Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
mottentochter
Wohnort: 
Oldenburg

Bewertungen

Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


ausgezeichnet

In der Welt um "Birnham Wood", einer aktivistischen Gruppe von Guerilla-Gärtner:innen unter der Führung von Mira, entfaltet sich ein Drama voller politischer Leidenschaft und unerwarteter Wendungen. Die Gruppe engagiert sich für politischen Aktivismus in der Stadt und der Umgebung, steht jedoch an einem Wendepunkt. Shelley, die sich eher mit den büro-kratischen Aufgaben der Organisation beschäftigt, erwägt ihren Ausstieg, während gleich-zeitig ein verschollenes Gründungsmitglied, Tony, nach Jahren plötzlich wieder auftaucht.

Mira hat derweil einen verlassenen Ort als Symbol für eine besonders große Aktion auserko-ren, und ihre Erkundungen setzen eine Kette von Ereignissen in Gang, die nicht nur die Gruppe, sondern auch einen milliardenschweren Ball ins Rollen bringen. Die Story nimmt mit fortschreitendem Plot immer mehr Fahrt auf und endet für mich in einem komplett un-erwarteten Knall, der eine Leere und Irritation in mir hinterlassen hat, aber auch große Fas-zination über die präzise Schreibweise der Autor:in.

Die besonders nuancierten Dialoge zwischen Mira und Shelley offenbarten eine tiefe Span-nungen und vermittelten ein Gefühl von Realismus und Tiefe sowie Gedanken über Freund-schaft und Abhängigkeiten. Der Clash zwischen den flexiblen Idealist:innen des Umweltak-tivismus und dem Feindbild des Milliardärs bietet einen faszinierenden Einblick in politi-sche und menschliche Dynamiken. Das Buch behandelt Themen wie Naturkatastrophen, Umweltaktivismus, Adelstitel und die Komplexität menschlicher Beziehungen und Macht-demonstrationen auf materieller und psychologischer Ebene.

Die Charaktere strahlen eine subtil unsympathische Aura aus, die sie gleichzeitig faszinie-rend und greifbar macht. Obwohl sie Stereotypen zu entsprechen scheinen, entwickelt sich im Laufe der Geschichte eine emotionale Verbindung, die mich bis zum Ende mit ihnen mit-fiebern ließ.
Der Erzählfluss des Buches war zunächst etwas zäh, gewann jedoch im Mittelteil an Fahrt und fesselte mich schließlich bis zum überraschenden Ende. Das Ende wiederum kam im Vergleich zum Tempo des restlichen Buches super schnell, vielleicht auch der steigenden Eskalation geschuldet.

"Birnham Wood" ist ein fesselndes Buch, das nicht nur politische Diskussionen anregt, son-dern auch die Leser:innen auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt und sie mit einem unerwarteten und nachhaltigen Eindruck zurücklässt.

Bewertung vom 24.03.2024
Issa (MP3-Download)
Mahn, Mirrianne

Issa (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ich empfand die Charaktere des Buches als sehr gut ausgearbeitet, wobei sie beim Hören gleichzeitig etwas ineinander überzugehen schienen, denn wir verfolgen zwei Storylines; es beginnt mit Issa (Anfang des 21. Jahrhunderts) und mit Enanga (Anfang des 20. Jahrhunderts), die uns über ihre Leben, Beziehungen und Schwangerschaften berichtetend, durch ihr Leben begleiten und uns zeigen, was es bedeutet Mutter, Tochter und Schwester zu sein.
Daher empfand ich die Charakterübergange in der Storyline im 20. Jahrhundert von Enanga ausgehend sich Issa annähernd als wirklich gute Entscheidung, um diese Verbundenheit über die Generationen hinweg, zu verdeutlichen.

Als Frau in den 30igern, die gesellschaftlich mit dem Thema Mutterschaft immer wieder (übergriffigerweise) konfrontiert und unter Druck gesetzt wird, empfand ich die Darstellung von Mutterschaft als ein wenig zu romantisiert und als zu erfüllend skizziert, obwohl über viele weniger schöne Aspekte von Schwangerschaft, Mutterschaft und einer möglichen Abhängigkeit vom Vater ebenfalls geschrieben wurde. Die Darstellung war also durchaus differenziert und nicht verklärend.

