie.
Natürlich gibt es, ganz typisch für ein Jugendbuch, auch ein paar romantische Gefühlsregungen. Diese waren mir jedoch zu oberflächlich und wirken sich in meinen Augen eher negativ auf die Geschichte aus. Das hätte sich die Autorin wirklich sparen können, es wäre nicht notwendig gewesen.

Ein weiteres Manko ist, dass ich mir die Welt nicht wirklich vorstellen konnte. Beim Lesen hatte ich keine Bilder vor meinem inneren Auge. Beschreibungen der Personen und der Tierwelt (Leopardesse etc.) sind nicht ausreichend genug. Groß, haarig, Hörner? Wie soll so etwas aussehen? Es wird sehr viel der Fantasie des Lesers überlassen. Das hätte ich mir detaillierter gewünscht.

Ein bisschen gestört haben mich die vielen Logikfehler und die gering ausgearbeitete Tiefe des Buches. Immer wieder stolperte ich über Aussagen, die einfach nicht realistisch waren, auch nicht in einer Welt mit Magie. Die Autorin hat versucht möglichst viele Details zu verarbeiten, hat diese aber nicht richtig durchdacht. Es fehlt regelrecht die Seele dahinter.

Meine hohen Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Wäre der Anfang nicht so spannend und mitreißend gewesen, hätte mir die Geschichte vermutlich insgesamt nicht so gefallen. Jedoch haben mich die vielen Ungereimtheiten wirklich gestört und der Spannungsbogen hat die Story insgesamt komisch wirken lassen.