Simón Bolívar

ausgezeichnet

Ich halte das Buch für wenig seriös. Zum einen missfällt der herablassende, arrogante Ton, den der Autor anderen gegenüber anschlägt, die sich mit Bolivar beschäftigt haben. Zum anderen trägt es wenig zur Erkenntnis bei, wenn man den Protagonisten mit diffamierender Polemik überzieht, ihn des "heftigen Kopulationsdrangs" oder des "Dauerlamentos" bezichtigt und sich von einem ständigen Ironiesierungseifer treiben lässt. Das Buch strotz von Darstelllungen, die sich allein auf Vermutungen stützen, Formulierungen wie "in Wirklichkeit dürfte alles viel bescheidener gewesen sein" sind Legion, das Wort "vielleicht" scheint die Lieblingsvokabel des Autors zu sein.
Auch mit der Logik hat er so seine Probleme. So wirft er Bolivar vor, "Zerrbilder" gezeichnet zu haben, andererseits weist er diesen Zerrbildern einen Realitätsbezug zu. Man kann Leistungen bilanzieren, auch ein Leistungskonto erstellen - wie man allerdings eine "Bilanz seines (Bolivars) historischen Leistungskontos" ziehen kann, muss das Geheimnis von Rehrmann bleiben.
Er nimmt es auch mit historischen Fakten nicht sehr genau. Beispiel: Rehrmann behauptet, Kolumbus sei "von seiner letzten Reise in die Neue Welt in Ketten zurückgekehrt". In Wahrheit war es die vorletzte, die dritte Reise von Kolumbus, die von Mai 1498 bis November 1500, als der neue Gouverneur Francisco de Bobadilla den in Ungnade gefallenen Kolumbus in Ketten nach Spanien bringen ließ.