Die Stimme und die Erzählweise der Autor:in war sehr stimmig; meiner Meinung nach oft der Fall, wenn Autor:innen das eigene Buch vertonen. Das Cover strahlt Stärke aus, was mich direkt angesprochen hat und ich wurde nicht enttäuscht. Das war ein richtig schönes (Hör-)Buch mit schwierigen Themen und spannenden Perspektiven.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2024
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


gut

Ein sowohl interessanter als auch schmerzhafter kurzer Einblick in das Leben eines Millenial-Pärchens, welches versucht die Untiefen des modernen Lebens zu wuppen und die Leere zu füllen, die der Lebensstil von Contentcreators so mit sich bringt. Der Schreibstil oder die Übersetzung aus dem Italienischen hat mich dabei nicht so abgeholt und ich hatte trotz der Kürze des Romans immer wieder das Bedürfnis es einfach zur Seite zu legen und was anderes zu lesen.

Ich denke das Buch wird Menschen gefallen, die sich ggf. selbst als Creators für was auch immer sehen und den Drang verspüren in Berlin zu leben und mich den Herausforderungen von Anna und Tom mehr relaten können. Mich haben diese Konzepte gar nicht angesprochen, aber es gibt sicher viele Menschen, die sich ein solches Leben wünschen und nach der gleichen Art Glück streben, der die beiden Hauptcharaktere hinterher jagen.

Bewertung vom 10.02.2023
Mixed-up first Love Bd.1
Aruko;Hinekure, Wataru

Mixed-up first Love Bd.1


ausgezeichnet

Der erste Band von Mixed-up First Love gefällt mir durch den stabilen Zeichenstil von Aruko ziemlich gut. Besonders die Szenen in denen Aoki weirde Fratzen und Gesichter zieht, haben mich oft zum Lachen gebracht und mir den Charakter Aoki nähergebracht. Das Cover fasst den Inhalt des Bandes gut auf einen Blick zusammen.

Die Story von Wataru Hinekure überzeugt direkt auf den ersten Seiten durch einen nicht eindimensionalen (geschrieben oder gezeichneten) weiblichen Charakter (Hashimoto), der direkt und entscheidend am Plot beteiligt ist, was recht selten in BL-Mangas der Fall ist.
Meist werden die weiblichen Charaktere weniger ausgefeilt und geraten oberflächlich - Hashimoto ist da ein gutes Gegenbeispiel, das zeigt, dass weibliche Charaktere nicht nur antagonistisch dazu dienen müssen, das Hauptpaar aufeinander zu zutreiben, sondern dem Plot Tiefe geben können.

Das Pacing ist nicht zu schnell, sondern glaubhaft und realistisch (kein Instalove zwischen den Love-Interests) und mir ist zwischen den Charakteren auch kein homophobes Verhalten o.Ä. aufgefallen, was den ersten Band zu einem leichten und lustigen Leseerlebnis macht.

Bewertung vom 11.09.2022
Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest
Kehl, Thomas;Linke, Mona

Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest


gut

Als Finanzen-Newbie dachte ich, dass Buch sei eine gute Grundlage um einen ersten Überblick zu bekommen, doch habe ich das Gefühl es vermittelt die Inhalte zu ... allgemeingültig? Als ersten Einstieg in das Thema Finanzen, finde ich es dennoch gut und es hat sich leicht und gut lesen lassen.
Und dann kommt für mich der Buchtitel ins Spiel: "Das *einzige* Buch, dass Du über Finanzen lesen *solltest*", mh... schwierig. Genau da würde ich das Gegenteil behaupten und sagen, dass dieses Buch eben nicht ausreichend ist, um die komplexen Abhängigkeiten die dazugehören zu verstehen. Mensch sollte unbedingt noch andere Bücher lesen!

Ich würde das Buch nur empfehlen mit dem klaren Hintergedanken das Alleinstellungsmerkmal des Titels zu ignorieren und bevor das eigene Geld irgendwie in Bewegung gesetzt wird, noch andere Quellen in Anspruch zu nehmen.

Bewertung vom 08.05.2021
Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
MacDonald, Andrew David

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz


weniger gut

Das war kein leichtes Buch für mich, dabei hatte ich nach einer ersten Leseprobe ein richtig gutes Gefühl, weil es ein wichtiges Thema anspricht. Die Hauptcharakterin Zelda ist 21 Jahre alt, ist mit fetalem Alkoholsyndrom geboren wurden und weist einige Merkmale einer hochfunktionalen Autistin auf. (Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das im Buch bestätigt wurde oder nicht)

Trotzdem habe ich für das Buch überdurchschnittlich lange gebraucht und mich zudem auch mit einer Rezension schwergetan. Warum? Nun, für mich hat das Buch schon früh eine sehr düstere Stimmung verbreitet, obwohl es Zelda eher süß darstellt. Erstmal nicht schlimm, aber dann wurden die Themen immer problematischer dargestellt:

Generell wird Zelda trotz FAS als sehr attraktiv dargestellt und von fast allen männlichen Charakteren dahingehend bewertet bzw. begehrt. Diese Betonung ist mir immer wieder negativ aufgestoßen, auch weil Sex später viel Raum im Buch einnimmt, wobei Sex für Zelda nie eine schöne Erfahrung ist, sondern schwierig oder sogar missbräuchlich endet.

Die Aufarbeitung dieser sensiblen und schwierigen Themen wurde meiner Meinung nach in diesem Buch nicht ausreichend bedacht bzw. berücksichtigt. Bei mir hinterlässt es ein ungutes Gefühl, da Zelda sich nicht authentisch anfühlt und zu einer sexualisierten und cuten/schrägen („fast normalen“) Frau gemacht wurde und eben nur geringfügig beeinträchtig dargestellt wird. Der Fokus liegt hier irgendwie zu sehr auf dem „Normalen“ bzw. der Orientierung am Normalen/ der Nicht-Beeinträchtigung im Vergleich mit Zelda. Nach dem Motto „so schlimm ist es ja nicht“. Ach, ich weiß auch nicht. Auch, dass Zelda auf andere beeinträchtigte Menschen in ihrem Alltag negativ/herablassend reagiert, sobald diese mehr Hilfe und Geduld bedürfen. Das fühlt sich nicht richtig an.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2021
Die Erfindung der Welt
Sautner, Thomas

Die Erfindung der Welt


sehr gut

Zuallererst muss ich betonen, dass dieses Buch einfach unfassbar schön geschrieben ist und es eine Freude war, es zu lesen. Die erste Hälfte schien mehr einen roten Faden zu haben, war sehr spannend und fesselnd. In der zweiten Hälfte scheint es sich in philosophische Gedankengänge zu verstricken, die zwar auch sehr interessant sind, bei denen ich mich zwischenzeitlich dann doch gewundert habe, wo das nun alles hinführen soll.

Ich empfinde es als sehr geschickt, dass der Autor beim Schreiben dieses Buches vermutlich genau die Schwierigkeiten der fiktiven Autorin hatte – jedenfalls scheint es mir so – und das bringt das Buch irgendwie auf eine tiefere Metaebene, die ich sehr spannend fand. Die Linien zwischen sich und Aliza verschwimmen noch weiter, als ich in der Danksagung den Dank an G. gelesen habe. Sehr schönes Detail oder doch real?

Mit einigen der Charaktere konnte ich wenig anfangen und habe mich dadurch auch wenig mit ihnen verbunden gefühlt (Leopold) und quasi jeder Charakter hatte einen unsympathischen Zug an sich, der sie aber umso realistischer gemacht und ihnen Tiefe verliehen hat. Sie sind nicht so aalglatt und perfekt, sondern vom Leben gezeichnet und haben hässliche Seiten an sich, wie ein jeder reelle Mensch sie hätte.

Im Fazit würde ich das Buch sehr empfehlen, besonders wenn einem die Kunst des schönen Schreibens wichtiger ist als ein klarer Plot.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Das Buch hat mich tief berührt und beschäftigt mich auch noch Tage nach dem Auslesen. Ich konnte es nicht zur Seite legen und wenn ich es doch mal musste, konnte ich es nicht schnell genug wieder aufnehmen. Der Schreibstil erinnert mich ein wenig an Ian McEwan, auch wie die Beziehungen zwischen den Charakteren beschrieben werden. Doch hat der Stil auch viel Eigenes und ich habe mich sehr gerne darin einwickeln lassen.
Die Geschichte wurde direkt von den Anspielungen des Hauptcharakters über einen traurigen Verlauf des Sommers auf Spannung gesetzt. Der drohende Verlust lauerte hinter jedem schönen Erlebnis, jeder neuen Erfahrung. Ich hatte das Gefühl, als reiße mir mein Herz. Auch, weil in dieser Geschichte über das Erwachsenwerden die schönen Dinge immer auch harte Aspekte aufgewiesen haben. Selten war etwas nur schön, sondern auch schmerzhaft oder im Anschluss aus einer anderen Perspektive, hatte es dann etwas Tragisches.
Die innere Zerrissenheit, die Unruhe, der Wandel und die Hoffnung kamen sehr gut rüber und haben mich wieder mal von Wells überzeugt.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.